Splitterbrötchen (DCXXXVI)

Natürlich ist das brandgefährlich, wenn der Vorsitzende der Jungsozialisten mal laut über sozialistische Ideen nachdenkt. Damit ist die SPD nicht mehr wählbar, meint der Betriebsratsvorsitzende von BMW. Schon klar. Logisch. Wehret den Anfängen! Ich versuche mich nur gerade zu erinnern, wann das letzte Mal eine Idee der Jungsozialisten von einer an der Regierung beteiligten SPD übernommen und umgesetzt wurde… Und welche das war… ich hab’s gleich…

Vor 30 Jahren hatte „Rotes Koma“ Premiere, ein Musical, für das ich das Libretto geschrieben habe. Das Stück begann in einem Off-Theater, in dem der Theaterleiter die Applausordnung durchpeitschen wollte, obwohl niemand mehr im Zuschauerraum saß. Dabei offenbarte ihm sein Inspizient, dass er an einer theaterwissenschaftlichen Magisterarbeit mit dem Titel „Theater unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ arbeite. Ja, war ganz komisch. Damals. Diese Woche nun las ich im Tagesspiegel ein Interview mit Regie-Gigant Ersan Mondtag, der sich darüber beschwert, dass seine zum Theatertreffen eingeladene Inszenierung nach wenigen Vorstellungen wg. Zuschauermangel abgesetzt worden ist: „Zu vielen Stücken anderer Regisseure kommen auch keine Zuschauer, die bleiben richtigerweise trotzdem im Repertoire. Wo kommen wir hin, wenn wir Inszenierungen absetzen, weil die Zuschauerzahlen niedrig sind?“
Kannste dir nicht ausdenken, sowas. Doch, man konnte es sich ja ausdenken. Aber dass es mal wahr wird…

Der Tweet der Woche.

Es haben ja heutzutage alle Ahnung. Und genau das ist das Problem.

5 Tage lang waren wir an der Ostsee, gewohnt haben wir in Świnoujście. Da hat es uns sehr gefallen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt: Frisch gebratener Hering. Wunderbar, eine ganz große Delikatesse. Würde ich ja öfters selber machen, wenn die Küche nach dem Braten nicht dermaßen nach Hafenlokal riechen würde, trotz auf Volllast laufendem Dunstabzug.

Kultureller Wochenhöhepunkt war eine montägliche „Inspektor Barnaby“-Folge auf ZDFneo, in der ein überambitionierter Regisseur versuchte, mit einem angetrunkenen Kameramann Hitchcock-Einstellungen nachzustellen. Groß!

Nochmal zum Genossen Kühnert, Die Genossen Brandt und Schmidt wären zutiefst dankbar, wenn sie sich damals nur mit einem wie Kühnert hätten rumschlagen müssen. Die hatten mit dem Genossen Johano Strasser zu tun, das war ein ganz anderes Kaliber. Stamokap, rememberdeng?

Splitterbrötchen (DCXXXV)

Früher kamen ja süddeutsche Bürgermeister, die versuchten, anderen Menschen ihr kleinbürgerliches Weltbild aufzuoktroyieren, nur als Witzfiguren in Volkstheater-Stücken vor.

Ideenreiche Hamburger: Ziehen sich ihr Bierchen durch die Nase rein, als wär’S ’ne Linie Koks.

Der Tagesspiegel veröffentlichte diese Woche eine sehr lesenswerte Reportage über einen angeblich renitenten Mieter, der sich weigert, seine Wohnung zu verlassen. Derart kriminelles, von öffentlichen Stellen geduldetes Vorgehen von Vermietern gegen ihnen lästige Mieter hat in Berlin leider eine sehr ungute Tradition. Ich habe in meinen drei ersten Berlin-Jahren in der Skalitzer Str. 32 gewohnt, genau gegenüber einem einzeln in einer großen Brache stehenden Mietshaus. Dort weigerten sich die Mieter ebenfalls, auszuziehen, und der Vermieter schreckte vor nichts zurück, um sie zu vertreiben. Der Höhepunkt war erreicht, als ich eines Morgens durch Lärm und eine eigentümliche Knallerei aufwachte, die sich nach Schüssen anhörte. Es waren Schüsse. Auf der abgesperrten Straße standen mehrere Fahrzeuge des amerikanischen Militärs, ein Trupp Soldaten sprang gerade von einem Mannschaftswagen und enterte mit gezückten Waffen das alleinstehende Mietshaus. Der Vermieter hatte das Haus den Amerikanern zur Verfügung gestellt, damit die dort Häuserkampf trainieren konnten. Dass noch Menschen in dem Haus wohnte hatte er „vergessen“, den Militärs mitzuteilen.

Am Dienstagabend sagte ich beim Abendessen spontan etwas, was vermutlich gleichzeitig schlau und lustig war, denn die beste, geduldigste Gemahlin von allen sagte sofort: „Merk dir das für die Splitterbrötchen!“ Natürlich hatte ich es Im Bruchteil einer Sekunde vergessen.

Ich seh es kommen: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand Seminare für „digitale Manschlichkeit“ anbietet. Ach nee, gibt’s ja schon.

Meine Rede seit bald 60 Jahren: Man braucht genug Grundplatten, wenn man beim Lego den dicken Larry machen will.

Wer die eigene Ignoranz wie ein Banner vor sich her trägt, glaubt auch, dass der Satz „Ich kann dich gut verstehen…“ grundsätzlich Zustimmung signalisiert.

Ich möchte das Ableben von Schauspiel-Gigant Ken Kercheval zum Anlass nehmen, an die letzte (Doppel-)Folge von „Dallas“ zu erinnern, m. E. dem unterschätztesten Serienschluss aller Zeiten. J.R. steht vor den Trümmern von Ewing Oil und denkt, dass alles sinnlos war, was er in seinem Leben angestellt hat. Da erscheint ihm der Leibhaftige (von Joel Grey gespielt, von wem sonst?) und führt ihm in einer grandiosen Anti-These zu Capras widerlicher Schmalzorgie „It’s a Wonderful Life“ vor, wie die Welt ohne J.R. Ewing ausgesehen hätte: Sue Ellen glücklich, Bobby on Top of the World usw. J.R. ist nicht überzeugt. Aber dann muss er sehen, dass Cliff Barnes, diese unerträgliche Natter, die ständig chinesisches Essen aus Pappkartons in sich hineinstopfte, anstatt im „Club der Ölbarone“ stilvoll zu speisen, es ohne seine Intrigen bis zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gebracht hätte. Und dann wird J.R. Zeuge, wie Barnes den Anruf bekommt, dass der Präsident den Löffel abgegeben hat und der Präsident der USA ab sofort Cliff Barnes heißen wird. Und J.R. erkennt, dass all seine Niedertracht letztlich einem höheren Ziel gedient hat: Leute wie Barnes zu verhindern. Groß. Einfach nur groß.

Warum gibt es eigentlich in Lokalen keine „Hippie Hour“, in der gealterten Anhängern einer drogennahen Alternativkultur attraktive Preisnachlässe gewährt werden?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt: Gegrillter Spießbraten mit ganz fantastischer Kruste im „Franziskaner“ in Hamburg.

Älter werden ist ein ständiger Spagat zwischen permanentem Dejá vu und dem anderen… dem genauen Gegenteil… ich hab’s gleich…

Splitterbrötchen (DCXXXIV)

Das Internet holt verlässlich das Beste und das Übelste aus den Menschen heraus. Bei Katastrophen wird das besonders deutlich.

Menschen, die politisch anders denken, können in der Sache durchaus recht haben. Warum das mittlerweile so schwer aushaltbar ist, entgeht mir.

Ich hatte in den letzten Wochen mal wieder vermehrt mit Fa. Vodafone zu tun und habe mehrere Male recht angeregt mit der Hotline plaudern müssen. Meine Einschätzung ist die gleiche wie vor ein paar Jahren: Eins von Vodafones Geschäftsmodellen besteht darin, den eigenen Kunden kostenpflichtige Fallen zu stellen, in der Hoffnung, dass sie nichtsahnend reintappen. Und wenn der Kunde dann in der Falle sitzt, berechnet man ihm für die Freilassung die Gebühren aus dem Kleingedruckten. Diese Vorgehensweise hat m. E. seit Jahren System.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt: Spargel, natürlich. Mit Kalbsschnitzel und Champignonrahmsauce.

Aldi ist jetzt der „vegan-freundlichste Discounter“. Demzufolge bin ich, da ich da trotzdem noch einkaufe, der „Marketingdumpfbacken-freundlichste Kunde“. Win-Win-Situation! Endgeil!

Ein Mann telefoniert mit der Vodafone-Hotline. Während des Gesprächs erscheint ihm plötzlich eine Fee. „Guter Mann“, sagt sie, „du wurdest auserwählt. Du hast einen Wunsch frei. Du kannst dir wünschen, was du willst.“ – „Nun“, sagt der Mann, „ich bin von Autobahnen fasziniert. Ich wünsche mir eine Autobahn von Europa nach den USA, von Paris nach New York, quer über den Atlantik.“ – „Guter Mann“, antwortet die Fee, „geht’s auch eine Nummer kleiner? Wir Feen können zwar so einiges, aber ein solches Wunder… Wünsch dir bitte etwas anderes.“ – „Okay“, sagt der Mann und schaut auf den Telefonhörer, aus dem die Wartemusik der Vodafone-Hotline scheppert. „Vielleicht kannst du mir mit Vodafone helfen, die schaffen es nicht, meine alte Telefonnummer auf meinen neuen Anschluss zu portieren…“ – „Reden wir nochmal über diese Autobahn. Zweispurig oder vierspurig?“

Wer anderen Leuten vorschreiben möchte, wie sie ihr Geld auszugeben haben, muss logischerweise auch die Entscheidungshoheit über seine Puseratzen aufgeben. Nicht schön, nicht wahr?

Woran dachte ich, als ich das erste Mal „in echt“ vor Notre Dame stand? Selbstverständlich an „Vidocq“1, eine geniale TV-Serie, die 1970 sonntagnachmittags gesendet wurde2: düster, gefährlich, mordsspannend. Ein paar Folgen findet man noch in der französischen OV auf youtube.

  1. Nein, nicht „Die Abenteuer des Monsieur Vidocq“, dieser weichgespülte Quatsch lief ein paar Jahre später.
  2. und immer wieder Notre Dame ins Bild brachte

Splitterbrötchen (DCXXXIII)

Wenn wir nicht mehr die grundsätzliche Bereitschaft aufbringen wollen, Werk und Künstler zu trennen, können wir unsere Museen gleich komplett dicht machen. Oder können Sie hundertprozentig sicher sein, dass der Prä-Raffaelit, dessen Bild Sie gerade bewundern, sich jederzeit moralisch und politisch korrekt verhalten hat?

Der Tweet der Woche stammt von Just Sally: „I waved to a man because I thought he waved at me. Apparently he waved to an other woman. So to get out of the awkward situation I kept my hand up and a taxi pulled over and drove me to the airport. I am now in Poland starting a new life.“

Ich musste diese Woche wieder an Herrn Desmarets denken, meinen Deutschlehrer in der Mittelstufe. Der brachte eines Tages Brechts Kurzgeschichte „Der verwundete Sokrates“ mit in den Unterricht, lies sie uns lesen und sagte „Herrschaften, jeder Satz in dieser Geschichte ist ein Witz. Lasst uns herausfinden, wo in jeden Satz der Witz liegt.“ Und dann analysierte er mit uns wochenlang diese Geschichte und ließ uns in jedem Satz die Pointe suchen. Für mich waren diese Unterrichtsstunden ein Riesenspaß und letztlich einer der Gamechanger meines Lebens, in mir wurde die Begeisterung für Literatur geweckt und ich wollte sowas mal selber können, in jedem Satz eines Textes einen Witz machen. Auch meine Mitschüler haben diese Unterrichtsstunden nicht vergessen: Für sie war es eine der größten Quälereien ihrer Schulzeit.

Sock it to me!

Bei Facebook wurde ich darauf hingewiesen, dass das Wort „Nudelauflauf“ zweimal das Wort „Lauf“ enthält. Werde es niemals wieder normal lesen können und daher zukünftig „Lasagne“ sagen.

Im Internet las die beste, geduldigste Gemahlin von allen, dass man plant, in unserem bevorzugten Urlaubsort eine „pulsierende Flaniermeile“ einzurichten. Da muss ein Irrtum vorliegen. In Podersdorf pulsiert nichts. Vermutlich hat irgendein Online-Depp sich verhört, und es sind irgendwelche Schnitzel-Wochen mit einer Paniermeile geplant.

Fantastische BILD-Headline löst grauenhaftes Kopf-Kino aus: „Cordalis und Katzenberger: Streit um Schamhaare und Shampoo eskaliert“

Überlebenswichtige Information für Exil-Nordhessen: Fa. Weinmichel verkauft am Bayerischen Platz Ahle Worscht. Quelle ist Ross aus Melsungen. Das ist exzellente Ware, auch wenn sie m. E. nicht ganz an die Produkte meines derzeitigen Favoriten, Strube aus Waldkappel, heranreicht.

Geschäftsidee der Woche: Eröffnung eines serbo-französischen Restaurants namens „Chez Vap Chichi“.

Splitterbrötchen (DCXXXII)

Alle Jugendliche sind doof und manipulierbar. Wenn Greta Thunberg sie manipuliert, ist das okay, wenn die Bundeswehr das tut, dann nicht. Wie schön, dass die Welt so einfach ist!

Der Unfug der Woche: Wie sollen denn bitteschön Leitern einen Platten bekommen?

Es gibt keine „gemäßigten“ AfD-Politiker. Wer bei diesem Haufen mitmischt, weiß, mit wem er sich einlässt und möchte dazugehören.

Das Theater selbst schreibt die besten Dramen: Mehr Intrige und Königsmord geht nicht.

Jackie Chan wird heute 65. Der Mann wird sträflich unterschätzt, als Filmemacher, als Komiker, als Schauspieler.

Crosby, Stills & Nash zeigen den Beatles, wie Harmonie-Gesang geht.

 

Splitterbrötchen (DCXXXI)

Menschen dürfen grundsätzlich Dinge tun, die anderen Menschen nicht in den Kram passen. Das nennt sich Freiheit.

Ein Vorgang, der die AfD perfekt zusammenfasst: In Berlin hat eine Privatschule das Kind eines AfD-Politikers abgelehnt. Zusammen mit 109 anderen Kindern, es hatte 140 Bewerber für 30 Plätze gegeben. Der AfD-Mann ist der einzige, der wegen einer angeblichen Diskriminierung rumheult. Mehr „mimimi“ geht nicht. Die AfD ist eine Partei für narzistische Luschen und Weicheier.

Unfotografierter kulinarischer Wochenhöhepunkt: Ein butterzart geschmorter Braten aus der Rinderschaufel, von meinem Lieblingskoch Dieter K. bei sich Zuhause für uns zubereitet. Ein Gedicht. Hier der Runner-Up, köstlich zarte, sahnige Nierchen im Marjellchen.

Meine Bereitschaft, mich mit TV-Serien auseinanderzusetzen, sinkt zusehends. Dieser Serienkram ist ja meist sehr spannend und sehr gut gemacht, kostet mir aber zuviel Zeit, die ich lieber kommunikativ oder mit Lesen verbringe. Die beste Serie wird für mich immer aus Kapiteln eines Buchs bestehen.

Apropos Buch: Wem meine knappen Empfehlungen für Gabriele Tergits Jahrhundertbuch „Effingers“ nicht ausreichen, kann sich diese ausgezeichnete, sehr treffende Rezension in der Süddeutschen zu Gemüte führen.

Breloers Brecht-Zweiteiler ließ mich etwas ratlos zurück. Sonst hat sich Breloer seinen zu biographierenden Figuren ja immer mit demystifizierender Absicht genähert, hier war das eher umgekehrt. Was neues über Brecht hab ich eigentlich nicht erfahren. Schade.

Und diesen ganzen epischen V-Effekt-Kram halte ich immer noch lediglich für ein Gimmick eines eitlen Regisseurs. Wenn man sehr gute Schauspieler in ihren darstellerischen Mitteln beschneidet, stürzen sie sich halt auf das, was ihnen bleibt und werden in diesem Minimalismus herausragende Leistungen bringen. Wenn man das gleiche mit mittelmäßigen Schauspielern versucht, kommt schlechtes Theater dabei heraus, mehr nicht.

Man kann nicht die Freiheit des Individuums postulieren und  gleichzeitig versuchen, diese Freiheit in Grund und Boden zu regulieren.

 

Splitterbrötchen (DCXXX)

Im nächsten Bond-FIlm wird 007 einen Aston Martin mit Elektromotor fahren. GretaThunberg ist schlimmer als Blofeld.

Eine halbe Stunde habe ich vor diesem Schild gewartet, aber der Flur hat sich keinen Millimeter bewegt.

Die Headline der Woche schuf die BILD: „Büchner-Ex Jenny: Läuft da was mit Hüpfburg-Dennis?“

Zufällig zappte ich in eine Sendung namens „Großstadtrevier“. Das war so etwas wie „Achtung, Kontrolle!“, nur mit Schauspielern statt echten Polizisten. Wie verrückt ist das denn?

Gestern lag der Tagesspiegel mit diesem gelben Aufkleber im Briefkasten. Tja, Maltester Hilfsdienst, ältere Menschen, die man nicht kennt, mit „Oma“ oder „Opa“ anzusprechen, ist ein ebenso großes No-Go wie Werbung mit dem Enkeltrick. Rat mal, um welche Hilfsorganisation ich jetzt ein paar Jahre lang einen Riesenbogen mache.

Ich möchte noch einmal auf den wunderbaren Familienroman „Effingers“ von Gabriele Tergit zurückkommen, den ich vor ein paar Wochen empfohlen habe. Es bricht mir das Leser-Herz, aber es sieht so aus, als wäre den „Effingers“ das gleiche Schicksal wie bei ihrer Erst-Veröffentlichung beschieden, nämlich vom lesenden Publikum ignoriert zu werden. Bei amazon dümpelt das Buch auf einem Verkaufsrang jenseits der 1.000 herum, die einzige Leser-Renzension sind ein paar Zeilen, die ich mir abgekrampft habe. Leute, ihr begeht einen furchtbaren Fehler, wenn ihr dieses Buch nicht lest! Ihr verpasst ein grandioses Lesevergnügen, eine spannende, ergreifende, komische und todtraurige Familiengeschichte voller Ironie und Sarkasmus, reichlich gespickt mit bitteren Wahrheiten! Leute, lest „Effingers“!

Kulinarischer Wochenhhöhepunkt war ein rustikales 4-Gang-Menü (Groupon) bei Pino in der Rheingaustraße. Primo Piatto war Pasta mit Tomaten und Kapern, sehr gut.

Spießbürger haben Schwierigkeiten, Menschen zu ertragen, die keine Spießbürger sind. Man erkennt sie daher unfehlbar u. a. daran, dass sie versuchen, Jugendlichen vorzuschreiben, wie sie denken und sich benehmen sollen.

Splitterbrötchen (DCXXIX)

Dem Vernehmen nach ist Jorge González in Wirklichkeit ein in Emmendingen geborener Lehrer für Deutsch und Erdkunde, der kein Wort spanisch spricht und bei RTL ohne Bezahlung seinen Traum von der Schauspielerei lebt.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt ist diesmal eine fotografische Mogelpackung. Die abgebildete, ausgezeichnete Linsensuppe mit KReukümmel, Knoblauch und chön charfer Chroizo aus dem Steglitzer Hoppegartem war nämlich nur der Runner-Up. Unangefochtener Sieger war mein derzeitiges Lieblings-Soulfood, Filetto Gorgonzola im Mare Monte. Dieses Gericht ist aber leider unfotografierbar. Nehme ich es auf, wie es vor mich hingestellt wird, sieht man lediglich einen undefinierbaren Klops unter weißer Sauce. Schneide ich es aber an, vergesse ich mich und esse das wunderbar medium rare gebratene Filet und die Gorgonzolasauce ratzfatz auf, bevor ich mich daran erinnere, dass ich das Gericht ja eigentlich fotografieren wollte.

Jede Jugend trifft auf die gleichen, bornierten alten Säcke, die das Zuhören verlernt haben. Die scheinen unsterblich zu sein.

Welcher merkbefreite Marketing-Idiot kommt auf die Idee, einen Glasreiniger „Denk mit“ zu nennen. Oder soll das eine Anregung sein, die Mutter aller Verschwörungstheorien entwickeln? „Mein Gott, wer hätte denn gedacht, das ausgerechnet der Glasreiniger übernehmen würde?“

Warum müssen Milch und Kartoffeln eigentlich grundsätzlich mit einem besserwisserischen Geräusch überkochen?

Seit ich diese Woche auf meinem Handy einen neuen Klingelton eingestellt habe, werde ich signifikant öfters angerufen. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Und heute ist St. Patrick’s Day. Man könnte ja zur Abwechslung mal eine Piano Bar aufsuchen.

Splitterbrötchen (DCXXVIII)

Butte aux Cailles ist immer noch ein ganz traumhafter Ort.

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich während meiner Schulzeit die meiste Zeit die Ohren auf Durchzug geschaltet. Aufgepasst und mitgemacht habe ich nur in den Fächern, die mich interessierten (Deutsch, Englisch, Gemeinschaftskunde) und vor Klassenarbeiten hab ich mal in die anderen Fächer reingehört, um zu erfahren, was drankommen könnte. Ich schätze, in 80 Prozent der Zeit war ich nur körperlich im Klassenzimmer anwesend. Wäre ich während meiner 13 Jahre an Grundschule und Gymnasium freitags nicht zur Schule gegangen, hätte das am Endergebnis vermutlich nix geändert. Warum regen sich die Leute so auf?

“Effingers“ von Gabriele Tergit gelesen. Um Himmelswillen, das ist ein Jahrhundert-Buch und DER Berlin-Roman schlechthin. Dass dieses fantastische Buch, dieser Sternenkreuzer des Familienromans, diese atemberaubende, vergnügliche, erschütternde Lehrstunde in Zeit-Geschichte noch nicht zum literarischen Kanon gehört, ist eine Schande. Leute, lest „Effingers“!

Italien hin, Italien her, die französische Küche ist und bleibt für mich das Non-plus-Ultra.

Zum hundertfünfzigstem Male: Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem Sprache erfolgreich von oben dekretiert wurde. Warum denkt immer mal wieder jemand, dass es diesmal klappen könnte?

Splitterbrötchen (DCXXVII)

Der Frühstückslacher des Jahres: Ich las Brötchen kauend die Tageszeitung auf dem iPad, als die Frage nach den Öffnungszeiten von Karstadt in der Schloßstr. auftauchte. Ich fragte Siri, bekam Antwort und dann fragte die beste, geduldigste Gemahlin von allen: „Ist eigentlich Alexa besser oder Siri?“ Worauf Alexa sich mit den Worten „Ich möchte mich über meine Konkurrentinnen nicht äußern!“ ins Gespräch einschaltete.

Wenn schlechte Witze nicht mehr unter die Kunst- und Meinungsfreiheit fallen, haben wir ein Problem, das nicht mehr in den Griff zu kriegen sein wird.

Mit Schneeflocken kann man keine Kunstwerke von Dauer schaffen.

Die Headline der Woche stammt aus dem „Buchreport“: „Sind die fetten Jahre des Reisebuchs vorbei?“ Nur um Haaresbreite weniger originell: SpOn mit „Mops Edda hätte nicht gepfändet werden dürfen“.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt: Räucherlachs mit Basilikum und Orange von der Fischtheke im HIT-Ullrich. Sensationell.

Die Woche im Homeoffice nutzte ich zu einer Testreihe, um die optimale Tee-Zubereitung herauszufinden bzw. zu bestätigen. Das Resultat war das erwartete: die 2-Kannen-Methode mit vorgewärmter Teekanne liefert den mit Abstand am besten schmeckenden Tee. Allerdings war ich ziemlich verblüfft, dass der Tee aus dem starren Tee-Filter so deutlich schlechter schmeckte.

Bei einer Facebook-Freundschaftsanfrage wurde ich gefragt, ob ich der „Fresspapst aus Eschwege“ sei. Ich glaube, ich nähere mich langsam meinem Markenkern.

„Du magst offenbar italienisch“ meint Google Maps und empfiehlt mir ein Restaurant namens Antica Toscana. In Rusovce, Slowakei. Ohne das Internet wäre ich hilflos.