Zur Männerwoche auf Irlands Gewässern: The craic on board was plenty. Irland ist ein gesegneter Ort, gelegentlich jedoch etwas hochpreisig.
Guinness, irische Frühstückwürstchen und Ingwer-Kekse sind herausragende Kulturleistungen, vor denen sich der Rest der Welt täglich verneigen sollte.
Sollte es jemand nach Enniskillen verschlagen: Im „Kamal Mahal“ kann man sehr, sehr gut und preiswert (!) indisch essen. Von dem Laden können sich die Berliner Inder eine dicke Scheibe abschneiden.
Ich schrieb es schon des öfteren, ich schreibe es aus gegebenem Anlass erneut: Die Unschuldsvermutung ist eine der wertvollsten Errungenschafent der Menschheit. Ein Mensch ist erst schuldig, wenn seine Schuld bewiesen ist, nicht bereits, wenn er unter bloßem Verdacht steht. Mir scheint, dass wir nur noch Millimeter von der Hexenverbrennungs-Barbarei entfernt sind.
Vor ein paar Jahren hat er gesagt, dass er keine Songs mehr schreibt, weil es ihn langweilt. Ich hätte aber trotzdem gern ein Album mit neuen Billy-Joel-Songs.
Der zukünftige Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner hat vor Vertretern der Buchbranche in einer Rede erfrischenden Klartext geredet und den Herrschaften gesagt, dass sie gerade alles falsch machen, was man nur falsch machen kann. Bin gespannt, wie lange seine Bürokraten brauchen, um ihn kleinzukriegen.
„Der Sachzwang ist schuld, nur der Sachzwang ist schuld“, hat Dieter Hildebrandt mal gesungen.
Was richtig nervt: Leute, die, nachdem man eine Verabredung getroffen hat, noch umpfzig mal nachfragen, ob es denn auch wirklich recht und genehm ist.
Was gar nicht nervt: Dass ich, wenn diese Splitterbrötchen erscheinen, mit meinen vier besten Freunden auf’m Boot bin. In Irland. Bis Ostern!
Zeitig, zeitig: Gestern erblickten wir beim Marktbummel über den Breslauer Platz den ersten Beelitzer Spargel. Mit unerhörter Geistesgegenwart und größtmöglicher Spontanetiät stellten wir den Speiseplan von „Risotto mit Frühlingsgemüsen“ auf „Risotto mir Beelitzer Spargel“ um und konnten erfolgreich anspargeln.
Wenn Intellektuelle sich aus einer Diskussion heraushalten wollen, begründen sie das gerne mit dem bekannten „Stammtisch-Niveau“. Lohnt doch nicht. Andererseits: Wo anders als an den Stammtischen kann man für die Anhebung des Niveaus kämpfen?
Ich trage irgendeine Aura mit mir herum, die das Garwerden von Risotto-Reis verzögert. Auch gestern brauchte ich wieder 40 Minuten, um den Arborio weich zu bekommen. Die in Rezepten angepriesenen 20 Minuten habe ich in über dreißig Jahren Risotto-Praxis noch nie geschafft.
Gute Idee: das eher sanfte Spargel-Risotto mit gebratenen, großzügig mit Chili gewürzten Tomaten dekorieren. Schöner Kontrast.
Glückliche Friedenauer Jugend, die – wie wir beim ausgezeichneten Aprés-Einkauf-Kaffee im „Lotte Jakob“ hörten – mit „Elias, deine Quiche ist fertig!“ zum Essen gerufen wird.
Es ist anstrengend, anderen Menschen die Welt zu erklären. Es wird einem auch meist nicht gedankt, im Gegenteil: Man erarbeitet sich einen ruf als unanegnehmer Besserwisser, wenn man es tut. Wenn man es nicht tut, überlässt man allerdings richtig unangenehmen Typen kampflos das Feld.
In einem Leipziger Edeka gesichtet: gebrannte Mandeln in „Jahrmarktsqualität“. Nuja, in meiner weit zurückliegenden Jugend galt alles vom Jahrmarkt als Schund. Schön, dass sich auch das geändert hat.
Im gleichen Supermarkt gesichtet: Fonds aus dem Glas für 99 Cent (400ml). Ist ja ein Schritt in die richtige Richtung (weg von den Gangstern, die über 3 Euro für 400ml gefärbtes Wasser verlangen), aber immer noch überteuert.
Ich hab es, glaube ich, schon mal versplitterbrötchet: Ich esse und koche viel zu selten französisch. Die können’s am Besten, punktum. Dank an die beste, geduldigste Gemahlin von allen, die mich mal wieder zum Franzosen eingeladen hat.
Wenn es einen so großen Bedarf nach „Qualitätsjournalismus“ gibt, warum machen es derzeit so wenige?
Die Saat geht auf, die Herr Schily vor über zehn Jahren mit seinen Anti-Terror-Paketen gepflanzt hat: Die Unschuldsvermutung verschwindet aus dem Rechtsleben und dem öffentlichen Bewusstsein, die Vorverurteilung gehört zu unserem Alltag. Und dies ist erst der Anfang einer unseligen Entwicklung.
Ich kann nicht erfolgreich „erfolgreich“ tippen. Ich tippe „erfoglreich“ und korrigiere das anschließend erfolgreich in „erfolgreich“.
In dieser Woche den nächsten Schritt auf dem Weg zur Vergreisung getan. Die werte Frau Kaltmamsell hat ein Plakat, dass ich als Student noch in der Münchner U-Bahn hab hängen sehen, als „archäologisch“ bezeichnet. Und beim Betrachten des Musikvideos einer Band, die laut Spex der nächste hot shit ist, hab ich „Aber das ist doch nur Krach…“ gedacht, bevor ich es verhindern konnte. Das Endspiel hat begonnen.
Der Geniestreich der Woche gelang Margita Broich, die demnächst für den Hessischen Rundfunk als Tatort-Kommissarin an den Start geht. Die will ihre Kommissarin nach einem Nazi-Opfer benennen lassen. Ja. Doll. Und wenn das zum Trend wird? „Anne, holst du mal den Wagen?“ – „Ist noch Kaffee da, Scholli?“
Zum Hochzeitstag haben wir uns eine Wallfahrt Reise nach Malente gegönnt. Was für ein traumhaft gelegener Ort! Da fahren wir öfters hin, haben wir bei der Abreise gesagt.
Das Behelligen seiner Mitmenschen mit platten Binsenweisheiten ist kein Kavaliersdelikt!
Aus Eigenbau-Bouillon und Resten vom Selbstgebackenen Brotsuppe gekocht, um Himmelswillen, war das gut! Und nach 4, 5 Löffeln war ich pappsatt, man ist diese Mächtigkeit nicht mehr gewöhnt.
Die angeblich letzte Harald-Schmidt-Show diese Woche. Was das Feuilleton nie begriffen hat: Schmidt ist kein Intellektueller, sondern ein Schauspieler, der einen Intellektuellen spielt.
All den Menschen, die nicht verstehen, warum Uli Hoeneß für seine Entscheidung, auf die Revision zu verzichten und ins Gefängnis zu gehen, Respekt gebührt, zur Erinnerung: Helmut Kohl. Karl Theodor zu Guttenberg. Alice Schwarzer. Wolfgang Schäuble. Ich kann die Liste verlängern.
Auch nicht vergessen: „Unique“ ist kein Wort der deutschen Sprache.
In dieser Woche jährte sich die erste Eheschließung zwischen Liz Taylor und Richard Burton zum fünfzigsten Mal. Ich musste daran denken, dass ich als Sechsjähriger mit meinen Eltern Urlaub auf Ischia machte, als dort „Cleopatra“ gedreht wurde. Mit offenem Mund stand ich im Hafen und bestaunte die riesigen „antiken“ Schiffe, die dort lagen. Nein, das waren keine Attrappen oder Miniaturen. Man hatte die Schiffe der damaligen Zeit in Originalgröße nachgebaut. Hier sind ein paar Fotos zu sehen. Im fertigen Film waren die Schiffe eher sekunden- denn minutenlang zu bewundern.
Das Bild der Woche: der leere Sitz in der Allianz-Arena.
Die Insolvenz der Münchner Abendzeitung ließ Wehmut aufkommen: Was war das damals – in den Siebzigern – für eine Zeitung. Tolles, populäres (!) Feuilleton von beachtlicher Wirkungsmacht (’ne gute Kritik in der AZ garantierte meist ein paar Wochen lang volle Hütte im Theater), und – natürlich – die zwischen Bierdimpfligkeit und Grand Guignol changierenden Seite-1-Aufmacher. Eisige Perfektion und Unsterblichkeit errang die AZ mit „Preuße verliebt sich in Trachtlerin – 3 Tote!“
Wieder mit dem Brotbacken begonnen. Sauerteig gezüchtet, 5-Minuten-Brote gebacken… macht wieder Spaß. Und schmeckt.
„Brätling“ ist eins der unappetitlichsten Worte, die ich kenne. Einen Brätling würde ich nie essen oder zubereiten wollen.
Endlich „Star Trek Into Darkness“ gesehen. Zu Dreivierteln wirklich gelungenes Popcorn-Kino. Blödsinnig das ziellose In-die-Gegend-Emotionalisieren des jungen Spock. Nimmt der Figur alles „Faszinierend“e.
Wenn Schriftsteller schrieben, was sie tatsächlich denken, würden kaum noch Bücher verkauft werden.
Die Hitliste meiner Lieblings-TV-Köche führt seit einiger Zeit Nigel Slater an. Mit Abstand.
Eine halbe Stunde Lebenszeit beim Wechsel eines klemmenden Halogenspots aus einer IKEA-Lampe (ca. 2 mm  Platz zwischen Lampenschirm und Spot) verloren. Auf die an sich einfache und logische Idee (olle Plastikdose, Klebstoff) bin ich erst Tage später gekommen.
Für exakt diesen Zweck werden übrigens u. a. bei amazon spezielle Saugnapf-Werkzeuge verkauft. Für 9 Euro und ein paar zerquetschte. Wäre ich ein quengeliger alter Mann würde ich jetzt „9 Euro fürs Wechseln einer Glühbirne!“ ausrufen.
Erstaunen beim Wiederansehen von „Dirty Harry“: Ich hatte die durchaus beeindruckende Bild-Ästhetik komplett vergessen.
In dieser Woche jährte sich zum 50. Mal der Augenblick, als Sonny Liston nicht mehr zur 7. Runde antrat und Cassius Clay, der spätere Muhammad Ali, Weltmeister wurde. Die unglaubliche Faszination dieses Kampfes ist heute nicht mehr nachvollziehbar. In meiner Familie wurde aus diesem Anlass zum zweiten Mal1 überhaupt der Fernseher am frühen Morgen eingeschaltet. Die ganze Welt interessierte sich plötzlich für den Boxkampf zwischen zwei Männern, die man hierzulande – wenn überhaupt – nur von kurzen Filmschnipseln aus der sonntäglichen Sportschau kannte. Mit dem Gong zur ersten Runde wurde der Globus etwas kleiner: die Menschen rückten zusammen. Nach dem Ende des Kampfes waren wir elektrisiert: Einen wie den neuen Champion hatte es vorher nicht gegeben. Die Welt hatte sich verändert.
das erste Mal war bei der Ermordung John F. Kennedys ↩
1. Ukraine. Russland. EU. Wer hat eigentlich Recht?
Recht haben ist völlig unwichtig.
2. Olympia? Kuckst du?
Nee. Hab nicht geguckt. Hätt ich sollen? Was ist so spannend an vor einer Winterlandschaft eingeblendeten Stoppuhren?
3. Edathy. Verschwörung, Dummheit oder was ganz anderes?
Immer Dummheit . Dummheit ist die mächtigste Antriebsfeder menschlichen Handelns.
4. Bedingungsloses Grundeinkommen. Sinnvoll?
Dazu kann ich was sagen, wenn’s jemand ausprobiert hat. Mir sind schon hunderte Sachen untergekommen, die in der Theorie wunderbar funktioniert haben und sich in der Praxis nach einer Millisekunde von selbst erledigt haben.
5. Europawahl. Wählen gehen?
Ja. Wer nicht wählen geht, verhilft den Seehofer Horsts zu absoluten Mehrheiten.
6. Bloggen. Bringt das noch was?
Nein. Was hat das Bloggen denn bisher gebracht? Und warum sollte es plötzlich etwas bringen?
7. Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?
Schreiben. Das läge aber nicht am Einkommen. Ich schreibe, weil ich damit nicht aufhören kann.
8. Was wollen wir trinken?
Guinness wär‘ nicht schlecht. Und einen Laphroaig dazu. Muss man das Guinness nicht so trocken runterwürgen. Warum fragst du, gibst du einen aus?
9. Wo wollen wir das trinken?
Am Besten in Irland. Da schmeckt das Guinness am Besten. Ist aber vielleicht ein bisschen weit weg. Wir können uns auch eine Kneipe in der Nähe suchen, die Guinness und Laphroaig hat.
10. Was singen wir dazu?
Das. Genauso. Weil das so gehört.
11. Und wen laden wir noch ein?
Warum machen wir’s nicht wie früher und gehen einfach in die Kneipe, um zu gucken, ob die anderen schon da sind?
Laut dem von kiezneurotiker skizzierten Ritual muss ich jetzt 11 neue Fragen stellen und 11 Leute sagen, die sie beantworten sollen. Also bitte:
1. Können Skatspieler beim Billard über die Kontrabande spielen?
2. Gibt es Gründe gegen eine Heiligsprechung von Chuck Norris? Bitte überlege sorgfältig, bevor du antwortest. In deinem eigenen Interesse.
3. Ist unbemannte Raumfahrt noch sinnvoll?
4. Butter bei die Fische: zerlassen oder mit Kräutern?
5. Wenn statt der Beatles die Stones im Star Club in Hamburg gespielt hätten, wäre Rainer Barzel dann Bundeskanzler geworden?
6. Gründung einer Splitterpartei für Mathematiker mit dem Namen „Phiraten“ – Schwachsinn oder Geniestreich?
7. Vervollständige die Reihe: Mahatma Ghandi – Golda Meir – Rocco Siffredi – ???
8. Wenn am Dienstag die Welt untergeht, würdest du vorher noch Mittwochs-Lotto spielen wollen?
9. Wie heißt Peter Scholl-Latour mit Vornamen?
10. Welche Stadt sollte eine Straße nach Michael Spring-Brauner benennen?
11. Welcher Spitzname wäre für Stephen Hawking am geeignetsten?
An den 11 Leuten scheitere ich leider krachend. Wer würde denn auf so einen Quatsch antworten wollen? Wenn vielleicht jemand freiwillig…
Der Presserat sorgte diese Woche für Aufregung der maximal Weltergewichts-Klasse, als er anregte, Kommentare in Internetforen künftig wie Leserbriefe zu behandeln. Ich habe einen ergänzenden Vorschlag: Bitte zu Beiträgen, in denen es im weitesten Sinne um moderne Kunst geht, überhaupt keine Kommentare zulassen. Man schützt die Banausen davor, sich öffentlich zum Affen zu machen, und senkt den Blutdruck der Kunstfreunde.
Die Enttäuschung der Woche fand sich in der aktuellen Ausgabe des 11-Freunde-Magazins. Ein schönes Interview mit Horst Ehrmantraut aber… kein Wort, keine Frage zu seiner Trainerzeit bei Blau-Weiß 90? Bin ich denn wirklich der letzte Fan Deutschlands, der noch an die Blau-Weißen denkt?
Es versuchen derzeit Menschen den Rechtsstaat zu lenken, die gar nicht wissen, was ein Rechtsstaat ist. Das kann nicht gut gehen.
Ich habe diese Woche einiges geschrieben und veröffentlicht, z. T. Geschichten, die ich lange recherchiert und zu denen ich mir sehr viele Gedanken gemacht habe. Die größte Resonanz meiner Arbeiten erhielt das Foto eines Windbeutels.
Es besteht übrigens ein Unterschied zwischen „sich lange Gedanken machen“ und „sich viele Gedanken machen“. Insbesondere, wenn verschiedene Menschen es tun.
Das Wort der Woche schuf der österreichische Verteidigungsminister: „situationselastisch“. Ich verneige mich.