Diese Woche haben wir wieder mal bestätigt bekommen, dass man Führungspersönlichkeit werden und gleichzeitig schwere soziale Defizite haben kann. Was ich (noch?) nicht verstehe: Muss man diese soziale Inkompetenz irgendwie kompensieren oder ist es am Ende gar hilfreich, Menschen schlecht zu behandeln, wenn man Oberpropeller werden will?
Vollkommen abseitig, was manche Leute in den Schweinsteiger-Transfer hineingeheimnissen: Der Mann war 17 Jahre beim FCB, hat dort ALLES gewonnen, was es im Fußball zu gewinnen gibt und will zum Karriereende nochmal zu einem absoluten Top-Club ins Ausland. Und der Verein legt einem derart verdienten Spieler keine Steine in den Weg. Mehr ist nun wirklich nicht.
Manchmal weiß ich nicht, wo ich mit dem Wundern anfangen soll: Bei der Tatsache, dass SpOn tatsächlich eine Anleitung veröffentlicht, wie man einen Purzelbaum schlägt? Bei der Einordnung unter „Nahrung“, wie die URL suggeriert? Oder bei den Kommentaren, wo… ach nein, da wundere ich mich schon nicht mehr.
Um die Kirche im Dorf zu lassen: Ich fand Frau Merkels Reaktion dem Flüchtlingsmädchen gegenüber nicht schlimm. Das war unbeholfen. Schlimm ist Frau Merkels Nicht-Politik, was die Flüchtlingsfrage anbelangt.
Kulinarisches Wochenhighlight: Unglaublich gute Kalamaria beim Griechen gegenüber.
Mein Wort der Woche: Bügelbeule. Zum ersten Mal gehört. Ganz fantastisch.
Gastronomischer Wochenhöhepunkt: Ein Essen im Mare Monti mit der geduldigsten, besten Gemahlin von allen, wo neben Oktopus-Carpaccio und Pizza Napoli dieses fantastische Entrecote mit Pfifferlingen serviert wurden. Wunderbar saftig medium rare gebraten, herrlich zart… himmlisch.
Auf Platz zwo landete das „Bistro Angerburg„, ab sofort DIE Referenz für Bouletten und Bratkartoffeln in Berlin, Bandenburg und dem Rest der Welt.
Falls es jemand interessiert: Die 13s1 hatte letztes Wochenende ein sehr schönes, gut gelauntes Klassentreffen. Warum die Angestellten unseres Tagungslokals (die „Struth“) jedoch bereits um halb zwölf begannen, auf unseren Aufbruch zu drängen, bleibt deren Geheimnis. Vermutlich sind formidable Umsätze in der Struth nicht mehr gern gesehen.
Thema Sparen: Wenn es einem Unternehmen oder einem Land gut geht, ist Sparen ein sehr probates Mittel. man kann die Kosten senken und Dinge preiswerter anbieten als die Konkurrenz. Wenn aber alle sparen, verpufft dieser Effekt natürlich. Dazu passt, das wirtschaftliche Depressionen m. W. noch nie durch Sparen überwunden wurden., sondern durch das Gegenteil.
Diese Splitterbrötchen erscheinen automatisiert. Am Sonntag bin ich noch in der kalten nordhessischen Heimat. Johannisfest. Klassentreffen. 40jähriges Abitur-Jubiläum. Drückt mir die Daumen, dass ich’s überstehe.
Thema Johannisfest: Ich habe als Kind und als Jugendlicher die Festumzüge, an denen ich teilnehmen und mich zum Affen machen musste, gehasst wie die Pest. Trotzdem käme ich nie auf den Gedanken, die Abschaffung des Johannisfests zu fordern. Warum sollten nachfolgende Generationen weniger leiden als ich?
Ich kann mich nicht an die Nonchalance gewöhnen, mit der die neoliberalen Arschlöcher das Elend in Kauf nehmen, das ihr Handeln auslöst. Karrieren in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Politik stehen wohl nur noch komplett empathiefreien Personen offen.
Kulinarischer Höhepunkt der Woche wird die erste nordhessische Bratwurst sein, die ich Freitagnachmittag zusammen mit einem Eschweger Bier unmittelbar nach Ankunt inhalieren werden. Natürlich bei Wagner in der Luisenstr.
Als ich von Helmut Lohners Tod erfuhr, fielen mir sofort zwei Fernsehfilme mit ihm in der Titelrolle ein, beides Verfilmungen von Theaterstücken. Â Zum einen „Don Juan und die Liebe zur Geometrie“, das war – zumindest damals (60er) – höchst komisch. Und „Liliom“, Anfang der Siebziger. Das hat mich umgehauen. Es ist Quatsch, Schauspieler miteinander zu vergleichen, aber einen besseren Liliom als Lohner? Nee. Nie gesehen.
Und wieder sind mir nur Sachen von vor vierzig Jahren eingefallen. Grauenhaft.
Per Mail erhalten: „Henry Kissinger once asked Chou En-Lai to theorize on what might have happened if Nikita Khrushchev had been assassinated instead of John F.Kennedy. After a moment’s thought, Chou En-Lai answered: ‚I don’t believe Mr. Onassis would have married Mrs. Khrushchev.'“ Sehr gelacht.
Aus einem Interview mit Harald Schmidt: „“Das Licht am Ende des Tunnels sind nur die Lichter der entgegenkommenden Lok.“
Das kulinarische Highlight der Woche kam unmittelbar nach Veröffentlichung der letzten Splitterbrötchen: Gegrillte Kalmare im Mare Monte. Die haben die Küchenleistung mächtig aufgebohrt. Auf den unfotografierten Plätzen 2 und 3: aus einer Augenblickslaune zusammengezimmertes Beefsteak à la Meyer (also Riesen-Boulette mit Spiegelei, plus im Bratfett geschwenktes Mischgemüse vom Vortag) und ein Stück getoastetes Graubrot mit geschmolzenem Rindermark und grobem Salz.
Mit dem Claim der Woche erfreute Fa. Balli an der Kaiser-Eiche: „Jeder Burger ist auch als Menü erhältlich.“ So wird es einfach und klar.
Ärger über die Arroganz der Queen, die bei ihrem Berlin-Besuch wieder den Dürer-Kiez ausgespart hat. Prince Philip hätte einen dermaßenen Spaß gehabt, die Cranachstraße rauf und runter zu gehen, seltsames Zeugs zu erzählen und die Leute zu beleidigen. Und auch für einen Besuch der Dürerstuben war sich die Dame zu fein. Statt preiswertem, schmackhaften Back-Pangasius mit Kartoffelsalat musste es mal wieder Staatsbankett sein. Typisch. Die Windsors können nicht aus ihrer Haut.
Unnachahmlich: die Haltung, mit der Steed die Rückkehr Mrs. Peels zu ihrem Mann hingenommen hat.
Das wirklich Irritierende an einer der unsinnigsten Debatten der letzten Jahre: Dass Menschen die Bundesjugendspiele so ernst nehmen, dass sie sie abschaffen wollen.
Seit die Briefzusteller streiken, erhalten wir mehr Post und dies früher am Tage. So langsam frage ich mich, ob bei der Post wirklich alle wissen, wie Streik funktioniert.
Die Dumpfschnöseligkeit der Woche glückte CDU-Generalsekretär Tauber, der meinte, nicht zu wählen  könne „ja auch Ausdruck von Zufriedenheit mit der Regierung sein“.
Wolfgang Jeschke ist gestorben. Die Reihe der von ihm herausgegebenen SF-Bücher, die ich gelesen verschlungen hab, dürfte mehrere Meter lang sein.
Und mit Christopher Lee ist eine der beeindruckendsten Stimmen verstummt, die je aus einem Kino-Lautsprecher rausbollerte. Wer mit einem Verfechter der Synchronisierung von Filmen diskutiert, muss ihm nur diesen Clip vorspielen, um ihm sofort alle Argumente zu rauben.
Etwas zu machen tut meist lange nicht so weh wie es hinterher aufzuschreiben.
Guilty Pleasure of The Week: Steak-Sandwich mit Remoulade, Senf, gebratenen Spargel-Resten und aufgewärmter Hollandaise. War sehr gut, benötigte zum Essen jedoch eine halbe Küchenrolle.
Durchknallende Maestros im Intrigantenstadl: Die von amazon produzierte Serie „Mozart in the Jungle“ ist trotz wegen ihres Muts zum Klischee höchst unterhaltsam. Ebenfalls von amazon produziert und demnächst in Serie gehend: „The Man in the High Castle“ nach einem der besten Romane von Philip K. Dick. Die äußerst vielversprechende Pilotfolge kann man auf englisch bei youtube angucken.
Ist es nicht ganz erstaunlich, wie diese Digital-Neckermanns aus dem Stand solche Extra-Klasse-Serien hinkriegen? Und welcher Themen (klassischer Musikbetrieb, dystopische Polit-SF) sie sich annehmen? Und dann gucken wir mal, was unsere Öffentlich-Rechtlichen mit ihrer Jahrzehnte langen Erfahrung… nee, besser nicht.
Wenn die Grenze zwischen Dummheit und Chuzpe zu verschwimmen beginnt, wird’s kritisch.
Schwerste Wehmuts-Attacken anlässlich des Todes von Pierre Brice. Merkwürdigerweise Logischerweise fielen mir als erstes keine Filmszenen ein, sondern die zahllosen Stunden, die ich über den Alben mit den Winnetou-Sammelbildchen verbracht habe, Die ersten Filme hab ich als Junge gar nicht sehen dürfen. die waren „ab 12“ und meinem autoritätsgläubigen Vater wäre ein Zuwiderhandeln gegen die Empfehlungen der FSK wie ein Staatsverbrechen vorgekommen. Diskussionsversuche, wieso denn die Sammelalben, in denen die gleichen Geschichten mit den gleichen Bildern erzählt wurden, okay wären, der Kinobesuch aber nicht, wurden mit dem vertrauten „Machtwort“ abgebügelt. War schon eine schräge Generation, die meines Vaters.
Und dann fielen mir die „Illustrierten Filmkuriere“ ein, vierseitige Programmheftchen, die’s für einen Groschen an der Kinokasse gab. Meine studierenden Geschwister haben mir immer welche geschickt, von Filmen, die sie gesehen hatten. Für die ich noch zu jung war. Die kannten die Problematik.
Jedem Tennis-Schlitzohr ist das Herz aufgegangen angesichts der fantastischen Stops, mit denen Djokovic Nadal zugedeckt hat. Bemerkenswert allerdings, dass Nadal gleichzeitig verzweifelt und tückisch gucken kann.
Kulinarische Höhepunkte habe ich diese Wohe am eigenen Herd erzeugt: endlich mal wieder Krautshäuptchen und ein neues Nigel-Slater-Dessert: geschälte Birnenhälften  in Zuckersirup pochieren, steif geschlagene Sahne mit kleingeschnittenen Florentiner Keksen vermischen, über die Birnen geben, mit geschmolzener Schokolade beträufeln und durchkühlen. Ich hab allerdings statt der Birnen vollreife Nektarinen genommen (musste ich nicht pochieren) und statt Florentiner Keksen Schoko-Crossies.  Auch so sehr gut.
Genial und saukomisch: Olli Dittrich in „Schorsch Aigner – der Mann, der Franz Beckenbauer war“. Da hat das Erste mal so eine richtige Perle, und dann versenden sie sie um 23 Uhr 30. Wer’s nachholen möchte: youtube oder hier, bei Männers.
Der andere kulturelle Höhepunkt der Woche hatte ebenfalls Fußball-Bezug.
Köster und Kirschneck wie immer in Top-Form, den zweiten Teil der Lesung bestritt dann überraschend das Liveticker-Team, und bei der Verlosung am Schluss hab ich sogar noch ’n Abo gewonnen. Wenn alle Lesungen so wären…
Und am Samstagnachmittag mit Bertram Schulte aus Minden bei sengender Hitze vorm Teehaus gesessen. Kühles Weizenbier getrunken. In die Gegend gequatscht. Zwei Musiker spielten Gitarrenjazz, die Kinder spielten irgendwas, die Erwachsenen Frisbee. Da war man auf einmal ganz eins mit sich und der Welt.
Der Vollständigkeit halber: „Winnetou III“ war dann der erste Karl-May-Film, den ich im Kino gesehen hab 1. Ich war immer noch nicht zwölf, aber endlich mutig oder verzweifelt genug, um mich über idiotische Verbote hinwegzusetzen. Als ich nach dem Film2 merkte, dass das gar nicht so schwer gewesen war, wurden die darauffolgenden Jahre für meinen Vater und mich… recht aufregend.
Auch dafür: Danke, Häuptling.
in der „Palette“, wenn ich mich recht entsinne, den Geruch der Plastiksitze dieses Kinos hab ich heut noch in der Nase ↩
Ich habe nicht geweint. War mir einen Tick zu kitschig, damals. ↩
Sensationeller Facebook-Anzeigentext: „Sie wünschen einen frischeren Gesichtsausdruck? Entdecken sie die Möglichkeiten.“
Die Vorgänge um die FIFA haben einmal mehr William Shakespeare bestätigt: Königsmord ist verdammt schwierig.
Und die große Enttäuschung bei der ganzen Sache war war dann auch nicht Blatters Wiederwahl („Widerwahl?“), sondern das erneute Versagen der deutschen Presse(„neuerlicher Tiefpunkt“, G. Netzer). Warum bekomme  ich oberlehrerhafte Visionen mit wenig Realitätsbezug („Zerschlagung der FiFA“ – Wie soll das gehen? Und auf welcher rechtlichen Grundlage?) und die umpfzichste Aufzählung der Verfehlungen von Slippery Sepp und seinen Korrumpels anstelle saftiger Geschichten über das Scheitern der Königsmörder? Wer hat denn mal knallhart bei Platini oder Niersbach nachgefragt?
Unbedingte Leseempfehlung: Alex Capus. Lese gerade „Leon und Louise“, habe schon „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ und „Fast ein bisschen Frühling“ gelesen. Alles Volltreffer. Großes Erzähler-Kino. Wobei die wucherstramme E-Book-Bepreisung seines Verlags wiederum ärgerlich ist.
Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein Kalbs-Blanquette aus eigener Herstellung. Macht man viel zu selten.
Und abschließend möchte ich auch mal einen weltweiten Shitstorm auslösen. Unfassbar, aber wahr: ich habe im Facebook-Daddelspiel „Criminal Case“ ein Eis am Stiel entdeckt, das wie Hitler aussieht.
Wie Hitler!!!!!!!!!!!!! Die spinnen ja wohl!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Alle entlassen!!!!! Sofort!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!11
Ihre Beherrschung des Marschrhythmus ermöglicht es den Deutschen, jeden Tanz der Welt zu erobern.
Unschönes Lowlight der Woche: Die überraschende Schließung meiner Stammkneipe.  Ich bin untröstlich. Und die Skatrunde muss sehen, ob sie ein anderes Lokal an ihre Marotten gewöhnen kann.
Es sieht so aus, als würde der HSV noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen. Das einzig Positive an Relegationsgewürge und einer weiteren Saison Grusel-Fußball: dass uns die Bilder eines schluchzenden Uwe Seeler erspart bleiben.
Über das herausragende Ende von „Mad Men“ schreibe ich später. Wenn ich meiner Begeisterung über die Gleichzeitig von Sarkasmus und Weisheit Herr geworden bin. Kann noch ein bisschen dauern.