Dieser Auflauf war das Lieblingsessen meiner Kindheit und Jugend. Den wünschte ich mir immer als Geburtstagsessen, und auch zwischen den Geburtstagen kam er öfters auf den Tisch. Gleichzeitig ist er typisch für die Küche meiner Mutter: relativ wenige Zutaten, aber immer ein, zwei Gewürze dabei, die für einen interessanten Geschmack sorgen. Und: Raffinesse nebst Sorgfalt bei der Zubereitung. Wer hier aus Bequemlichkeit schummelt und zum Beispiel das Anbraten des Reises (spielentscheidend!) weglässt, raubt dem Gericht seinen Charakter. Aber der Reihe nach, zuerst die Zutaten (für eine Auflaufform, vier bis sechs Personen, drei wenn ich mitesse):
350 g Reis
1 Pfund Gehacktes halb und halb
zwei Zwiebeln
1 Tube Tomatenmark1
Brühe 2
Käse zum Überbacken3
Curry, Paprikapulver, neutrales Öl, Butter für die Auflaufform
Die Zwiebeln schälen und in kleine Würfel schneiden, in der Pfanne in etwas neutralem Öl glasig schwitzen lasse. Dann das Gehacktes dazugeben und unter Rühren krümelig braten, salzen, pfeffern, beiseite stellen.
In einem Topf 2 bis 3 Esslöffel Öl auf mittlere Hitze bringen, den Reis geduldig (5 bis 10 Minuten) darin anbraten, rühren, damit er nicht anbrennt. Wenn der Reis goldbraun ist, mit etwas mehr als einem halben Liter Wasser plus Brühwürfel ablöschen, zwei, drei Teelöffel Curry dazu, nach dem Aufkochen die Hitze runterdrehen und 20 Minuten quellen lassen. Ja, das ist zu wenig Wasser, aber er kommt ja noch mit zusätzlicher Flüssigkeit für eine halbe Stunde in den Ofen.
Wenn der Reis gequollen ist, das Tomatenmark, Paprikapulver nach Belieben, eine weitere Tasse Brühe und das gebratene Gehacktes unterrühren, salzen und pfeffern. Das alles in eine gebutterte Auflaufform geben, dick mit Käse (Mozzarella kommt ganz gut) bestreuen und bei 180 Grad eine halbe Stunde in den Ofen schieben, und dann ist fertig.
Meine Mutter hat immer „wegen der Vitamine“ einen grünen Salat dazu gereicht, das ist okay, wenn man sich nicht an der Unlogik stört, etwas Kaltes zu etwas Warmem zu essen. Auf keinen Fall sollte man je die Menge des Auflaufs reduzieren, auch wenn man nur für zwei Personen kochen möchte. Seine wahre Stärke offenbart der Reisauflauf nämlich erst aufgewärnt, wenn er mit ordentlich Butter in der Pfanne knusprig aufgebraten wird. Wahnsinn.
Leider bin ich, bis ich mit 18 Jahren auszog, daran gescheitert, meine Mutter davon zu überzeugen, den Reisauflauf einen Tag vor meinem Geburtstag auf den Tisch zu bringen, damit ich als eigentliches Geburtstagsessen die aufgebratenen Reste genießen konnte. Auf meine fundierten, wohl abgewogenen Argumente antwortete sie, wie so oft, nur mit hochgezogenen Augenbrauen bzw. einem unverständlichen Gemurmel, das sich in etwa wie „Geburtstagsessen einen Tag früher, das könnte dir so passen.“ anhörte. Tja.
- Die handelsüblichen Tomatenmarktuben waren in den 60er Jahren deutlich kleiner als heute. Da waren höchstens 90 bis 120 g drin, wenn ich richtig schätze.
- Meine Mutter hat Brühwürfel verwendet. Man kann natürlich selbstgemachte Bouillon verwenden, aber das wäre in diesem Fall wohl Overkill.
- Original wäre der fiese, fertig geriebene „Parmesan“ aus dem Supermarkt, mit Semmelbröseln vermengt und mit Butterflöckchen belegt, aber das will man wirklich nicht mehr. Auch für Küchennostalgie gibt’s Grenzen.
Heute gekocht – sehr gut.
Das freut mich sehr. Und ich hoffe, es ist noch was übrig. Wenn’S heute gut war, geht morgen die Post ab.