Goldwyn-Medaille

Hm. Heute fangen nun die olympischen Spiele an. Soso. Wenn ich dran denke, was ich früher wegen Olympia für einen Aufriss gemacht habe: Wochenlang vorher den Zeitplan gewälzt, sämtliche Termine auf die sportlichen Events abgestimmt („Freitag abend kann ich auf keinen Fall, da ist Weitsprung!“), sich mit den Regeln obskurer Sportarten auseinander gesetzt („Gibt es beim Synchronschwimmen eigentlich auch Fouls?“) und – wenn‘s dann endlich losgegangen ist – bin ich wochenlang vorm Fernseher kleben geblieben und wurde mit unvergesslichen Momenten belohnt, von monumentalen Heldentaten (Baumann in Barcelona!) bis zu zwerchfellerschütternden Fehlleistungen (Immer wieder Jürgen Hingsen!).
Heute geht‘s wieder los. Hm. Offengestanden gehen mir die Spiele diesmal sowas von am Arsch vorbei… Warum soll ich irgendwelchen wandelnden Apotheken zugucken, die sich von gewissenlosen Funktionären an ein Unrechts-Regime verschachern ließen, das sein lädiertes Image aufpolieren will? Ja, ich weiß, ganz bestimmt tue ich irgendwem Unrecht, ganz bestimmt kann Politik nicht Sache der Sportler sein, ganz bestimmt ist es vollkommen korrekt und sinnvoll, sich vier Jahre lang auf dem Trainingsplatz den Arsch aufzureißen und sich anschließend einen Dreck drum zu scheren, wo man seine Leistung bringt, weil die geschätzten Funktionäre, die einem ja gern das Denken abnehmen, schon dafür sorgen werden, dass „alles seine Richtigkeit hat“. Und natürlich werden diese ganzen Mollusken, die noch nicht einmal wissen, was das Wort „Rückgrat“ bedeutet, von einer Sportpresse sekundiert, die schon längst den journalistischen Offenbarungseid geleistet hat, und nicht mehr über Sport berichtet, sondern ein Produkt verscheuert, für das ihre Arbeitgeber sehr viel Geld bezahlt haben.
Nee. Diesmal bin ich nicht interessiert. Um den unsterblichen Sam Goldwyn zu zitieren: „Include me out.“

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