Professionell abgehen

Zur Zeit ist es Mode, Talksshows vorzeitig zu verlassen. Aber die derzeitigen Abgänge ließen für meinen Geschmack doch einiges zu Wünschen übrig. Da wurde weich aus dem Studio rausgeeiert, statt profimäßig einen Höhepunkt zu setzen. Wäre es vielleicht eine lukrative Geschäftsidee, Seminare für Prominente anzubieten, die sich stilgerecht aus Sendungen entfernen möchten? Um den Markt zu testen, möchte ich ein kleines Schulungsvideo vorführen, in dem ein Meister seines Fachs, quasi der Erfinder des zornigen Raus-Rauschens sein Handwerk bzw. seine Kunst vorführt. Frau Herman, Herr Bublath, schauen Sie sich das bitte gut an, damit das beim nächsten Mal besser klappt!

[youtube]1aNkWjeFWZM&rel[/youtube]

Bitte beachten, wie präzise Klaus seine Pointen setzt, und wie er trotz höchster Erregung Perlen der Dialogkunst improvisiert:
„Sowas kann doch nur jemand fragen, der vollkommen ahnungslos ist. Oder jemand, der bösartig ist.“
„Sie halten mich für bösartig?“
„Nein!“
Ganz großes Tennis.

[tags]Abgang, Kinski, Genie, Ungeheuer![/tags]

5 Gedanken zu „Professionell abgehen

  1. Für meinen Geschmack sollte ein gepflegter Talkshowabgang immer auch ein bisschen an den grandiosen Anfall des „Ton Steine Scherben“-Schlagzeugers Nikel Pallat von 1971 erinnern. Herrn Bublath kann ich mir zwar nicht mit einer Axt vorstellen – würde das gerade deshalb aber gerne mal sehen – Eva Herman hingegen… vergessen wir das.

  2. Tja, Ton war da, Scherben auch, aber Steine? Mit der Axt würde heute doch Keiner mehr durch die Security kommen, schade eigentlich.
    Da will ich mehr davon sehen: Chris, vergiss das Bass-Spielen, biete lieber Abgangs-Fortbildungen an!

  3. Ganz wichtig ist das ja, einen ordentlichen Abgang zu schaffen. Den müssen wir auch auf der Bühne hinbringen. Sicherlich haben Kinski und der Mann mit der Axt Maßstäbe gesetzt, aber das können wir doch auch. Das alles steht doch bereits im Script, Hotelzimmer demolieren, Sofas abfackeln, der Fenstersturz unseres Stunt-Hundes Schorschi. Klar kann man sich aus dem anstrengenden Geschäft zurückziehen und als Abgangs-Dozent Tipps an junge Musiker weitergeben.

    Pricklender, aufregender ist allemal das Live-Geschäft. Betulich und beschaulich der Dozentenjob.

    Wenn das hier so weitergeht, laß ich mich lieber von Kinderscharen aus den Birkenstöcken johlen. Ich bin wieder zu Fuß auf dem Weg nach Hause, grad an Bietigheim-Bissingen vorbei.

  4. Den besten Musiker-Abgang aller Zeiten hab ich bei James Brown gesehen. Der ist singend am Mikro zusammengebrochen, zwei Bodyguards kamen, legten ihm einen roten Umgang um, führten ihn raus, während die Band ungerührt weiter orgelte. Kaum draußen, rannte Brown zurück auf die Bühne, sang weiter, brach zusammen, die Bodyguards kamen mit dem grünen Umhang, während die Band weiter orgelte. Kaum hatten sie ihn draußen, kam er zurück zur nächsten Strophe, nach der er wieder zusammenbrach. Im folgenden bekamen wir Umhänge in gelb, schwarz, blau, bronze, silber und gold zu sehen. Beim Leopardenfell war Schluss. Dann kamen die Zugaben.

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