Splitterbrötchen (DCCCXXIX)

Dieser wunderbare Artikel über die schönsten Kinos der Welt wurde mir in meine Facebook-Timeline gespült. Leider hab ich nur wenige der dort gelisteten Kinos besucht. Unvergesslich ist mir mein erster Besuch im Londoner „Casino Cinerama“, da sah ich 1967 „Grand Prix“. Die Handlung des Films fand ich wirr und langweilig, aber die faszinierenden Bilder auf der riesigen gewölbte Leinwand haben sich unauslöschlich in mein damals zehnjähriges Gehirn gebrannt. Vielleicht rührt daher mein Faible für große Leinwände, wegen dem ich u.a. immer noch dem Berliner „Royal Palast1 hinterher trauere. Da hab ich zum ersten Mal „Krieg der Sterne“ gesehen. Ich saß in der ersten Reihe, und als dieser riesige, nicht enden wollende Sternenkreuzer über meinen Kopf hinwegrauschte, wusste ich, dass ich diesen Augenblick nie vergessen würde. Filmstudios, die mit der Idee liebäugeln, ihre Filme nur noch über Streaming zu verwerten, berauben sich ihrer eigentlichen Stärke. Filmjournalisten, die zur Zeit vom Ende der Kinos daher schwadronieren, sind schlicht verrückt.

Ich verstehe die Aufregung um das Outing der queeren Schauspielerinnen und Schauspieler nicht. Natürlich haben diese Künstler damit recht, dass queere Lebensentwürfe in hierzulande produzierten Filmen und Serien viel zu wenig stattfinden. In anderen Ländern ist es mittlerweile Gang und Gäbe, in Geschichten auch diese Seite menschlichen Lebens mitzudenken und mit einzubauen. Zur Zeit schauen die beste, geduldigste Gemahlin von allen und ich mit großer Begeisterung die französische Serie „Call my Agent“ an. Eine Protagonistin dieser Serie ist eine frauenmordende Lesbierin, und aus den daraus folgenden Konstellationen werden zum Teil brillante erzählerische und komödiantische Funken geschlagen. Was ist dagegen einzuwenden? Warum machen wir das hierzulande nicht auch schon längst?

Als Angela Merkel am 22. Februar verkündete, dass sie nun eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer Lockerungsstrategie eingesetzt habe, erinnerte ich mich sofort an das „Ministerium für gesamtdeutsche Fragen“. Bei dem haben wir auch gedacht, dass die sich da die ganze Zeit mit Konzepten befassen, wie die Vereinigung beider Staaten zu bewerkstelligen sei, damit man, wenn’s denn mal soweit ist, sorgfältig ausgearbeitete Strategien anwenden konnte. Hatten Sie aber nicht gemacht, wie sich 1989 herausstellte. Hatten wohl zu viel mit der Produktion heißer Luft zu tun.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren Sellerie-Steaks mit Cafè-de-Paris-Butter und Linsengemüse, fotografiert von der besten, geduldigsten Gemahlin von allen.

Relativ kurz nachdem Euro Disney 1993 eröffnet worden war, haben wir – neugierige Kindsköppe, die wir nun mal sind – da mal vorbeigeschaut, um uns sachkundig zu machen. Was mich damals nachhaltig beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie man da die Warteschlangen an den Eingängen der besonders beliebten Attraktionen gemanaget hat. Statt – wie wir Deutschen das gewohnt waren – stur, gelangweilt und schlecht gelaunt in einer endlosen, schnurgeraden Schlange herumzustehen, folgte man dort einem gewundenen Pfad, der dafür sorgte, dass man ständig in Bewegung war, und die Attraktion, auf die man wartete, immer wieder aus einem neuen Blickwinkel sah. Das hat die Wartezeit subjektiv deutlich verkürzt, man hatte ja Abwechslung und jederzeit das Gefühl, dass es voran geht. Vielleicht sollten die Herrschaften vom deutschen Impf-Management mal eine entsprechende Schulung bei Disney machen.

Ex-Assistenz-Trainer Hansi Flick wurde diese Woche 56. Das sind mehr Lebensjahre als Titel. Kann ein Bayern-Trainer sich das erlauben?

Zum Nachdenken hat mich Gabriel Yoran auf Twitter gebracht: „Warum heißt es Eingang zum Besprechungsraum und nicht Konfitüre?“

Über die wahrscheinlich sehr unrühmliche Rolle, die das Job-Center während der Pandemie spielte und spielt, wird zu reden sein. Ich habe im März letzten Jahres selbst miterlebt, wie das Job-Center versucht hat, einen Bildungsträger zum Präsenzunterricht zu zwingen. In den letzten Tagen habe ich von mehreren Fällen erfahren, wo ALGII-Empfänger gezwungen wurden, weite Wege mit dem ÖPNV zurückzulegen, um bei Bildungsträgern an Online-Fortbildungen teilzunehmen, obwohl sie das genauso von Zuhause aus hätten tun können. Der Kontrollwahn dieser Behörde ist mittlerweile anscheinend gesundheitsschädlich.

Es wundert mich immer wieder, dass Menschen meinen, es gäbe Gemeinsamkeiten zwischen Empörungs-Portal Twitter und dem tatsächlichen gesellschaftlichen Diskurs. Wenn dem so wäre, hätten wir an jeder Straßenecke eine Prügelei.

Sollte noch jemand glauben, wir hätten hier bundes- statt bananenrepublikanische Zustände, muss ich ihm diese Illusion nehmen: Der CumEx-Steuer-Skandal kann wohl nicht oder nur unter extremen Schwierigkeiten aufgeklärt werden, weil jemand in ein Gesetz zur Elektro-Mobilität einen Passus reingemogelt hat, der das Informationsfreiheitsgesetz soweit aushebelt, dass die CumEx-Akten unter Verschluss gehalten können. Das ist seit einem Jahr bekannt, das Urteil hat immer noch Bestand und unsere Qualitätsmedien haben es immer noch nicht für nötig gehalten, das Thema aufzunehmen. Obwohl hier ganz offensichtlich auf Seiten der Legislative beträchtliche kriminelle Energie aufgewendet wurde.

 

 

  1. Der hatte mal die größte Leinwand der Welt.

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