Splitterbrötchen (CMXC)

Ich hab die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele nicht angeschaut. Aber da die katholische Kirche sich beschwert und das konservative Feuilleton Schaum vorm Mund hat, scheint sie ziemlich gut gewesen zu sein.

„Die Nacht kommt und mit ihr die schwarze Luft. Vielleicht erbarmt sich der Wirt und bringt uns drei Spritzer, denn die schwarze Luft macht durstig.“

Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografierte mich beim durchaus andächtigen Verzehr des kulinarischen Wochenhöhepunkts: Kalbshirn mit Kimchi, Ei und Trüffeln im Gut Purbach. Im Glas kein Rosé, sondern ein Grauburgunder von Andert aus Pamhagen. Ganz großes Küchenhandwerk, grandiose Kombination. Eine unvergessliche Mahlzeit.

Wenn man etwas verbietet, wird es übrigens nicht unsichtbar. Es verschwindet auch nicht.

Diese ganze medial befeuerte Kamala-Harris-Euphorie ist sowas von 2016, da fürchtet man, dass es wieder genau so ausgeht.

Wenn man erfolgreich eine Zwerg- und Walfahrt absolviert hat, macht es keinen Sinn, den Wicht unter den Löffel zu stellen.

Der Threads-Lacher der Woche:

Es ist ja sehr zuvorkommend vom stets aufmerksamen Service der „Podersdorfer Weinstuben“, ein beliebtes Gericht durch das Anreichen einer originellen Kopfbedeckung zu variieren, aber: bringt das geschmacklich wirklich was?

Was nicht jeder weiß: Die englische Übersetzung von „rumgurken“ ist „to cucumber around“.

Sollte Olaf Scholz sich schämen, in der SPD zu sein? Oder eher die SPD, dass jemand wie Scholz bei ihr Mitglied ist?

Sagen wir es mal in aller Deutlichkeit: Neil Young war ein übergriffiger Eindringling.

Die beste Mahlzeit meines Lebens

… habe ich genossen, als ich sie noch gar nicht würdigen konnte. Ich war schlanke1 17 Jahre alt, als unser tollkühner Klassenlehrer uns in zwei VW-Busse packte, um mit uns 14 unvergessliche Tage lang den Süden Frankreichs zu erkunden. Tarrascon, Arcachon, die Camarque … plötzlich wurde der Horizont auch für den engstirnigsten Nordhessen wunderbar weit. Auch, was das Essen anbelangt, denn das, was in Frankreich auf die Teller kam, war tatsächlich Lichtjahre von dem entfernt, was im Kreis Eschwege aufgetischt wurde. Einige meiner Klassenkameraden sehnten sich bald nach Bratwurst und Krautshäuptchen zurück, aber bei mir begann die lebenslange Liebesgeschichte mit der französischen Küche in diesen Tagen. Genauer gesagt, an einem der letzten Tage unserer Klassenfahrt, an denen unsere VW-Busse und Zelte auf dem Campingplatz „Les cent chênes“ in St. Jeannet standen, nur wenige Kilometer von Nizza entfernt. Auf dem Campingplatz gab es zwar eine Bar mit jeder Menge leckerer Getränke, aber kein Restaurant. Man konnte allerdings eine Bouillabaisse bekommen, wenn man sie drei Tage im Voraus bestellte. Diese Bouillabaisse wurde von Madame Oddo zubereitet, der Chefin der Campingplatz-Betreiber-Familie, einer Matriarchin von beeindruckender Autorität. Am Tag nach der Vorbestellung schwärmten die Familienmitglieder zu den Fischern der Umgebung aus und bestellten die Fische für die Suppe vor. „Dans ma bouillabaisse, il y a chaque poisson de la Méditerranée.“ war das Credo von Madame Oddo, und am Tag des Bouillabaisse-Essens schwärmten die Familienmitglieder erneut aus und holten die bestellten, am selben Morgen gefangenen Fische ab.

Am Abend wurde aufgetischt. Auf der großen Wiese hatten die Oddos eine lange Tafel aufgebaut, an der wir Platz nehmen durften. Dann wurden Platten mit den im ganzen gekochten Fischen aufgetragen, Terrinen mit dem Sud, in dem sie gegart worden waren und Schalen mit einer scharfen, knoblauchlastigen Paste, die verwirrenderweise so hieß wie mein Schulfreund Rudi, dessen Namen wir mit stimmlosem „d“ auszusprechen pflegten. Dazu noch jede Menge knuspriges Baguette vom Bäcker in St. Jeannet, das kannten wir schon.

Von den Fischen, die da auf den Platten vor uns lagen, kannte ich keinen einzigen, die waren im Biologie-Unterricht von Dr. Zöll nicht vorgekommen. Auch vom Entgräten von Fischen hatte ich keine Ahnung, aber was machte das schon? Neuland war damals noch dazu da, betreten zu werden, ich zerfetzte zwei Fische, kippte mir Suppe und Rouille drauf, trank mir mit etwas Weißwein Mut an und legte los.

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Eher im Gegenteil. Dafür hatte ich zu viele Gräten im Fischfleisch übersehen, dafür war der safranisch-fenchelige Geschmack der Suppe zunächst zu fremdartig, die Rouille für meinen noch ungestählten Gaumen zu scharf. Aber es schmeckte nur ungewohnt, nicht schlecht. Weißwein half. Und als ich meinen Teller geleert hatte, zerfetzte ich zwei weitere Fische und begann, mich wohl zu fühlen. Sehr wohl zu fühlen. Mir war klar, dass dieses wunderbare Essen mit meinen Klassenkameraden und meinem Lehrer auf der Lichtung im Eichenwald, unter dem blauen Himmel der Cote d’Azure, eine der Mahlzeiten war, die ich niemals vergessen würde. Was konnte es schöneres geben, als mit Freunden im Schatten französischer Eichen Bouillabaisse zu essen, umgeben von Knoblauchduft und goldener Zukunft?

Heute weiß ich, dass das allein schon wegen der Frische und der Vielfalt der verwendeten Fische eine absolut sensationelle Bouillabaisse gewesen sein muss. Ich würde einiges geben, sie noch einmal kosten zu dürfen. Oder doch lieber nicht. So gut, wie sie in meiner Vorstellung mittlerweile ist, kann sie ja gar nicht gewesen sein. Oder … vielleicht doch?

Splitterbrötchen (CMLXXXIX)

Was nicht jeder weiß: Das bekannte Godzilla-Franchise hat auch einen spanischen Ableger. Im Gegensatz zum Original-Godzilla, über dessen Herkunft Wissenschaftler ja durchaus geteilter Meinung sind, weiß man über die Entstehung des spanischen Monsters Nocilla genau Bescheid: Es handelt sich um eine ursprünglich harmlose, kleine Eidechse, die tolpatschig in einen Bottich voll radioaktiver Kakao-Milch-Creme gefallen ist. Vermutlich – dies ist bisher lediglich eine Vermutung, die noch wissenschaftlich untermauert werden muss – schützt Nocillas Existenz auch die spanische Nationalmannschaft vor dem Grauen des Nutella-Fluchs.

Das ist mir in den letzten Wochen schon ein paarmal aufgefallen, dass in Qualitätsmedien, die es besser wissen müssten, plötzlich das Wort „Trubel“ im Sinne des englischen „trouble“, also in der Bedeutung „Ärger“ verwendet wird. Woran liegt’s? Ist da ein miserabel trainierte KI am Werk, oder wurde der Duden wegrationalisiert?

Der Medienkonsum in frühester Kindheit ist schon seit vielen Jahrzehnten ein Problem. Ich habe mich als Vierjähriger aus Protest stundenlang vor die laufende Waschmaschine gesetzt, weil meine Eltern mir das Fernsehen nicht erlauben wollten.

Schon wieder Sonnenuntergang, schon wieder pittoresk. Wird Zeit, dass der Tourismusverein sich mal was Neues einfallen lässt.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das Cinemascope-Speckbrot aus dem Laterndlkeller, wie immer kongenial begleitet von einem (oder waren es doch zwei?) Welschriesling.

Manchmal setz ich mich nicht hin, weil wieder aufstehen zu anstrengend wäre.

Es ist vollkommen bescheuert, Karrieren wegen ein paar dahin improvisierter, missratener Pointen zu beenden, egal ob El Hotzo, Kyle Gass oder sonst wer. Wer nicht bereit ist, Fehler zu verzeihen, verhindert auch, dass Menschen dazu lernen. 

Warum hat Julian Reichelt noch nicht gefordert, Ralf Schumacher den Führerschein zu entziehen? Frühzeitig einsetzende Altersmilde?

Brücke an Maschinenraum: Gut essen statt doof? Renger-Patzsch. Pastis. Lamazére. 

Natürlich ist Spanien ein verdienter Europameister, keine Mannschaft hat auch nur annähernd  so guten Fußball gespielt wie sie. Allerdings haben sie ihrem Publikum das ganz große Drama verweigert: Ein Champion muss vor dem Triumph in die Tiefen des Abgrunds geschaut haben, damit die Menschen ihn ins Herz schließen. Der spanische Mannschaftsbus hat jeden Abgrund weiträumig umfahren.

Was treibt eigentlich Journalisten an, die Politikern Ratschläge erteilen? Glauben die wirklich, dass man auf sie hört, also dass beispielsweise Biden bei der Morgenlage sagt: „Also, wenn sogar der von Marschall vom Tagesspiegel sagt, dass ich in den Sack hauen soll, dann mach ich das, aber sofort“?

 

Splitterbrötchen (CMLXXXVIII)

Es ist gar nicht so schwer, sich vor dem eigenen Schatten zu erschrecken. Man muss nur bemerken, dass man angefangen hat zu gehen wie der eigene Vater.

Innovationen, die die Menschheit seit Jahrhunderten ersehnt:

„Ein Jagdzeitweckerl, ein Nusspressburger und ein Aktionsstriezel.“ Bäckerei-Sound im Seewinkel.

Bin ich wirklich der einzige, der mit dem Begriff „Sommermärchen“ nicht (nur) die Turnierspiele der deutschen Nationalmannschaft 2006 verbindet, sondern die geniale, freundschaftliche Atmosphäre abseits der Stadien? Als die Menschen in unserem damaligen Kreuzberger Kiez ihre Fernseher auf die Straßen stellten, um mit wildfremden Menschen zusammen Fußball zu schauen? Als man jederzeit spontan mit Freunden des Ballsports aus aller Herren Ländern ins Gespräch kommen konnte? Als hunderte schwedischer Fans Stunden vor dem Anpfiff des Spiels ihrer Mannschaft gegen Brasilien am Theodor-Heuss-Platz auftauchten, freundlich und gelassen sämtliche Supermärkte und Lokale bis auf den letzten Tropfen leertranken und sich dann auf den Weg zum Stadion machten, ohne Müll oder Sachschäden zu hinterlassen? Als wir uns nach dem verlorenen Halbfinale traurig vom Public Viewing nach Hause zu schleppen begannen, nur um mit den Worten „Was soll’s, war trotzdem ein geiles Turnier“ doch noch in die Kneipe abzubiegen? Das zumindest war mein Sommermärchen, nicht die Zufallsflanke von David oder der Spickzettel von Jens.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein Mittagsmenü im Stadtgasthaus am Nyikospark in Neusiedl. Petersiliencremesuppe …

… schwarzes Meeresfrüchterisotto mit mariniertem Babyspinat …

... und Marillenkuchen …

… alles zusammen für selbstmörderisch kalkulierte 12,80 Euro.

Leider ist der Sport-BILD-Redaktion in dieser Sache eine gewisse Genialität nicht abzusprechen:

Verschwörungstheorie der Woche: Was wäre, wenn maschinist in Wirklichkeit Carolin Emcke ist, die nach ’ner ordentlichen Tüte eine Handvoll Pillen einwirft und auf WordPress ordentlich die Sau rauslässt, bevor sie sich mit ein paar Jagerbombs endgültig das Licht ausknipst? Nur Spaß! Nur Spaß!

Mir scheint, dass – online und gedruckt – die Zahl der Artikel rapide steigt, die mit der Intention geschrieben wurden, den Leserinnen und Lesern ein schlechtes Gewissen zu machen. Zu Ende gelesen werden solche Besinnungsaufsätze natürlich nur von Menschen, die schon eins haben. Die eigentlichen Adressaten werden die Lektüre deutlich vorher abgebrochen haben.

Splitterbrötchen (CMLXXXVII)

In einem sozialen Netzwerk wurde mir ein Kurzfilm über die „wunderbare Welt der Dekomposition“ empfohlen. Es dauerte einen Moment, bis ich begriffen habe, dass ich irgendwelchen Pflanzen beim Vergammeln zusehen sollte.

Sabitzer! Schön, dass du hier mitliest und versuchst, meinen Ratschlägen zu followen. Aber der neue Fischgräten-Haircut war even worse than der original dämlichen Dutt! Deshalb seit ihr auch rausgeflogen, trotz dem machtvollen Support aus der Moskito-Bar.

Zum ersten Mal ist es mir gelungen, ein mindestens fünfzehn Zentimeter weit hineingerutschtes Bändchen ohne fremde Hilfe aus einem Tunnelbund herauszupfriemeln. Ich bin unfassbar stolz.

Den kreativen Köpfen eines burgenländischen Logistik-Unternehmens ist ein Jahrhundert-Claim gelungen: „Mein Lieblingssport ist Weintransport“

Wieso hat Fa. Google das „Augsburger Hohe Friedensfest“ in meinen Kalender eingetragen? Weil ich als Kind die Puppenkiste geguckt habe?

Popkultureller Wochenhöhepunkt war der 4. Teil von „Beverly Hills Cop“ auf Netflix. Auf Super-Producer Jerry Bruckheimer ist einfach Verlass, wenn’s um krachende Unterhaltung geht, und Eddie Murphy hat endlich mal wieder geliefert. Einziger Wermutstropfen: die der ansonsten beinahe makellosen Action-Comedy untergeschobene Botschaft, dass Eltern ein Leben lang für ihre Kinder verantwortlich sind. Dieses Ranmeiern an emotionale Sklavenhalter („Helikopter-Eltern“) ist kompletter Mumpitz. Es ist die Aufgabe von Eltern, ihre Kinder zu selbständigen, verantwortungsbewussten Individuen zu erziehen, und wenn diese Aufgabe erledigt ist, ist auch Schluss mit der Verantwortung fürs Otterngezücht.

Warum gibt’s immer noch keine Lebkuchen in den Supermärkten? Sind die Lieferketten zusammengebrochen, oder was?

Solange man problemlos einen Ferrari entern könnte, kann man ihn sich meistens nicht leisten. Wenn man endlich das nötige Kleingeld für so ein Geschoss hat, kommt man meistens nicht mehr rein oder raus. Johnny Cash demonstriert mit pragmatischer Coolness, wie man dem Zahn der Zeit trotzt.

Die Aufregung über den VAR ist unbegründet. Dort wird verantwortungsbewusst gearbeitet:

Warum Abseits plötzlich kein Abseits mehr sein soll, weil’s „nur ein paar Zentimeter“ sind, verstehe ich nicht. Das infame „Dritte Tor“  gilt seit bald 60 Jahren als Gipfelpunkt fußballerischer Ungerechtigkeit, und da ging es um „nur ein paar Zentimeter“. Wie denn nun?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war die Mutter aller Kaspressknödelsuppen, aufgetischt in Jupps Bierstüberl.

Die UEFA ist ein Ort fußballerischer Ungerechtigkeit. Deutschland wird ein klarer Handelfmeter verweigert, gleichzeitig lässt man zu, dass der US-Amerikaner Don Diego de Vega („Zorro“) für Frankreich antritt.

Splitterbrötchen (CMLXXXVI)

Sforza Italia Rohrkrepiera! E pericoloso sporgersi!

Meilenstein-Woche für mein hässliches Käsestullen-Foto. Für 2 Millionen Aufrufe musste auch ein Helmut Newton ganz schön lange stricken.

„Was machen Sie beruflich?“ – „Ich bin Online-Bäckerin.“

Speck stellt keine Fragen. Speck versteht.

Übt ein Head-Coach mit einer Mannschaft das Gras-Rauchen?

Der Tagesspiegel hat zur EM die Uralt-Kamelle „Party-Patriotismus begünstigt echten Nationalismus“ ausgegraben. Dass der Aufstieg der AfD zeitlich mit der sportlichen Krise der Nationalmannschaft zusammengefallen ist, der Nationalismus also richtig durchgestartet ist, als es überhaupt keinen Anlass zum Party-Patriotismus gegeben hat, blendet man dabei natürlich aus. Da lob ich mir doch die BILD, die Headlines aus reiner Freude an der Idiotie produziert:

„Dein Paket verfolgen“? Warum sollte ich das tun? Es wird mir doch gerade gebracht!

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein perfekt saftig gebratenes Zanderfilet auf Eierschwammerl-Risotto mit Salzzitronen2 im „Knappenstückl“ auf Schloss Halbturn.

Enttäuschung der Woche: „A Grave in the Woods“, Martin Walkers frisch erschienener neuer Bruno-Roman. Man liest sich durch ein Familientreffen, bei dem Oppa ein bisschen vom Kriech erzählt, vor Bitcoin, Putin und Klimawandel warnt und nebenher äußerst halbherzig einen sich selbst erledigenden Kriminalfall abwickelt. Sogar die Kocheinlage  wirkt dahingeschludert: Bruno überlässt bei Rillette vom Thunfisch, Kalbsragout mit Morcheln und Erdbeeren mit Sahne die meiste Kochlöffelzeit dem greisen Baron, weil er lieber das Damen-Rugby-Team trainiert. Mähnong, Mr. Walker, ssahnevabjang. Für den nächsten Roman steigen Sie bitte von ihrem Rednerpult runter und besinnen sich auf die Cop-Thriller-Wurzeln der Serie, oder Sie verlieren einen ihrer treuesten Kunden.

Im Ernst: Ich mache mir richtiggehend Sorgen um den Azzurro. Gestern gegen die Schweiz sah das tatsächlich aus, als wollten sie den Ball gar nicht haben. Lienen hat bei ntv spekuliert, sie würden gegen ihre postfaschistische Regierung spielen, aber das halte ich für etwas weit hergeholt. Irgendwas stimmt da nicht. Ich will meinen alten Lieblingsfeind wiederhaben!

Splitterbrötchen (CMLXXXV)

EM-Kommentator: „… der sich auf dem Frankfurter Rasen wälzt.“ Ich wälze mich grundsätzlich nur auf English Lawn, vorzugsweise aus Wimbledon. Stil und Klasse, so wichtig.

Ich wittere Fake News. Warum sollen die Senioren frustriert sein? Ihnen ist doch unbekannt, dass ihnen Geld entgeht, weil für die Löffelabgabe reichlich Schotter winkt.

Hellsichtige Public-Viewing-Expertise: „Das Tor ist jetzt auf der anderen Seite.“

Nehmen wir Titelschutz in Anspruch für „Das wissende Nicken der Tina Hassel“ …

Sabitzer! Avec your dämlichen Dutt, you don’t schaut aus wie Samurai. You schaut aus wie Soccer Mom!

Maschinist  hat Material zum Thema „Essen, das gecancelt werden muss“ gesammelt. Schmeiß doch bitte mal irgendjemand Hirn vom Himmel. Ich mag übrigens Hirn. Auch gebacken, gern mit Ei.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt (erste Speckbrot/Welschriesling-Kombi des Jahres) blieb unfotografiert, weil ich im Schummerlicht des frisch eröffneten „Heurigen-Keller“ das Foto verwackelt habe. Der Runner-Up, das erste Cordon Bleu seit einem Jahr, kam in besserem Licht, aber auch mit einem Welschriesling im Seehotel Herlinde auf den Tisch.

Das gar nicht mal so wenige Salon-Linke die schwarz-rot-goldene Flagge reflexhaft als „rechts“ und „Nazi“ ablehnen, verstehe ich nicht.  Es war die Flagge der Befreiungskriege und der Weimarer Republik, die Nazis haben sie sofort verboten.

Man ist doch nirgendwo vor Betrügern sicher. Da hat doch ein – auch noch stark lispelnder – Fleischwaren-Fachverkäufer versucht, mir einen Schinken namens „The Rano“ anzudrehen. Glücklicherweise hab ich nicht gleich gekauft, sondern erstmal gegooglet: Das Zeug gibt’s gar nicht!

Was hatte ich doch für eine aufregende Kindheit und Jugend! Damals, in den 60er Jahren drohte noch der sofortige Stromtod, wenn man mit feuchten Fingern den Lichtschalter berührte. Und fremde Menschen zum Ausgrenzen gab es auch schon, die hießen damals allerdings noch „Vertriebene“.

Das Wort der Woche stammt von Ricky Gervais: „Wie arrogant muss man sein, wenn man glaubt, es verdient zu haben, durchs Leben zu kommen, ohne dass jemand etwas sagt, dem man nicht zustimmt oder das einem nicht gefällt?“

 

 

Splitterbrötchen (CMLXXXIV)

Warum immer Schadensbegrenzung? Warum nicht mal Schadensvergrößerung? Ist doch eh egal.

Herrenjahre sind keine Lehrjahre!

Wenn junge Menschen wählen dürfen, darf man sich nicht wundern, wenn sie Wahlentscheidungen treffen, die ihre Eltern maximal ärgern.

Fürt den Lacher der Woche sorgte ausgerechnet Lothar Matthäus in einem Werbespot für eine Discounter-Energy-Plörre. Das talent- und timingfrei dahergestammelte „Hat euch der Uli geschickt?“ hat mich verrissen.

Chuck Norris‘ E-Mail-Adresse ist gmail@chuck-norris.com.

Es dauert noch ein bisschen bis zur Bundestagswahl, aber, um den Parteien für eine entsprechende Reaktion genug Zeit zu geben, kündige ich jetzt schon an: Ich mache mein Kreuzchen bei der nicht-radikalen Partei, die ankündigt, eine richtig große Summe Geldes in die Hand zu nehmen, um das Gesundheitswesen zu entprivatisieren und richtig kommod auszustatten. Tja, Klabauterbach, wat sachste nu?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein perfekt gegrilltes, klassisch gewürztes Lammkarrée im Brigantino. Dazu gab’s einen ausgezeichneten offenen Nero d’Avola.

Auch der Runner-Up hat ein Bild verdient, nicht nur aus monochromen Gründen: Die gebratenen Sardinen im „Atlantik“ waren ganz ausgezeichnet.

„Steter Tropfen höhlt den Stein“ funktioniert tatsächlich nur bei Steinen. Bei Menschen bewirkt die Methode das genaue Gegenteil.

Ich plane die Gründung einer Mariachi-Gruppe, die ihre PA ausschließlich über Bluetooth ansteuert. Bandname: „Los Kabellos“

Fußballgebäck ist im Kommen:

Warum soll ich mir die Wiederholung des Sommermärchens wünschen? Ich will nicht wieder Dritter werden! Was sind denn das für Defaitisten beim ZDF?!

Eine kulinarische Überraschung gab es ebenfalls, am anderen Ende des Koch-Spektrums, in der Schleuderküche. Eine schnell und lieblos dahin improvisierte Cocktailsauce aus Fertig-Mayo, Ballantines-Sriracha und durchgepresstem Knoblauch überzeugte auf ganzer Linie durch trashigen Umami-Charme, die ist jetzt im Repertoire.

Kurz keimte KHoffnung nachdem dem wackeren Albanien das schnellste Führungstor der EM-Geschichte gelungen war, doch dann hat mal wieder der Azzurro sein grauses Haupt gereckt. Er scheint sich mal wieder mit minimalistischer Widerlichkeit durchs Turnier mogeln zu wollen.

 

 

Splitterbrötchen (CMLXXXIII)

„Haben Sie auch einen Steinschlag? Dann buchen Sie Ihren Termin doch ganz bequem vom Sofa aus.“ Dieses Gefühl, dass einem die Wirklichkeit komplett entglitten ist …

Wer sich für den (seit 70 Jahren kontinuierlichen) Publikumsschwund an deutschen Theatern interessiert, die Ursachen dafür und mögliche Konsequenzen, findet in dieser Buchbesprechung hochinteressante Lektüre. Wobei die aus den Statistiken gezogenen Schlussfolgerungen einigermaßen naheliegend sind: Dass der einzige Vorteil des Repertoire-Betriebs gegenüber dem Gastspielbetrieb die Bequemlichkeit derer ist, die im Repertoire-Betrieb einen Job haben, ist eine Binsenweisheit.

Man soll es nicht für möglich halten: Diese Woche war ich gezwungen, meine galaktisch beliebte Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“ in „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge und mehr“ umzubenennen, denn hier fotografierte sie kein Ding sondern sich selbst.

Lachen bei Threads;

Warum ist „Zurückrudern“ eigentlich noch keine olympische Sportart?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine ganz ausgezeichnete Bouillabaisse im „La Cocotte„. Besser kann man die in dieser Entfernung vom Mittelmeer wohl nicht machen.

Eine Erwähnung verdient auch der Runner-Up, eine wunderbare Caponata mit Burrata im „Brigantino„. Besser kann man eine Caponata in dieser Entfernung von Sizilien wohl nicht machen.

Die lange Regierungszeit Angela Merkels hat dem Land nicht gutgetan, u. a. sind unsere kaputte Infrastruktur und die verschleppte Digitalisierung der volkswirtschaftlich komplett dämlichen „Schwarzen Null“ geschuldet. Frau Merkel alleine die Schuld daran zu geben, greift jedoch zu kurz. Es gab Koalitionspartner und Finanzminister die es hätten besser wissen MÜSSEN. Und es gab jede Menge Wähler, die sie nicht trotz sondern wegen „Sie kennen mich“ gewählt haben.

Wein-Snobs aus meinem erweiterten Bekanntenkreis rümpfen gern die Nase, wenn ich mir einen Chardonnay bestelle. Ich verstehe dieses Vorurteil nicht, das wohl auf den holzigen Vanille-Bomben beruht, die Australien vor zwanzig, dreißig Jahren auf uns Weinfexe losgelassen hat. Die sind aus dem Angebot so gut wie verschwunden, was Italien, Österreich und – natürlich – Frankreich an Chardonnay produzieren, ist in der Regel wirklich gut trinkbar. Wenn ich mit der Weinkarte in einem Restaurant nichts anzufangen weiß und einen Weißwein trinken möchte, bestelle ich fast immer Chardonnay und werde selten enttäuscht.

Wer noch bei einem Tippspiel zur Fußball-EM mitmachen möchte, der ziehe bitte meins in Erwägung: beinharte Konkurrenz, spektakuläre Preise (alte Fußballbücher und Autogrammpostkarten).

Passiert gar nicht mal so selten: Man will sein Jahrhundert in die Schranken weisen und stellt verblüfft fest, dass das Jahrhundert andere Pläne hat.

Peter Glaser hat dieser Tage auf Facebook einige hochinteressante Vorschläge unterbreitet:

Menschen, die in der Nähe von Krankenhäusern wohnen, beschweren sich auf nebenan.de über die Lautstärke der Martinshörner. Tja. Zu soviel Blödheit fällt sogar mir nichts mehr ein.

Von „Ich hab viel zu wenig Grundplatten“ bis hierhin war es ein weiter Weg.

In den Feuilletons werden tränenselig Zeitungsspalten vollgeschrieben, weil der Suhrkamp Verlag es wagt, die Unseld-Villa in Frankfurt zu verkaufen. Leute, Häuser sind Steinhäufen, sonst nichts. Es sind die Menschen, die sie mit Leben erfüllen, und wenn diese Menschen nicht mehr da sind, ist es nur sinnvoll, dem Steinhaufen eine neue Funktion zu geben.

Filet Wellington „für Arme“

Foto: cyclonebill from Copenhagen, Denmark, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Wer sich für gute Küche interessiert, gerät früher oder später an das berühmte „Filet Wellington„, einen Klassiker der feinen Küche, der seit Jahrzehnten auf den Speisekarten der gehobenen Gastronomie zu finden ist. Was einigermaßen erstaunlich ist, denn von der Rezeptur her ist das Wellington kein Musterbeispiel für kulinarische Logik. Hauptbestandteil ist Rinderfilet, ein mangels Marmorierung nicht gerade mit Eigengeschmack gesegnetes Stück Fleisch, dass dann prompt noch mit „allem, was gut und teuer ist“ (Blätterteig, Duxelles, in früheren, unerschrockenen Zeiten auch noch Gänseleberpastete) beballert wird, sodass ein Gericht entsteht, das an die Spielweise klassischer Mittelstürmer im Fußball erinnert: es will eher durch Wucht als durch Finesse überzeugen.

Am Anfang meiner kulinarischen Karriere (Ende der 70er) hatte ich auch einmal ein „Wellington“ auf dem Teller. Ich war neugierig auf dieses Gericht gewesen (Siebeck hatte es, glaube ich, mal beschrieben) und da damals ein Restaurantbesuch mit Wellington-Order und Gedöns drumrum (Vorspeise, Dessert, ordentlich Wein) außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten lag, hab ich es selbst zubereitet. Da ich in Sachen Duxelles, Filet und Blätterteig ein Novize war, schob ich eine Art Generalprobe vor und spielte das Gericht mit preiswerteren Produkten schon einmal durch, also eine Art Filet Wellington für Arme bzw. „pour les pauvres“, wie der frankophile Hobbykoch es nannte. Ich briet ein Schweinefilet scharf an und ließ es abkühlen, machte eine Duxelles, indem ich Champignons durch den Fleischwolf drehte3, in einem Küchenhandtuch ausdrückte und mit Schalotten in reichlich Butter briet und als Gänseleber-Ersatz pimpte ich hundsordinäre Kalbsleberwurst mit Weißwein, Creme Fraiche und frischen Kräutern. Diese beiden Pampen strich ich dann auf das Schweinefilet und wickelte die ganze Chose in Blätterteig, den ich mit Eigelb bestrich. Das Gesamtpaket schob ich bei 200 Grad in den Offen, bis der Blätterteig golden aufgegangen war, das hat so ungefähr 25 bis 30 Minuten gedauert, wenn ich mich recht entsinne.

Die Generalprobe klappte hervorragend, und das „richtige“ Wellington, das ich ein paar Tage später zubereitet habe, war dann küchentechnisch auch kein Problem mehr. Trotzdem war ich mit dem Ergebnis nach zwei, drei Bissen nicht wirklich zufrieden. Das war zu klobig, zu klotzig, um wirklich delikat zu sein. Ähnlich ging es vor ein paar Tagen der geschätzten Frau Kaltmamsell, die bei einem Restaurantbesuch mit einem Wellington als Hauptgang ebenfalls nicht ganz glücklich war. Für mich war das Filet Wellington ein kulinarischer Ort, den man einmal aufsucht, um ihn kennenzulernen und anschließend anderswohin fährt, weil’s einem dort besser gefällt. Nicht, dass es mir nicht geschmeckt hätte, im Gegenteil, es war bei mir wohl auch ein Fall von übergroßer Erwartungshaltung.

Hinzu kam, dass mir idiotischerweise das Generalproben-Gericht, dass „Wellington für Arme“ besser gefallen hatte als das Original. Das Schweinefilet mit der Duxelles und der aufgebohrten Leberwurst hatte eine sympathische, direkte Deftigkeit mit  Spurenelemente von Delikatesse, das hatte Spaß gemacht. Ich hab dann die „arme“ Version für ein paar Jahre ins Repertoire aufgenommen und gelegentlich für Gäste gekocht. Vielleicht mach ich’s dieser Tage mal wieder. Dann schieb ich ein Foto nach.