Erster Vorbote des nahenden Frühlings: Es ist hell genug, dass ich die Abkürzung über den Friedenauer Friedhof zu meiner Stammkneipe nehmen kann, wo ich einmal die Woche Skat spiele.
Experte ist, wer irgendwo mal irgendwas zu irgendeinem Thema gelesen hat.
Nirgendwo treten die typischen Paris-Klischees deutlicher zutage als in der französischen Landeshauptstadt.
Letzter Vorbote des nahenden Frühlings: der explodierende Gurkenpreis. Letzter Reibach vor dem Frühlingserwachen, Bio-Gurken diese Woche bei satten 1,99.
Fa. Vodafone lässt nicht locker: Man schreibt mir einen Brief, in dem man mir versichert, ich würde mindestens 240 Euro sparen, wenn ich zukünftig monatlich zehn Euro mehr zahle als bisher (nach 6 Monaten zwanzig).
Immer noch beeindruckt von Lady Gaga’s „Sound of Music“-Medley bei den Academy Awards. Was für ein Auftritt!
Große Traurigkeit, als ich erfuhr, dass Leonard Nimoy gestorben ist. Der Mann hat nicht nur Millionen von Menschen blendend unterhalten, sondern tatsächlich gemeinsam mit Gene Roddenberry die Welt ein wenig zum Positiven verändert. Seit Mr. Spock Teil der Populär-Kultur ist, haben es Rassisten und Xenophobe doch deutlich schwerer als vorher.
Wenn man sich nicht mehr mit Neuem auseinandersetzen mag, setzt die Vergreisung ein. Als ich etwas von „digitallen Storytelling-Tools“ las, wünschte ich mir sehr, dass es schon so weit wäre.
Kulinarische Höhepunkte der Woche: Zuhause Kasseler Kochwurst mit Bechamelkartoffeln…
… unterwegs ein Spiedino, dessen Namen ich vergessen hab, im La Mariana um die Ecke…
Saftiges Rinderfilet in Gewürzorgie von Kapern, Oliven, Tomaten, Lorbeer, Knoblauch und jeder Menge Rosmarin, das war sehr, sehr gut.
Anhaltendes Kopfschütteln über einen Artikel bei Tagesspiegel-Online: Man findet keine Zeitungszusteller. Aber daran, dass sie weniger als den Mindestlohn zahlen, kann es nicht liegen, meint der zuständige Oberpropeller. Der Tagesspiegel scheint seine Leser für genauso dämlich zu halten wie Vodafone seine Kunden.
Verwunderung darüber, dass manche ins Internet schreibende Menschen sich so hartnäckig und ausdauernd über Harald Martenstein ärgern und das öffentlich machen. Der Mann nimmt sich selber viel weniger Ernst als seine Kritiker ihn.
Was übrigens ein Erfolgsrezept sein kann.
Den Abend der Woche verbrachte ich auf Einladung meines lieben Freundes Kurt im Wirtshaus Moorlake. Es gab ein Drei-Gang-Menü, dass eher zweckmäßig zubereitet war, und zwei höchst amüsante, anregende Talkrunden mit Gregor Gysi, den ich zum ersten Mal „live“ erlebte. Der Mann hat wirklich eine unglaublich sympathische Ausstrahlung. Ist nicht gänzlich frei von Eitelkeit. Verfolgt knallhart ein Erfolgsrezept (s.o.). Und ist eher Satiriker als Politiker. Seine äußerst scharfsinnigen Analysen haben mich mit reichlich food for thought proviantiert. Die Folgerungen, die er aus seinen Analysen ableitete, waren mirallerdings deutlich zu einfach. Die reichten für satten Szenenapplaus, waren Pointen statt Gedanken.
Hat Spaß gemacht. Verändert wurde nix. Auch ein Lebensmotto.
Bereits vor über zwei Jahren habe ich die Niemeier-Problematik angesprochen: überall in der Stadt werden Niemeier-Mietstationen propagiert, aber nirgends wird erklärt, was ein Niemeier ist bzw. warum man sich einen mieten sollte. Ich bekunde erneut meine Verwirrung, prangere das an und poste ein Beweisfoto:
Wo wir gerade am fröhlichen Foto-Posten sind: Ich habe gestern im 1-Euro-Shop ein Super-Schnäppchen geschossen. Zwei für den wichtigsten Küchenwecker der Welt benötigte Knopf-Zellen, für die ich sonst im Elektro-Fachhandel über 3 Euro bezahle, fanden sich dort in einem Sortimentsangebot für, ja, die pfiffigeren unter den Lesern dieser Seite werden es erraten, 1 Euro. Okay, die sind jetzt im Küchenwecker.
Aber die anderen kann ich nicht brauchen. Wenn jemand Verwendung für sie hat, ich verschenke sie. Einfach hier einen Kommentar abgeben, ich spendier sogar das innerdeutsche Porto.
Der kulinarische Gag der Woche gelang den kreativen Köchen vom Asia-Buffet-Restaurant „Sonne“ (am Leipziger Platz), als sie in kühnstem Crossover eine chinesische Hühnersuppe mit Jagdwurststreifen veredelten. Doch, Jagdwurst. Kein Zweifel möglich. Ich zitiere mal Biolek: „Schmeckt… interessant!“
Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich ein Riesenproblem damit habe, Sachen wegzuwerfen die „noch gut“ sind?
Der überzeugendste Werbeslogan der Woche war bei Fa. amazon zu finden: „Handbrausen mal ganz anders!“
Keine Idee kann so dumm sein, dass nicht jemand anders sie schon mal gehabt hätte.
Die zupackendste Buchbeschreibung der Woche stand im Newsletter von lesen.net: „Eine magische Nähmaschine verwickelt eine Nürnberger Hausfrau ungewollt in einen Jahrtausende währenden Krieg zwischen Gut und Böse.“
Als junger Tennisspieler hab ich mich gern über die antiquierte Stilistik älterer Spieler lustig gemacht. Diese Woche habe ich erstaunt festgestellt, dass der letzte Spieler, von dem ich mir was abgeguckt habe, schon vor sechs Jahren seine Karriere beendet hat. Ja. Nun gut.
Die gute Idee der Woche: Ein paar Apfelwürfel (dürfen ruhig ziemlich viele sein) zum vor sich hin dünstenden Rosenkohl werfen. Schöne Kombination.
Und dann war da noch das wunderbare Valentinstags-Essen im Fräulein Fiona.  zu dem die geduldigste, beste Gemahlin von allen eingeladen hatte. Extrem angenehme Atmosphäre, glücklich machendes Essen auf den Tellern. Ich hatte Blutwurst mit Kartoffelstampf und Äpfeln, Bäckchen vom Duero-Schwein an weißen Bohnen und einen mit verschiedenen Nüssen, Gelees und Marmeladen angereicherten Käseteller. Gegenüber gab’s Jakobsmuscheln an Möhren, Stubenküken und Himbeer-Soufflé mit geeistem Krokant.
Eine Fußballweisheit als Handlungsanweisung für Satiriker: „Er hätte konsequenter dahin gehen müssen, um dort zu stören.“1
„Aufblaseinhorn“ kann man einmal, zweimal, dreimal lesen, denkt dann ratlos „Ist das eine Google-Übersetzung von Neil Simons Stück ‚Come, blow your Horn‘?“, und dann dämmert’s einem…
TV-Blockbuster der 60er Jahre rekapituliert: (Fast) alle kennen „Flug in Gefahr“, Hanns Lothar ersetzt einen Piloten, den eine Fischvergiftung außer Gefecht gesetzt hat, Klassiker. Kaum noch Menschen erinnern sich an „Zeitsperre“, kleiner Junge sperrt sich selber in einem luftdicht verschlossenen Tresor mit Zeitschloss ein. Ähnlich spannend. Aber bin ich wirklich der einzige, der sich an „Der Drache“ erinnert, Jewgeni-Schwarz-Verfilmung mit einem (jedenfalls für mich) unvergesslichen Robert Graf? Der hat den damals neunjährigen Chris wirklich nachhaltig erschreckt. Und ausgerechnet diesen Film gibt’s nicht auf Disc.
Das Raclette-Pfännchen der Woche: gehackte Frühlingszwiebel und in Scheiben geschnittene Nürnberger Rostbratwurst vorbräunen, Raclette-Käse drüber und verzehren, wenn geschmolzen. Guilty Pleasure.
Während ich diese Splitterbrötchen-Ausgabe tippe, läuft im Fernsehen das Australian-Open-Finale. Ohne Ton. Der kommt von „Doppelpass“. So geht Sonntag!
Braucht jemand weniger als drei Anläufe, um dieses Wort unfallfrei und sinnentnehmend zu lesen: „Appellebene“?
Angst und Hoffnung sind Geschwister.
Ich habe größte Hochachtung vor respektlosen Menschen. Sie sind mutig und können eigenständig denken.
Die dumme Antwort der Woche glückte mir auf die Frage „Sind die Williams-Schwestern eigentlich verheiratet?“ mit: „Nein, Geschwister dürfen nicht heiraten.“
Dumme Exzentriker sind peinlich, intelligente faszinierend.
Wenn ich wüsste, wie man in WordPress Überschriften mit durchgestrichenem Text hinkriegt (geht das überhaupt?), hätte diese Ausgabe den Titel „Splitterbrötchen (CD mp3)“. Brüller, wa?
Dialog auf dem Weg zum Tennisplatz: „Und? Wie geht’s?“ – „Ach, eigentlich gut. Ich bin froh, wieder spielen zu können, auch wenn’s zwickt.“ – „Ohne Zwicken spielen geht bei mir gar nicht mehr. Die Zeiten sind endgültig vorbei.“
Sigmar Gabriel wird dafür kritisiert, dass er mit Pegida-Trollen geredet hat. Das ist idiotisch, Gabriel macht es vollkommen richtig. Die einzige Methode, diesem Quatsch ein Ende zu bereiten, ist diese Menschen zu zwingen, öffentlich Klartext zu reden. Dann entlarven sie sich selbst bzw. können von rhetorisch und inhaltlich entsprechend vorbereiteten Menschen entlarvt werden. Demokratie, Debatte, öffentlicher Diskurs… das ist nicht kritikwürdig, das sollte Standard sein, herrgotttnochmal!
Apropos Demokratie: Journalisten, die den Bürgern eines anderen Landes erklären wollen, wie bzw. wen sie zu wählen haben, haben die Demokratie nicht verstanden. Und den eigenen Beruf wohl auch nicht.
Mit einem guten Freund ein, zwei, drei Grappachen getrunken und uns gegenseitig von unseren schönsten Momenten auf Rory-Gallagher-Konzerten erzählt. Ich hab ja hier schon mal drüber geschrieben. Mein Vater erzählte vom Krieg, ich von Rock-Konzerten. Das ist sehr gut so.
Diese Woche prägte ich den Satz „Wer ein Ei über dem Abfalleimer pellt, sollte es gut festhalten.“, auf den ich durchaus stolz bin. Er ist multifunktional, d.h. man kann ihn sowohl als Warnung vor einem typischen Haushalts-Missgeschick als auch als lebenskluges Sprichwort verwenden. Und das beliebig oft, nachhaltig ist er also auch noch.
Wir verschieben Rückblicke und Jubiläumsfeierlichkeiten auf D, okay?
Angesichts einer alten Fanta-Flasche minutenlang in Kindheitserinnerungen versunken.
Nach den Anschlägen in Paris hat unsere liebe Kanzlerin es ganz deutlich gemacht: Wir brauchen die Vorratsdatenspeicherung. Wegen unserer Sicherheit. Allerdings hat Frankreich diese Vorratsdatenspeicherung seit 2006…
Mildes Erstaunen über die junge Dame, die sich mit Gedichtanalysen, aber nicht mit Miete, Steuern und Versicherungen auskennt: Hört die ihren Eltern nicht zu?
Den Satz der Woche schuf Trainer-Gigant Jürgen Klopp: „Wir sind maximal selbstkritisch. Aber viele Fehler haben wir nicht gemacht.“
Damit sollte der BVB sich als Fußballverein mit Anspruch jedoch nicht zufrieden geben. Wir warten mit angehaltenem Atem auf Aki Watzkes nächste PK, in der er unwiderlegliche Beweise präsentiert, dass Kalle Rummenigge die Tabelle manipuliert hat, als gerade niemand hingeguckt hat.
Geschenkt bekommen: ein Tütchen Dukkah, Gewürzmischung anscheinend ägyptischen Ursprungs. Soll man mit Fladenbrot und Olivenöl zu sich nehmen, ich hab’s mit Joghurt und Olivenöl verrührt und mit Selleriestangen aufgedippt. War auch sehr angenehm.
Das Rennen um den Titel „Vollhonk 2015“ ist eröffnet, und überraschenderweise hat  Bernd Matthies vom Tagesspiegel seinen Hut in den Ring geworfen. In einem bodenlos bornierten, strohdummen Kommentar versucht er, den Charlie-Hebdo-Redakteuren eine Mitschuld an ihrer Ermordung anzudichten. Soso, Matthies, Terror ist also vermeidbar. Man muss einfach nur die Terroristen nicht provozieren, dann passiert auch nix. Wen haben denn die Opfer im koscheren Supermarkt provoziert und mit was? Und werden Sie, Matthies, in zukünftigen Gastro-Kolumnen darauf verzichten, Schweinefleisch-Zubereitungen zu erwähnen, um die Gefühle von Menschen nicht zu verletzen, deren Religion dieses Lebensmittel verbietet?
Apropos Klopp: Dessen Brille sieht exaktemang so aus wie die, die einer meiner Lehrer trug. Damals, als wir aus diesen alten Flaschen Fanta tranken.
Gerade nachgeschlagen (war nötig): 400 in römischen Ziffern ist tatsächlich CD. Das kriegen wir dann nächste Woche.
Alles, was zu den infamen Anschlägen in Frankreich gesagt werden muss, steht bei Carta. Ich bitte, dem Link zu folgen, es lohnt.
Die Idee der Woche hatte Simon Rothöhler: Â warum schaffen wir das ZDF nicht einfach ab? Das beliebige, meist eher unterdurchschnittliche Fernsehen, das dort gemacht wird, braucht kein Mensch, und wir würden auf einen Schlag 1,8 Gebühren-Milliarden sparen.
Am leichtesten sind die Kämpfe zu führen, die man nicht gewinnen kann.
Die Replik der Woche stammt von mir: So bestechend Rothöhlers Idee ist, wir würden gar nicht so viel sparen, denn die ZDF-Mitarbeiter (und die daranhängenden freien Mitarbeiter, Produktionen usw.)Â würden dauerhaft dem Staat auf der Kasse liegen. Die können ja nichts außer beliebigem, meist eher unterdurchschnittlichem Fernsehen und würden auf dem freien Arbeitsmarkt wohl keine Beschäftigung mehr finden. Ich denke, ZDF behalten und einfach nicht einschalten ist letztlich sogar preiswerter.
In dieser Woche ein wenig gegastrobloggt („gastrogebloggt“?). Seltsamerweise wurden die Artikel zu Hasir, Ratsschänke Reinickendorf und Metzgerei Barthel nicht – wie sonst – automatisch nach Facebook und Twitter verlinkt, deshalb sei hier darauf verwiesen.
Zum Jahreswechsel Görlitz wiederbesucht. Eingeschneit ist diese Stadt so kitschig-schön, dass man sich mitten im Kater-Mikesch-Land wähnt. Die vielen Leerstand-bedingten nackten Fensterhöhlen sind allerdings gelegentlich bedrückend.
Kulinarisches Highlight der Woche war ein Essen ebendortselbst im höchst angenehmen Restaurant „Lucie Schulte„. Pot au feu von Meeresfrüchten, selbstgedrechselte Kalbsbratwurst (!) mit reichlich (!!) Trüffeln (!!!), Käseauswahl, zu der ein passender Dessertwein angeboten wurde… sehr, sehr gut, dicke Empfehlung.
Den ersten Vogel des Jahres schoss Fa. Vodafone ab, die mir einen „besonders günstigen“ Mobil-Funk-Tarif andiente, der nur 200% mehr kosten sollte als der, den ich derzeit nutze.
Wäre – analog zum “Meet and Greet“ – eine über Twitter angebahnte Beziehung als “Tweet and Sheet“ zu bezeichnen?
Auf Platz zwo der kulinarischen Ranglisten „Zwischen den Jahren“ platzierte sich übrigens ganz überraschend der Ratskeller Reinickendorf. Wir waren ausdrücklich zum Gastro-Slumming (Erkennungszeichen: Groupon-Gutschein!) erschienen, aber als dann krossischer 1 Entenbraten mit lockerem Kloß und sehr gutem Rotkraut vor uns stand und der gut gelaunte Service uns auch noch einen mehr als trinkbaren badischen Spätburgunder anbot, war nix mehr zum Meckern übrig. Wir erwägen eine Wiederholungstat.
Und eine Lese-Empfehlung: „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ von Alex Capus. Das Buch ist sogar noch besser als der Titel.
Im Lauf des letzten Jahres sind u. a. drei Politiker ins Visier der Polizei geraten (Drogen, Kinderpornographie, häusliche Gewalt), die eins gemeinsam haben: Sie saßen in Ausschüssen, die die Arbeit der Geheimdienste untersuchen sollten. So langsam artet die Paranoia-Vermeidung in Arbeit aus.
Übrigens kann man sich auch bei einem recht einfachen Wort wie „Weltenträumer“ gravierend verlesen.