Eigentlich bin ich ja kein „Materialist“, was das Kochen anbelangt. Gesunder Menschenverstand, ein bißchen Wissen um Küchenchemie und -physik und – am allerwichtigsten – die Freude am Kochen und am Umgang mit den Produkten sind wesentlich wichtiger als bestimmte Küchengeräte oder Utensilien einer bestimmten Marke. Bei einem mache ich eine Ausnahme. Bei der besten Bratpfanne der Welt. Die muss aus Eisen sein.
Diese Erkenntnis und damit das Glück, die beste Bratpfanne der Welt zu besitzen, verdanke ich zwei Ärzten. Vor ein paar Jahren diagnostizierte meine damalige Hausärztin bei mir einen leichten Eisenmangel und verschrieb mir irgendwelche Tabletten, die mich zwar mit Eisen versorgten, jedoch meine Verdauung durcheinander brachten. Ich klagte einem befreundeten Mediziner, der sich gern mit „Dr. Mabuse“ am Telefon meldet, mein Leid, und der gab mir den Rat, die Tabletten weg zu werfen und mir eine Eisenpfanne zu besorgen.
In einschlägigen Haushaltswarengeschäften erntete ich mit meinem Begehr nur Kopfschütteln. „So etwas“ (Anführungszeichen deutlich mitgesprochen“) gäbe es schon lang nicht mehr. Warum ich mich denn mit so einem schweren, archaischen Monstrum herumärgern wollte? Es gäbe doch so „praktische“ (diese Anführungszeichen pflege ich mitzusprechen) beschichtete Pfannen, die wären gerade im Angebot.
Bei Manufactum wurde ich schließlich fündig, überraschenderweise zu einem Preis, den man diesem Haus eigentlich nicht zutraut. Für knapp 20 Euro konnte ich dort eine Eisenpfanne von de Buyer erstehen.
Bevor man mit einer Eisenpfanne arbeiten kann, muss man sie kräftig mit Soda ausschrubben, um den Korrosionschutz zu entfernen, der in der Eisenpfannenfabrik aufgetragen wurde. Ist das bewältigt, geht es immer noch nicht los, denn die Pfanne muss eingebraten werden. Das hört sich komplizierter an, als es ist. Einfach nicht zu knapp Öl in der Pfanne richtig heiß werden lassen, und eine Handvoll Kartoffelschalen (wenn keine Kartoffelschalen zur Hand sind, tun es auch ein oder zwei Brotscheiben), nicht zu knapp gesalzen, darin braten, bis der Boden der Pfanne sich zu verfärben beginnt. Die Kartoffelschalen rausnehmen, wegwerfen und die Pfanne mit einem Küchenpapier auswischen. Jetzt ist die Pfanne betriebsbereit.
Eine Eisenpfanne darf nicht mit Spülmittel in Berührung kommen. Nach der Benutzung wird sie mit Küchenpapier ausgewischt, bzw. bei hartnäckiger Verschmutzung mit heißem Wasser und Bürste bearbeitet. So bildet sich mit der Zeit eine Patina in der Pfanne, die sozusagen die Mutter aller Beschichtungen ist. Quatsch, was schreib ich, die Patina dieser Eisenpfannen entlarvt die Erfinder moderner Teflon-, Silverstone- oder Wasweißichschon-Beschichtungen als notorische Lügenbolde, denn keine moderne Beschichtung kann einer Eisenpfannenpatina auch nur annähernd das Wasser reichen. Wer schon mal erlebt hat, wie sanft ein Omelette aus so einer Pfanne gleitet, der verwendet den angeblich aus der Raumfahrtforschung stammenden Murks nur noch unter Gewaltandrohung.
Und die Bratkartoffeln, die diese Pfanne ganz von alleine produziert, goldbraun verkrustet außen, zartcremig schmelzend innen, solche Bratkartoffeln hab ich noch in keiner anderen Pfanne hinbekommen.
Mittlerweile verwende ich beinahe ausschließlich Eisenpfannen für meine tägliche Braterei: Ob Fisch, Fleisch, Bratkartoffeln, Omelettes… nichts hängt, nichts klebt, alles gelingt, und pflegeleicht ist die Eisenpfanne auch noch. Einziger Wermutstropfen: Sie ist schwer. Wirklich schwer. Aber dafür brauch ich keine anderen Küchenprobleme zu stemmen. Und Eisenmangel ist auch kein Thema mehr.
Deine Liebe zu Eisenpfannen kann ich absolut verstehen! Es gibt nichts besseres für Bratkartoffeln etc.
Ich hab dich übrigens nicht vergessen ;-)
Schön! :)
Hi,
sehr schön, das es noch mehr Menshcen gibt, welche die gute alte Eisenpfanne zu schätzen wissen. Meine Oma hat ihre weggeworfen, weil zu schwer, schade, die waren bestimmt klasse eingebraten.
Meine Pfanne von Turk vermisse ich jedesmal, wenn ich auf Reisne bin.
Manchmal darf sie mit, und wird dann benutzt um über dem Lagerfeuer Bohnen und Speck zu braten.
Einzigst allein aufs Wasser nehme ich sie nicht mit- denn, würde ich Schiffbruch erleiden, könnte ich es nicht ertragen sie loszulassen, und würde jämmerlich mit ihr ertrinken!
Also, es stimtm also doch: Früher war nicht alles besser, früher war alles gut! das beweist die Pfanne!