Ich geb ja zu, ich steh manchmal im Weg. Da kann ich nichts gegen machen, weil ich ein Mensch bin, der gelegentlich ein wenig verträumt durchs Leben schliddert, da kommt man des öfteren ein wenig vom eigenen Wege ab und gerät in den Weg anderer Menschen. War bisher kein Problem, die konnten mir bisher ja bescheid sagen, dass ich im Weg steh, dann hab ich Platz gemacht. Aus irgendeinem Grund geht plötzlich „im Weg stehen“ noch, aber „bescheid sagen“ geht nicht mehr.
Gestern Abend war ich bei Kaiser’s (Deppenapostroph von Kaiser’s und nicht von mir) am Theo und stehe an der Fleischtheke an. Und neben der Fleischthekenschlange (Mönsch, wie der Grzimek dieses Wort wohl aussprechen würde?) war so’n Sonderangebotsaufbau mit Irgendwas. Ein junger Mensch wollte an mir vorbei, um sich sein Irgendwas abzugreifen, aber da war nicht genug Platz, und ich hab ihn nicht gesehen, weil er von hinten kam. Aber statt zu sagen „Sie stehen im Weg, können Sie mal Platz machen?“ versucht er, durch mich durch zu gehen mich beiseite zu schieben.
Und dann oben an der Kasse bin ich immer ein bißchen überfordert, mein eingekauftes Zeugs in die Tasche und gleichzeitig meine Heppiditischts-Karte in die Brieftasche zu stecken, und die Oma die ältere Dame hinter mir hatte es wohl eilig oder ich war ihr nicht schnell genug, aber anstatt zu sagen „Machense doch ma Platz, Sie halten den ganzen Betrieb auf!“ haut die ältere Dame die Oma mir den Einkaufswagen in die Hacken und fängt an zu schieben.
Ich dachte, die gute Frau wäre nicht mehr zu toppen, aber dann hocke ich im M19 neben einem Dauertelefonierer, und als der an der Bülowstraße raus muss, sagt der nicht etwa „Ich muss aussteigen, lass mich mal durch!“ sondern hält mir einfach den Zeigefinger unter die Nase und zeigt auf den Ausgang, während er mit irgendwem weitertelefoniert.
Warum redet denn keiner mehr mit mir? Ich bin doch nicht taub. Ich steh doch nur im Weg.
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