Das Rezept fürs Blunzenparfait war blogtechnisch ein ziemlicher Erfolg, weil es zu nächtlicher Stunde gesprächsstiftend gewirkt und mich mit einigen sehr netten Menschen zusammengebracht hat. Da dies nur an der segenspendenden Wirkung der Blutwurst liegen kann, schiebe ich heute ein weiteres Blutwurstgericht nach, das Blunzengeröstel. Für 4 Personen benötigt man 2 bis 3 Pfund Kartoffeln, zwei bis drei Zwiebeln, ein Stück durchwachsenen Speck, Schweineschmalz, frisch geriebenen Meerrettich und – natürlich – nicht zu knapp Blutwurst. In Berlin kann es durchaus ein Problem sein, Blutwurst zu bekommen, die geschmacklich akzeptabel ist und sich braten lässt. Die meisten Berliner Fleischer bieten ausschließlich die kleinen Blutwürstchen für das Traditionsgericht „Blut- und Leberwurst auf Sauerkohl mit Pürree“ an, und diese kleinen Blutwürste laufen, von der Pelle befreit, in der Pfanne schneller auseinander als am 1. Mai die schwäbischen Krawalltouristen, wenn sie einen Wasserwerfer sehen.
Da hat’s überraschenderweise derjenige gut, der nicht all zu weit von Neukölln wohnt, denn hier, beim Fleischermeister Marcus Benser gibt es die beste Blutwurst Berlins, Deutschlands, Europas, evendöll der Welt. Blutrote Poesie in der Pelle! Nein, ich übertreibe nicht.
In der heimischen Küche werden erstmal die Kartoffeln in der Schale gekocht, die Zwiebeln und der Speck gewürfelt. Eine Pfanne – vorzugsweise aus Eisen – wird auf mittlere Betriebstemperatur gebracht – Schweineschmalz wird erhitzt und die mittlerweile geschälten und in Scheiben geschnitten Kartoffeln werden hineingeworfen und gemeinsam mit dem Speck und den Zwiebeln zu Bratkartoffeln verarbeitet. Die Kartoffeln sollten möglichst alle nebeneinander in der Pfanne Platz haben, damit sie braten und nicht dünsten, und die Hitze sollte nicht zu groß sein. Nach 15 bis 20 Minuten sollten die Kartoffeln außen kross und innen cremig sein, selbstverständlich hat man gesalzen und gepfeffert. Kurz vor der Vollendung der Bratkartoffeln hat man eine zweite Pfanne auf den Herd gesetzt und die Blutwürste gepellt und in dicke Scheiben geschnitten. Die werden jetzt in der Pfanne ratzfatz von beiden Seiten kross gebraten. Da die meisten Blutwürste von sich aus schon recht fettig sind (Fett ist unser Geschmacksträger Nummer 1! Wir sagen ja zu deutschem Fett!), sollte das ohne weitere Fettzugabe funktionieren. Ängstliche Naturen lassen die Blutwurststücke kurz auf Küchenkrepp abtropfen, bevor sie mit den Bratkartoffeln vermischt werden, unerschrockene Lebenskünstler, die wissen, was gut schmeckt, kippen ohne mit der Wimper zu zucken auch noch das aus den Blutwürsten ausgetretene leckere Bratfett zu den Kartoffeln. Über das fertige Blunzengeröstel wird jetzt noch nach Geschmack frisch geriebener Meerrettich gestreut. Wohl dem, der einen richtig scharfen Meerrettich erbeuten konnte (wird immer schwieriger), denn die Schärfe setzt den nötigen Kontrapunkt zu den sanften Bratkartoffeln und der deftigen Gemütlichkeit der gebratenen Blunze. Jetzt kann serviert und die Getränkefrage geklärt werden. Bier ist bei diesem Gericht natürlich immer eine Option. Auch ein Rotwein könnte passen, ein Zweigelt vielleicht… Vielleicht wäre ein Weißwein die beste Option. Ich trink am liebsten einen Welschriesling aus dem Burgenland dazu. Dessen frische Säure, die Schärfe des Meerettichs, das sanfte Blutwurstkartoffelgemisch… Hach.
Gekauft! Am Wochenende gibt’s Blutwurst – ob als Gröstl oder Parfait, wird sich noch entscheiden. Wobei die Kombi Blutwurst-Welschriesling mich schon sehr begeistert, weil ich immer für ein gutes Argument offen bin für lieber weiß als rot (der sich hier ja aufdrängt). Vielleicht auch einen Apfelwein? Überhaupt Apfelsalat zum Gröstl? Und da sie einmal von Ahler Worscht sprachen: Ich kenne einen Ort im Vogelsberg, in dem gibt es zur gebratenen Blutwurst Grüne Soße. Kaum zu glauben, aber das geht.
Grüne Soße zur gebratenen Blutwurst ist eine geniale Idee. Ich könnte mir das Monogramm in den Bauch beißen, dass ich da noch nicht selbst draufgekommen bin. Selbstverständlich in der nordhessischen Variante, mit saurer Sahne/Schmand… die kalte grüne Soße und die heiße Blutwurst…
Wann immer ich auf einer Speisekarte Blunzgröstl erblicke, schlage ich zu. Denn Blut ist das Elementarste, das man von einem anderen Lebewesen aufnehmen kann.
Übrigens: bei uns im tiefen Österreich nennt man den Meerrettich einfach Kren.