Kopfrechnen und Handarbeit

Effjott, alte Nase, war ja ganz schön ruhig um Sie geworden in den letzten Wochen und Monaten, aber heute haben Sie mit einer gewagten Links-Rechts-Kombination ein fulminantes Comeback eingeleitet:

Vor 25 Jahren stellte IBM den ersten Personalcomputer vor und George Lucas faszinierte die Welt mit seiner „Star Wars“-Trilogie. Etwas Erregenderes, Neuartigeres, Unerwarteteres lässt sich heute gar nicht denken. Bei „Star Wars“ ist es die Fantasie zu grenzenlosen, gottartigen Extremen aufzubrechen.

Ähm… kann ja sein, dass Ihnen der mit einem Laserschwert herumfuchtelnde Alec Guinness im Verbund mit einem Raumschiffe lenkenden Menschenaffen als „gottartiges Extrem“ vorkommt (ist wohl gestern mit Udo wieder spät geworden?), aber der erste Star Wars Film erschien vor 31 Jahren, nicht vor 25. Hätten Ihnen die Stinker von der BILD-Redaktion ruhig sagen können. Keine Ahnung, warum die Sie boykottieren und Ihnen Grammatik-Auffahrunfälle wie diesen durchgehen lassen:

Beim Computer ist es, das manuelle Zeitalter zu verlassen.

Aber jetzt hab ich wenigstens endlich kapiert, warum Sie mit Elektronengehirnen nicht zurande kommen. Sie versuchen immer noch, die Dinger wie in einem 50er-Jahre-SF-Film mit der Kraft Ihrer Gedanken zu lenken. Klappt nicht. Schauen Sie doch mal auf Ihren Schreibtisch. Irgendwo vor Ihnen liegt ein flacher, rechteckiger Kasten mit vielen Tasten, auf denen sich Buchstaben, Zahlen und so Zeugs befinden. Das nennt man eine Tastatur. Wenn Sie die manuell bedienen (auch wenn’s Ihnen als Rückschritt erscheinen muss), klappt’s auch mit dem Elektronengehirn. Willkommen im Zeitalter der Maschinenmenschen.
[tags]Effjott, Denkschwurbel, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Trendbüro-Digest: New Pig in Town

Es ist immer schön, zu beobachten, wenn eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird. Ein besonders fettes, vielversprechendes Tier wird unter der schönen Bezeichnung „Identitätsmanagement“ von einer Organisation namens „Trendbüro“ zur Hatz freigegeben und dem zahlungskräftigen Publikum auf einem „Trendtag 2008“ erklärt. Die Herrschaften vom Trendbüro haben dazu einen ganz faszinierenden Text geschrieben und veröffentlicht, den ich den Netzecken-Lesern nahe bringen möchte. Da ich aber weiß, dass die Leser meiner Seite wenig Zeit haben, erlaube ich mir, den Trendbüro-Text nicht nur zu zitieren, sondern sinngebend zusammenfassen. So spart der Netzecken-Leser Zeit bei der Entscheidung, ob er am Trendtag 2008 (Eintritt: (800 Öcken und ein paar Zerquetschte) teilnehmen möchte oder nicht.

Die Ökonomie der Aufmerksamkeit ist tot! Es reicht nicht mehr, laut und anders zu sein. Das kann heute jeder. Zukünftig zählt Anerkennung. Wir sind soziale Wesen. Wir wollen gemocht, respektiert und geschätzt werden. Der Applaus unserer Wahlverwandtschaften sichert unseren Status.

Wer die meisten Deppen aufreißt, die ihm applaudieren, gewinnt.

Früher formten uns Arbeit, Familie und Religion. Identität war statisch. Heute fehlt uns Tradition. Wir definieren Identität dynamisch.

Lügen ist ab sofort cool.

In Zeiten des Web 2.0 wird Identität zur Management-Aufgabe. Die Frage „Wer bin ich?“ wird ersetzt durch „Wer will ich sein?“. Je nach Publikum spielen wir unterschiedliche Rollen. Erfolgreiche Rollen optimieren wir und akzeptieren sie als Teil von uns.

Trickbetrug und Hochstapelei sind ab sofort vollkommen akzeptabel.

Ein-Weg-Kommunikation verliert weiter an Relevanz. Nicht das Produkt, sondern der Konsument steht zukünftig im Mittelpunkt. Kundenbeziehungsmanagement wird zur wichtigsten Aktion der Markenführung. Statt ein statisches Bild der Marke in den Köpfen zu verankern, geht es zukünftig stärker darum, die Markenidentität in der Interaktion mit dem Kunden zu leben.

Red deinem Kunden ein, dass Scheiße cool ist, dann wird er sie kaufen.

Die Auswahl des richtigen Publikums ist entscheidend. Anders als Aufmerksamkeit besteht Anerkennung aus dynamischen Austauschprozessen: Wer Anerkennung sucht, muss selbst anerkennen.

Das wusste auch schon Erich Mielke: „Ich liebe euch doch alle!“

Diese banale Erkenntnis hat gravierende Folgen für Unternehmen und Institutionen.

Das fürchte ich auch.
[tags]Wortmüll, Denkfehler, Sprachverbrechen, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Zettels Alptraum

Die BILD veröffentlichte heute ein erschütterndes Zeitdokument: Eine Sammlung von Notaten, in denen Ralf-Schumacher-Gattin Cora mit ihren renitenten Hausangestellten kommunizierte – ein erschütterndes Dokument einer eskalierenden, vollkommen außer Kontrolle geratenen Situation zwischen den Schumachers und ihren Mitarbeitern. Und doch hat die BILD – mal wieder – nur die halbe Wahrheit veröffentlicht, die Spitze des Eisbergs Zettelkastens sozusagen: Cora Schumachers brisanteste Notizzettel und Anweisungen blieben in Kai Diekmanns Schublade – wohl, um die empfindsamen Seelen der BILD-Leser zu schonen. Die Netzecke muss derartige Rücksichten nicht nehmen. Hier steht die ganze Wahrheit, hier sind die Zettel, die BILD nicht zu drucken wagte:

Letzte Woche haben Ralf und ich ein paar Paletten „Kleiner Feigling“ von der Tanke mitgebracht. Derjenige, der auf jedem Etikett das „Feigling“ mir Filzstift durchgestrichen und durch „Bruder“ ersetzt hat, sollte sich schämen.

Wer sich an Ralfs Nappos vergreift, soll es sofort bleiben lassen! Ralf darf nur 2 Nappos am Tag, weil er sonst nicht mehr in den Overall passt, es fehlen aber jeden Tag 5! Ihr führt mich nicht hinters Licht.

Wer auch immer diese fiesen Porno-Magazine in Ralfs Nachttischschublade gelegt hat, soll sie sofort entfernen. Ralf hat geschworen, dass er das Dreckszeugs zum ersten Mal sieht. Und ich fass die nicht an, schon wegen der komischen Flecken nicht.

Wer ist eigentlich die Frau, die seit zwei Jahren auf dem Gästeklo sitzt? Nicht, dass sie da noch festwächst!

Wer es auch ist: Hören Sie sofort auf, Bremsspuren in Ralfs Unterwäsche zu machen. Das ist nicht witzig!

Derjenige, der „Cora ist doof“ in den Schnee gepinkelt und dabei Ralfs Handschrift nachgemacht hat, kann sich seine Entlassungspapiere abholen!

[tags]Schumacher, Ralf, Cora, Gehirnmissbrauch, Zettel, Ungeheuer![/tags]

Das Ackermann-Angebot

Heute steht’s in allen Zeitungen: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann glaubt angesichts der internationalen Finanzkrise nicht, dass die Banken die Lage allein in den Griff bekommen können. Jetzt soll’s die Politik richten, fordert er lautstark, doch wie genau die Hilfe der Politik aussehen sollte, blieb zumindest im Halbdunkel. Bis jetzt. Der Netzecke ist ein brisantes Gesprächsprotokoll zugespielt worden, das eindrucksvoll dokumentiert, wie die Finanzkrise entstanden ist und welche konkreten Forderungen Vollblut-Banker Ackermann an die Politik stellt.

„Steinbrück.“
„Hier ist Josef Ackermann von der Deutschen Bank! Peer, alter Junge, wie geht’s denn immer so?“
„’Peer, alter Junge‘? Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, war ich noch der ’schnöselige Kassenwart‘.“
„Olle Kamellen, ein dämliches Missverständnis …“
„Sind Sie wirklich Josef Ackermann?“
„Sag Jupp zu mir! Alle meine Freunde nennen mich Jupp.“
„Na denn, Herr Ackermann, was kann ich für Sie tun?“
„Naja, Peer, du könntest mir in der Tat ein bißchen aus der Klemme helfen. Entweder ein paar hundert Milliarden rüberrubbeln…“
„Einen Moment, Herr Ackermann. Frollein Koslowski, bringen Sie mir mal ganz schnell meine Blutdrucktabletten!“
„…oder ein paar Leuten mal so richtig Bescheid stoßen.“
„Das klingt schon wesentlich sympathischer. Wenn darf ich abmeiern?“
„Wenn du mit dem Paulson anfangen könntest…“
„Dem amerikanischen Finanzminister? Aber gern. Was liegt an?“
„Ich brauche eine konzertierte Aktion von Notenbanken und Regierungen…“
„Geht das etwas konkreter?“
„Klar. Also, der Paulsen soll sein Hotel in der Schlossstraße wieder abreißen. Wenn ich ’ne fünf würfle, bin ich drauf, und wenn ich die Miete zahlen muss, geh ich krachen.“
„Hotel in der Schlossstraße? Und… was erwarten Sie von den Notenbanken?“
„Die Zinsen müssen runter! Ich hab gerade eine Hypothek auf mein E-Werk aufgenommen, die Zinsen fressen mich auf. Der Paulson steht zwar kurz davor, aber wenn er ’ne 4 würfelt und auf das E-Werk kommt, bleibt mir ja gar nix von der Miete übrig.“
„Wie sind Sie denn in diesen grauenhaften Liquiditätsengpass geraten?“
„Mein Gott, ich hab ein paar Mitspielern großzügig Kredite gewährt. Ist ja auch meine Aufgabe als Banker, nicht wahr? Und dann erklären die einfach Bankrott und spielen nicht mehr mit.“
„Sie haben Ihren Mitspielern Kredite gegeben? Ja, spielen Sie denn zum ersten Mal Monopoly?“
„Nö, das mach ich seit Jahren. Wieso?“
„Dann müssen Sie doch wissen, dass bei jeder Monopoly-Partie die Mitspieler einer nach dem anderen Bankrott gehen, bis nur noch einer übrig bleibt.“
„Jau. Marktwirtschaft ist nun mal kein Nonnenhockey.“
„Sie zocken ohne Netz, und dann beschweren Sie sich, wenn’s schief geht.“
„Was bleibt mir denn übrig, wenn die Selbstheilungskräfte des Marktes nicht mehr funktionieren?“
„Und ich soll jetzt den Gesundbeter machen? Vergessen Sie’s!“
„Ich würde mich selbstverständlich revanchieren, mit einem Premium-Girokonto ohne Kontoführungsgebühren. Und zur Kontoeröffnung gibt’s die Eurocard Gold und einen Toaster!“

[tags]Ackermann, Finanzkrise, Subprime, Steinbrück, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

 

Die tibetische Fliege

Da stehen wir beide vorm Tibeter und staunen, lieber Effjott, denn so friedliebend wie Sie ihn heute beschreiben

Kein Tibeter schlägt nach einer Fliege, die ihn belästigt, die Fliege könnte seine verstorbene Großmutter sein.

nötigt er uns beiden ein Höchstmaß an Bewunderung ab. Aber eine Frage haben Sie in diesem Satz doch aufgeworfen, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt: Was hat der Tibeter seiner armen Großmutter bloß angetan, dass sie ihn auch in ihrer neuen Inkarnation als Fliege nicht in Ruhe lässt?

[tags]Wagner, Gehirnmissbrauch, Denkschwurbel, Ungeheuer![/tags]

Endlich Klarheit

Mensch, Herr Keiser von der Nichtraucher-Initiative Wiesbaden,

da ist Ihnen ja ein richtiggehender Coup gelungen, als Sie gegen Helmut Schmidt, die Ikone aller Kettenraucher (im Nebenberuf Elder Statesman) Strafanzeige erstattet haben:

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat laut „Bild“-Zeitung ein Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar Schmidt eingeleitet. Die Nichtraucher-Initiative Wiesbaden hat Strafanzeige wegen Körperverletzung und dem Verstoß gegen das seit dem 1. Januar geltende Rauchverbot erstattet.
Der Vorsitzende des Vereins, Horst Keiser, sagte dem „Hamburger Abendblatt“: „Die beiden rauchen immer wieder rücksichtslos im Beisein Unbeteiligter.“

Das find ich sowas von super, Herr Keiser, das kann ich kaum in Worte fassen. Ihnen ist es tatsächlich gelungen, eine Antwort auf eine seit Jahren in meinem erweiterten Bekanntenkreis ergebnislos diskutierte Streitfrage zu finden: „Sind eigentlich Raucher oder Nichtraucher intoleranter?“
Schön, dass das jetzt ein für allemal geklärt ist.
Tschö
Der Chris
[tags]Rauchverbot, Schmidt, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]