Splitterbrötchen (CM)

Ungewöhnlich, diese römische Ziffer, nicht wahr?

Genauso ist das, passiert mir auch immer wieder.1

Ganz erstaunlich, dass intellektuelles Scheitern nicht nur mittlerweile gesellschaftlich akzeptabel sondern sogar eine Möglichkeit ist, den Lebensunterhalt zu verdienen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine Pizza mit scharfer Salami, Artischocken und Gorgonzola im „Fellini“ in der Crellestr. Dazu gab’s einen ausgezeichneten Cabernet aus dem Veneto, das war insgesamt ein ganz wunderbares Abendessen in angenehmster Gesellschaft.

Falls jemand nach einem universell einsetzbaren E-Mail-Betreff sucht, bei mir ist diese Woche „What’s happening right now?“ aufgeschlagen.

Die Aufgeregtheit über edle Parkettböden und Pflanzenwände teile ich nur bedingt. Ein Chefbüro muss meines Erachtens Beeindruckungspotenzial haben, nach Möglichkeit mehr als der Chef oder die Chefin selbst. Natürlich geht’s auch mit Linoleum und Resopal, aber will man wirklich die DDR wiederhaben?

Nichts ist gefährlicher als eine Gruppe dummer Menschen, die sich im Recht wähnt.

Microsoft bleibt Microsoft. Word kennt „goutierbar“ nicht und will dann tatsächlich einen Goutierbär ins Rennen schicken.

Mit weichgespülten Lobhudeleien nimmt man das Volk aus dem Volkssport.

Wenn jeder die Gelegenheit hat, sich lächerlich zu machen, müssen auch Politiker keine Angst mehr vor der Lächerlichkeit haben. Die sozialen Netzwerke haben dem Kabarett den Todesstoß versetzt.

Splitterbrötchen (DCCCXCIX)

Auf Facebook, Twitter und Instagram bin ich ja nur zum Blödeln und um gelegentlich ein bisschen Foodporn zu posten. Trotzdem, man bekommt ja mit, wie Leute, die glauben, sie würden ernsthaft diskutieren, sich da total aufgeregt verbal auf die 12 geben. Ich kapier das nicht. Mir macht es keine Freude, von anderen Leuten beschimpft zu werden, und ich habe auch keine Freude daran, andere Leute zu beschimpfen2. Haben die Menschen wirklich so viel Freude an unerfreulichem, unzivilisiertem Verhalten?

Ich weiß nicht, wieso, aber es ist lange her, dass ich mich so auf den Start einer Bundesligasaison gefreut habe wie auf diesen.

Da musste ich dann doch sehr lachen:

In einer idealen Welt sind es nicht Emotionen, sondern Argumente, die Menschen überzeugen. Wir leben sonstwo, aber nicht in einer idealen Welt.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt war selbstgeklöppelt: Schwarze Nudeln, Seeteufel, Safransauce. Kann man.

Dass noch nicht allen Journalisten, die sich in Lindners Hochzeit und seine Porsche-Telefonate verbissen haben, langsam dämmert, dass Wirecard und Cum-Ex offenbar doch keine lässlichen Sünden sind, sagt einiges über den Zustand unserer Leitmedien aus.

„Wir spielen weiter nach vorne.“ Warum eigentlich? Warum nicht mal den Gegner düpieren und nach hinten spielen?

Bier. Freude.

Offen gestanden verstehe ich die Beschwerden über Papierstrohhalme nicht. Ich werfe ein solches Utensil grundsätzlich weg und trinke direkt aus dem Becher. Wo ist da ein Problem?

 

 

Splitterbrötchen (DCCCXCVIII)

Zwei Tage Warnstreik auf den Flughäfen: der Weltuntergang wird ausgerufen. Wochenlanger Streik an den Unikliniken in NRW: nonmention. Die Leitmedien kotzen mich derzeit ziemlich an.

Seit letzten Sonntag führt Fa. Groupon im Rennen um den idiotischsten E-Mail-Betreff aller Zeiten deutlich mit „Hurra! Es ist soweit, du kannst endlich 24 Stunden lang sparen!!!“

Die unfassbare Erfolgssaga geht weiter: 1,5 Millionen kritischer User sind vor Begeisterung ausgerastet, als sie mein Käsestullenfoto auf Google Maps angesehen haben. Über meiner Käsestulle ist nur der Himmel!

Warum heißt es in Österreich Polenta und nicht „Kieberer-Pampe“?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine Meisterleistung in Understatement: Als „Fischsemmerl“ steht diese Vorspeise auf der Speisekarte des Lokalaugenschein in Podersdorf, doch der Zusammenklang von warm getoasteter Käsesemmel, mehreren aromatischen Salaten, hausgemachter Knoblauchmayonnaise und geräuchertem Wels war von dermaßen großer Delikatesse, dass ich mir beinahe den Hauptgang geschenkt und eine zweite verdrückt hätte.

Das Leseerlebnis der Woche: David Ensikat ruft seinem Lehrer nach.

Und dann las ich staunend auf Twitter, wie eine freundliche Lehrerin von einer an Long Covid leidenden Schülerin berichtete. Sieben Fehler hatte die in einem einzigen Satz gemacht. Die freundliche Lehrerin hat ihr alles erklärt, aber wegen Long Covid konnte sich das arme Kind nicht alles auf einmal merken, und tauchte immer wieder (insgesamt neunmal) am Lehrerpult auf, bis der Satz endlich richtig war. Meine Frage, warum die freundliche Lehrerin das Kind neunmal zwischen seinem Platz und dem Lehrerpult hat hin und her laufen lassen, blieb unbeantwortet.

Gibt’s auf der documenta eigentlich, außer antisemitischen Linolschnitten, was Bemerkenswertes zu sehen? So Kunst, zum Beispiel? Die einen anrührt, zum Nachdenken bringt, sowas in der Art? Darüber liest man gar nichts.

Auch wenn Twitter derzeit vorwiegend ein Treffpunkt für auf Bestätigung angewiesene geistige Minderleister ist, ein paar Accounts, die für gute Unterhaltung sorgen, gibt’s ja doch, zum Beispiel den von Jaythechou, der Paddington in bekannte Film- und Fernsehszenen photoshopt. Diese Woche hat der Überbär endlich ein Gastspiel in meiner Lieblings-Serie gegeben.

Thema Wahlrecht für Kinder und Jugendliche: Hätte ich vor meinem 18. Geburtstag wählen dürfen, hätte ich sicherlich die Wahlentscheidung getroffen, die meinen Vater maximal geärgert hätte. Mit demokratischer Willensbildung hätte das wirklich nichts zu tun gehabt.

Gestern sind wir aus unserem wundervollen Podersdorf-Urlaub zurückgekommen. Heute hat die Vorfreude auf Podersdorf 2023 begonnen.

 

 

Splitterbrötchen (DCCCXCVI)

Was nicht jeder weiß: Auch wenn man Wein nur in Achteln trinkt, kann man betrunken werden, wenn man eine ausreichende Menge zu sich nimmt.

Der Grünen-Vorstand hat anscheinend nur männliche Gegner.

Weltidee! Biopic über die erste ungarische Kampfpilotin und ihren Wingman, Sendezeit Mittwoch 20 Uhr 15, Besetzungsidee Veronica Ferres und Hardy Krüger jr., Arbeitstitel: „Marika Maverökk“

Schmerzlich vermisst: einen Live-Ticker von der abgeschalteten Gasleitung.

Auf Twitter wurde ich nach 10 Bands, die mein Leben begleitet haben, gefragt. Die waren schnell gelistet:
The Beatles
The Rolling Stones
Jefferson Airplane
Crosby, Stills & Nash
Emerson, Lake & Palmer
Little Feat
The Grateful Dead
The Who
The Pirates
Simon & Garfunkel
Doch dann kam ich ins Grübeln.

Offenbar habe ich soviel nachgesalzen, dass ich bereits 1980 gestorben bin und es nur nicht gemerkt habe.

Herr Kaltenbach analysierte die ersten Ergebnisse des James-Webb-Weltraumteleskops löwensenfscharf:

Kontextwerbung: Ich soll mir Aktien von „Profiteuren der Energiekrise“ ins Depot legen, um meine Verluste durch gestiegene Energiekosten auszugleichen. Doll.

Die nunmehr zwei Wochen andauernde, immer bizarrer werdende Diskussion über die Anzahl der biologischen Geschlechter lässt nur ein Fazit zu: Wir müssen etwas gegen das großflächige Versagen unserer Biologie-Lehrer unternehmen, und zwar schnell.

Ebenfalls auf Twitter bat man mich, meinen Lieblingsfilm möglichst langweilig zu schildern. Nun denn: Gastronom gerät wegen seiner Ex in Turbulenzen.

Stolz darauf sein, etwas nicht zu kennen – gibt es dazu schon eine Studie?

Dank der bereits von Herrn Kaltenbach erwähnten Bilder, die wir vom James-Webb-Weltraumteleskop bekommen („Sternenporno“ hat sie jemand bei der SZ genannt), wissen wir jetzt, dass das Universum aussieht wie ein T-Shirt für Motorradfahrer Mitte 40, die sich in der Midlife-Crisis befinden. Aber warum fehlt der Wolf?

Splitterbrötchen (DCCCXCV)

Eigentlich wäre mit dem Tweet der Woche ja alles gesagt…

… aber ich leg trotzdem noch ein bisschen was nach. Weil Sonntag ist.

Ich kann nicht aufhören, mich über Helikopter-Eltern zu wundern, die ihre Kinder immer nur als Opfer, aber nie als potenzielle Täter imaginieren können. Vollkommen fassungslos las ich auf Twitter den Thread einer Mutter, die von Problemen bei der stundenlangen, erfolglosen „Einschlafbegleitung“ ihres Sohnes berichtete. Wäre mir als Kleinkind ein derartiges Unterhaltungsprogramm (Einschlafbegleitung = statt drögen Solo-Einschlafversuchen bei gelöschtem Licht den Eltern durch Rumgequengel auf den Zeiger gehen zu können) angeboten worden, hätte ich auch beherzt zugegriffen.

Dicke Empfehlung für die neue Netflix-Serie „King of Stonks“, die zwar eine ziemliche schamlose „Wolf of Wallstreet“-Kopie ist, aber dennoch sehr gut unterhält, zuvörderst natürlich durch einen souverän auf die Kacke hauenden Matthias Brandt.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine mit ein wenig Salz auf Butterbrot genossene, wunderbar aromatische San-Marzano-Tomate aus dem Seewinkel.

Tränen lachte ich über eine Pointe aus der österreichischen Kabarettsendung „Pratersterne“: „Der Friedhofsgärtner im amerikanischen Seattle hat mir erzählt, dass er während des MTV-Unplugged-Konzerts von Andreas Gabalier aus dem Grab von Kurt Cobain einen zweiten Schuss gehört hat.“

Menschen, die in den sozialen Medien nach Dingen fragen, die sie problemlos Googlen könnten – gibt es da schon eine Studie?

Den Knalldeppen, der „The Rise of Gru“ mit „Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ übersetzt hat, würde ich gern stundenlang auf ausgesucht grausame Weise foltern. Ansonsten ist der neue Minions-Film beste, mit zahllosen Filmzitaten gespickte Unterhaltung.

Nach einem „deutschen Wort mit ‚i'“ wurde ich auf Facebook gefragt. „Intransitiv“, antwortete ich spontan.

Gute Schauspieler können auch besser Outrieren als schlechte Schauspieler.

Wenn man etwas selbst nicht tun kann oder will, dürfen es die anderen auch nicht. Klar.

Tatsächlich sind Annalena Baerbock und Robert Habeck aktuell die Minister, an denen ich am wenigstens auszusetzen habe. Trotzdem stehen sie wegen ihrer permanenten, durchkalkulierten Selbstinszenierung bei mir weiterhin unter Verdacht.

Kulinarische Entdeckung der Woche war eine Nudelsalat-Sauce: 1/3 Mayonnaise, 1/3 Sauerrahm, 1/3 im Kochwasser pürierte weiße Bohnen. Das gibt einen sehr runden, angenehmen Geschmack, der den Salat ergänzt und nicht dominiert. Wenn man nicht weiß, dass Bohnen drin sind, schmeckt man sie nicht heraus.

Informationsübermittlung war nie das Geschäftsmodell der Medien. Das bestand durchaus darin, das Niveau des öffentlichen Diskurses durch ständiges Skandalisieren von Bagatellen so weit abzusenken, dass immer mehr Menschen bei den Medien Orientierung suchten. Durch Social Media hat sich das gravierend geändert, leider nicht zum Besseren. Vielleicht versucht man’s doch mal mit Informationsübermittlung? Das – statt des umpfzichtausendsten Tik-Tok-Kanals oder eines kreuzdämlichen Leistungsschutzrechts – wäre mal echt innovativ.

 

Splitterbrötchen (DCCCXCII)

Was nicht jeder weiß: Man kann beim Zubereiten aufwändiger Rezepte sehr viel Zeit sparen, indem man den elitären Gourmet-Kram einfach weglässt.

„Lasst uns die Theater zwei Jahre dicht machen, die Verantwortlichen so lange zum Arbeiten in die Kalkminen schicken und dann das Publikum fragen, ob es etwas vermisst hat.“ Tja, die Theater waren zwei Jahre praktisch dicht, die Kalkminen sind den Intendanten, Regisseuren und Dramaturgen erspart geblieben, und das Publikum entscheidet gerade: es vermisst nichts und bleibt in Scharen weg. Einige Läden sind bei 22 % Auslastung mit Corona-Bestuhlung, d.h. die ziehen soviel Publikum wie ein Off-Theater-Flop in den 80er Jahren (in absoluten Zahlen). Und den Verantwortlichen ist der Ernst der Lage mal wieder nicht klar, die denken (bzw. sagen, dass sie das denken), dass das „nur eine Phase“ ist und die Leute irgendwann wiederkommen. Die Leute werden aber nicht wiederkommen. Publikum, dass einmal weggeblieben ist, bleibt auf Dauer weg. Ein Blick in die Berliner Theaterstatistik hilft: Hier wurden in den letzten 30 Jahren etliche Theater geschlossen, und das Publikum dieser Theater ist aus der Statistik verschwunden. Diese Menschen haben nach Schließung „ihres“ Theaters nicht andere Theater besucht, die machen jetzt was anderes in ihrer Freizeit. Genau das passiert jetzt überall. Das wird demnächst ganz, ganz bitter für die subventionierten Kollegen.

„Was? Abi?“ Von der nahenden Reifeprüfung überraschter Sohn einer japanischen Meerrettichpasten-Dynastie

Beim Kochen geht es letztlich nur darum, Geschmack aus Dingen raus bzw. in Dinge rein zu kriegen.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt blieb unfotografiert: Anlässlich eines Hoffests hab ich zum ersten Mal seit Jahren wieder den Dreigang aus dem ZEITmagazin-Kochwettbewerb auf den Tisch gebracht: Krautstrudel – Halászlé – Somloer Nockerln. Es kocht sich doch sehr entspannt, wenn einem kein Fresspapst im Nacken sitzt. Runner-Up kam auch aus der eigenen Küche: Flanksteak mit (sehr) scharfer Sauce:

Auch der dritte Platz soll nicht unerwähnt bleiben. Im Makarska-Grill, dem Friedenauer Emporium für gesundheitsbewusste Ernährung, genoss ich eine leichte, bekömmliche Gemüseplatte „Hildegard von Bingen“.

Als junger Mann hat es mich grundsätzlich angekotzt, wenn alte Säcke geglaubt haben, mir Vorschriften machen zu können. Jetzt bin ich selber ein alter Sack, aber den dahinter stehenden Mindset finde ich immer noch zum Kotzen. Wie kommt Steinmeier darauf, jungen Menschen mit einem „Pflichtjahr“ Gemeinsinn und Pflichtbewusstsein nahe bringen zu können? Wieso denkt er, dass die alle undankbar, faul und frech sind? Das sind erwachsene Menschen, die müssen nicht mehr erzogen werden. Von dämlichen, saturierten Politikern schon gar nicht.

Ich habe einen neuen Lieblings-TV-Sender.

Schwierige Fremdsprache: Wann sagt man „Pardon“, wann „Versailles“?

Das hätte ich auch twittern können.

Jemand, der denkt, unliebsame Tatsachen beseitigen zu können, indem er sie im Internet löscht und das auch noch in aller Öffentlichkeit tut, weil er glaubt, nicht erwischt zu werden, hat ausreichend Dreistigkeit, aber nicht genug Intelligenz für ein öffentliches Amt.

 

 

Splitterbrötchen (DCCCXCI)

Wir sind wieder in Splitterbrötchen-Regionen, in denen ich die korrekte römische Bezifferung nachgoogle. Natürlich nur zur Sicherheit!

Was nicht jeder weiß: Wenn bei einem Fahrschulwagen bei Sonnenschein die Scheibenwischer angehen, biegt er gleich ab.

„Jawohl, mein Marktführer!“

Das Wort der Woche schuf mal wieder Peter Glaser: „Heiterkeitsherausgeforderte Person“.

Begleiterscheinung des Alterns: Man ist plötzlich älter als alle Ärzte, die einen behandeln. Die logischerweise deutlich weniger Erfahrung haben als ihre Vorgänger, das muss hier mal gesagt werden!

Am Mittwochabend war ich im Kino, um „Top Gun: Maverick“ anzuschauen. Ich habe diesen zynisch durchkalkulierten Bullshit von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen. Jerry Bruckheimer hat mal wieder geliefert, und wie! Wenn man das Kino blödsinnig grinsend verlässt, war es meistens ein Bruckheimer-Film.

Der Twitter-Lacher der Woche:

Welche gepflegt idiotische Idee steht eigentlich hinter den schwarzrotgoldenen Aufklebern, die Edeka seit Monaten auf die Auberginen pappt? „Wir sind Eierfrucht“?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren – wieder mal – ohne Firlefanz gebratene Campingzelt-Befestiger. Ein wunderbares Essen.

Perlen der Dialogkunst: „Es dürfen keine weiteren Fehler gemacht werden!“ rief ein erzürnter Darth Vader in Folge 4 der Disneyplus-Fehlleistung „Obi-wan Kenobi“. Der Drehbuchautor hätte Lord Vader gestatten sollen, seine Worte mit einem energischen „Sonst werd ich echt stinkig!“ zu bekräftigen.

Großen Spaß beim Lesen von „To Kill a Troubadour“ gehabt, dem 15. Abenteuer von Bruno, Chef de Police3 gehabt. In diesem Buch befasst Bruno sich mit Twitter, und damit sehe ich mich in meiner vor zwei Jahren erstmals geäußerten Theorie bestätigt, dass die geschätzte Twitter-Persönlichkeit „RS Archer“ entweder Walker selber oder einer seiner Rechercheure (R-e-S-e-Archer) ist. Die Kunstfigur Archer ist eindeutig in Walker’s Dordogne-Universum angesiedelt und tauchte vor ca. zwei Jahren auf Twitter auf, also als Walker die Arbeit am jetzt erschienenen Buch und den dafür notwendigen Social-Media-Recherchen  begonnen haben muss. Aber egal ob’s Walker, sein Rechercheur oder irgendjemand anders ist: die Geschichte vom „Brexit couple“ mit dem „idiot son“ ist einfach ein Kracher!

Splitterbrötchen (DCCCXC)

Menschen, die vor Ideen nur so sprühen, sprühen oft deshalb, weil sie gute von schlechten Ideen nicht unterscheiden können oder wollen.

Mit dem richtigen virtuellen Zoom-Hintergrund kann man die Aufmerksamkeit seiner Kurs-Teilnehmer entscheidend erhöhen.

Erst jetzt habe ich erfahren, dass Horst Sachtleben gestorben ist. Als ich – von 1976 bis 1978 – am Theater 44 in München als Inspizient und Regieassistent vom Dienst meine Grundausbildung in Sachen Theaterhandwerk erhalten habe, hat Horst dort in gefühlt jedem zweiten Stück Regie geführt. Er war einer der freundlichsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte und beherrschte das Regiehandwerk wie kein zweiter. Ich habe sehr viel von ihm gelernt.

Das ist mir noch nie passiert: Beim wöchentlichen Skat lag ich vor der abschließenden Ramsch-Runde aussichtslos mit 500 Punkten Abstand hinten. Und dann hatte ich plötzlich mit Grand Hand, Grand Hand, Durchmarsch, Jungfrau gewonnen. Mit spielerischem Können hatte das nichts zu tun, das war reines Kartenglück. Schade eigentlich.

Micky Beisenherz hat mich sehr zum Lachen gebracht:

Kreativ gewesen und eine neue Pizza entwickelt: Pizza Cinque Formaggi, also Quatro Formaggi mit extra Käse. Pfiffig, nicht wahr?

Im Tagesspiegel stand diese Woche ein ausführlicher Artikel über den Gesundheitszustand Wladimir Putins, als Quellen waren ausschließlich Mitglieder amerikanischer Geheimdienste genannt. Natürlich wissen die Qualitätsjournalisten vom Tagesspiegel, dass Spione grundsätzlich nicht lügen, wenn sie mit der Presse sprechen.

In der wirklich sehenswerten Doku über Chuck Berry auf arte wurde ein ums andere Mal behauptet, was für ein großartiger Performer Chuck Berry war. Leider hat er das 1976 (!977?) im Circus Krone nicht gezeigt, als ich im Publikum saß: Rausgekommen, 45 Minuten lang mit einer uninspirierten Miet-Band seine Hits runtergeschrammelt, Duckwalk vorgeführt, Finito. Immerhin war er besser als die Vorgruppe (was keine Kunst war: Es waren „Eddie & the Hotrods“), deshalb haben ein paar Leute geklatscht.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt bestand in dieser Woche aus drei exzellent gekochten Gängen, einem Menü im „Le Canard“ in Steglitz. Die Vorspeisenvariationen zeugten von den tunesischen Wurzeln des französischen Kochs, der dann auch beim Hauptgang…

… drygeagtem Kotelett vom Duroc nebst Kartoffel, Spargeln und unfotografierter, Mayonnaise-steifer Hollandaise, und dem Dessert…

… Crème brûlée, zweierlei Mousse au Chocolat und Tiramisu allerhöchstes handwerkliches Können demonstrierte. Das Kotelett war zu absoluter Perfektion gegrillt, durch, aber noch saftig, und die Dessert-Klassiker kriegt in dieser wertkonservativen Zubereitung in ganz Berlin niemand besser hin. Zurzeit muss man aber sehr viel Zeit mitbringen, wenn man dort essen möchte: den Mitarbeitermangel, unter dem fast die gesamte Gastronomie derzeit ächzt, gibt’s auch in der Klingsorstraße. Fast drei Stunden dauerte unser Menü, obwohl Restaurant und Terrasse nicht einmal zur Hälfte besetzt waren.

Wieso bekommen die Qualitätsmedien (die mal wieder) wegen der überfüllten Regios jetzt wieder Schnappatmung? Erstens war das zu erwarten4 und zweitens ist das doch ein ganz starkes Signal, dass sehr viele Menschen bereit sind – bei entsprechenden Preisen – den ÖPNV zu nutzen,

Was man gern ausblendet: Amber Heard und Johnny Depp minus Talent, Geld und Ruhm wären zwei ganz normale Dropouts, die sich am Kotti rumtreiben.

 

Splitterbrötchen (DCCCLXXXIX)

Wenn ich zu Beginn eines Spiels „Schleich dich, Infantino, du Arsch!“ brüllen kann, wird es ein gutes Spiel.

Fa. Steinecke bietet derzeit etwas namens „Dinkel-Amaranth-Brögel“ an. Erwartet man etwa ernsthaft von mir, dieses Wort oder sogar das damit bezeichnete Produkt in den Mund zu nehmen?

Seit ich vor über 40 Jahren angefangen habe, zu kochen, quält mich eine Frage: „Was macht man eigentlich mit glatter Petersilie“? Dank der Fürsorge von Fa. Aldi weiß ich jetzt endlich Bescheid.

Hertha BSC geht mir seit über 40 Jahren (genau, seit ich nach Berlin gezogen bin) auf den Zeiger. Mit Vereinen, die vor Selbstüberschätzung schier platzen, sportlich aber so gut wie nie liefern, kann ich nichts anfangen. Doch mittlerweile hat Hertha BSC den Olymp der Unsympathie erreicht: Mit dem vollkommen sinnlosen Verschleudern der Windhorst-Millionen hat man den zahlreichen, durchaus sinnvollen Argumenten für ein „Financial Fairplay“ im Fußball jeglichen Wind aus den Segeln gekommen. Ein Verein, dessen letzter Titel bald einhundert Jahre zurückliegt, zementiert durch abgrundtiefe Doofheit das finanziell unseriöse Gebaren von Vereinen wie Real Madrid oder dem FC Barcelona und spielt Oligarchen-Konstrukten wie PSG die Argumente wie Steilpässe zu: auch eine Leistung.

Immer, wenn man denkt, tiefer kann der Qualitätsjournalismus nicht mehr sinken, ruft der Tagesspiegel „Hold my beer!“ und senkt die Latte beim Niveau-Limbo, diesmal mit dem oben dokumentierten widerlichen Hit-Piece, das sich nur auf wolkiges Geraune anonym bleibender „ehemaliger Mitarbeiter“ stützt. Man kann wirklich sehr viel am Gesundheitsminister kritisieren, aber komplett substanzlos (an Lauterbachs akademischer Qualifikation ist wirklich nicht zu rütteln) ad hominem gehen? Was soll das?

Liebe Deutsche Bahn, welche Sinn macht es, Wörter zu benutzen, die nur die Peer Group auf Twitter, nicht aber die Mehrheit der eigenen Kundschaft entschlüsseln kann? „Reisendenlenker:innen„? Wirklich?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren „Fish and Chips“ beim Pub-Quiz5 im Steglitzer Finnegan’s. Gebackenen Kabeljau dermaßen saftig hinzukriegen, das zeugt von höchsten handwerklichem Können!

Der Tweet der Woche gehört auf den Startbildschirm jedes sozialen Netzwerks:

Ich will „Cheddar“ ins Smartphone eintippen, die Autokorrektur schlägt mir „Chefdarm“ vor. Ich habe Fragen.

Sich dumm stellen, um aus der Naivität besser skandalisieren zu können, ist nun wahrlich nichts Neues, aber als die Herren Meier und Winterbauer in ihrem ansonsten gern gehörten „Medienwoche“-Podcast ausgiebig darüber spekulierten, ob Henri Nannen das mit den nackten Frauen auf den Titelseiten vielleicht von den Nazis gelernt haben könnte, staunte sogar ich.

Splitterbrötchen (DCCCLXXXVIII)

„Warum das Gehirn nach Alkohol giert“, will der Tagesspiegel mir erläutern, doch das braucht es nicht. Zu viel überflüssige Erklärbär-Artikel lassen auch den nüchternsten Zeitungsleser zur Flasche greifen.

„Alt wie ein Baum möchte ich werden“? Das ist doch Unfug! Wer möchte denn so aussehen?

Der Tweet der Woche sei ein uralter Hut, wurde mir mehrfach gesagt. Ist mir vollkommen egal, ich hab trotzdem gelacht.

Der BILD sind diese Woche nicht nur die üblichen Verabscheuungswürdigkeiten gelungen, man schuf dort auch ein Wort von reiner, beinahe poetischer Idiotie: Bundesliga-Co-Trainer-Legende.

Atemberaubender Beitrag zu meiner unfassbar erfolgreichen Serie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: Merkwürdiges violettes Gestrüpp in einem Waldstück.

Natürlich kann man die nach Henri Nannen benannte Journalistenschule umbenennen. Natürlich kann man den nach ihm benannten Preis umbenennen. Natürlich kann man so tun, als hätte es widersprüchliche Menschen wie Nannen, ihre Fehler und ihre Versuche, sie wiedergutzumachen, nie gegeben. Doch wenn man das tut, werden junge Menschen in ein paar Jahren denken, dass es hierzulande nach dem 2. Weltkrieg tatsächlich einen harten Bruch gegeben hätte und die ganzen Mitläufer und Nazis mit dem Aufbau der Bundesrepublik nichts zu tun gehabt hätten. Wer Personen cancelt, cancelt auch ihre Geschichte und damit die Geschichte von uns allen. Wenn unsere Moralansprüche uns daran hindern, Widersprüche zu erkennen und auszuhalten, machen wir etwas falsch.

Der für den Samstagmittag geplante kulinarische Wochenhöhepunkt – ein Mittagessen im Fischrestaurant „Arielle“ in Werder fiel wegen Corona-Kollateralschaden aus: das A-la-Carte-Restaurant hat bis September geschlossen, es fehlt an Mitarbeitern. Das am Imbiss erstandene gebratene Zanderfilet mit Bratkartoffeln war zwar mehr als anständig…

… konnte aber nicht wirklich gegen meine selbst gebratenen Heringe vom Montag anstinken6, die ihrerseits nicht gegen die unnachahmlichen Calamaria in Knoblauchöl in der Taverna Pigasos anstinken7 konnten.

Es wird immer schlimmer: Am 25. März dieses Jahres habe ich Jutta Ditfurth zugestimmt, gestern musste ich – trotz heftigster innerer Gegenwehr – Jan Fleischhauer und Georg Gafron(!) auf einmal zustimmen. Wo soll das nur enden?