Es ist immer schön, zu beobachten, wenn eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird. Ein besonders fettes, vielversprechendes Tier wird unter der schönen Bezeichnung „Identitätsmanagement“ von einer Organisation namens „Trendbüro“ zur Hatz freigegeben und dem zahlungskräftigen Publikum auf einem „Trendtag 2008“ erklärt. Die Herrschaften vom Trendbüro haben dazu einen ganz faszinierenden Text geschrieben und veröffentlicht, den ich den Netzecken-Lesern nahe bringen möchte. Da ich aber weiß, dass die Leser meiner Seite wenig Zeit haben, erlaube ich mir, den Trendbüro-Text nicht nur zu zitieren, sondern sinngebend zusammenfassen. So spart der Netzecken-Leser Zeit bei der Entscheidung, ob er am Trendtag 2008 (Eintritt: (800 Öcken und ein paar Zerquetschte) teilnehmen möchte oder nicht.
Die Ökonomie der Aufmerksamkeit ist tot! Es reicht nicht mehr, laut und anders zu sein. Das kann heute jeder. Zukünftig zählt Anerkennung. Wir sind soziale Wesen. Wir wollen gemocht, respektiert und geschätzt werden. Der Applaus unserer Wahlverwandtschaften sichert unseren Status.
Wer die meisten Deppen aufreißt, die ihm applaudieren, gewinnt.
Früher formten uns Arbeit, Familie und Religion. Identität war statisch. Heute fehlt uns Tradition. Wir definieren Identität dynamisch.
Lügen ist ab sofort cool.
In Zeiten des Web 2.0 wird Identität zur Management-Aufgabe. Die Frage „Wer bin ich?“ wird ersetzt durch „Wer will ich sein?“. Je nach Publikum spielen wir unterschiedliche Rollen. Erfolgreiche Rollen optimieren wir und akzeptieren sie als Teil von uns.
Trickbetrug und Hochstapelei sind ab sofort vollkommen akzeptabel.
Ein-Weg-Kommunikation verliert weiter an Relevanz. Nicht das Produkt, sondern der Konsument steht zukünftig im Mittelpunkt. Kundenbeziehungsmanagement wird zur wichtigsten Aktion der Markenführung. Statt ein statisches Bild der Marke in den Köpfen zu verankern, geht es zukünftig stärker darum, die Markenidentität in der Interaktion mit dem Kunden zu leben.
Red deinem Kunden ein, dass Scheiße cool ist, dann wird er sie kaufen.
Die Auswahl des richtigen Publikums ist entscheidend. Anders als Aufmerksamkeit besteht Anerkennung aus dynamischen Austauschprozessen: Wer Anerkennung sucht, muss selbst anerkennen.
Das wusste auch schon Erich Mielke: „Ich liebe euch doch alle!“
Diese banale Erkenntnis hat gravierende Folgen für Unternehmen und Institutionen.
Das fürchte ich auch.
[tags]Wortmüll, Denkfehler, Sprachverbrechen, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]