Splitterbrötchen (CMXCVI)

Die Excel-Funktion SUMMEWENN erfreut sich besonders bei Imkern großer Beliebtheit.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren ganz ausgezeichnete Käsespätzle im „Amida“ am Friedrich-Wilhelm-Platz. Gerade in der Perfektion scheinbar einfacher Gerichte zeigt sich ja, ob jemand wirklich gut kochen kann.

Es war ein angenehm zu beobachtendes Länderspiel, aber ohne Puskas, Hidegkuti und die Walter-Brüder ist Deutschland-Ungarn irgendwie… zweitrangig.

Wenn man sich erst mal dazu durchgerungen hat, Hilfe anzunehmen, ist es ganz angenehm, sie zu bekommen.

Kultureller Wochenhöhepunkt war der erste Filmabend mit meinem lieben Freund Harry seit langer, langer Zeit. An Filmabenden koch ich was, wir trinken ein, zwei Bier, ein Schlückchen Wein und schauen uns einen Film an. Am Mittwoch sahen wir „1 chance sur 21, den letzten gemeinsamen Film von Alain Delon und Jean-Paul Belmondo aus 1998, der hierzulande nie ins Kino gekommen ist. „1 chance sur 2“ ist eine hoffnungslos aus der Zeit gefallene Action-Komödie, die schon altmodisch war, als sie vor über 25 Jahren rauskam. Dank der grandiosen Charmebolzen Belmondo2 und Delon ist das Ganze natürlich trotzdem ein Riesenspaß. Und Vanessa Paradis ist in der weiblichen Hauptrolle diesen beiden Ausstrahlungs-Giganten tatsächlich ebenbürtig.

Den „Seewirt Karner“ in Podersdorf gibt’s nun seit hundert Jahren. Auf Facebook kann man ein paar schöne alte Fotos anschauen.

Was zur aktuellen Migrations-Debatte zu sagen ist, hat Stefan Rose geschrieben. 100 Prozent Einverständnis.

Patentrezept zur Bekämpfung von AfD und BSW: die runtergerockte Infrastruktur dieses Landes einfach wieder auf Vordermann bringen. Ist illusorisch, ich weiß. Die Idee von Ruprecht Polenz, AfD und BSW Thüringen regieren zu lassen hat durchaus etwas für sich, wenn man einen Moment darüber nachdenkt. Bei den, wie ich vermute, relativ schnell notwendig werdenden Neuwahlen dürfte dann die CDU profitieren. Herr Polenz schlägt sowas ja nicht uneigennützig vor. Bleibt zur Erledigung zumindest des BSW die Methode Schmidt: kurz, knapp, knackig.

Die neue Staffel von „Only Murders in the Building“ ist wieder ein reines Vergnügen. Ich erwäge tatsächlich die Anschaffung eines Pork-Pie-Huts. Ob mir sowas steht?

Die Excel-Funktion SUMMSEMANN kann jedoch nur in Verbindung mit der Funktion MYKEFER benutzt werden.

Splitterbrötchen (CMXCV)

Wann erreichen uns endlich erste Berichte über den „umgekehrten Enkeltrick“? „Hallo, Kevin, schreib dir bitte meine neue Telefonnummer auf, ich musste mir ein neues Handy kaufen, weil ich dreimal die dämliche PIN falsch eingegeben habe…“

Glaubt Scholz eigentlich ernsthaft, dass sich irgendein IS-Oberpropeller „Verdammt, in Deutschland wurden die Waffengesetze verschärft. Jetzt können wir da keine Anschläge mehr machen. So ein Mist!“ denkt?

Radioeins brachte mich diese Woche über den hauseigenen Instagram-Account zum Lachen:

Wobei ich die Eisesser vor Kinski in Schutz nehmen muss: Die Qualität der meisten in Berlin verkauften Bratwürste ist derart bescheiden, dass der Griff zum Eisbecher reine Notwehr ist. Auch die Zahl der Fleischer, die eine gute, grobe, ungebrühte Bratwurst anbieten, ist extrem gering. Wenn ich Bratwurst machen will, hol ich die meistens vom Benser in Neukölln.

Sehr schöne alte und neue Konzertfotos für Junggebliebene jeden Alters gibt’s im Threads-Account von Suzi Quattro.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein absoluter Lieblingsessen: Pfifferlinge, Rührei und (sehr hintergründige) Bratkartoffeln, die im Friedenauer „Chaplin“ auf den Teller kamen.

Dagegen konnten – obwohl wohlgeraten – sogar die Krautshäuptchen, die ich gestern gemacht habe, nicht ankommen. Beim Verzehren derselben wurde, wie immer, ausgiebig über „Mit Kümmel? Mit Knoblauch? Oder mit oder ohne beides?“ gesprochen, wie immer ohne abschließendes Ergebnis.

Politiker, die im Angesicht eines Verbrechens umgehend härtere Strafen fordern, beweisen damit Unredlichkeit und/oder Inkompetenz. Dass härtere Strafen keine präventive Wirkung haben, ist seit langem bekannt und bestens dokumentiert.

Derzeitige Lektüre: „Slough House“, der 7. Band von Mick Herrons brillanter „Slow Horses“-Serie. Wie Herron das Niveau nicht nur hält sondern von Band zu Band steigert, ist bewunderungswürdig. Und macht dem Freund abgefeimter Spionage natürlich großen Spaß.

Irgendjemand scheint den Führungspolitikern der SPD eingeredet zu haben, dass man Wahlen auch ohne Wähler gewinnen kann.

Es gibt eigentlich nur einen Grund, warum unsere Kirchenfürsten nicht versuchen, CDU und CSU gerichtlich zu verbieten, das Wort „christlich“ im Parteinamen zu verwenden: Sie fürchten eine erfolgreiche Gegenklage.

Das könnte heute Abend ziemlich bitter werden, wenn die autoritätsgläubigen  Beitrittsdeutschen aus Thüringen und Sachsen so wählen, wie ich befürchte. Ich werde ein tröstendes Gulasch machen, natürlich wieder ohne Anbraten. Und jede Menge Betäubungsmittel aus Podersdorf bereitstellen. Für alle Fälle.

Es gibt übrigens deutlich einfachere Möglichkeiten, zum Begehen einer Straftat in ein anderes Land einzureisen, als dort einwandern zu wollen und/oder um Asyl zu ersuchen.

Splitterbrötchen (CMXCIV)

Was für Memmen sind das eigentlich, die sich über den befestigten Plastikdeckel von Sprudelflaschen beschweren? Ein kleiner Ruck und das Ding ist ab, WO IST DAS PROBLEM?

Der nächste populistische Unfug: Forderungen nach einem generellen Trageverbot von Messern. Erstens ist ein solches Messerverbot nicht durchzusetzen3, und zweitens sind Messer nicht nur Waffen sondern ungemen vielseitige Werkzeuge, die in Notsituationen auch Menschenleben retten können.

61 vor dem Drücken auf der Hand, 14 in den Stock gelegt und dann den Grand ohne 4 tatsächlich mit 61 gewonnen. Skat wird niemals langweilig.

Cut along the turandotted line.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das Geburtstagsessen der besten, geduldigsten Gemahlin von allen beim Lieblngsfranzosen. Ich unterbrach meine Standard-Steak-Frites-Diät und wählte, einer überraschenden kulinarischen Eingebung folgend, den Kabeljau auf Linsen mit Miesmuschelsauce4. Geniale Kombination, auf die Tausendstelsekunde getroffener Garpunkt beim Fisch, Seligkeit (trotz des bescheidenen Fotografierlichts). 

Als ich mich das erste Mal gegen Covid impfen ließ (noch mit Astra Zeneca) wurde mir lang und breit erklärt, dass die Impfung nur in den ersten Monaten (wenn überhaupt) vor einer Ansteckung, aber recht verlässlich gegen einen schweren Verlauf schützt. Ich musste auch noch einen Wisch unterschreiben, dass mir das erklärt worden war. Wer jetzt behauptet, man habe damals eine angebliche Wirkungslosigkeit der Impfung verschwiegen, lügt in böser Absicht. 

„Lieber Herr Kurbjuhn, ist es nicht sterbenslangweilig, jeden Dienstag das Foto einer Fischsuppe auf ihren Social-Media-Kanälen zu posten?“ – „Für meine Follower sicherlich. Aber mir macht es großen Spaß.“

Ufologen, aufgemerkt! Allessandra Rugeri gelingt es bei ca. Minute 7:40, Spaghetti mit einer zweizinkigen Gabel aus dem Kochwasser in die Pfanne mit dem Pecorino zu transferieren. Sie MUSS eine Außerirdische sein.

„Steve McQueen“ ist eine der genialsten Balladen aller Zeiten, gehört seit vielen Jahren zu meinen Lieblingssongs. Das wunderbar sparsame Video zu Brian Fallons Meisterwerk schau ich mir immer wieder mal an.

„Shoppen Sie Feinstrick!“ wirkt bei mir – trotz des raffiniert gesetzten „call for action“ – als Claim eher suboptimal.

Eine der größten Küchenidiotien ist es, Zucchini „knackig“ oder „bissfest“ zu servieren. Die Dinger bestehen zu über 90 % aus Wasser, und das muss raus, um den Geschmack zu intensivieren. Je mehr, desto besser. Natürlich werden die Dinger immer weicher, je mehr Wasser rausdampft, das muss so. Wer Zucchini „al dente“ isst, kann genauso gut auf einem Scheibchen Wellpappe rumkauen.

Nach einer längeren Durststrecke hat Jan Fleischhauer mal wieder etwas sehr Lesenswertes geschrieben.

Was macht man, wenn einem ein aufgeregt schreiender, wild mit den Armen fuchtelnder Mensch begegnet? Genau, man versucht ihn zu beruhigen, um herauszufinden, was eigentlich los ist. Wäre es nicht super, wenn das auch bei Zeitungen funktionieren würde?

 

 

Der prägende Moment meiner Schulzeit

1963 marschierte ich mit meiner Zuckertüte im Arm in die Struthschule rein, 1975 ging ich mit dem Abiturzeugnis in der Tasche aus der Friedrich-Wilhelm-Schule wieder raus. In diesen 13 Schuljahren5 war ich, ehrlich gesagt, die meiste Zeit nur anwesend aber nicht bei der Sache. Schule eben. Das meiste, was mir in den Klassenzimmern der von mir besuchten Schulen mitgeteilt wurde, habe ich mir gar nicht erst zu merken versucht. Einen Augenblick allerdings gab es, der sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt hat, einen einzigartigen Moment, in dem mir schlagartig klar wurde, dass mir hier nicht irgendein Schulwissen-Quatsch vorgekaut, sondern eine spielentscheidende Lebensweisheit vermittelt worden war.

Es war die erste Chemiestunde in der Obertertia, wir saßen wenig aufnahmefroh im soeben für einen horrenden Betrag renovierten Chemiesaal der FWS, als – leider pünktlich wie immer – unser Chemielehrer Dr. Zöll hereinkam. Routinemäig griff er neben die Tür, um den Lichtschalter zu betätigen. Aber der gewohnte, ihm zweifellos liebgewordene schwarze Drehschalter war durch einen weißen, großflächigen Kippschalter ersetzt worden. Dr. Zöll beäugte diese ultramoderne Vorrichtung misstrauisch wohl eine ganze Minute lang und ging schließlich das Risiko ein, den Schalter zu betätigen. Mehrfach. Licht an. Licht aus. Licht an. Licht aus. Schien zu funktionieren … doch unvermittelt hieb Dr. Zöll plötzlich mehrfach mit der geballten Faust auf den infamen Kippschalter, bis der – funktionslos geworden – aus der Wand herausbaumelte und das Licht sich mit ihm nicht mehr ausschalten ließ. Dr. Zöll nickte befriedigt und sagte: „Alles Neue taugt nichts.“

Diesen Satz habe ich mir gemerkt, er war die Quintessenz dessen, was mir während meiner Schulzeit vermittelt worden war. Veränderung ist schlecht. Drehschalter sind für die Ewigkeit. Amen.

Splitterbrötchen (CMXCIII)

Der Unterschied zwischen „Bedienen eines Textverarbeitungsprogramms“ und „Schreiben“ ist vielen Menschen nicht bekannt.

Was, bitte, habe ich mir unter einem „Lampionumzug“ vorzustellen? Es gibt kein Element namens Lampionum, man kann damit also auch keinen Zug antreiben. Die Bezeichnung „saisonübergreifende Hosen“ gibt mir übrigens ebenfalls Rätsel auf.

Die Guten werden immer weniger. Jetzt hat’s Richard Rogler erwischt, den hab ich 1977 auf einem Kindertheater-Festival kennengelernt, als er noch bei „Ömmes und Oimel“ war. Dann hat er angefangen, Kabarett wie Theater zu machen, und Theater wie  Kabarett. Ich hab mir viel von ihm abgeguckt. Ach …

Für den Threadslacher der Woche habe ich Peter Breuer zu danken:

Douglas Preston und Lincoln Child, „the undisputed champions of high adventure“, haben mal wieder geliefert: Der neue Pendergast „Angel of Vengeance“ ist das reine Vergnügen6.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine im Panavision-Breitwand-Format angerichtete Vorspeise, „Arancini“, panierte Fleischbällchen aus kräftig gewürztem gehacktem Ochsenschwanz (!) mit Parmesan, serviert im Hotel-Restaurant „O’Vino„.

Warum sind es immer wieder sozialdemokratische Innenminister, die die Aushöhlung des Rechtsstaats am weitesten vorantreiben? „Heimliche Hausdurchsuchung“ ist ein „modernes Ermittlungsmittel“? Das ist Einbruch, den gibt’s, seitdem unsere Vorfahren ihre ersten Höhlen bezogen haben.

Nichts gegen Bad Saarow, aber Abendstimmungen kriegen die Podersdorfer deutlich dramatischer hin.

Dafür dürfte die in Bad Saarow zu findende Statue Neptuns, der Arielle mit ihrer vergessenen Zwillingsschwester Trudchen präsentiert, weltweit einzigartig sein.

Technologischer Wochenhöhepunkt war mein heroisches Ringen mit der DB-App. Nur drei Stunden habe ich gebraucht, um sie dazu zu bringen, meine neue Bahncard anzuzeigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass man es Bestandskunden (in meinem Fall seit 1995) so einfach macht. Es lebe die Digitalisierung!

Als Prognostiker habe ich mich auf Fehleinschätzungen spezialisiert.

 

Splitterbrötchen (CMXCII)

Wer Elon Musk für doof hält, ist ihm auf den Leim gegangen.

Ganz wunderbar, wenn endlich die Reiseandenken eintreffen.

Die Welt zum Stillstand bringender Beitrag zu meiner jegliche Grenzen des Erfolgs sprengenden Serie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: ein Entrecôte mit Pfifferlingen.

Der Reitsport-Kommentatoren-Satz „Die Piaffe zu Edith Piaf“ ging letzte Woche endlich über den Äther. Nun kann ich beruhigt sterben.

Rainer Brandt hat die deutsche Sprache saloonfähig gemacht. Auch im Aktuellen Sportstudio.

„Er ist ein Spieler, der pullerisiert.“ („Flatterball“-Podcast)

Ich weiß nicht, wie Menschen darauf kommen, dass Sarah Wagenknecht und ihre Bündnisgenossen irgendwie „anders“ oder „besser“ wären als die Arschkrampen von der AfD. Das ist nicht der Fall, wir haben es mit zwei Seiten der gleichen autoritären Medaille zu tun.

Wie, bitte, kann Papier in den Urinalen der Charité meine Darmtätigkeit beeinflussen?

„Butter ist Liebe.“ Tim Raue weiß Bescheid.

Ich hätte vermutlich deutlich mehr Olympia im Fernsehen angeschaut, wenn sich Moderatorinnen und Kommentatorinnen nebst ihren männlichen Pendants diese blödsinnige Dauer-Euphorisierung verklemmt hätten. Ja, ich weiß, der Sender hat einen irren Haufen Geld für die Rechte hingelegt, deshalb muss alles ganz supie-dupie-toll sein, aber mir geht diese beseelte Schwärmerei einfach auf den Zeiger. Ich gucke Sport, weil’s spannend ist, Emos am Mikro muss ich nicht haben.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war – mal wieder – Danieles wunderbare Fischsuppe im Sicilia in der Beckerstraße.

Man kann tatsächlich nur neue Komfortzonen entdecken, wenn man die eigene verlässt.

Mit der BILD ist nichts mehr los. Zu Zeiten eines Diekmann hätte man sich die Gelegenheit, die deutsche Frauen-Nationalmannschaft als „Hottes Hotties“ zu bezeichnen, nicht entgehen lassen.

Gerade eben habe ich festgestellt, dass ich hier noch nie das Busmysterium der Beckerstraße erwähnt habe. Unsere Wohnung liegt sehr kommod 100 Meter von der Haltestelle des 246er Busses auf der Friedenauer Brücke entfernt. Wenn wir mit der Absicht, dort den Bus zu nehmen, die Wohnung spontan verlassen, müssen wir fast immer mindestens 10 Minuten auf den Bus warten. Verlassen wir die Wohnung ohne ÖPNV-Vorhaben, fährt immer sofort ein Bus die Beckerstraße entlang. Wer steckt dahinter, wie stellt er oder sie es an und was ist die Absicht des abgefeimten Verschwörers?

Splitterbrötchen (CMXCI)

Ein Jahr lang werd ich jetzt meinen Lieblingsleuchtturm nur anhand meiner Fotos bewundern können…

Ich habe aus meinen Fehlern sehr viel gelernt. Ich glaube, ich mache noch ein paar.

Wenn die große Stunde der Vereinfacher schlägt, wird’s immer kompliziert.

Zwei kulinarische Entdeckungen haben wir diesen Sommer gemacht: Zum einen den „Fröhlichen Arbeiter“ in Apetlon, wo man – wie im Podersdorfer „Gasthaus zur Dankbarkeit“ – die feine Küche und die bürgerliche Gasthauskultur verbindet, jedoch – anders als in der Dankbarkeit – mit zwei getrennten Karten, einmal die Gasthaus-Klassiker, Schnitzel, Gulasch, exzellente Grammelknödel …

… zum anderen die geerdete feine Küche, von diesen Gerichten hatte ich einen exzellenten Kalbskopf mit Bohnen auf dem Teller.

Entdeckung  Nr. Zwo war dann Max Stiegls Gut Purbach, in das die beste, geduldigste Gemahlin von allen mich eingeladen hatte. Nach einem verschwenderisch portionierten, rustikalen Gruß aus der Küche mit pannonischen Leckereien …

… und einer raffiniert-kräftig gewürzten Halazslé gab’s – in aufregender Schlichtheit präsentiert – das kulinarische Highlight des ganzen Urlaubs, Kalbshirn mit Kimchi, Ei und Trüffeln.

Am Fotografierlicht im Garten sollte der Wirt jedoch noch arbeiten. Nicht, dass man  noch anfängt, ihn wegen derart zwielichtig abgebildeter Speisen „Spelunken-Stiegl“ zu nennen.

Wie jedes Jahr gab’s auch 2024 eine bestimmte Rebsorte, die den aus ihr gekelterten Weinen eine besondere Strahlkraft verliehen hat. Dieses Jahr war das der Sauvignon Blanc.

Ich komme – auch aus ganz wunderbaren Urlauben – immer gerne nach Berlin zurück. Man kann sich gerade in dieser Stadt unglaublich wohl und zu Hause fühlen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war unser Abschiedsessen in der Dankbarkeit. Zum Hauptgang gab’s eine sensationelle Rehkeule, rosa gebraten, mit Selleriegemüse und Polentatalern.

Meine Urlaubslektüre waren die 11 „Madame le Commissaire“-Krimis von Pierre Martin. Trotz der hemmungslos dick aufgetragenen Prowangs-Klischees habe ich mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt, Martin kann wirklich süffig schreiben und einen schön spannenden Sog erzeugen. Bei seiner neuen Nebenserie „Monsieur le Conte“ scheint ihm allerdings schon in Band 2 ein wenig die Puste auszugehen.

Je mehr Druck man Menschen macht, eine Arbeit fertig zu stellen, umso länger dauert’s. Warum 99 % der Weisungsbefugten in der Arbeitswelt am Begreifen dieser an sich einfachen Erkenntnis scheitern, ist mir ein Rätsel.

Aktuelle Lektüre ist ein Wiederlesen: Trotz des mittlerweile doch sehr gemächlich anmutenden Tempos ist Eric Amblers „Nachruf auf einen Spion“ immer noch amüsantes, großes Thriller-Tennis. Ironie hat seit Ambler niemand mehr so hauchfein hingekriegt.

Weil’s so schön war … einer geht noch …

 

 

 

 

Splitterbrötchen (CMXC)

Ich hab die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele nicht angeschaut. Aber da die katholische Kirche sich beschwert und das konservative Feuilleton Schaum vorm Mund hat, scheint sie ziemlich gut gewesen zu sein.

„Die Nacht kommt und mit ihr die schwarze Luft. Vielleicht erbarmt sich der Wirt und bringt uns drei Spritzer, denn die schwarze Luft macht durstig.“

Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografierte mich beim durchaus andächtigen Verzehr des kulinarischen Wochenhöhepunkts: Kalbshirn mit Kimchi, Ei und Trüffeln im Gut Purbach. Im Glas kein Rosé, sondern ein Grauburgunder von Andert aus Pamhagen. Ganz großes Küchenhandwerk, grandiose Kombination. Eine unvergessliche Mahlzeit.

Wenn man etwas verbietet, wird es übrigens nicht unsichtbar. Es verschwindet auch nicht.

Diese ganze medial befeuerte Kamala-Harris-Euphorie ist sowas von 2016, da fürchtet man, dass es wieder genau so ausgeht.

Wenn man erfolgreich eine Zwerg- und Walfahrt absolviert hat, macht es keinen Sinn, den Wicht unter den Löffel zu stellen.

Der Threads-Lacher der Woche:

Es ist ja sehr zuvorkommend vom stets aufmerksamen Service der „Podersdorfer Weinstuben“, ein beliebtes Gericht durch das Anreichen einer originellen Kopfbedeckung zu variieren, aber: bringt das geschmacklich wirklich was?

Was nicht jeder weiß: Die englische Übersetzung von „rumgurken“ ist „to cucumber around“.

Sollte Olaf Scholz sich schämen, in der SPD zu sein? Oder eher die SPD, dass jemand wie Scholz bei ihr Mitglied ist?

Sagen wir es mal in aller Deutlichkeit: Neil Young war ein übergriffiger Eindringling.

Die beste Mahlzeit meines Lebens

… habe ich genossen, als ich sie noch gar nicht würdigen konnte. Ich war schlanke7 17 Jahre alt, als unser tollkühner Klassenlehrer uns in zwei VW-Busse packte, um mit uns 14 unvergessliche Tage lang den Süden Frankreichs zu erkunden. Tarrascon, Arcachon, die Camarque … plötzlich wurde der Horizont auch für den engstirnigsten Nordhessen wunderbar weit. Auch, was das Essen anbelangt, denn das, was in Frankreich auf die Teller kam, war tatsächlich Lichtjahre von dem entfernt, was im Kreis Eschwege aufgetischt wurde. Einige meiner Klassenkameraden sehnten sich bald nach Bratwurst und Krautshäuptchen zurück, aber bei mir begann die lebenslange Liebesgeschichte mit der französischen Küche in diesen Tagen. Genauer gesagt, an einem der letzten Tage unserer Klassenfahrt, an denen unsere VW-Busse und Zelte auf dem Campingplatz „Les cent chênes“ in St. Jeannet standen, nur wenige Kilometer von Nizza entfernt. Auf dem Campingplatz gab es zwar eine Bar mit jeder Menge leckerer Getränke, aber kein Restaurant. Man konnte allerdings eine Bouillabaisse bekommen, wenn man sie drei Tage im Voraus bestellte. Diese Bouillabaisse wurde von Madame Oddo zubereitet, der Chefin der Campingplatz-Betreiber-Familie, einer Matriarchin von beeindruckender Autorität. Am Tag nach der Vorbestellung schwärmten die Familienmitglieder zu den Fischern der Umgebung aus und bestellten die Fische für die Suppe vor. „Dans ma bouillabaisse, il y a chaque poisson de la Méditerranée.“ war das Credo von Madame Oddo, und am Tag des Bouillabaisse-Essens schwärmten die Familienmitglieder erneut aus und holten die bestellten, am selben Morgen gefangenen Fische ab.

Am Abend wurde aufgetischt. Auf der großen Wiese hatten die Oddos eine lange Tafel aufgebaut, an der wir Platz nehmen durften. Dann wurden Platten mit den im ganzen gekochten Fischen aufgetragen, Terrinen mit dem Sud, in dem sie gegart worden waren und Schalen mit einer scharfen, knoblauchlastigen Paste, die verwirrenderweise so hieß wie mein Schulfreund Rudi, dessen Namen wir mit stimmlosem „d“ auszusprechen pflegten. Dazu noch jede Menge knuspriges Baguette vom Bäcker in St. Jeannet, das kannten wir schon.

Von den Fischen, die da auf den Platten vor uns lagen, kannte ich keinen einzigen, die waren im Biologie-Unterricht von Dr. Zöll nicht vorgekommen. Auch vom Entgräten von Fischen hatte ich keine Ahnung, aber was machte das schon? Neuland war damals noch dazu da, betreten zu werden, ich zerfetzte zwei Fische, kippte mir Suppe und Rouille drauf, trank mir mit etwas Weißwein Mut an und legte los.

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Eher im Gegenteil. Dafür hatte ich zu viele Gräten im Fischfleisch übersehen, dafür war der safranisch-fenchelige Geschmack der Suppe zunächst zu fremdartig, die Rouille für meinen noch ungestählten Gaumen zu scharf. Aber es schmeckte nur ungewohnt, nicht schlecht. Weißwein half. Und als ich meinen Teller geleert hatte, zerfetzte ich zwei weitere Fische und begann, mich wohl zu fühlen. Sehr wohl zu fühlen. Mir war klar, dass dieses wunderbare Essen mit meinen Klassenkameraden und meinem Lehrer auf der Lichtung im Eichenwald, unter dem blauen Himmel der Cote d’Azure, eine der Mahlzeiten war, die ich niemals vergessen würde. Was konnte es schöneres geben, als mit Freunden im Schatten französischer Eichen Bouillabaisse zu essen, umgeben von Knoblauchduft und goldener Zukunft?

Heute weiß ich, dass das allein schon wegen der Frische und der Vielfalt der verwendeten Fische eine absolut sensationelle Bouillabaisse gewesen sein muss. Ich würde einiges geben, sie noch einmal kosten zu dürfen. Oder doch lieber nicht. So gut, wie sie in meiner Vorstellung mittlerweile ist, kann sie ja gar nicht gewesen sein. Oder … vielleicht doch?

Splitterbrötchen (CMLXXXIX)

Was nicht jeder weiß: Das bekannte Godzilla-Franchise hat auch einen spanischen Ableger. Im Gegensatz zum Original-Godzilla, über dessen Herkunft Wissenschaftler ja durchaus geteilter Meinung sind, weiß man über die Entstehung des spanischen Monsters Nocilla genau Bescheid: Es handelt sich um eine ursprünglich harmlose, kleine Eidechse, die tolpatschig in einen Bottich voll radioaktiver Kakao-Milch-Creme gefallen ist. Vermutlich – dies ist bisher lediglich eine Vermutung, die noch wissenschaftlich untermauert werden muss – schützt Nocillas Existenz auch die spanische Nationalmannschaft vor dem Grauen des Nutella-Fluchs.

Das ist mir in den letzten Wochen schon ein paarmal aufgefallen, dass in Qualitätsmedien, die es besser wissen müssten, plötzlich das Wort „Trubel“ im Sinne des englischen „trouble“, also in der Bedeutung „Ärger“ verwendet wird. Woran liegt’s? Ist da ein miserabel trainierte KI am Werk, oder wurde der Duden wegrationalisiert?

Der Medienkonsum in frühester Kindheit ist schon seit vielen Jahrzehnten ein Problem. Ich habe mich als Vierjähriger aus Protest stundenlang vor die laufende Waschmaschine gesetzt, weil meine Eltern mir das Fernsehen nicht erlauben wollten.

Schon wieder Sonnenuntergang, schon wieder pittoresk. Wird Zeit, dass der Tourismusverein sich mal was Neues einfallen lässt.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das Cinemascope-Speckbrot aus dem Laterndlkeller, wie immer kongenial begleitet von einem (oder waren es doch zwei?) Welschriesling.

Manchmal setz ich mich nicht hin, weil wieder aufstehen zu anstrengend wäre.

Es ist vollkommen bescheuert, Karrieren wegen ein paar dahin improvisierter, missratener Pointen zu beenden, egal ob El Hotzo, Kyle Gass oder sonst wer. Wer nicht bereit ist, Fehler zu verzeihen, verhindert auch, dass Menschen dazu lernen. 

Warum hat Julian Reichelt noch nicht gefordert, Ralf Schumacher den Führerschein zu entziehen? Frühzeitig einsetzende Altersmilde?

Brücke an Maschinenraum: Gut essen statt doof? Renger-Patzsch. Pastis. Lamazére. 

Natürlich ist Spanien ein verdienter Europameister, keine Mannschaft hat auch nur annähernd  so guten Fußball gespielt wie sie. Allerdings haben sie ihrem Publikum das ganz große Drama verweigert: Ein Champion muss vor dem Triumph in die Tiefen des Abgrunds geschaut haben, damit die Menschen ihn ins Herz schließen. Der spanische Mannschaftsbus hat jeden Abgrund weiträumig umfahren.

Was treibt eigentlich Journalisten an, die Politikern Ratschläge erteilen? Glauben die wirklich, dass man auf sie hört, also dass beispielsweise Biden bei der Morgenlage sagt: „Also, wenn sogar der von Marschall vom Tagesspiegel sagt, dass ich in den Sack hauen soll, dann mach ich das, aber sofort“?