Offener Brief an die Chefetage von Vodafone geschrieben auf Wunsch eines Mitarbeiters aus dem Bereich Kundenbetreuung in Vorfreude auf einen anstehenden Anbieterwechsel

Liebe Oberpropeller!
Jetzt bin ich seit über 11 Jahren Vodafone-Kunde, bzw. als ich mir mein erstes Handy aufschwatzen ließ der Leidensdruck zu groß wurde ich meinen ersten Vertrag mit euch gemacht hab, hieß der Laden noch Mannesmann oder D2 Privat oder sowas. Ich bin also schon eine ganze Weile dabei, aber ab nächstes Jahr nicht mehr, weil ich gekündigt hab. Und kaum hatte ich gekündigt, rief natürlich prompt ein Mitarbeiter von euch an, warum ich denn und ob man denn irgendwas und was denn los wäre. Dann hab ich ihm das erklärt, und dann war ein Moment Pause, und dann hat er gesagt, ja, das könnte er verstehen, und hat mich gebeten, dass auch mal an Euch zu schreiben, damit es „auch mal oben ankommt“. Augenscheinlich sprecht ihr aus der Chef-Etage lieber mit frustrierten Kunden als mit loyalen Mitarbeitern, aber bitte. Sowas soll’s geben. Jedem seins.
Also, warum will ich meine Knete nicht mehr bei Euch vertelefonieren? Weil ich nicht mehr durchblicke. Ich halte mich eigentlich für ein ganz pfiffiges Kerlchen, aber in euren Tarifen find ich mich nicht mehr zurecht. Ich hab jede Menge Gratis-Optionen und Happy-Dies und Happy-Das, aber was Telefonieren oder Internet jenseits von Inklusiv-Happy-Surf-Time oder wie der Quatsch jetzt heißt wirklich kostet, krieg ich nur mit ziemlicher Mühe raus. Und als ich’s dann rausgebracht hab, hab ich mich ziemlich erschrocken.
Zum Beispiel hab ich einen Vertrag bei euch, mit dem ich mich gratis durch euer Online-Portal wappen kann. Schön, wirklich. Ganz toll, sehr großzügig, bedanke mich. Ist nur ein bisschen undurchsichtig, was das kostet, wenn man euer Portal verlässt. Steht nicht unter meinem Tarif. Muss ich meinen Tarif wegklicken und eure Datentarife durchsuchen, bis ich dann sehe, dass ich 0,10 Euro pro 10 KB zahle. Also 1 Euro pro 100 KB, 10 Euro pro Megabyte. Sacht ma… zwei Bildchen aus der Digiknipse verschicken, dafür berechnet ihr mal schnell 20 Euro? Würd ich auch verstecken, den Tarif.
Und haargenau deshalb mag ich nicht mehr. Weil Ihr mich nicht mehr als langjährigen Kunden behandelt, sondern als Opfer oder besser noch als Jagdbeute. Ihr habt einen überkomplizierten Tarifdschungel aufgebaut, und in den unübersichtlicheren Ecken Fallen aufgestellt. Fallen, in die Eure eigenen Kunden reintreten sollen, damit Eure Kassen klingelt und Eure Aktionäre sich freuen. Und das find ich ziemlich blöd. Ich bin nicht gern Kunde bei Menschen, die mich reinlegen wollen. Und deshalb bin ich nächstes Jahr weg.
Tschö. Der Chris
[tags]Mobilfunk, Vodafone, Tarife, Ungeheuer![/tags]

Weinetikett

Ich les ja immer wieder, dass in Frankreich oder in Spanien oder in Italien ganz saubere Weine im Plastikschlauch oder im Pappkarton oder worin auch immer angeboten werden. Hab ich nix gegen, würde ich sogar kaufen, bloß alles, was mir hierzulande bisher in der Nichtflasche begegnet ist, war kein Wein sondern allenfalls Sterbehilfe. Da ist meist der Unterhaltungswert der Umverpackung größer. Heute auf einem Tetrapak gelesen: „Der Respekt vor unseren Qualitätsanforderungen garantiert Ihnen jederzeit einen leichten und bekömmlichen sowie in jeder Hinsicht sicheren Wein.“
Genau. Sowas wollte ich immer schon trinken. Sicheren Wein. Bekömmlich. Beruhigend.
[tags]Wein, Schäuble, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

Was das wieder kostet…

Auf der Berlin-Seite vom heutigen Tagesspiegel steht ein Artikel mit der Schlagzeile „Zehntklässler können nicht rechnen.“ Diesen mathematisch herausgeforderten Zehntklässlern möchte ich zurufen: „Macht nix! Braucht ihr auch nicht können, wenn ihr zur Oper oder in die Verwaltung geht!“, denn direkt über den nichtrechnenden Schülern vermeldet der Tagesspiegel, dass die anstehende Renovierung der Staatsoper irgendwas zwischen 130 und 290 Mullionen Euro kosten wird.
Ich will darüber gar nicht meckern, dass liegt in der Natur der Sache, dass man sich beim Renovieren mal ein bißchen verpeilt. Man geht mit 20 Euro in den Baumarkt, und dann braucht man doch mehr Farbe und Tapeten, und dann ist da ein Super-Akku-Schrauber im Angebot, und bei einer Opernrenovierung läuft das natürlich in ganz anderen Dimensionen, da kommt man mit einem Akku-Schrauber aus dem Angebot nicht hin.
Da ist es doch toll, dass die „Freunde und Förderer der Staatsoper“ den mathematisch überforderten Verwaltern und Operatoren ein Gutachten spendiert haben, in dem steht, wieviel dass alles kosten soll (Das Gutachten pendelt sich mittig zwischem 130 und 290 Mios ein. Pfiffig. Hätte ich auch so begutachtet, obwohl ich keine Ahnung von der Materie hab). Bedenklich finde ich allerdings, dass die Freunde und Förderer der Staatsoper für dieses Gutachten 500.000 Euro bezahlt haben. Wo kommen wir denn dahin, wenn das Schule macht?
Ich seh mich schon im Supermarkt: „Tach, Froin Wuppke, was kost‘ denn heut der Kammbär (Supermarkt-Berlinisch für eine französische Weichkäsesorte)?“ – „Preisauskunft kost ab heute 5 Cent im voraus.“
[tags]Oper, Renovierung, Kostenvoranschlag, Geldschneiderei, Ungeheuer![/tags]

He’s got the whole web in his hands…

Wenn man in Friedbert Pflügers Blog die Mailbenachrichtigung bei Kommentaren aktiviert, bekommt man Mails mit dem Absender „World Wide Web Owner“. Greift Pflüger nach der Weltherrschaft? Glaubt er, als Dr. Fu Man Chu der Berliner CDU punkten zu können? „First we take the Internetz, then we take Berlin“?
Und – ganz wichtig – ist dieses Vorgehen mit dem Ortsverband Frohnau abgestimmt?
[tags]Pflüger, Berlin, CDU, Weltherrschaft, Gummizelle, Ungeheuer![/tags]

Hals über Kopf

Unfassbar, was ich im heutigen Tagesspiegel lesen muss:

Zurzeit bereitet sich Ben Becker auf die Premiere eines neuen Stückes vor: In Zusammenarbeit mit dem Filmorchester Babelsberg und der Zero Tolerance Band will er am 12. Oktober im Tempodrom „Die Bibel – eine gesprochene Symphonie“ auf die Bühne bringen, begleitet von den Babelsberger Symphonikern und seiner Band, sagte seine Sprecherin. Daran sitze Becker Tag und Nacht. Er sei vor wenigen Tagen aus einem Kurzurlaub von Mallorca zurückgekehrt und habe sich „Hals über Kopf wieder in die Arbeit gestürzt“.

Ich bin sprachlos. Ben Becker – genau, DER Ben Becker – hat gleich nach dem Urlaub wieder zu arbeiten begonnen? Genau wie wir alle? Das hätte ich nie für möglich gehalten.
[tags]Becker, Prost, Gehirnmissbrauch, PR-Geblubber, Ungeheuer![/tags]

Heinrich, mir graut vor dir…

Liebe Sarah Wiener,
ganz toll war’s am Sonnabend Abend in Ihrem Restaurant Ihrer Kantine Ihrer Begegnungsstätte in der Akademie der Künste. Nur zwei Dinge sollten Sie möglichst schnell ändern.
1. Sie sollten Ihren Angestellten sagen, was das für ein Zeugs ist, das sie den Gästen in die Gläser kippen. Damit lassen sich absurde Dialoge wie der folgende vermeiden:
„Ich hätte gern einen trockenen Rotwein.“
„Babor oder Heinrich?“
„Wo ist denn da der Unterschied?“
„Das weiß ich nicht.“ Pause. Ich starre Ihre Angestellte an. „Beide sind trocken.“ Ich starre aufmunternd weiter. Ich kann sehr gut starren.
„Das eine ist ein chilenischer Cabernet, und das andere… ist… ein roter… äh… Heinrich.“
2. Und wenn Günter Grass hundert Mal auf pisswarmen Rotwein schwört, der rote Heinrich der „red“ von Gernot Heinrich muss kühl serviert werden, sonst schmeckt er nicht. Der Spruch „Rotwein bei Zimmertemperatur“ stammt aus Zeiten, als es noch keine Zentralheizung gab. Vielleicht können Sie sich’s mit einem trendigen Slogan besser merken? Wie wäre es mit „Kühl ist cool“?
Ansonsten war es wie gesagt ganz toll bei Ihnen. Aber ich hab ja auch nur ein wenig mit Ihrer Angestellten geplaudert und einen kleinen Schluck Rotwein genommen.
Bussibussi der Chris

Und jetzt heißt’s wieder, der Kurbjuhn geht nur zum Saufen zur Langen Nacht der Museen.
[tags]Rotwein, Wiener, Modewinzer, Servicehölle, Ungeheuer! [/tags]

CDU 2.0

Mit großer Freude habe ich bemerkt, dass Friedbert Pflüger jetzt ein eigenes Weblog führt. In den ersten Einträgen beschäftigt sich der Cliff Barnes Hoffnungsträger der Berliner CDU mit Korruption, Mittelmaß und Kinderarmut. Friedbert Pflüger ist jeweils dagegen. Mutig! Mutig!
[tags]Pflüger, CDU, Blog, Binsenweisheiten, Ungeheuer![/tags]

Der Ton macht das Getränk

Gestern stand im Tagesspiegel ein Bericht über eine Agentur, die sich um den satten Klang der verschiedensten Produkte bemüht. Und diese Agentur ist auf die geniale Idee gekommen, eine Bierflasche zu entwickeln, die sich beim Öffnen wie eine Champagnerflasche anhört.

Man denkt, da kommt gleich Champagner rausgesprudelt. In hohem Bogen, so laut knallt es beim Öffnen der Flasche. Dabei hält Jan Dietrich bloß eine normale Bierflasche in seiner Hand. Der Klang ist ein Trick, offensichtlich. Bis jetzt zeigt Dietrich den nur Freunden und Geschäftspartnern. Aber ab 2009 kann jeder sein Bier trinken und gleichzeitig Champagner hören – ein großes Brauereiunternehmen will die Technik nutzen. Dann laufen in der Stunde 50 000 „Champagnerflaschen“ vom Band.

Mal ganz davon abgesehen, dass es beim korrekten Öffnen einer Champagnerflasche nicht knallt, sondern allenfalls verheißungsvoll ploppt… Ich bin mir nicht sicher, ob das eine wirklich gute Idee ist. Wenn ich mir vorstelle, wie die geduldigste Gemahlin von allen im Wohnzimmer sitzt, aus der Küche das wunderbare Geräusch des Öffnens einer Champagnerflasche hört… und dann komme ich mit ’ner Bierpulle in der Hand reingeschlappt… nein, ich glaube, das ist definitiv keine gute Idee.
[tags]Bier, Schampus, Gehörmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Aus dem Stellvertreter-Leben

Eben hat sich die Welt für einen Moment zu drehen aufgehört. Als ich im Supermarkt ein neuartiges Produkt entdeckte. Ein Produkt, das sich „Löffelschaum für Padmaschinen“ nennt.
Ja, Löffelschaum für Padmaschinen. Ich bin erst mal mindestens eine Minute lang wegen zweier abwegiger Lese- und Assoziationsfehler (Parmaschinken statt Padmaschine ging ja noch, aber dass ich dann vermeinte Maraschino-Kirsche statt Padmaschine zu lesen, war ziemlich daneben) vor dem Aufsteller rumgestanden, und dann dämmerte mir langsam, was eine Padmaschine sein könnte: so eine dieser Kaffeemaschinen, die so tut, als wäre sie eine italienische Kaffeemaschine. Toll. Und dann war mir auch klar, was dieser Löffelschaum wohl sein muss: ein ingeniöses Produkt, dass so tut, als wäre es Milchschaum, den man beim Italiener auf die Kaffeespezialitäten gelöffelt bekommt. Dann konnte die Welt sich auch weiter drehen, weil ich verstanden hatte, was Löffelschaum für Padmaschinen ist: die Estrellisierung des Cappuccino. Im Hotel Estrel in Berlin-Neukölln läuft seit Jahren „Stars in Concert“, eine Show, in der Schauspieler so tun, als wären sie Frank Sinatra, Tina Turner oder Michael Jackson. Und dank Löffelschaum für Padmaschinen kann ich jetzt eine Flüssigkeit in meine Tasse füllen, die so tut, als wäre sie Cappuccino. Wir leben in einer großen Zeit!
[tags]Produkt-Unfug, Estrel, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]