Kochstock

Sebastian war so freundlich, mir einen Stöckchen zuzuwerfen, nicht ohne anzumerken, dass ich in letzter Zeit zu wenig übers Essen geschrieben hab. Tut leid, ich gelobe Besserung und arbeite gleich mein allererstes Stöckchen ab:

1) Kannst du kochen? Wenn ja, kochst Du gerne?
Ja. Ja, und wie!
2) Wann isst bei Euch die ganze Familie gemeinsam?
Die aus der geduldigsten Gemahlin von allen und mir bestehende Familie speist abends.
3) Was isst Du zum Frühstück?
Paar Löffel Müsli, Vollkornbrötchen, Schinken, Liter Kaffee. Und manchmal, sonntags, englisch: Bacon and Eggs, Sausages, Grilled Tomato, Toast, Orangenmarmelade, Earl Grey.
4) Wann, wo und wie esst ihr in der Woche?
Gefrühstückt und imbisslich gemittagt wird im Büro, abends essen wir zu hause.
5) Wie oft geht Ihr ins Restaurant?
Unterschiedlich, aber mindestens einmal pro Woche. Und in unserem „zweiten Wohnzimmer“, dem Restaurant/Café/Biergarten unter unserer Wohnung, wo sogar unser W-Lan funktioniert, schauen wir beinahe täglich rein, essen aber nicht immer was.
6) Wie oft bestellt Ihr Euch was?
Praktisch nie. Pizza holen wir um die Ecke beim Dolce, weil es da eine der besten Steinofenpizzen Berlins gibt. Und die liefern nicht.
7) Zu 5 und 6: Wenn es keine finanziellen Hindernisse gäbe, würdet ihr das gerne öfters tun?
Nö. Spätestens nach zwei, drei Tagen ohne selbstgekochtes Essen drängt es mich sowieso in die Küche.
8) Gibt es bei Euch so was wie „Standardgerichte“, die regelmäßig auf den Tisch kommen?
Das wären Krautshäuptchen, das Pörkölt, das wir Gulasch nennen, Huhn á la Mére Dingsbums (das mit den mindestens 40 Knoblauchzehen) und der Kartoffel-Quark-Auflauf. Und – allerdings nur einmal pro Jahr – der klassische Gänsebraten. Andere Eckpfeiler meines Küchenprogramms sind Pasta, Sauerkraut und Senfsauce, jedoch niemals auf einem Teller. Und meistens koch ich sowieso nicht nach Rezept sondern aus der Lamäng.
9) Hast Du schon mal für mehr als 6 Personen gekocht?
Ja. Bei mir zuhause in der Küche schon mal für 30 bis 40 Leute. Und vor bald dreißig Jahren hab ich mal ’ne ganze Weile in der Kneipe im Restaurant in einer Art Speisegaststätte gekocht.
10) Kochst du jeden Tag?
Wenn irgend möglich, ja. Kochen ist für mich die beste Entspannung. Wenn ich in die Küche gehe, wird alles andere unwichtig. Was im Büro war, beim Seminar, beim anstehenden Projekt… spielt alles keine Geige mehr. Dann kommt’s nur noch drauf an, dass die Sauce gelingt. Dass das Fleisch auf den Punkt gar wird. Dass ich die richtige Menge Thymian erwische…
11) Hast Du schon mal ein Rezept aus dem Kochblog ausprobiert?
Äh… aus welchem Kochblog? Grundsätzlich ja und nein. Meistens koch ich nicht nach Rezept. Ich les wo was, und dann geh ich in die Küche und mach das irgendwie nach. So wie Alfredchen mit aufgeschlagenem Kochbuch die Zutaten teelöffelweise abmesse wäre nun gar nix für mich.
12) Wer kocht bei Euch häufiger?
Ich.
13) Und wer kann besser kochen?
Ich. Wobei die geduldigste Gemahlin durchaus ihr Revier verteidigen kann. Gegen ihre „Schnellen Tomatennudeln“ kann ich nicht anstinken, um nur ein Beispiel zu nennen. Und das wertvolle Rezept für den Kartoffel-Quark-Auflauf hat sie mit in die Ehe gebracht.
14) Gibt es schon mal Streit ums Essen?
Nein. Wir streiten nicht. Wir führen gediegene Auseinandersetzungen auf allerhöchstem Niveau. Und bei den wirklich wichtigen Dingen – also dem Essen – herrscht sowieso grundsätzlich Einigkeit.
15) Kochst du heute völlig anders, als Deine Mutter / Deine Eltern?
Ja. Nicht zuletzt, weil das Angebot an Lebensmitteln und Zutaten heute wesentlich größer ist als es in meiner Jugend war. Meine Mutter musste mit dem zurechtkommen, was sie damals in einer Kleinstadt bekommen konnte. Was es zum Beispiel nicht gab: Creme Fraiche, frische Pilze, Croissants, Olivenöl, frische Kräuter außer Petersilie, Schnittlauch und Dill, Chilischoten, exotische Gewürze, asiatische Zutaten… Die Liste ist bei weitem nicht komplett.
16) Wenn ja, isst Du trotzdem gerne bei Deinen Eltern?
Leider leben meine Eltern schon lange nicht mehr. Ich würde alles in der Welt hergeben, um noch einmal am Tisch meiner Mutter sitzen zu dürfen.
17) Bist Du Vegetarier oder könntest Du Dir vorstellen vegetarisch zu leben?
Nö. Ich esse gern Fleisch. Muss aber auch nicht jeden Tag sein.
18) Was würdest Du gerne mal ausprobieren, an was Du Dich bisher nicht rangewagt hast?
Fugu essen. Ganzen Ochsen am Spieß braten. Und – wenn ich denn an eine heran käme – eine Hammelkeule. Nein, keine Lammkeule. Ich rede von einer Hammelkeule, die erst mit einem mehrtägigen Buttermilchbad gefügig gemacht werden muss. Versuche ich seit Jahren erfolglos zu bekommen. Gibt augenscheinlich keine Hammel mehr, sondern nur noch Lämmer. Meine Mutter hat eine Hammelkeule gemacht, die… Seufz.
19) Kochst Du lieber oder findest Du Backen spannender?
Ich koche mit Leib und Seele. Gelegentlich – wenn ich die Zeit habe – backe ich Brot. Das macht auch Spaß, ist aber längst nicht so (ent)spannend wie eine gescheite Koch-Session.
20) Was war die größte Misere, die Du in der Küche angerichtet hast?
Ich hatte eine Mordserkältung, Nase zu, nix mehr gerochen und geschmeckt. Dachte, dass ich mit einem schönen Chili Con Carne den Geschmacksnerven auf die Hufe helfen könnte. Also ein Chili angesetzt, an den Computer gesetzt, gearbeitet, die Zeit vergessen… Plötzlich klingelt es Sturm. Besorgte Nachbarn stehen vor der Tür, wollen mich retten, unsere Wohnung stehe wohl in Flammen. Tatsächlich drangen leichte Rauchfahnen aus der Küche, wo die Flüssigkeit im vergessenen Chilitopf verkocht und die roten Bohnen verkohlt waren. „Das müssen Sie doch gerochen haben!“ Nö. Hatte ich nicht. Aber als der Geruchssinn 24 Stunden später langsam wiederkam, hat die Wohnung immer noch bestialisch gestunken. Und das ganze Haus hat’s gerochen…
21) Was essen Deine Kinder am liebsten?
S. 2
22) Was mögen Deine Kinder überhaupt nicht?
S. 21
23) Was magst Du überhaupt nicht?
Übertriebenes Getue ums Essen, egal ob im Restaurant oder im Haushalt. Essen ist wichtig und macht Spaß, aber sowie es zum Selbstzweck wird, schmeckt es mir nicht mehr.

So, Stöckchen fertig, dann muss ich es nur noch weiter werfen. Petras Antworten würden mich interessieren, und ich glaube, dass dem geschätzten Herrn Matla einiges einfallen wird.

5 Gedanken zu „Kochstock

  1. Also, jetzt muss ich aber wirklich mal diesen sagenhaften Auflauf ausprobieren. Danke fürs fixe Antworten. Und freut mich, dass daraufhin hier gleich mal eine kleine Kochecke in den letzten Tagen eingerichtet wurde.

  2. Pingback: Das Manifest des Erbrechens

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