Splitterbrötchen (CCCL)

Vor bald vierzig Jahren habe ich gelernt, wie man einen Bühnenvorhang ruckelfrei auf und zu zieht. Dieses Wissen nutze ich noch heute, wenn ich die Rolläden vor unseren Fenstern nach oben schnurren lasse. Ohne den winzigsten Ruckler.

An alle, die mit dem Finger auf die Schweiz zeigen: Wie wäre wohl hierzulande eine Volksabstimmung zum Thema Zuwanderung ausgegangen?

Immer, wenn man denkt, dämlicher geht’s nun wirklich nicht mehr…

Die überflüssige Aufregung um die Kopenhagener Giraffe geht komplett á conto einer hemmungslos verblödeten Journaille. Was gab’s denn da bitte zu berichten? Dass ein Zoo ein Tier geschlachtet hat, um es an Raubtiere zu verfüttern? Wie wär’s mal mit der Mitteilung von Neuigkeiten?

 

Splitterbrötchen (CCCXLIX)

Nicht zuletzt wegen Puy, Beluga und Co. wird die gemeine braune Tellerlinse mittlerweile unterschätzt. Ohne ihr Kochwasser verwendet schmeckt die richtig fein und nussig.

„Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt!“ trompetet’s allüberall. Nun denn, welche Straftat kann man in dieser Zeit umfassender Empörung bitteschön noch als Kavaliersdelikt bezeichnen?

Ansonsten stand die Woche im Zeichen des Relaunches meiner Verlagswebsite nebst angeflanschtem, von Blogger umgezogenem Schreibblog. Es lässt sich gut an, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich die Postingfrequenz durchhalten kann.

Und die Mahlzeit der Woche: Spiegelei mit Spinat und Bratkartoffeln in der Stammkneipe. Warum gönnt man sich diese Superdelikatesse so selten?

Splitterbrötchen (CCCXLVIII)

Der dämlichst mögliche Ratschlag: Einem ungeschickten Menschen sagen, er solle das nächste Mal „besser aufpassen“. Wenn er das könnte, wäre er ja nicht ungeschickt.

„Dabei leben in Berlin gut ausgebildete Bulgaren“, schrieb der Tagesspiegel diese Woche. Interessantes Konzept. Vielleicht lass ich mich auch mal zum Bulgaren ausbilden.

Genauso sinnlos, aber noch ärgerlicher: Die Suche nach einem Schuldigen, wenn etwas schiefgegangen ist. Was hat man davon? Bringt es irgendwas, mit dem Finger auf ihn zu zeigen und zu rufen „Der war’s“? Wichtig ist, den entstandenen Schaden zu begrenzen und dafür zu sorgen, dass der Fehler nicht so einfach noch mal geschehen kann. Alles andere ist schlicht Zeitverschwendung.

Für Verwirrung sorgte Fa. Aldi mit dem Produkt „Kopfschmerz Roll-on“. Wieso Kopfschmerzen zum Aufrollen wie ein Deo? Wären Kopfschmerzen in der Sprühdose nicht viel hygienischer?

Eine bei uns derzeit sehr beliebte Gemüsebeilage: Zwiebelringe, Knoblauchscheibchen, Zucchini-Scheiben, Paprikaringe und entkernte Tomaten in der Pfanne zu leichter Bräune gebraten, abschmecken mit HdP (alternativ Kreuzkümmel) und reichlich Cayenne, gekochte Linsen unterrühren, vollenden mit Zitronensaft und gutem Olivenöl. Bisschen Schafskäse reinbröckeln schadet nix, Harissa kommt auch gut.

Bei Herrn Buddenbohm ist von Mecki-Bänden die Rede. „die vermutlich noch von Opa stammen“. Meine Mecki-Sammlung steht übrigens neben mir im Regal. Dies nur so nebenbei.

Magischer Moment: Als die Android-Rechtschreibprüfung aus „Sardellenpaste“ „Sternenklare“ machen wollte. Auch das profanste Wort kann randvoll mit poetischer Energie aufgeladen sein.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXLVII)

Sehnsüchtiges Warten auf den ersten Vorboten des Frühlings: den fallenden Gurkenpreis.

Ich hab es schon ein paar Mal gesagt und geschrieben, ich muss es wohl noch mal tun: Ihr KÖNNT einem Geheimdienst das Überwachen nicht verbieten. Geheimdienste wurden erfunden, um zu überwachen und Verbote zu umgehen, die sie daran hindern sollen. Wenn ihr wollt, dass jegliche Überwachung aufhört, dann müsst ihr die Geheimdienste auflösen. Wie, geht nicht? Ist illusorisch? Ja. Durchaus.

Wenn ich die Wahl zwischen dem Unterzeichnen einer Petition und dem Wechseln des TV-Programms habe, dann greife ich zur Fernbedienung. Man muss ja nicht immer übertreiben.

Beim ganzen Dschungelcamp-Wirbel um Larissa ist die eigentliche Sensation untergegangen: Es ist Frau Schumann offenbar gelungen, eine funktionierende Tarnkappe zu erfinden.

Ken Rosewall in Melbourne auf der Tribüne. Den hab ich noch spielen sehen. In Schwarzweiß. Minutenweise. Sonntags, in der Sportschau. Beste Rückhand aller Zeiten.

 

Splitterbrötchen (CCCXLVI)

Höchst erfreulicher, unterhaltsamer Auftakt zum diesjährigen Dschungelcamp. Mein Tipp fürs Finale: Melanie Müller, Tanja Schumann, Jochen Bendel.

Dringend Empfehlung für alle, die den Sender TNT-Serie empfangen können: Dort läuft gerade die 2. Staffel von „Lilyhammer“. Ein New Yorker Mafioso wird im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms nach Lillehammer in Norwegen umgesiedelt und wendet dort seine gewohnten Geschäftsmethoden an.  Zum Brüllen komisch. Süchtigmachend.

Sollte das schonungslose Bloßstellen dummer Menschen nicht eigentlich zum Bildungsauftrag der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten gehören?

Kulinarisches Highlight der Woche: das erste Raclette dieses Winters. Bahnbrechende Neuerung dabei: Nürnberger Rostbratwürstchen, gescheibelt unter dem Käse.

Pünktlich immer haargenau dann, wenn man „So eine Riesenpfeife kann Obama doch gar nicht sein…“ denkt, profiliert er sich als noch größere Riesenpfeife.

Hat es wirklich halbwegs intelligente Menschen gegeben, die glaubten, die Geheimdienste würden sich NICHT für all das interessieren, was so ins Internet geschrieben wird? Ihr Schlauberger werdet’s kaum glauben, aber bevor es das Internet gab, hat der Verfassungsschutz beinahe jeden Fetzen Papier vom Flugblatt bis zur Stadtteil- oder Schülerzeitschrift nach verfassungsfeindlichem Gedankengut durchforstet. Die haben sogar das Briefgeheimnis gebrochen und Telefone abgehört, damals! Und damit sollen sie aufgehört haben, weil irgendjemand das Internet erfunden hat? Mammamia, denkt doch mal fünf Minuten nach, bevor ihr die Larmoryanz-Pumpe einschaltet.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXLV)

Kulinarisches Highlight der Woche war ein minimalistischer Fisch-Grill-Teller im Carlos. 3 Stück quietschfrischer Fisch auf den Punkt gegrillt, bisschen Gemüse, bisschen Zitrone, bisschen Knoblauch, bisschen Olivenöl… total simpel, aber sehr, sehr gut!

Ärgerlich: Wie windelweich die Medien über Frau Merkels Ski-Unfall berichteten. Keine der relevanten Fragen wurde gestellt: Trug die Kanzlerin eine Helmkamera? Wenn nein, warum nicht, wenn ja, wo sind die Bilder? Mit welcher Geschwindigkeit war Frau Merkel unterwegs, und gibt es dafür Belege? Ist sie abseits oder in der Loipe hingefallen? Hat der Vizekanzler ein Alibi?

Die Weiße-Bohnen-Suppe, die ich anfangs der Woche für uns gekocht habe, war aber auch nicht schlecht.

Eigentlich ist das Internet das ideale Werkzeug, um öfters mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Komisch, dass das so selten geschieht.

Eine Frage, die angesichts des Hitzlsperger-Outings logisch gewesen wäre, aber m. W. nicht gestellt wurde: Werden sich jetzt mehr Schwule für Fußball interessieren?

 

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCXLIV)

Wenn ich gewusst hätte, dass man so nicht nur Tänzerinnen sondern auch Schuhe bezeichnet, wäre mir manch verwinkelter Gedankengang erspart geblieben, als ich von „faltbaren Ballerinas“ las.

Viele Menschen regen sich darüber auf, dass Pofalla zur Bahn geht. Nur wenige Menschen regen sich darüber auf, dass die Bahn einen hundsmiserablen Manager in den Vorstand holt. Eigentlich erstaunlich.

Mir ist ein Rätsel, warum die Käsekrainer nur in Österreich angeboten werden. Wäre mir hundertmal lieber als Currywurst oder das totgekutterte Zeugs, das an den meisten Imbissen als Bratwurst verkauft wird.

Wenn mich spontan die Lust auf Innereien jenseits der Leber befällt, fahr ich meistens ins KaDeWe, da finde ich verlässlich Zunge, Herz, Niere usw. Gibt’s eigentlich dazu eine Alternative? Eine Berliner Fleischerei, wo man derartige Köstlichkeiten nicht vorbestellen muss?

Die Weisheit der Woche (bei Facebook gesehen): „Wenn du unzufrieden mit deinem Leben bist, denk an Bäume, die 25 Jahre wachsen, um dann ein Bushido-Poster zu werden.“

 

Splitterbrötchen (CCCXLIII)

Ratlosigkeit beim Betrachten der montäglichen Helmut-Schmidt-Doku in der ARD: Schmidt wurde in verschiedenen Altersstufen von verschiedenen Schauspielern gespielt, nur der 95-jährige Schmidt wurde von ihm selbst gegeben. Zu knappes Budget? Oder hatte Armin Müller-Stahl keine Zeit?

Furchtbar demütigend: Wenn ein Dummkopf einen für dümmer hält als sich selbst.

Ein Geschenk anzunehmen ist viel schwerer als eins zu machen.

Dass man mit Prüderie immer noch so viele Menschen erreicht, ist schlichtweg zum Kotzen.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCXLII)

Was mich interessieren würde: ob es ein Patentrezept zur Erstellung von Patentrezepten gibt.

Mein Verleser der Woche: „Makuladegeneration“ gelesen und mich gefragt, was Makulade ist und warum eine ganze Generation nach ihr benannt wurde.

Irgendwo hab ich mal gelesen, dass dieser Nordic-Walking-Irrsinn von einem Skistock-Fabrikanten ersonnen wurde, der sich aus der Zwangsjacke des Saisongeschäfts befreien wollte. Analog dazu: Der Mensch, dem Entsprechendes für den Tannenbaum einfällt, könnte sehr, sehr reich werden.

Es hinterher besser gewusst zu haben, ist das Privileg des Wirkungslosen.

Endlich „Rien ne va plus“ gesehen, den letzten Kottan-Film. Ich verstehe die ganzen negativen Rezensionen nicht. Habe mich bestens amüsiert, genau wie bei allen Folgen der Serie. Wer natürlich Cinéastenkram wie Handlung, Niveau oder Stringenz erwartet, muss enttäuscht sein.

Überrascht erfahren, dass der „Othello“ in der DDR eine beliebte Gebäckspezialität war. Natürlich drängt sich eine Frage sofort auf: Gibt es Blackfacing auch bei Keksen?

Und dann würde ich gerne noch wissen, welcher geistige Hilfszwerg bei Edeka auf die Idee gekommen ist, auf jeden Zucchino ein Plastikschildchen kleben zu lassen, wo – richtig! – „Edeka“ draufsteht. Und welches Konzept dahintersteht. Soll ich beim Abpopeln so eine Art Memory-Flash bekommen? „Haben wir ja gar nicht beim Aldi geholt, sondern bei Edeka! Donnerhagel!“ Ernsthaft?