Splitterbrötchen (DCCCXXXII)

Ich kann mich nicht erinnern, das Tun einer Bundesregierung jemals mit größerer Verdrossenheit verfolgt zu haben.

Was nicht jeder weiß: Man kann Brote mit vegetarischem Aufstrich durch eine pfiffige Rohschinken-Garnitur optisch und geschmacklich aufwerten.

Es gibt keinen Grund, mit Nebeneinkünften von Parlamentariern anders zu verfahren als mit den Nebeneinkünften von Hartz-IV-Empfängern.

Gesellschaftlicher Wochenhöhepunkt war der Überraschungs-Anruf einer lieben Kollegin, mit der ich vor 40(!) Jahren zusammen Theater gespielt habe. Riesenfreude, in diesen Zeiten an die alten Zeiten denken zu dürfen.

„Was planen Sie als nächstes, Uwe Boll?“ – „Ich werde einen Rapsölfilm drehen, über einen Killer-Matjes, der sie alle fertig macht. Auf nordische Art!“

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Karl Lauterbach sich beim Betreten des Studios, in dem „Markus Lanz“ aufgezeichnet wird, selbst begegnet.

Seit Donnerstag erhalte ich 3-4 Anrufe täglich mit der „Hello, I’m calling from Microsoft“-Masche. Anscheinend hat die Bundesregierung die Inzidenz an die Telefonbetrüger gekoppelt.

MaGeLaNe machte mich auf Twitter nachdenklich: „Was macht ihr eigentlich mit der weißen Kugel, nachdem man den Mozzarella getrunken hat?“

Kulinarischer Wochenhöhepunkt: Karls sensationelle Kässpätzle.

Ich weiß gerade nicht mehr, was mich mehr verwundert: Die Mitbürger, die sich einen Dreck um die verordneten Corona-Maßnahmen scheren, oder die Politiker, die sich einen Dreck darum scheren, dass immer mehr Leute sich einen Dreck um ihre Verordnungen scheren.

Das Lied zur Zeit:

 

 

Splitterbrötchen (DCCCXXXI)

Merkel hört auf, Löw hört auf, Bohlen hört auf… Wollten die sich alle nicht chippen lassen, oder warum tauscht Bill Gates gerade die ganze Führungsriege aus?

Die Tatsache der Woche lieferte Stephanie K. auf Twitter: „Der letzte deutsche Offizielle, der einen Beschluss zügig umgesetzt hat, war Günter Schabowski.“

Der taz ist mal wieder ein Vogel in Archäopteryx-Größe vor die Flinte gekommen:

Die BILD hingegen schreibt, dass Tim Toupet einen Geheimplan hat, um den Ballermann zu retten. Irgendwer verliert gerade den Kontakt zur Realität.

Was nicht jeder weiß: Man kann durchaus weniger Fleisch essen, wenn man stattdessen pro 100g weggelassenem Fleisch mindestens 0,25l Wein trinkt. Weil man sich nicht mehr daran erinnert, was man gegessen hat, vermisst man das Fleisch überhaupt nicht.

Die Bildunterschrift der Woche gelang der Berliner Morgenpost unter diesem Artikelfoto. Plötzlich war alles einfach und klar.

Am Montag stolperte ich über ein englisches Wort, dass mir unbekannt war. Als ich es nachschlug, stellte ich erfreut fest, dass es mich perfekt einordnet. I’m proud to be an ultracrepidarian!

Franz Josef Göbel ist gestorben. Die Stadtklause, eine der angenehmsten Kneipen Berlins, hat Herz und Seele verloren.

Ein Handwerker bezeichnete den an der Wand hinter meinem Schreibtisch hängenden „Wilson T 2000“ 1 als „Federballschläger“. Meine Berichtigung, dass es sich um das Tennisschläger-Modell handelt, das Jimmy Connors jahrelang gespielt hat, ließ ihn kalt. Als ich jedoch „Das war mal der teuerste Tennisschläger der Welt“ nachschob, hatte ich seine volle Aufmerksamkeit.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein ausgezeichnetes Couscous mit Merguez aus dem La Casserole in Steglitz. Französisches Essen am Hochzeitstag genießen wir sonst direkt vor Ort, in Paris… ach, nächstes Jahr!

Ich würde sofort ein Wasserbett kaufen, wenn einmal im Jahr Captain Jack Sparrow käme, um das Teil zu warten.

Am Freitagabend entsetzt beobachtet, wie ein Isländer Wiener Walzer getanzt hat. War das jetzt „nur“ ekelerregende kulturelle Aneignung oder schon flagranter Rassismus?

Und dem nächsten, der mir mitteilt, dass wir in bewegten Zeiten leben, gewähre ich gern Einblick in die Mündungsrohre meiner Pumpgun.

Die Abstandsregeln funktionieren übrigens sehr gut. Ich habe das erste Jahr meines Lebens ohne Erkrankung der Atemwege hinter mich gebracht. Vermutlich werde ich mich jetzt, kaum dass ich das geschrieben habe, irgendwie erkälten.

Splitterbrötchen (DCCCXXX)

Hierzulande ist derzeit der Datenschutz an allem Schuld: an der dysfunktionalen Corona-Warn-App, an vom Familienministerium gestoppten Studien, an der Impferei im Schneckentempo… Ist es nicht ein bisschen verwunderlich, dass sich Politiker in anderen EU-Ländern nicht bzw. deutlich weniger lautstark deswegen beschweren? Da gilt doch die gleiche DSGVO wie hier. Kann es etwa daran liegen, dass hierzulande Politiker den Datenschutz als wohlfeilen Sündenbock benutzen und unsere Qualitätsjournalisten ihnen das durchgehen lassen, weil sie selber überhaupt nichts über den Datenschutz wissen? Nein. Das wäre ja vollkommen absurd.

Die Berliner kassenärztliche Vereinigung startet nächste Woche ein „Pilotprojekt“, bei dem 100 Berliner Arztpraxen probehalber gegen Corona impfen sollen. Ich weiß wirklich nicht, was da geprobt werden soll. Ich bin seit 40 Jahren regelmäßig in Berliner Arztpraxen geimpft worden, ich denke, die können das inzwischen ganz gut. Aber was sag ich? Hierzustadts veranstaltet man ja auch Pilotprojekte, wenn Lehrer E-Mails verschicken sollen.

Alles, wofür man sich ein Leben lang schämt, fing mal als gute Idee an.

Ein Whisky-Versender offerierte mir den ersten Werder-Bremen-Fan-Single-Malt. Man sollte den FC Bayern nicht auf Ideen bringen. Hinterher kaufen Sie noch Schottland, nur um die Konkurrenz zu schwächen.

Gelassenheit und Bräsigkeit sind benachbarte Ortschaften.

Und er hörte sich Willie Nelsons neues Album2 an. Und er fand, dass die Musik seine Laune beträchtlich hob.

Ausgerechnet Ronald Reagan hat 1988 die 33 Jahre später stattfindende deutsche Corona-Impfkampagne treffend zusammengefasst: „Die zehn furchterregendsten Wörter … sind: ‚Hi, ich bin von der Regierung und komme, um Ihnen zu helfen!'“

Für den Twitter-Brüller der Woche sorgte die ZDF heute-show: „Spahn und #Scheuer sollen zusammen die „#Taskforce Testlogistik“ leiten. Als würde man der sinkenden Titanic die brennende Hindenburg zur Unterstützung schicken.“

Aus gegebenem, traurigen Anlass möchte ich an einen der frühesten Texte auf dieser Seite erinnern: Chris Barbers kurze Gardinenpredigt 

Bei der Bavaria plant man ein Remake von „Raumpatrouille“. Das wirft natürlich Fragen auf: Spielt Til Schweiger McLane, oder sieht man bei der Bavaria ein, dass er zu alt ist? Moritz Bleibtreu wäre mein Favorit als Oberst Villa, Michael Brandner MUSS General Wamsler spielen, aber mit wem besetzen wir Spring-Brauner, die Natter?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war der Poseidon-Teller (Allerlei lecker Fischzeugs mit Reis und unfotografierter Cocktailsauce) von der Taverna Achilles.

Fun Fact: Je länger der Lockdown dauert, desto länger werden die Splitterbrötchen.

Splitterbrötchen (DCCCXXIX)

Dieser wunderbare Artikel über die schönsten Kinos der Welt wurde mir in meine Facebook-Timeline gespült. Leider hab ich nur wenige der dort gelisteten Kinos besucht. Unvergesslich ist mir mein erster Besuch im Londoner „Casino Cinerama“, da sah ich 1967 „Grand Prix“. Die Handlung des Films fand ich wirr und langweilig, aber die faszinierenden Bilder auf der riesigen gewölbte Leinwand haben sich unauslöschlich in mein damals zehnjähriges Gehirn gebrannt. Vielleicht rührt daher mein Faible für große Leinwände, wegen dem ich u.a. immer noch dem Berliner „Royal Palast3 hinterher trauere. Da hab ich zum ersten Mal „Krieg der Sterne“ gesehen. Ich saß in der ersten Reihe, und als dieser riesige, nicht enden wollende Sternenkreuzer über meinen Kopf hinwegrauschte, wusste ich, dass ich diesen Augenblick nie vergessen würde. Filmstudios, die mit der Idee liebäugeln, ihre Filme nur noch über Streaming zu verwerten, berauben sich ihrer eigentlichen Stärke. Filmjournalisten, die zur Zeit vom Ende der Kinos daher schwadronieren, sind schlicht verrückt.

Ich verstehe die Aufregung um das Outing der queeren Schauspielerinnen und Schauspieler nicht. Natürlich haben diese Künstler damit recht, dass queere Lebensentwürfe in hierzulande produzierten Filmen und Serien viel zu wenig stattfinden. In anderen Ländern ist es mittlerweile Gang und Gäbe, in Geschichten auch diese Seite menschlichen Lebens mitzudenken und mit einzubauen. Zur Zeit schauen die beste, geduldigste Gemahlin von allen und ich mit großer Begeisterung die französische Serie „Call my Agent“ an. Eine Protagonistin dieser Serie ist eine frauenmordende Lesbierin, und aus den daraus folgenden Konstellationen werden zum Teil brillante erzählerische und komödiantische Funken geschlagen. Was ist dagegen einzuwenden? Warum machen wir das hierzulande nicht auch schon längst?

Als Angela Merkel am 22. Februar verkündete, dass sie nun eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer Lockerungsstrategie eingesetzt habe, erinnerte ich mich sofort an das „Ministerium für gesamtdeutsche Fragen“. Bei dem haben wir auch gedacht, dass die sich da die ganze Zeit mit Konzepten befassen, wie die Vereinigung beider Staaten zu bewerkstelligen sei, damit man, wenn’s denn mal soweit ist, sorgfältig ausgearbeitete Strategien anwenden konnte. Hatten Sie aber nicht gemacht, wie sich 1989 herausstellte. Hatten wohl zu viel mit der Produktion heißer Luft zu tun.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren Sellerie-Steaks mit Cafè-de-Paris-Butter und Linsengemüse, fotografiert von der besten, geduldigsten Gemahlin von allen.

Relativ kurz nachdem Euro Disney 1993 eröffnet worden war, haben wir – neugierige Kindsköppe, die wir nun mal sind – da mal vorbeigeschaut, um uns sachkundig zu machen. Was mich damals nachhaltig beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie man da die Warteschlangen an den Eingängen der besonders beliebten Attraktionen gemanaget hat. Statt – wie wir Deutschen das gewohnt waren – stur, gelangweilt und schlecht gelaunt in einer endlosen, schnurgeraden Schlange herumzustehen, folgte man dort einem gewundenen Pfad, der dafür sorgte, dass man ständig in Bewegung war, und die Attraktion, auf die man wartete, immer wieder aus einem neuen Blickwinkel sah. Das hat die Wartezeit subjektiv deutlich verkürzt, man hatte ja Abwechslung und jederzeit das Gefühl, dass es voran geht. Vielleicht sollten die Herrschaften vom deutschen Impf-Management mal eine entsprechende Schulung bei Disney machen.

Ex-Assistenz-Trainer Hansi Flick wurde diese Woche 56. Das sind mehr Lebensjahre als Titel. Kann ein Bayern-Trainer sich das erlauben?

Zum Nachdenken hat mich Gabriel Yoran auf Twitter gebracht: „Warum heißt es Eingang zum Besprechungsraum und nicht Konfitüre?“

Über die wahrscheinlich sehr unrühmliche Rolle, die das Job-Center während der Pandemie spielte und spielt, wird zu reden sein. Ich habe im März letzten Jahres selbst miterlebt, wie das Job-Center versucht hat, einen Bildungsträger zum Präsenzunterricht zu zwingen. In den letzten Tagen habe ich von mehreren Fällen erfahren, wo ALGII-Empfänger gezwungen wurden, weite Wege mit dem ÖPNV zurückzulegen, um bei Bildungsträgern an Online-Fortbildungen teilzunehmen, obwohl sie das genauso von Zuhause aus hätten tun können. Der Kontrollwahn dieser Behörde ist mittlerweile anscheinend gesundheitsschädlich.

Es wundert mich immer wieder, dass Menschen meinen, es gäbe Gemeinsamkeiten zwischen Empörungs-Portal Twitter und dem tatsächlichen gesellschaftlichen Diskurs. Wenn dem so wäre, hätten wir an jeder Straßenecke eine Prügelei.

Sollte noch jemand glauben, wir hätten hier bundes- statt bananenrepublikanische Zustände, muss ich ihm diese Illusion nehmen: Der CumEx-Steuer-Skandal kann wohl nicht oder nur unter extremen Schwierigkeiten aufgeklärt werden, weil jemand in ein Gesetz zur Elektro-Mobilität einen Passus reingemogelt hat, der das Informationsfreiheitsgesetz soweit aushebelt, dass die CumEx-Akten unter Verschluss gehalten können. Das ist seit einem Jahr bekannt, das Urteil hat immer noch Bestand und unsere Qualitätsmedien haben es immer noch nicht für nötig gehalten, das Thema aufzunehmen. Obwohl hier ganz offensichtlich auf Seiten der Legislative beträchtliche kriminelle Energie aufgewendet wurde.

 

 

Splitterbrötchen (DCCCXXVIII)

Wer intelligente Menschen über einen längeren Zeitraum wie kleine Kinder behandelt, verliert ihren Respekt.

Auch ein Baum kann mal die Schnauze voll haben.

Jetzt wird es offenbar: Ex-Assistenz-Trainer Flick hat diese ganzen Titel nur gewonnen, um uns arglosen Fans Sand in die Augen zu streuen und seine Erfolglosigkeit zu kaschieren.

Wir sind schon lange nicht mehr das moderne, effiziente Land, für das wir uns halten. Wir sind ein mutloser, in Scheindebatten verliebter Haufen, der allem Neuen grundsätzlich misstraut.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine selbstgeklöppelte klassische Rindsroulade an gefälligem Selleriepüree.

Und endlich ein neuer Beitrag für meine beliebte Serie: „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: Schneeglöckchen.

 

Splitterbrötchen (DCCCXXVII)

Die Frage der Woche: Darf man etwas essen, dass in der Lage ist, Emails zu verschicken?

Damit hat die Bahn mal Werbung gemacht. Man hat übrigens damals tatsächlich die Bahn genommen, wenn man bei zweifelhaftem Wetter pünktlich irgendwo ankommen musste.

Zwei kulinarische Wochenhöhepunkte: ein dahinimprovisiertes Mittagessen, in Gänseschmalz langsam gebratene, mit Knoblauch vollendete Bratkartoffeln, also Sarladaises ohne Petersilie. Die Petersilie hab ich nicht vermisst. Außerdem soll man ja Dickmacher weglassen.

Numero 2: Frutti di Mare aus der Trattoria Sicilia mit einem Fläschchen Malamatina aus dem Kühlschrank.

Filmidee: Ein Flugzeug voller linksliberaler Aktivisten stürzt auf dem Weg zu einem internationalen Kongress ab. Ein verrückter Wissenschaftler, der zufällig neben der Absturzstelle lebt, baut in seinem Labor aus den Leichenteilen ein Monster und erweckt es zum Leben. Das Monster kritisiert ihn in einem fort, Fordert ihn auf, seine Privilegien zu checken und will ihn zum Gendern zwingen. Entnervt wirft er das Monster raus, das sich auf den Weg ins benachbarte Dorf macht und dort den Einwohnern so lange auf den Zeiger geht, bis sie es mit Fackeln und Mistgabeln davon jagen. Dass Monster flüchtet zurück ins Schloss, die Dörfler zünden das Schloss an, Wissenschaftler und Monster kommen um und die Dorfbewohner feiern ihren Sieg. Arbeitstitel: „Wokenstein“

Große Sorge um Karl Lauterbach: Der Lockdown wird verlängert und er ist weder bei Maischberger noch bei Markus Lanz- Wurde er am Ende von Corona-Leugnern entführt und mit einer Überdosis Salzletten vergiftet, so dass er nun geistig verwirrt Lockerungen fordert?

Man soll ja grundsätzlich bargeldlos waschen. Geldwäsche ist verboten.

Wirklich, Fa. Groupon? „Zeig lokalen Anbietern deine Liebe zum Valentinstag“? Was wird meine Frau dazu sagen?

Die allgemeine Konzentration auf die Inzidenz-Zahlen finde ich fatal, „35 ist das neue 50“ geradezu idiotisch. Wir waren schon viel weiter runter als 35 und trotzdem fingen die Infektionen wieder an, exponentiell zu wachsen. Solange nicht analysiert wurde, was da schief gelaufen ist, und keine Maßnahmen getroffen wurden, um eine Wiederholung zu verhindern, können wir die Zahlen drücken, wie wir wollen, ohne die dritte Welle zu vermeiden.

Interessante Info aus einem Tagesspiegel-Interview mit Katja Langen-Müller: „Aufgefallen ist mir, dass die Friedhöfe jetzt übervölkert sind. Das illegale bis halb legale Leben hat sich dahin verlagert. Da werden Sixpacks Bier hingeschleppt, die Junkies haben sich dahin verkrümelt, auf Friedhöfen ist richtig was los! Mehr Lebende als Tote, die attraktivste Location im Moment.“

Splitterbrötchen (DCCCXXVI)

Hartnäckig bietet Fa. Groupon mir seit mehrere Tagen Gratis-Hundefutter an. Ich warte ungeduldig darauf, dass sie endlich versuchen, mir den dazugehörigen Hund anzudrehen.

Was nicht jeder weiß: Cleopatra war zeitlich weiter vom Bau der Pyramiden entfernt als vom Launch des iPhones.

Als die Kanzlerin am Dienstagabend ein Sonder-Interview übertragen ließ, wollte sie nur mal testen, ob wir noch aufpassen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine bei der Kaltmamsell aufgeschnappte Wirsing-Linsen-Lasagne nach diesem Rezept. Das war eine ganz wunderbare Deftigkeit. Was mich überrascht hat: Wie schön die Ricotta-Kruste aufgegangen ist, obwohl die Eiweiße nicht steifgeschlagen wurden.

Hätte nicht jemandem auffallen müssen, dass „Die Pfeifen nach Brüssel wegloben, wo sie keinen Schaden anrichten können.“ und „Europa stärken.“ zwei Strategien sind, die nicht ganz zueinander passen?

Der Lockdown hinterlässt Spuren. Selbst die größten Schweiger im erweiterten Bekanntenkreis wollen jetzt chatten.

„Gibt es eigentlich eine Bezeichnung für Blitzeis, das sich langsam aufbaut. So normal?“
„Glatteis?“
„Ja, genau, das. Danke.“

Im Tagesspiegel stand ein Interview mit Kulturmensch Peter Raue. Darin brachte er knapp und klar die Bedeutung der Kultur für seinen sinnvollen, geregelten Tagesablauf zum Ausdruck: „Es beginnt normalerweise ja eigentlich schon morgens, wenn ich aufstehe. Da weiß ich, heute Abend gehe ich in die Premiere oder ins Konzert. So gehe ich in den Tag hinein. Der Tag ist für mich spannungsgeladener, weil der Abend ins Haus steht.“

Wie gut das tut, abends etwas vorzuhaben, worauf man sich tagsüber freuen kann, haben wir diese Woche endlich mal wieder erfahren: wir hatten uns ein Ticket für eine via Zoom veranstaltete Show mit Salonzauberer Axel Hecklau geleistet, das war ein Riesenspaß. Und beinahe wie Theater.

Khedira verpflichten? Sensationelle Idee! Hertha BSC besinnt sich auf die Vereinstradition und bringt blitzsauber den legendären 83er Bohnhof-Move. Ich bin be-gei-stert!

In zwei Lanz-Talkshows hintereinander war Karl Lauterbach nicht unter den Gästen. Geht’s ihm nicht gut? Muss ich mir Sorgen machen?

Du erträgst keine abweichenden Meinungen, hast Probleme beim Herstellen eigentlich einfacher Zusammenhänge, definierst dich über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und hast eine Lunte so kurz wie ein Fliegen-Schnurrhaar? Dann hast du vermutlich einige tausend Follower auf Twitter.

Einen Vogel in Archäopteryx-Größe hat diese Woche der Tagesspiegel abgeschossen: „Janine Kunze ist der Beweis dafür, dass auch Frauen alte weiße Männer sein können.“

Christopher Plummer ist gestorben. Er war mitverantwortlich für eine schlimme kulturelle Traumatisierung meinerseits. In Star Trek VI hat er aber alles wieder gut gemacht.

Ein Politiker muss um Himmelswillen nicht „volksnah“ sein. Aber die maximale Distanz zum regierten Bürger einnehmen, das kann nicht gutgehen.

Interessante Frage: Kann man ein ganzes Volk retten? Vor einem Virus? Vor sich selbst? Ich habe Zweifel, dass das geht.

Folgen der Pandemie: Unser Chili- und Knoblauchverbrauch ist – wg. Kontaktbeschränkungen – exponentiell angestiegen. Das wird ein harter Entzug, wenn wir wieder unter Menschen dürfen. Aber Durchblutungsstörungen dürften auf Jahrzehnte hinaus kein Thema mehr sein.

Ich bin immer wieder sehr dankbar, wenn jemand mich nicht auffordert, ihm beim Einrennen offener Türen zuzusehen.

 

Splitterbrötchen (DCCCXXV)

Und wieder haben wir vom Drecks-Virus ein Stück Zivilisation zurückerobert: Die beste, geduldigste Gemahlin von allen hat mir die Haare geschnitten. Ich bin ein neuer Mensch!

Wenn jemand die aktuellen Einschränkungen (kein Shopping, kein Kino, kein Theater, keine Reisen, meistens Zuhause bleiben, keine Perspektive) als unzumutbar empfindet: Genau das mutet dieser Staat Menschen in Not zu. Man nennt es Hartz IV.

Was nicht jeder weiß: Die nordhessische Sensationsspezialität „Weckewerk4 kann „nach Bürgermeisterart“ zubereitet werden, d.h. bis zu starker Knusprigkeit gebraten (oder „angebrannt“ wie übersensible Nicht-Nordhessen sagen würden). Die Bezeichnung „Bürgermeisterart“ geht auf einen ehemaligen Oberbürgermeister Kassels zurück, der diese Zubereitungsart schätzte. Sein Name war Philipp Scheidemann.

Menschen in Gruppen einteilen, diese gegeneinander ausspielen und davon profitieren – das ist das typische Handlungsmuster der Antagonisten in Karl-May-Romanen. Lagerdenken ausnutzen ist heutzutage immer noch ein funktionierendes Geschäftsmodell. Es lesen zu wenig Menschen Karl May.

Wir Verbrecher gehen eben mit der Zeit.

Wenn jemand „den Staat“ oder „die Gesellschaft“ für etwas verantwortlich macht, muss er sich fragen lassen, ob er den Sachverhalt wirklich ganz zu Ende gedacht hat.

Ein Feinkost-Versand bescherte mir die Leseherausforderung der Woche: Porzellansenflöffel. Für norddeutsche Mitleser besonders schwer zu decodieren.

Der WDR will „Mord mit Aussicht“ mit neuen Hauptdarstellern fortsetzen. Ich habe Zweifel. Fremde in Hengasch, wie soll das gehen? Mann, Mann, Mann…

Im Wettbewerb „bester Käsebegleiter“ ist Quittenmarmelade nebst Quittengelee diese Woche knapp an Feigensenf vorbeigezogen. Bin gespannt, ob die Quitte5 diese Position halten kann.

Kathrin Passig hat den Satz „Je Türenknall, desto wiederkomm“ geprägt, der mich an einen der ersten Theaterkräche (von vielen) meines Lebens erinnert: „Ich gehe! Du lässt mir ja keine andere Wahl, ich gehe! Am ersten Probentag GEHE ICH!“ – „Bring mir eine Leberkäs-Semmel mit.“

Der kulinarische Wochenhöhepunkt stand schon kurz nach Erscheinen der letzten Splitterbrötchen auf dem Tisch: butterzarter, aromatischer Tafelspitz (Danke, Herr Benser!) mit Spinat und Meerrettichsauce.

Bei Maybritt Illner stimmten am Donnerstagabend der deutsche Wirtschaftsminister und der FDP-Vorsitzende Daniel-Cohn-Bendit mehrfach ausdrücklich zu und betonten, mit ihm vollkommen einer Meinung zu sein. Gottseidank hat mir das niemand in den 70er Jahren vorausgesagt. Ich hätte meine ganze Lebensplanung auf den Sieg einer sozialistischen Revolution ausgerichtet.

Sublimes Vergnügen: Bei einer Online-Weinprobe den Ton abstellen.

Heribert Prantl hat mit diesem Text sehr, sehr recht: Nur die Grundrechte sind alternativlos. 

So viele kreative Menschen sind doch eher produktiv.

Splitterbrötchen (DCCCXXIV)

Die Forderung, der Staat müsse Social Media kontrollieren, ist einigermaßen kühn. Wie sollen Politiker, die im Dezember 2020 allen Ernstes ein „Pilotprojekt“, Lehrer mit E-Mail-Adressen auszustatten gestartet haben, Facebook und Twitter kontrollieren? Da wird doch nicht getrommelt.

Unangenehme Nebenwirkung der Pandemie: Durch die Kontakteinschränkungen dauert das Einlatschen neuer Schuhe deutlich länger als gewohnt. So sad!

Jetzt hab ich’s amtlich vom Senat: Ich bin nicht systemrelevant. Alles andere hätte mich auch sehr überrascht.

Soso, in Aschaffenburg sind also Masken zurückgerufen worden, und keiner fragt nach! Das bedeutet doch, dass Bill Gates jetzt offenbar auch Masken mit G5-Chips ausstattet. Sonst könnte man sie ja nicht zurückrufen. Warum bin ich immer der einzige, dem so etwas auffällt?

Krisen meistert man nicht mit der Mentalität eines schwäbischen Sparvereins-Vorsitzenden. Piefige Kleinkariertheit gefährdet Menschenleben. Jeder halbwegs weltgewandte Zocker hätte gewusst, dass, wenn man gleich zeitig auf Schwarz und Rot setzt, die Chance, zu verlieren verschwindend gering ist und beim Impstoff-Ankauf entsprechend gehandelt. Es ist die gleiche volkswirtschaftlich extrem fragwürdige Idee von der „schwarzen Null“, mit der schon die Infrastruktur dieses Landes heruntergerockt worden ist.

Sucht jemand zufällig ein Thema für eine Magisterarbeit im Bereich Film? Wie wäre es mit „Die Essgewohnheiten des Rudi Birkenberger und ihre filmische Umsetzung“?

Ich verstehe nicht, warum Lars Stindl im defensiven Mittelfeld spielt und nicht ganz hinten in der Abwehr. Allein die Möglichkeit, eine Autobiographie mit dem Titel „Last Man Stindl“ veröffentlichen zu können…

Zum xten Male: Wer versucht, ihm unliebsame Meinungen zu unterdrücken, stärkt sie auf lange Sicht. Geschichtsbücher helfen sehr.

Rege Reisetätigkeit: Ich war in Neukölln, um beim Benser den kulinarischen Wochenhöhepunkt einzukaufen: seine göttliche Blutwurst mit den üblichen Verdächtigen als Beilage.

Der Benser ist ja nicht nur Blutwurst-Weltmeister. Der Benser ist einer der herausragenden Fleischer Berlins. Wenn man in diesem einmaligen Old-School-Laden war, lässt man automatisch den Discounter-Dreck wochenlang links liegen. Ich hab außer Blutwurst auch noch frische, grobe Bratwurst und einen Tafelspitz mitgenommen, sensationelle Qualität.

Trotzdem kam die Nummer 2 der kulinarischen Wochenrangliste aus der Gemüse-Ecke: Rosenkohl in Chilibutter, nach Petra Holzapfels Blumenkohl-Rezept. Boah, eyh. Das wird schwierig, Rosenkohl in Zukunft anders zuzubereiten.

Den unteren Einzug der Spülmaschine mit neuen Rollen ausgestattet und auf Vordermann gebracht, läuft! Dieser Lockdown ist der reinste Segen. Endlich kriegt man im Haushalt was gebacken!

Dieses Land hat die Monarchie immer noch nicht überwunden. Der Kaiser hielt seine Untertanen für dumm, faul und frech, und unsere Eliten folgen immer noch seinem Beispiel. Führung wird hierzulande immer noch gern mit Kontrolle verwechselt. Schade, eigentlich.

Der hochgeschätzte Facebook-Freund Tommy Tulip hat es auf den Punkt gebracht: „Mir geht es wie der Weimarer Republik: Meine Verfassung könnte besser sein.“

Und das mit den Mailadressen für Lehrer, das MUSS schiefgehen. Blinder Fortschrittsglaube! Das gleiche Debakel hatten wir schon mit dem pferdelosen Wagen.

 

 

Splitterbrötchen (DCCCXXIII)

Was nicht jeder weiß: Donald Trump ist der einzige Schauspieler aus „Kevin allein in New York“, gegen den zweimal ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet wurde.

Endlich ist die Situation bereinigt.

Der Tweet der Woche gelang Herr Kaltenbach6 vor mehr als einem halben Jahr7: „Aus Respekt und Selbstachtung sieze ich mich bereits seit mehr als zehn Jahren und habe damit durchweg positive Erfahrungen gemacht. Selbstgespräche verlaufen meist sehr diszipliniert und man bleibt professionell distanziert, auch und gerade in schwierigen Situationen.“

Immer, wenn Saurons Döpfners Springer-Horden mit einer Kampagne scheitern, freu ich mich wie ein kleines Kind.

Im dritten Anlauf hab ich’s unfallfrei lesen können: Startelfeinsatz.

Was mich im Superwahljahr wundert: dass m. W. noch keine Partei und kein Politiker die Ausweitung und bessere Finanzierung des Gesundheitswesens zum Programm gemacht hat. Geld für die Gesundheit kommt beim Wähler an. Das Brexit-Referendum war u.a. deshalb erfolgreich, weil man den Wählern vorlog, man würde durch den Austritt Milliarden sparen, die man dann ins Gesundheitswesen stecken würde.

Ich bin so alt, mir wurden noch „Heftchen“ verboten und keine Comics.

Diese Woche hatte zwei kulinarische Höhepunkte: Einmal ein Blumenkohl in Chilibutter, den ich spontan nach einem Rezept von Petra Holzapfel nachkochte, der obwohl ganz ausverschämt lecker …

… nur den zweiten Rang erreichte. Den ersten musste er der besten, geduldigsten Gemahlin von alle überlassen, die bei einem ihrer seltenen Gastspiele in der Küche mit einem toskanischen „Peposo“ triumphierte.

Immer öfter bekomme ich Werbung für irgendwelchen Schreibkram in den Browser gespült, die Stockphotos mit Schreibmaschinen benutzt, vermutlich um mit irgendeinem nostalgischen Touch zu punkten. Diese Art der Werbung ist abschreckend. Wer sich nach Schreibmaschinen zurücksehnt, ist total irre.

Was auch nicht jeder weiß: Dummköpfe erkennt man daran, dass sie ihre Nasenlöcher zeigen.