Splitterbrötchen (CLVIII)

Aus meiner Kristallkugel nach dem ersten Spieltag: Es wird ein Zweikampf zwischen Bayern und Leverkusen. Es könnte für Leverkusen langen.

„Kokett“ oder „exaltiert“ bleibt immer gleich, wird aber  ab einem bestimmten Alter einfach zu „blöd“.

Wohingegen „Ignoranz“ niemals zu „Altersweisheit“ wird.

Wenn einem als einzige Reaktion auf Veränderungen nur noch die Beschwerde  einfällt, kann man eigentlich einpacken.

Splitterbrötchen (CLVII)

Mit welcher Lust, welcher Energie und welcher Ausdauer sich viele Menschen beschweren… das scheint denen wirklich Spaß zu machen.

Nach Weltmeisterschaften ist das Kribbeln vor dem Bundesliga-Start am größten. Seit 44 Jahren ist das so.

In Podersdorf aufgeschnappt: Wenn du Österreich verstehen willst, dann stell dir eine Tür vor, an der ein Schild „Eintritt strengstens verboten!“ hängt. Und etwas darunter hängt ein zweites Schild: „Vorsicht, Stufe!“

Die häufige Geringschätzung der sportlichen Fähigkeiten Michael Ballacks wundert mich doch sehr. Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn Bayer Leverkusen mit Ballack am Ende der  Saison ganz vorne landen würde.

Splitterbrötchen (CLVI)

Es ist nach jeder WM das gleiche: Was nach dem Abpfiff des Finales bleibt, ist der Hunger nach noch mehr Fußball. Fußball ist weder Sport noch Weltanschauung, Fußball ist Sucht.

Taktischer Nachklapp: Den notorisch ballsicheren, jedoch offensivschwachen Spaniern wäre möglicherweise tatsächlich mit Manndeckung und Libero nebst daraus resultierender Überzahl im Mittelfeld beizukommen gewesen. Allein der Gedanke ist schauerlich, aber es hätte funktionieren können.

Die Heimtücke eines neuen Küchengeräts: Kaum ist es da, sinnt man nach Möglichkeiten, es zu nutzen. Sprich: Dinge damit zu tun, die man gar nicht tun musste, bevor es nicht da war.

Die Möglichkeit, überhaupt zurücktreten zu können, ist ein ganz großes Privileg. Das scheint einigen der eifrig zurücktretenden Politiker nicht klar zu sein.

WM-Agenda 2010: Tag 31

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel:
Wieder ein WM-Finale aus der Distanz. So macht Fußball nur bedingt Spaß, wenn die eigene Mannschaft nicht mitspielt. Ich kapier Leute nicht, die Fußball „einfach so“ gucken. Man muss für eine Mannschaft sein, sonst fehlt die emotionale Beteiligung. Dann sitzt man vorm Fernseher, schaut zu, nickt gelegentlich mit dem Kopf: „Gut gemacht.“ oder „Schön gespielt!“ Das ist doch kein Fußballgucken. Fußball ist Fäuste ballen, Nägel kauen, Blut und Wasser schwitzen.
Aber ich will nicht meckern. Mit Spanien und Holland könnte das ein richtig gutes Match werden. Und wir? Dritter, immerhin. Und mit dem Rekord für Miro hat’s auch nicht geklappt. Nuja, vielleicht nächstes Mal. In vier Jahren. Endspiel gegen Brasilien im Maracana? Ja. Das wär was. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

Das Video des Tages:
Das Finale noch und dann 4 Jahre bis zur nächsten WM. Naja, man hat ja die ein oder andere Erinnerung, um die Zeit zu überbrücken…

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=zHYpukyei9E[/youtube]

Die heutigen Pflicht-Kick-Klicks:
Der Kniefall – Walser an Schweinsteiger
Hochinteressanter Kommentar bei allesaussersport: der schwerste Weg aller Zeiten
Köster und Kirschneck von 11 Freunde (täglich)
Jens Weinreich (täglich)

Der Tipp des Tages:
Niederlande-Spanien 0:2

Das Zitat des Tages:
„Nichts ist scheisser als Platz 2.“ Erik Meijer

Splitterbrötchen (CLV) – WM-Special

Natürlich hätte man den verwandelten Elfmeter besser schießen können, wie der Kommentator forderte. Er wäre dann noch drinner gewesen.

Mit dem Zug an Malente vorbeigefahren. Von einem mythischen Schauer angeweht worden.

Tatsächlich erinnere ich mich an epische Niederlagen deutlicher als an triumphale Siege.

WM-Agenda 2010: Tag 30

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel:
Das Spiel um Platz drei ist das überflüssigste, dämlichste Spiel der Welt. Aber es ist ein Spiel. Also bereiten wir uns entsprechend vor und schauen es an. Auch ein überflüssiges Spiel ist ein Spiel.

Das Video des Tages:
Nuja, ist ja klar was kommt: Gegen die Urus haben wir schon mal um den dritten Platz gespielt, 1970 war das, nach dem Jahrhundertspiel. Ich will nicht sagen, dass man den nachfolgenden Clip NICHT angucken muss, aber die Bilder führen eindeutig vor Augen, warum das Spiel um den dritten Platz sinnfrei ist, sinnfrei war und immer sinnfrei sein wird. Helmut Schön hatte die halbe Reservebank aufgestellt, die rannten irgendwie lustlos an, der Uru mauerte fröhlich vor sich hin und interessiert hat es keinen.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=FyMzNhyUieU[/youtube]

Die heutigen Pflicht-Kick-Klicks:
Marcel Reif ist sauer. Lesens- und nachdenkenswert.
Die Typologie des Gelegenheitsfans.
Willst du?“ Horst Wolter über das Uru-Spiel 1970
Köster und Kirschneck von 11 Freunde (täglich)
Jens Weinreich (täglich)

Der Tipp des Tages:
Uruguay-Deutschland 0:4

Das Zitat des Tages:
„Gegen die Uruguayer, die traditionell unheimlich körperlich spielten, hatte ich so manchen harten Luftkampf zu 
überstehen – hier einen Ellenbogen im Gesicht, dort ein Knie in den Rippen.“ Torwart Horst Wolter analysiert das 70er Match sachlich und nüchtern.

Profi-Prognose Uruguay-Deutschland: Herrn Üflüflüs letztes Hurra

Mit der heutigen Partie sind es sieben Spiele der deutschen Nationalmannschaft, die Herr Üflüflü, Kreuzberger Zeitungshändler und international gefürchtete Fußball-Pythia für die Besucher meiner Netz-Ecke prognostiziert hat. Und mit dieser siebten und letzten Prognose verabschiedet sich Herr Üflüflü – bis zum näcshten Turnier – von seinen Fans, die seine Unbeugsamkeit, seine sympathische Bärbeißigkeit und vor allen Dingen sein unbeugsames Rückgrat (Eat this, Krake Paul!) kennen und schätzen gelernt haben.  Und Wehmut greift unser aller Herz an. Denn solche Prognosen wie diese gibt es nirgendwo sonst auf der Welt, nur in einem kleinen, scheinbar unscheinbaren Zeitungsladen in der Kreuzberger Großbeerenstraße:

„Warum wollen Sie wissen, wie dieses Spiel ausgeht? Ist vollkommen egal. Interessiert keinen Menschen!“

Danke, Herr Üflüflü. Wieder einmal haben Sie uns und Millionen gleichgesinnter Fans aus dem Herzen gesprochen.

WM-Agenda 2010: Tag 29

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel:
Der lange Schatten kommen ins Blickfeld. Heute ist der letzte spielfreie Tag der WM. Dann das meiner Ansicht nach überflüssigste Spiel der Welt, dass um den dritten Platz, und schließlich das Finale, auf das ich mich langsam freuen kann, auch wenn unsere Mannschaft nicht dabei ist. Aber dann kommt wieder dieser ellenlange, 3 Jahre und 11 Monate dauernde Schatten bis zur nächsten WM.

Das Video des Tages:
Was mich erstaunt, ist die Häufig- und Heftigkeit, mit der die Nationalmannschaft, die 1990 Weltmeister wurde und das ganze 90er Turnier derzeit kleingeredet werden. Ich erinnere das Turnier etwas anders: Zugegeben, gegen Kolumbien und die Tschechoslowakei hätte man wohl besser spielen können, und an das 5:1 gegen die Emirate erinnere ich mich gar nicht mehr. Aber zumindest zwei wirklich große Spiele hat die deutsche Elf gezeigt (Jugoslawien, Holland), einen Kampf auf Biegen und Brechen bestanden, in dem beide Gegner wirklich alles gegeben haben (das Halbfinale gegen England) und im Finale dem amtierenden Weltmeister nicht eine Torchance gegönnt. Schwache Mannschaft? Schwaches Turnier? Unsinn! Und es gab den besten WM-Song aller Zeiten.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=dTbMwJMqilI[/youtube]

Die heutigen Pflicht-Kick-Klicks:
Warum Spanien gewonnen hat – die taktische Analyse bei zonalmarking.net
Köster und Kirschneck von 11 Freunde (täglich)
Jens Weinreich (täglich)

Das Zitat des Tages:
„Bei Robben warte ich nur noch auf den Einsatz von Filmblut und abfallenden Plastik-Extremitäten.“ dogfood wünscht sich, dass Arjen Robben etwas weniger theatralisch fällt.

WM-Agenda 2010: Tag 28

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel:
Ich bin noch nicht mal sonderlich traurig. Spanien hat fantastisch gespielt, besser als im ganzen Turnier, sie waren in diesem Match haushoch überlegen und konnten trotzdem dieser blutjungen, unerfahrenen Mannschaft nur eine Bude reindrücken. Mehr war gestern nicht drin, Mund abwischen, weitermachen. Mit Löw. Darum geht es. Das Löw weitermacht. Ich will keinen anderen Bundestrainer.

Das Video des Tages:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=LXp_OT5hqdc[/youtube]

Der Mann wurde geboren, um Bundestrainer zu sein. Wie Helmut Schön.

Die heutigen Pflicht-Kick-Klicks:
„Wir haben uns lange zu wenige Gedanken über die Offensive gemacht.“ taz-Interview mit DFB-Chefscout Urs Siegenthaler
Köster und Kirschneck von 11 Freunde (täglich)
Jens Weinreich (täglich)

Zitat des Tages:
„All teams knocking out Argentina since 1994 were eliminated in the following round at the #worldcup.“ InfostradaLive auf Twitter

Deutschland-Spanien: Prognose-Profi Üflüflü zeigt’s dem korrupten Kraken

Das hier in meiner Netz-Ecke der Herr Üflüflü, ein bis vor kurzem noch vollkommen unbekannter Kreuzberger Zeitungshändler mit packenden Prognosen zahlreichen etablierten Experten den Rang abgelaufen hat, ließ die FIFA nicht ruhen. Ein Gegenpol zu Üflüflü musste geschaffen werden, und so verfielen PR-Profis aus dem Sepp-Blatter-Umfeld auf die abwegige Idee, einen Kraken namens Paul zum Fußballprognostiker „heraufzusterilisieren“ (B. Labbadia).
Anfangs schien diese Idee auch prächtig zu funktionieren. Paul landete ein paar Zufallstreffer, erregte entsprechendes Aufsehen in den zuverlässig uninformierten Kreisen um Beckmann, Müller-Hohenstein und Konsorten: A star was born. Gläubig hingen leicht beeinflussbare Fußball-Fans an Pauls Tentakeln und beobachten argwöhnisch jedes Saugnäpfchen. Bis gestern. Denn da stelle sich Paul mit der vollkommen unhaltbaren Vorhersage eines spanischen Sieges im Halbfinale von einer Sekunde auf die andere ins aktive Abseits. Millionen entrüsteter Fans wandten sich ab, sind seit gestern verzweifelt auf der Suche nach Halt und Orientierung.
Wie gut, dass es Herrn Üflüflü gibt, der unabhängig, fachlich, kritisch und vor allen Dingen trockenen Fußes und Humors seine unbestechliche Vorhersage gibt:

„Heute sag ich nix, nein! Aber Holland war nicht gut, gestern. Zweites Tor war abseits. Das Spiel heute sollte Finale sein. Wer heute gewinnt, gewinnt Finale. Also gut, 2:0. Für Deutschland.“

Eat this, Paul!