Das Wirtschaftsevangelium nach SpOn

Unbemerkt von einer Weltöffentlichkeit, die sicherlich gestaunt hätte, haben Wirtschaftsexperten von SPIEGEL ONLINE soeben die Volks- und Betriebswirtschaft vom Kopf auf die Fuße gestellt. Oder umgekehrt. Auf jeden Fall revolutioniert.

Tatsächlich hätten sich über das Wochenende eine halbe Million Käufer für das edle iPhone gefunden. Einige davon hatten sich bereits Tage zuvor in die Schlangen der Wartenden eingereiht, um an eines der begehrten Geräte zu kommen.
Stimmt die Piper-Jaffray-Zahl, hätte das Mobiltelefon Apple bereits am ersten Verkaufswochenende einen Gewinn von rund 40 Millionen Dollar eingebracht, denn Schätzungen zufolge verdient Apple etwa 80 Dollar pro iPhone.

Entwicklungskosten? Stonk! Overhead? Stonk! Abschreibungen, Steuern, Verluste, Verbindlichkeiten, die üblichen Nebengeräusche? Geh mir doch mit dem Weicheierkram für Schattenparker! Umsatz= Gewinn, und wer das anders sieht, schickt eine Beschwerdemail an milchmaedchen@spiegel.de!

Nachtrag: Einen Tag später steht der Quatsch immer noch so da. Schafft er’s nach Print? Die Netzecke hält Daumen drückend den Atem an.
[tags]Spiegel, iPhone, Wirtschaft, Grundrechenarten, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Rückwärts und nicht vergessen…

Ich schäme mich immer, wenn ich etwas nicht weiß. Bildungs- oder Wissenslücken sind mir einfach unangenehm. Ich habe mein Leben dem Kampf gegen die Dummheit gewidmet, sowohl gegen meine eigene als auch gegen die Dummheit anderer Menschen. Ich weiß, dass ich bei diesem Kampf wenn überhaupt allerbestenfalls Teilerfolge erringen kann, aber das ist okay. Hauptsache, die Deppen gewinnen nicht kampflos.
Auf jeden Fall käme ich niemals auf die Idee, breit grinsend mit meiner eigenen Dummheit zu kokettieren, um ausgerechnet bei einer rückwärtsorientierten Klientel, die außer der Pflege der eigenen steinalten Vorurteile nichts mehr auf die Reihe bringt, Punkte zu sammeln.

Deppen, die um Deppen buhlen. Widerlich. Einfach widerlich.
via Th. Knüwer
[tags]Politik, Elektronengehirne, Internet, grottendämlich, Gehirnmißbrauch, Deppenkoalition, Ungeheuer![/tags]

Sausen reloaded

Wenn man soviel Zeit hat, die Artikel im Tagesspiegel nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern ein paar tausendstel Sekunden lang zu hinterfragen, dann stellt sich allsogleich wieder ein merkwürdiges Sausen im Kopf ein. Zum Beispiel, wenn der bis dato in geistigen Insuffizienzdingen nicht weiter aufgefallene Ingo Schulze im Feuilleton des Tagesspiegels meint, dass er von Döblin gelernt habe, dass man als Schriftsteller nicht verpflichtet ist, immer das gleiche Buch aus dem gleichen Blickwinkel zu schreiben, dann ist das natürlich schön, dass Döblin den Ingo weiter gebracht hat. Aber auch irgendwo beunruhigend, dass dem Ingo das gesagt werden musste, aber Schwamm drüber, Herthinho hat den neuen Hertha-Trainer umarmt. Der arme Mann. Jemand wie Mourinho weiß ziemlich gut, warum er nicht öffentlich mit Riesenmaskottchen knuddelt. Und warum üben sich die Jungs von der BILD eigentlich in dreister Zurückhaltung? Wo bleibt die unter der Headline „Herthinhos Todeskuss“ hervorgebrüllte Statistik, nach der noch jeder Hertha-Trainer vorzeitig entlassen wurde, der mit dem Terror-Teddy in blau-weiß gekuschelt hat? Und beim Senat wundern sie sich, dass die Migrantenkinder nicht zur Feuerwehr wollen, wo doch jeder gern zur Feuerwehr möchte, nur dass man schon eine abgeschlossene Berufsausbildung braucht, um sich überhaupt bei der Feuerwehr bewerben zu können, und das könnte für Migrantenkinder mit Hauptschulabschluss, die schon gewisse Schwierigkeiten haben, überhaupt eine Lehrstelle zu finden, natürlich zum großen Problem werden. Das weiß jedes Migrantenkind, aber beim Senat weiss das wohl keiner. Da fragt man sich dann, ob sie noch richtig ticken beim Senat, bloß wenn man den Wirtschaftssenator anguckt, muss man froh sein, wenn es überhaupt noch tickt, egal ob richtig oder falsch. Andererseits, wenn ich lesen muss, dass Guido Westerwelle meint, dass Christiane Sabinsen Sabine Christiansen soviel arbeitet wie ein Politiker, dann stellt sich doch automatisch die Frage, ist das jetzt gut oder schlecht. Nur warum hat Frau Binder, die das reportiert hat, haargenau diese Frage nicht gestellt? Wie gesagt, das sausende Gefühl im Kopf kommt sofort, wenn man sich ein bisschen mehr Zeit für die Tageszeitung nehmen kann. Sollte sich herausstellen, dass das Sausen schädlich ist, braucht man wohl bald ein Attest, um Zeitung lesen zu dürfen.
[tags]Tagesspiegel, Berlin, Senat, Hertha, Döblin, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

All the news that’s fit to print…

Ganz harter Tobak, den der Tagesspiegel hier knallhart aus dem Goethe-Gymnasium rausrecherchiert hat:

Nicht Schulfremde, sondern eigene Schüler waren in den Vorfall am altsprachlichen Wilmersdorfer Goethe-Gymnasium beteiligt. Direktorin Gabriele Rupprecht berichtet, dass der Täter zu einer dreiköpfigen Schülergruppe von Neuntklässlern gehört hatte, die seit einem Dreivierteljahr von Siebtklässlern gemobbt worden war. Die Situation sei vor zwei Wochen eskaliert, nachdem einer der Siebtklässler einem der Neuntklässler ein Gebäckstück entrissen und auf den Boden geworfen habe. In der darauffolgenden Hofpause habe sich der „ganze Frust der neun Monate entladen“: Der Neuntklässler schlug dem Siebtklässler ins Gesicht, das Nasenbein brach. Alle Beteiligten sind Deutsche.

Natürlich befürchte ich schon seit geraumer Zeit, dass hier eine Generation von Weicheiern heranwächst, die nix vertragen (nach lumpigen 55 Tequila ins Koma kippen und den Löffel abgeben!) können, aber dieser Artikel gibt mir denn doch zu denken. Die Vorstellung, das es einem Haufen Siebentklässlern gelingt, über Monate hinweg zwei Jahre ältere und – wie man meinen sollte – ihnen geistig und körperlich hoch überlegene Mitschüler zu mobben, ist schon einigermaßen bizarr. Aber was hat eine derartige Meldung in einer Zeitung wie dem Tagesspiegel (Okay, der hat vor etwas mehr als einem Jahr auf Seite 1 mal mit „Tote Katze auf Rügen entdeckt!“ aufgemacht) zu suchen?
Statt mir auf dem Schulhof Gebäckstücke aus der Hand schlagen zu lassen, habe ich als junger Mensch begonnen, kleine Artikel für unsere Lokalzeitung, die Werra-Rundschau zu verfassen, die zu meiner großen Freude auch gedruckt wurden. Wenn ich jedoch dem damaligen Lokalredakteur mit dieser Story gekommen wäre…
„Herr Cortis, Herr Cortis… ich hab eine Riesen-Story, die muss ins Blatt!“
„Nun beruhige dich doch, Chris, was ist denn passiert?“
„Bei uns auf dem Schulhof, da hat ein Neuntklässler einem Siebentklässler eine runter gehauen und das Nasenbein gebrochen!“
„Ja. Und?“
„Und was?“
„Äh… ich meine, warum? Warum hat er ihm eine runter gehauen?“
„Weil der ihm das Pausenbrot aus der Hand geschlagen hat.“
„Ah, ja. Hätte ich vermutlich auch so gemacht. Soll er doch mein Pausenbrot in Ruhe lassen. Und weiter?“
„Wie weiter?“
„Das war alles?“
„Aber ja. Reicht das denn nicht?“
„Ich fürchte nein. Für die Werra-Rundschau reicht sowas nicht.“
Für den Tagesspiegel aber schon.
[tags]Tagesspiegel, Schule, Berlin, Weicheier, gehirnalbern, Ungeheuer! [/tags]

Wege aus der Ehehölle

SPIEGEL ONLINE behauptet, dass Catherine Zeta-Jones ihrem Mann Michael Douglas heldenhaft vor dem lebensgefährlichen Biss einer Klapperschlange gerettet haben soll:

„Michael war mitten im Schwung, als er Catherine schreien hörte: ‚Beweg dich nicht'“, zitiert „femalefirst.co.uk“ aus dem Magazin „National Enquirer“ einen Augenzeugen. Die 37 Jahre alte Jones sei zuerst schreiend mit erhobenem Golfschläger auf Douglas zugerannt, während er wie angewurzelt stehen geblieben sei. Dann griff sie zu ihrem Golfschläger.

„Catherine hat auf eine ein Meter lange Klapperschlange geschlagen, die sich zu Michaels Füßen zusammengerollt hatte und sie durch die Luft geschleudert „, so der Informant.

Ich will ja nicht spitzfindig sein, aber sie ist schreiend und wild in der Luft herumfuchtelnd auf dass unmittelbar neben ihrem Mann liegende Tier zugelaufen, und hat dann noch begonnen, darauf einzuprügeln? Nun ja. Genauso würde ich auch vorgehen. Wenn ich dafür sorgen will, dass eine Giftschlange wirklich sauer wird.

[tags]Promis, Ehe-Hölle, perfektes Verbrechen, Zeta-Jones, Douglas, Ungeheuer![/tags]

Schändlicher Schabernack

Kollo und Fifi

Ich verstehe einfach nicht, wie jemand Herrn Kammersänger Kollo anlässlich eines so wichtigen Foto-Shootings eine tote Katze auf den Kopf legen kann, ohne dass es jemand merkt. Zumindest Frau Elvers-Elbertzhagen hätte doch den Geruch des verwesenden Tiers bemerken müssen! Oder soll dieser Gesichtsausdruck vielleicht haargenau das… Man weiß bei Frau Elvers-Elbertzhagen ja nie!
[tags]Jedermann, Kollo, Fifi, Cat-Content, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

Nicht mit Tieren! Nie!

Eine alte Theaterweisheit lautet, dass man tunlichst vermeiden sollte, gemeinsam mit Kindern oder gar mit Tieren aufzutreten. Dass diese Weisheit immer noch Bestand hat, davon konnte ich mich gestern am Theodor-Heuss-Platz/ Ecke Lindenallee überzeugen.
Da konkurrierte der „klassische Bettler“ – missmutig und unattraktiv auf Schmuddeldecke hockend, unleserliche Papptafel hochhalten, jedoch in Begleitung eines Hundes – mit einer sympathischen, semi-professionellen Roma-Kapelle (2 Akkordeons, eine Gitarre, eine attraktive Geldeinsammlerin). Auftritt solvente Seniorin! Die Musiker legen sich ins Zeug, geben ein Crescendo, lächeln gewinnend, lassen die Quetschkommoden schmachten, die Geldeinsammlerin geht ein Schrittchen auf die Mittsechzigerin zu… vergeblich! Kurze Körpertäuschung und die rüstige Rentnerin ist an den verdatterten Musikern vorbei, streichelt den hässlichen Hund und wirft Muffel-Herrchen zwei Euro in den versifften Pappbecher.
Es hat einfach keinen Zweck. Gegen Tiere kannst du nicht anstinken.
[tags]Tiere, Showbusiness, Gage, Ungeheuer![/tags]

Goethe und Flickr

Nö.
Der Flickr-Skandal ist Tagesgespräch. Abseits von allen Aufgeregtheiten in hundertumffzig Blog-Diskussionen zeigt er vor allen Dingen eines: die Gelder der Goethe-Institute hätten man niemals so zusammmenstreichen dürfen, wie es in den letzten Jahren geschehen ist. Wenn man lesen muss, welches Deutschlandbild Flickr-User aus aller Herren Länder mittlerweile haben bzw. haben müssen, weil unsere Arschgei verantwortlichen Politikern glaubten, ausgerechnet die paar Puseratzen für unsere kulturelle Außendarstellung einsparen zu können, friert es einem am Arsch. „Wenn sie schon nix können, dann können sie wenigstens repräsentieren“, hat mancher gedacht. Noch nicht mal das können sie. Es ist zum Weinen.

[tags]flickr, Zensur, Goethe-Institut, Unfähigkeit, Ungeheuer![/tags]

Mimen denken nach

Im heutigen Tagesspiegel lese ich einen eher wohlwollenden Hype eine kritische Vorab-Reportage über das geplante Bühnenprogramm von Schauspieler Peter Sodann und Minister i. R. Norbert Blüm, die in besagtem Artikel als

Die beiden seelenverwandten Mimen

bezeichnet werden. Soso. Norbert Blüm ist also ein Mime. Ich hatte ja schon geahnt, dass er die ganzen sechzehn Jahre den Bundesminister für Arbeit und Soziales nur gespielt hat, aber es ist trotzdem schön, es jetzt schriftlich zu haben.
Ich würde mir das Programm der beiden Edelsatiriker ja gern anschauen, wenn mir jemand eine Freikarte schenkt, aber leider kommt das jetzt nicht mehr in Frage. In besagtem Artikel kündigten Plisch und Plum Blüm und Sodann nämlich an, ihr Publikum solle

erfüllt von heiterer Nachdenklichkeit

nach Hause gehen. Das geht nun gar nicht. Immer, wenn mich jemand mit heiterer Nachdenklichkeit abfüllen will, muss ich kotzen.
[tags]Berlin, Sodann, Blüm, Satire, Ossi, Wessi, hirntot, Ungeheuer![/tags]