Splitterbrötchen (MI)

„Wenn man einen vollkommen nutzlosen Nachmittag auf vollkommen nutzlose Weise verbringen kann, hat man gelernt zu leben.“ Lin Yutang

Diese Woche wurde mir ein Wein mit den Worten: „Noch einen Gutedel. Damit’s auch schön wirkt. Viel Erfolg!“ serviert. Bestes Lokal!

Wer nicht über ein gesundes Selbstvertrauen verfügt, hat auf der Bühne nichts verloren: Die vollkommene Abwesenheit von Versagenängsten macht aus einem guten Schauspieler oft einen großen. Wer allerdings James Brown direkt neben James Brown parodiert, hat Cojones in Gebirgsgröße.

Fa. Lexware hat doch glatt versucht, mir für knapp 30 Euro eine Schulung anzudrehen, in der ich lernen kann, wie man das neue Update installiert. Hätte man noch ein Fläschchen Schlangenöl als Incentive dazugepackt, hätte ich’s ja vielleicht in Erwägung gezogen …

Endlich mal nicht 42.

„Berliner Senat gesteht hohen Betreuungsbedarf für Queerbeauftragten ein“. Well played, Tagesspiegel. Very well played.

Ich verstehe nichts von Kunst, aber ich weiß, was mir gefällt.

Richard Herzinger hat im Perlentaucher eine lesenswerte Ursachenforschung bezüglich der letzten Wahlergebnisse veröffentlicht.

Lothar Ruff, ein Gigant der Berliner Herrenparfürmerie-Szene ist gestorben, der Tagesspiegel hat einen schönen Nachruf veröffentlicht. Legendär ist die in diversen Rasurforen kolportierte Story, in der ein Kunde zu Ruff in den Laden in der Goethestraße kam und nach einem Duft „wie Davidoff Cool Water“ fragte. Ruff riss entsetzt die Augen auf, griff sich an die Brust und stammelte „‚Davidoff Cool Water‘?! Sie haben sich das allen Ernstes ins Gesicht getan?!“

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war der „Edel-Labskaus“ (Kalbsmedaillons, Rote-Bete-Kartoffel-Stampf, Matjestatar, Spiegelei, Bratenjus) im Lieblingslokal, der „Strandhalle„. Das Tellerfoto hab ich leider komplett vergurkt, aber ich hab’s 2023 schon mal fotografiert.

Die Bestürzung der Menschen über Jürgen Klopps berufliche Entscheidung kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Leute, der Mann hat sich ein paar Jahrzehnte lang auf dem Trainingsplatz die Lunge aus dem Leib gebrüllt und grotesk überbezahlte, oft unterbelichtete Adoleszenten auf die Höhe der Fußballtaktik gebracht, der muss und will das nicht mehr machen, unter anderem weil er alles erreicht hat, was man als Vereinstrainer so erreichen kann (Ancelotti ist eh uneinholbar, und Guardiola spielt mit unfairen Scheich-Mitteln). Und dann bietet jemand Kloppo den Job eines Frühstücksdirektors an, wo er für Grinsebacke und Präsentsein vermutlich großfürstlich entlohnt wird, jede Menge Zeit hat, über Fußball nachzudenken, und dann soll er’s nicht machen? Ernsthaft, lasst den Mann doch in Ruhe, der darf das.1

In diesem Zusammenhang fällt mir der unterschätzte Groß-Aphoristiker Ion Tiriac ein, der einmal, als er gefragt wurde, warum er irgendeinen besonders lukrativen Werbevertrag für Boris abgeschlossen hatte, geantwortet hat: „Soll ich sagen: ‚Nein danke, wir kommen aus Deutschland, wir möchten das viele Geld nicht?'“

Pierre Vernier ist gestorben. Den kennsenich? Doch, den kennse.