Heute ist ein historischer Tag. Ein Tag, nach dem nichts mehr so sein wird, wie zuvor. Der Journalismus, wie wir ihn kannten, ist tot. Tageszeitungen, wie wir sie jahrzehntelang täglich gelesen haben, werden nie wieder so sein, wie sie bis heute waren. Der Tagesspiegel hat in seiner heutigen Ausgabe eine Nachricht abgedruckt, die alles verändern wird.
Bisher erschöpfte sich das Tagwerk des Journalisten in sturer Welterklärerei und dem schnöden, banalen Berichten über tatsächliche Vorfälle. Aber heute hatte der Tagesspiegel – ausgerechnet der Tagesspiegel, mir steigen die Tränen der Rührung ins Auge – den Mut, über ein Ereignis zu berichten, dass vielleicht geschehen wird. Vielleicht wird Grobian Donner von Henkelmann im neuen Tom-Cruise-Film Regie führen. Vielleicht dreht er aber auch ein Familienvideo, in dem seine Kinderchen in schmucken Biene-Maja-Kostümen brummend durch den Garten laufen. Vielleicht nimmt er seine Kamera aber auch mit in ein Motelzimmer, wo ein hoher Formel-1-Funktionär… ab heute ist einfach alles möglich.
Statt stinklangweiliger Börsenkurse von gestern stehen ab sofort aufregende Meldungen im Wirtschaftsteil: „Vielleicht machen Sie heute mit Futures und Optionen einen Riesen-Reibach“.
Schluß mit langweiligen Statistik-Spielereien im Sportteil. Da kann Hertha uneinholbar mit 10 Punkten Vorsprung führen, morgen titelt der Tagesspiegel: „Vielleicht wird Hertha disqualifiziert und die Bayern werden doch noch Meister.“ Super!
Und nur mit kühnster Phantasie kann man sich ausmalen, was in Zukunft auf den Titelseiten unserer Blätter möglich sein wird: „Eventuell versteht zu Guttenberg etwas von Wirtschaft!“ – „Möglicherweise hat Angela Merkel ein Konzept!“ und der zukünftige Pulitzer-Winner „Vielleicht hat der Papst doch noch alle Tassen im Schrank!“
Willkommen, du schöne, neue Welt des Journalismus!
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