Buschkrieger, alleingelassen im Wald

Friedhelm Busch ist wieder da! Das ist schön, dass freut, dass er bald wieder mit altgewohnter Aufgeregtheit in irgendeinem Privatsender den Dax vor sich her peitschen wird, das haben wir alle lange vermißt. Offenbar auch der Tagesspiegel, denn er hat Friedhelm für diese Sonntagsrubrik gefragt, was ihn denn letzte Woche in den Medien geärgert und was ihm gefallen hat. Gefreut hat Friedhelm sich überraschenderweise über das, was die SZ gerade mit ihren Online-Leserkommentaren veranstaltet:

Gut ist die Konsequenz, mit der die „SZ“ ihren Lesern in den Arm fällt, wenn deren Internet-Kommentare zu „SZ“-Artikeln Spielregeln verletzen. Auch wenn mancher Blogger die Demokratie in Gefahr sieht: Niveaulose Angriffe auf die Meinung des anderen und unsägliche Anschläge auf die deutsche Sprache verschrecken. Mit Wortmüll befördern sich Internet-Blogs auf Dauer ins Abseits. Schade, denn übers Internet kann es durchaus zu sinnvollen Gesprächen zwischen Leser und Journalist kommen.

Okay, geschenkt. Friedhelm weiß nicht, was Blogs sind, will wohl auch etwas abwarten, ob sich dieses Internetz auch wirklich durchsetzt, bevor er sich eine dieser Email-Adressen zulegt, die jetzt ja schon in aller Munde sind. Was mich nur wundert: Dass der Tagesspiegel zulässt, dass jemand, den er ja um einen Text gebeten hat, sich dermaßen zum Affen macht. Ist es so schwer mal auf den Busch zu klopfen anzufragen: „Herr Busch, wollen Sie nicht doch noch mal den Unterschied zwischen Bloggern und Leserbriefschreibern recherchieren, bevor wir das abdrucken?“ Wieso führen sie ausgerechnet den armen Friedhelm derartig vor?

[tags]Busch, Dummbeutelei, Tagesspiegel, Ungeheuer![/tags]

Irgendwer wird das doch können…

Seit ein paar Jahren haben wir in Berlin ja den Stellenpool. Das ist ’ne ganz dolle Sache, weil da drin alle Beamten zusammengefasst sind, die in Berlin ihr Gehalt beziehen, aber eigentlich nix zu tun haben. Bestimmt klingt das jetzt schlimmer als es ist, das sind keine Faulpelze und Nichtstuer, die dem Steuerzahler auf der Tasche liegen, das sind hochqualifizierte Menschen, die eben… händeringend nach Möglichkeiten suchen, ihre hohe Qualifikation zum Wohl und Nutzen des Bürgers einzusetzen. James Bond ist ja auch erst mal in ein tiefes Loch gefallen, als der Kalte Krieg vorbei war. Aber dann hat er sich zusammengerissen und jagt jetzt eben nicht mehr Kommunisten sondern Drogendealer und Terroristen, und genauso machen das die Mitglieder vom Stellenpool. Jeder macht seins. Der Commander ist Spezialist für das Abknipsen von Bösewichten und das Zur-Strecke-Bringen megalomaner Irrer, und die Leute vom Stellenpool, immerhin ein paar tausend Beamte… können sicher auch etwas.
Telefonieren aber wohl nicht, denn vor ein paar Monaten, im April, wurden Mitarbeiter für eine Kinderschutz-Hotline gesucht, und da fand sich im Stellenpool eben keine qualifizierte Fachkraft. Ist ja auch schwer, sich in sowas einzuarbeiten, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. James Bond würde als Chef-Coach in einem VHS-Kurs „Gewaltfreies Miteinander“ auch versagen. Als superqualifizierter Beamter muss man auch nicht telefonieren können, da muss man gut rechnen können und sich mit kniffligen Gesetzestexten auskennen, da kann man dann mit seinen Fähigkeiten brillieren und den Bürgern Gutes tun.
Deshalb versteh ich auch nicht, dass heute im Tagesspiegel steht, dass die Berliner Bezirke mit der Antragsflut für das neue Elterngeld überfordert sind. Das Problem müsste sich doch ratzfatz erledigen lassen, in dem man beim Stellenpool ein paar Beamte anfordert. Oder sollten die etwa für das Bearbeiten von Formularen nicht qualifiziert sein?
[tags]Stellenpool, Berlin, Bürokratie, Ungeheuer![/tags]

Die Frau Beyer und die Frau Blanchett

Mensch, Frau Beyer vom SPIEGEl,
das ist ja schön, dass Sie ein ganz großer Fan von Kate Blanchett sind. Da sind wir uns einig, eine gran-di-o-se Schauspielerin, ganz fa-bel-haft, aber, liebe Frau Beyer, Sie schreiben da im neuen SPIEGEL:

Schon im ersten „Elizabeth“-Film … war Blanchett überragend: wie sie erröten konnte, wie sich ihre hellen Augen blitzschnell verdunkelten…

Frau Beyer? Hat Ihr zukünftiger Chef, der Herr Kleber, Sie vor der Pressevorstellung am Popcorn-Tresen einmal zu oft an seinem Eierlikör-Flachmann nippen lassen? Kein Mensch kann auf Kommando erröten oder die Augenfarbe wechseln. Eigentlich erkennt man haargenau daran Drehbuchanfänger, die das Handwerk noch nicht beherrschen, dass sie Regieanweisungen wie „wird rot“ in ihr Skript schreiben, weil sie nicht wissen, dass das nicht geht. Aber ich will Ihnen nichts unterstellen, liebe Frau Beyer, vermutlich war’s wirklich nur das klebrige Zeugs von Herrn Kleber, der am Ende noch einen Beschleuniger unter den Eierlikör gemixt hatte, um… aber lassen wir das.
Kommen wir lieber zu Ihrem Absatz über die Wandlungsfähigkeit von Miss Blanchett:

„Ich kann keinesfalls binnen einer Woche von der Queen auf Bob Dylan umsteigen“, beschwerte sie sich bei ihrem Agenten. Doch der hatte kein Einsehen. Blanchett wandelte sich im Nu, mit der Anpassungsfähigkeit eines Chamäleons, von der frühneuzeitlichen Königin zum größten Popstar der Jetztzeit. Sie kann das fast mühelos.

Ohne Ihre Begeisterung für Miss Blanchett schmälern zu wollen, Frau Beyer, aber vielleicht ist es Ihnen ja entgangen – beim SPIEGEL hat man so einiges um die Ohren, ich weiß, Stühle ansägen, Königsmorde, die ganze Palette – aber in Deutschland haben wir seit vielen Jahren etwas, das nennt sich „Repertoire-Theater“. Schwieriges Wort, ich weiß, aber es beschreibt etwas ganz einfaches: einen Ort, an dem Schauspieler jeden Tag andere Rollen spielen, manchmal sogar zwei am Tag. Morgens Rumpelstilzchen und abends den Prinz von Homburg. Doch, das geht. Ist noch nicht mal schwierig, wenn man weiß wie. Das ist Alltag für Menschen, die das Schauspielerhandwerk beherrschen. Aber das können Sie als Kulturkritikerin vom SPIEGEL ja nicht wissen.
Tschö.
Der Chris
[tags]Spiegel, Dummbeuteleien, Denkkräppel, atemberaubende Kenntnislosigkeit, Ungeheuer![/tags]

Wieso nur 3?

Herr Hoeneß!
Wie kann es geschehen, dass sich in den aktuellen Adventskalender des FC Bayern München (zu Ihrer Erinnerung – es scheint ja leider nötig zu sein – 20 deutsche Meistertitel, 13 mal deutscher Pokalsieger, 3 mal Europacup der Landesmeister, 1 mal Champions League, 1 mal Uefa-Cup, 1 mal Pokal der Pokalsieger, 2 mal Weltpokal) Schokoladen DIESER popligen Firma verirren?

Dreimeister

Und Sie als „Abteilung Attacke“ kommen mir jetzt nicht mit diesem „Understatement“-Quark oder ähnlichem Loser-Gedöns. Ich lasse mich nur durch eine absolut schlüssige Erklärung („Den Vertrag hat der Kalle gemacht.“ oder „Wollten nur mal sehen, ob die Fans aufpassen.“) oder die Präsentation eines Vertrages mit Weltfirmen wie „VierzigMeister-Schokolade“ oder noch besser „Rekordmeister-Schokolade“ für den nächsten Adventskalender besänftigen.
„DreiMeister“. Ich glaub, ich spinne.
So. Und jetzt kann niemand mehr sagen, ich würd nie was Kritisches über den FC Bayern schreiben.

[tags]FC Bayern, Managementfehler, Peinlichkeit, Ungeheuer![/tags]

Das Kleingedruckte

„Wenn du einen Vertrag machst, lies das Kleingedruckte!“ wurde mir von frühester Jugend an eingebläut. Bis heute habe ich mich getreulich daran gehalten …

Kleingedrucktes

Aber wie ich dieses – in Originalgröße eingescannte – Kleingedruckte lesen soll, weiß ich beim besten Willen nicht.
[tags]kleingedruckt, Lizenzvereinbarung, Ungeheuer![/tags]

Britanniens Bester

Kleingeister sind sich nicht sicher, ob er ein Upper-Class-Trottel oder ein reaktionärer Zyniker ist. Unvoreingenommene Beobachter des Hauses Windsor – zu denen ich mich zähle – schätzen seinen spezifischen Humor, den man am Besten mit dem Wort „rücksichtslos“ kennzeichnet. Man kann gegen den Duke Of Edinburgh möglicherweise einiges sagen, aber ich wüsste wirklich nicht was. Außerdem will ich gar nichts gegen ihn sagen. Prince Philip hat seinen Laden im Griff, weicheiert nicht rum und ist seit 60 Jahren der zuverlässigste Lieferant von Qualitäts-One-Linern der Royal Family. Ich bin sein größter Fan.

Britanniens Bester

Zu Queen Elizabeth, unmittelbar nach ihrer Krönung: „Wo hast du diesen Hut her?“
„Ich bin einer dieser dämlichen Penner, die nie eine Universität besucht haben. Und jetzt sehen Sie mal, wie sehr es mir geschadet hat.“
Zu Tom Jones: „Womit gurgeln Sie? Mit Kieselsteinen?“
Zu britischen Studenten in China: „Wenn Sie noch länger hier bleiben, werden Sie Schlitzaugen bekommen.“
„Etwas, das vier Beine hat aber keine Stuhl ist, oder etwas, das zwei Flügel hat und kein Flugzeug ist, oder etwas, das schwimmt aber kein U-Boot ist, werden die Kantonesen sicherlich essen.“
Zu einem schottischen Fahrlehrer: „Wie halten Sie die Eingeborenen lange genug vom Saufen ab, um sie durch die Fahrprüfung zu bekommen?“
Zu einem Studenten, der Papua Neu Guinea durchwandert hat: „Also haben Sie sich nicht auffressen lassen?“
Zu einem australischen Unternehmer: „Bewerfen Sie sich immer noch mit Speeren?“
„Londons Problem sind die Touristen. Die verursachen die Verkehrsstaus. Wenn wir den Tourismus stoppen, beseitigen wir auch die Verkehrsstaus.“
„Die französische Küche ist ja schön und gut, aber ein anständiges Englisches Frühstück kriegen sie nicht hin.“
Zu dem in Landestracht gekleideten Präsidenten von Nigeria: „Sie sehen aus, als wollten Sie zu Bett gehen.“
„Wenn ein Mann einer Frau die Autotür aufhält, dann ist es entweder eine neue Frau oder ein neues Auto.“
Auf die Frage nach dem „key problem“ von Brasilien: „Das sind die Brasilianer, die dort leben.“
Zu Helmut Kohl, 1997 auf der Hannover-Messer: „Guten Tag, Herr Reichskanzler.“

Foto: NASA/Paul E. Alers

Links zu weiteren PPPOWs (Prince Philip’s Pearls of Wisdom):
Der Duke bei der FAZ
Der Duke bei Wikiquote (engl.)
Und ein paar unbekanntere… (engl.)

[tags]Duke of Edinburgh, Prince Philip, conversational wisdom, Ungeheuer![/tags]

Wow!

Mensch, Herr Büch von der Kundenbindung bei der BVG,
das war ja eine Überraschung! Liegt ein Brief von der BVG in meinem Briefkasten, und ich wundere mich schon. Liegt doch dar nichts an! Über die aufregenden Veranstaltungen des BVG-Clubs bin ich schon informiert worden, und die neuen Marken für mein AB-Abo kommen doch immer Februars. Total neugierig hab ich den Brief aufgemacht, und da gratulieren Sie mir zum Geburtstag. Was ’ne Freude!
Okay, Ihr Brief kam vier Tage nach meinem Jubiläum an, Schwamm drüber, da bin ich nicht so. Zumal Sie ja – und darauf hab ich wirklich nie zu hoffen gewagt – ein Geschenk beigelegt haben. Und zwar nicht so etwas Bedrohliches wie ein riesiges hölzernes Pferd, sondern einen „Pocket Planer, unser Schnellbahnnetz im Scheckkartenformat“! Super, Herr Büch! Angesichts dieses Geschenks bleibt mir als Kunden, der mit seiner Umweltkarte pro Jahr über 700 Euro bei Ihrem Laden lässt, glatt die Luft weg: Ein Traum wird wahr! Wie oft habe ich in der U-Bahn vor dem Liniennetz gestanden und davon geträumt, auch so eine schmucke Grafik zu besitzen. Jetzt kann ich’s Ihnen ja sagen: Das ein oder andere Mal habe ich sogar schon mit dem Gedanken gespielt, so eine Liniennetz-Grafik einfach abzureißen und mit nach Hause zu tragen, aber das ist ja nun – dank Ihrer Großzügigkeit – nicht mehr nötig.
Pocket Planer
Abschließend möchte ich noch erwähnen, wie sehr mich Ihr grandioser Satz „Wir wünschen Ihnen auf Ihrem neuen Lebensweg alles erdenklich Gute, sowie Gesundheit“ gleichermaßen verwirrt und begeistert hat. Na denn, bis hoffentlich nächstes Jahr. Gibt’s da vielleicht ’nen Kugelschreiber?
Tschö.
Der Chris
[tags]BVG, latenter Wahnsinn, Ungeheuer![/tags]

Professionell abgehen

Zur Zeit ist es Mode, Talksshows vorzeitig zu verlassen. Aber die derzeitigen Abgänge ließen für meinen Geschmack doch einiges zu Wünschen übrig. Da wurde weich aus dem Studio rausgeeiert, statt profimäßig einen Höhepunkt zu setzen. Wäre es vielleicht eine lukrative Geschäftsidee, Seminare für Prominente anzubieten, die sich stilgerecht aus Sendungen entfernen möchten? Um den Markt zu testen, möchte ich ein kleines Schulungsvideo vorführen, in dem ein Meister seines Fachs, quasi der Erfinder des zornigen Raus-Rauschens sein Handwerk bzw. seine Kunst vorführt. Frau Herman, Herr Bublath, schauen Sie sich das bitte gut an, damit das beim nächsten Mal besser klappt!

[youtube]1aNkWjeFWZM&rel[/youtube]

Bitte beachten, wie präzise Klaus seine Pointen setzt, und wie er trotz höchster Erregung Perlen der Dialogkunst improvisiert:
„Sowas kann doch nur jemand fragen, der vollkommen ahnungslos ist. Oder jemand, der bösartig ist.“
„Sie halten mich für bösartig?“
„Nein!“
Ganz großes Tennis.

[tags]Abgang, Kinski, Genie, Ungeheuer![/tags]

Mahlzeit!

Schön, wie souverän das in der Stauffenbergstr, gegenüber vom Bendlerblock gelegene Maritim-Hotel auf seinem Internetauftritt Geschichtsbewusstsein demonstriert:

Frontküche im Maritim

Ich hoffe doch, dass der Chefkoch ein Scientologe ist, der die zum Eintopfsonntag in der Gulaschkanone zubereitete Erbsensuppe mit dem Sturmgewehr umrührt.
[tags]Maritim, Hotel, Sprachschändung, Denkkräppel, Ungeheuer![/tags]

Die Rückkehr der glorreichen Alko-Cops

Die unglaubliche Erfolgstory der vom Tagesspiegel auf unnachahmlich ulkige Art „Alko-Cops“ getauften Süffel-Kontrolettis geht weiter. In einem heute erschienenen Artikel wird anschaulich geschildert, wie diese Rächer der Enterbten, Beschützer von Witwen und Waisen zu allem entschlossenen Beamten in Zukunft abseits aller bürokratischen Hemmnisse ihren dreckigen Job, der dennoch getan werden muss, erledigen werden:

Die bezirklichen Ordnungsämter sollen gemeinsam mit der Polizei jetzt verstärkt nachts auf Streife gehen. Der Hauptpersonalrat hat gestern über eine Änderung der bisherigen Rahmenarbeitszeit von 6 bis 22 Uhr beraten. „Wir werden darüber verhandeln. Ausnahmen können nach 22 Uhr gemacht werden. Es soll aber nicht die Regel werden“, sagte Benita Hanke vom Hauptpersonalrat …
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hatte, wie berichtet, vergangenen Freitag eine erste gemeinsame Kontrolle von Ordnungsamt und der Polizei in vier Gaststätten durchgeführt. Auch andere Bezirke wie Mitte und Steglitz-Zehlendorf haben schon einmal Ordnungsamtsmitarbeiter nach 22 Uhr auf Streife geschickt.

Bevor die Alko-Cops ihre nächste Kneipentour Reise ins Ungewisse unternehmen, sollten sie, um ihre Effizienz zu steigern und ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, unbedingt mit einer Spezialausrüstung, bestehend aus je

    1 kugelfestem Cocktail-Schirmchen
    1 abwaschbarem Skat-Spiel
    1 lustigem Papierhütchen (Tarnung!)

ausgestattet werden. Vielleicht schaffen sie dann fünf statt vier Kneipen.
[tags]Alkohol, Beamte, Ordnungsschwurbel, krasses Gehirnversagen, Geheimagenten, Ungeheuer![/tags]