Der Mann des Tages

Der Mann des Tages ist Johannes Masing, Richter am Bundesverfassungsgericht, der die Cojones hatte, eine abweichende Meinung zum Rauchverbotsurteil zu formulieren und in dieselbe ein paar dermaßen bodenkluge Dinge reinzuschreiben, dass es den Politikern, die dieses Gesetz verpfuscht haben, die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte.

 Als politische Alternative verweist der Senat auf die Möglichkeit eines radikalen Rauchverbots in Gaststätten ohne jede Ausnahme. Diese Ausführungen sind weder veranlasst noch in der Sache tragfähig. Ein ausnahmsloses Rauchverbot ist zum Schutz der Nichtraucher nicht erforderlich und als Maßnahme der Suchtprävention zum Schutz der Bürger vor sich selbst unverhältnismäßig. Es wäre ein Schritt in Richtung einer staatlichen Inpflichtnahme zu einem „guten Leben“, die mit der Freiheitsordnung des Grundgesetzes nicht vereinbar ist.

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 Mit einem absoluten gaststättenrechtlichen Rauchverbot wird das gesellige Beisammensein und Feiern bei Tabak, Speise und Trank völlig aus dem öffentlichen Raum und dem gewerblichen Angebot verbannt. Soll es ohne Umgehungsmöglichkeit ernst genommen werden, muss es grundsätzlich auch entsprechende gewerbliche Angebote im Rahmen von privaten Vereinen umfassen. Der Genuss von Tabak bei Speise und Trank wäre danach im Wesentlichen nur noch innerhalb der privaten vier Wände möglich. Dieses aber ist angesichts einer Tradition, in der diese Verbindung seit Jahrhunderten von vielen als Teil von Lebensfreude empfunden und
gepflegt wird, und angesichts eines Raucheranteils von mehr als 30 % der erwachsenen Bevölkerung unverhältnismäßig. Auch wenn der Tabakkonsum überaus gesundheitsschädlich und der Genuss von Tabak wie der Genuss jeder Droge unvernünftig ist und auch wenn er einen großen Teil der Raucher in bedrückende Abhängigkeit bringt, so ändert das nichts daran, dass er als Bestandteil unserer Kultur von der allgemeinen Handlungsfreiheit geschützt ist. Das gaststättenrechtliche Rauchverbot ist insoweit auch mehr als die Bagatellbelastung, zur Befriedigung einer Sucht vor die Tür treten zu müssen. Es unterbindet vielmehr eine tradierte Form des kommunikativen Miteinanders in als persönlich wichtig angesehenen Situationen, für die der – zu Recht oder zu Unrecht als subjektiv frei empfundene – Rückgriff auf den gesundheitsschädigenden Tabak als wesentlich erlebt wird. In Blick auf damit verbundene Gefahren kann der Gesetzgeber auf solche Traditionen einwirken und sie zurückdrängen. Dabei hat er auch einen erheblichen Gestaltungsspielraum. Er kann aber nicht auf dem Verbotswege die Verbindung von Tabak, Speise und Trank völlig dem gewerblichen Angebot in der Öffentlichkeit entziehen.

3. Die Freiheitsrechte des Grundgesetzes verpflichten den Gesetzgeber auf Regelungen, die der schwierigen Spannung von Schutz und Freiheit ausgleichend Rechnung tragen. Damit verträgt sich die Radikallösung eines absoluten gaststättenrechtlichen Rauchverbots nicht. Mit ihr wird vielmehr ein Weg edukatorischer Bevormundung vorgezeichnet, der sich auf weitere Bereiche ausdehnen könnte und dann erstickend wirkt. In der Praxis wird ein solches Konzept überdies Gefahr laufen, doppelbödige Ausweichstrategien oder Vollzugsdefizite hervorzubringen, und auch von daher das Rechtsstaatsprinzip aufweichen. Indem der Senat einerseits ein auf Ausgleich bedachtes Nichtraucherschutzkonzept entkräftet, anderseits aber auf eine kompromisslose Maximallösung verweist, verstellt er dem Gesetzgeber Mittellösungen, wie sie einer freiheitlichen Ordnung gemäß sind.

Die Schamesröte werden wir natürlich bei den Herrschaften nicht zu sehen bekommen, da unseren Politikern das geistige Rüstzeug fehlt, um die an sich einfachen Zusammenhänge, die Herr Masing darstellt, auch nur ansatzweise nachzuvollziehen.

[tags]Rauchverbot, politischer Dilletantismus, Regulierungswut, Ungeheuer![/tags]

Sorgsam abgewogen: Darf’s noch ein Paragraph mehr sein?

Mensch, Frau Lompscher von der Linkspartei,

ich habe ja schon immer geahnt, dass Mitglieder der Linken strunzdumm sind mit dem Konzept „Verfassung“ nicht allzuviel anfangen können eine ganz eigene Art von Umgang mit dem Grundgesetz pflegen. Da finde ich das total super, dass Sie mich heute im Tagesspiegel bestätigen:

Für Senatorin Katrin Lompscher (Linke) gilt Gesundheitsschutz aber auch in Einraumkneipen. Sie hält das Nichtraucherschutzgesetz für „verfassungsgemäß, weil wir Gesundheitsschutz und Freiheitsrechte des Einzelnen sorgsam gegeneinander abgewogen haben“, sagte sie kürzlich dem Tagesspiegel.

Soso, ein Gesetz ist verfassungsgemäß, wenn Sie und einige Ihrer Kollegen („wir“) stirnrunzelnd über das Für und Wider desselben nachgedacht haben. Na super, aber ich fürchte, so ganz klar wird das einem einfachen Erdenmenschen wie mir noch nicht. Wer verbirgt sich eigentlich hinter diesem „wir“? Können nur Mitglieder der Linkspartei die Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes abwägen, oder gilt das für alle Mitglieder des Berliner Senats? Wird einem diese geheimnisvolle Fähigkeit zur professionellen politischen Abwägungals Talent in die Wiege gelegt, muss man die in einer Fortbildung („Verfassungskonformes Handeln für geistig permanent herausgeforderte Opportunisten“) mühsam erwerben, oder erhält man bei Eintritt in Ihre Partei oder in den Berliner Senat ein praktisches Handbuch, was die Basics der o.g. Fertigkeit erklärt?
Schließlich: Wie wollen Sie die Verfassungsfeinde loswerden, die ganz offensichtlich im Bundesverfassungsgericht sitzen? Denn das ist ja klar, dass das grundgesetzfeindliche Anarchisten sein müssen, die Ihr sorgfältig bis aufs hundertstel Gramm abgewogenes Gesetz gekippt haben. Und wie sieht die Zukunft des Verfassungsgerichts aus? Wie wollen Sie sicherstellen, dass ab sofort nur hundertprozentig sauber geeichte Verfassungsrichter ernannt werden, die mindestens genauso gut wägen können wie Sie? Oder – kühner Gedanke – brauchen wir überhaupt noch ein Verfassungsgericht in Karlsruhe (noch kühner: brauchen wir überhaupt noch Karlsruhe?), wo wir doch Politiker wie Sie haben?

Tschö der Chris

[tags]Lompscher, Linkspartei, dumm dass es brummt, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

50plus total gut drauf

Mensch, Frank Reinhardt vom Varieté Wintergarten,

da haben Sie den Leuten vom Tagesspiegel ja intime Kenntnisse über Strukturen und Befindlichkeiten Ihres Publikums anvertraut:

Die hat sein alter Partner Frank Reinhardt nur begrenzt. Er träumt von einem Publikum mit einem Durchschnittsalter ab 30 Jahren. Shows wie „Hotel California“, die Varieté-Klassiker wie Jonglage oder Handstandakrobatik poppig verpacken, sollen es anlocken. „Inzwischen kann man ja jedem 50-jährigen Breakdance zeigen.“

Find ich super, dass Sie wissen, dass wir 50jährigen so cool drauf sind, dass wir uns sogar einen Breakdance reinziehen, ohne sofort nach dem Notarzt zu rufen. Bloß: Woran liegt’s? Warum mögen wir Breakdance? Sind wir so senil und gehirnalbern, dass wir uns alles gefallen lassen? Oder sind wir so gut drauf, weil wir unseren Enkelkindern das Ecstasy und den Red Bull stibitzt haben?
Oder könnte es sein, dass wir gerade mal Teenager waren, als der Breakdance erfunden wurde, und wir uns über eine Breakdance-Show mittlerweile so freuen wie seinerzeit unsere Eltern, wenn es einen ollen Rühmann-Film gab?

Tschö. Der Chris

[tags]Wintergarten, Varieté, Rechenschwäche, Gehirnhornhaut, Ungeheuer![/tags]

Bondovic

Was muss ich da von den neuesten Plänen der kroatischen Schlapphüte lesen?

Der kroatische Geheimdienst SOA leidet offenbar unter Nachwuchs-Problemen. Seit Anfang der Woche sucht er per Internet neue Agenten. Innerhalb von zwölf Stunden klickten knapp 11.800 Besucher die Seite „Job in SOA“ an und mehr als 7.000 Interessenten luden sich den Fragebogen für potenzielle Agenten herunter, wie der Geheimdienst am Mittwoch in Zagreb bekanntgab.

Faszinierende Perspektiven.
„Mein Name ist Bondovic. Ljubomir Bondovic.“
„Einen Slivowitz, geschüttelt, nicht gerührt.“
„Mademoiselle und ich trinken einen Kadarka zu unserer Potpourri-Platte.“
[tags]Kroatien, Geheimdienst, Internet, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

Die Maßnahme

Mensch, Herr Weber vom DHL-Kundenservice,

das hab ich wirklich nicht gewollt. Ich hab doch nur angerufen, weil ich keine Benachrichtigungskarte bekommen hatte, obwohl das Paket für mich schon auf der Post lag. Ich wollte wirklich nur wissen, ob ich ohne diese Karte auch an das Paket komme, mehr war nicht. Und jetzt krieg ich diesen Brief von Ihnen, und als ich

Wir haben die relevanten Organisationseinheiten involviert; hier wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen…

lese, hab ich mich furchtbar erschrocken. Das hab ich nicht gewollt. Ich wollte nicht, das irgendjemand involviert wird, schon gar keine relevante Organisationseinheit. Und die entsprechenden Maßnahmen, die Sie ergriffen habe…
Herr Weber, ich werde heute Nacht nicht schlafen können. Vor meinem geistigen Auge werden Sie und ein DHL-Mitarbeiter stehen, der hektisch an seiner letzten Zigarette zieht, bevor Sie ihm die Augen verbinden und mit versteinertem Gesicht zur Seite treten. Trommelwirbel setzt ein und Sie befehlen seine Exekution durch eine involvierte Organisationseinheit.
Herr Weber! Bitte, sagen Sie, dass es nicht so eine Maßnahme war! Es ist doch alles gut gegangen. Ich hab mein Paket auch ohne die Karte bekommen, die dann einen Tag später im Briefkasten lag. Herr Weber! Es muss doch einen anderen Weg geben…

Tschö
Der Chris
[tags]DHL, Service, Blähdeutsch, Ungeheuer![/tags]

Herbert The Pianoman

Soeben hat mich der wie immer außergewöhnlich kundige ARD-Mann Tom Bartels darüber informiert, dass unser Schiedsrichter-As Herbert Fandel auf dem achtzigsten Geburtstag von Fritz Walter Klavier gespielt haben soll.
Fantastisch. Die Szene stand sofort vor meinem geistigen Auge. Fandel, im etwas eng gewordenen Konfirmanden-Anzug klingelt – mit der Notenmappe unter Arm – vor Walters Haus, der treue Horst Eckel öffnet. Übereifrig will Fandel ins Wohnzimmer eilen, doch souverän steuert der alte Fahrensmann Eckel den Nachwuchs-Liberace auf die Terrasse, wo das Pianoforte steht. Bange Stunden des Wartens beginnen, bis… endlich, endlich… sich der Himmel zuzieht, dunkle Wolken aufziehen, und die ersten Tropfen zu fallen beginnen. DFB-Chef Mayer-Dornfelder nimmt einen letzten Schluck aus der Steinhägerpulle, dann raunt er dem greisen Walter „Fritz, dein Wetter!“ zu, und auf Eckels Zeichen beginnt der mittlerweile im strömenden Regen pianierende Fandel, Händels „Wassermusik“ zu intonieren…
Ich wäre so gern dabei gewesen.

[tags]Fandel, Piano, Fritz-Walter-Wetter, Ungeheuer![/tags]

Hochtief

Was mich wirklich interessieren würde, liebe SPOnner, ist das

Am 5. Juni 2003 nahm sich der FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann mit einem Sprung aus 4000 Metern Höhe das Leben. Es war der Tiefpunkt eines Politdramas…

wirklich Absicht oder hattet ihr Bastian Sick gerade zum Bierholen in den Keller geschickt, als ihr das rausgehauen habt?

[tags]SPIEGEL Online, Möllemann, Deppendeutsch, Ungeheuer![/tags]

Postler’s Paradise

Also wirklich, liebe Leute von der Post,

das könnt ausgerechnet Ihr nicht bringen, mir einfach so eine Karte mit einer solchen Selbstbeschreibung in den Kasten zu werfen. Ganz ohne Vorwarnung.

Das Postparadies
Ich wär ja beinahe vor Lachen erstickt.

[tags]Post, Dienstleistung, Werberquatsch, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

The SPOn is not enough

Mensch, SPIEGEL Online,

das Leben ist schon ein Scheißstress, einen Artikel nach dem anderen muss man raushauen, da weiß das Hirn manchmal nicht mehr, was die Hände so schreiben und dann kommt sowas dabei raus:

Die Kurzgeschichtensammlung „Octopussy“ (erschienen 1966) versammelte die bisher letzten Bond-Abenteuer aus der Feder seines Erfinders Ian Fleming, der 1964 gestorben war. Viele Autoren versuchten sich in den folgenden Jahrzehnten an Weiterführungen, „Devil May Care“ ist jedoch der erste offizielle Folgeband in der Reihe der Agententhriller.

Wenn man nur 5 Sekunden Zeit gehabt hätte, hätte man ja mal bei Fa. Google „James Bond Novels“ eingeben können. Oder einfach gleich auf den entsprechenden Wikipedia-Eintrag gehen. Und herausfinden, dass „Devil May Care“ nicht der erste offizielle Folgeband ist. Sondern der zweiundzwanzigste. Wenn man die neueren „Romane nach dem Film“ NICHT mitrechnet.

[tags] Bond, Romane, faule SPOn-Säcke, Qualitätsjournalismus, Ungeheuer![/tags]