Moin, Frau Harms!
Wissense, heute hätte ich beinahe Mitleid mit Ihnen bekommen. Als ich in den Gazetten so gelesen hab, wie olle Körting sie auf die Rolle genommen hat („Wetten, Wowi, ich kann die blöde Operntusse so erschrecken, dass sie den Scheiß-Mozart absagt. Dann brauchen wir nicht hin und können stattdessen ins Borchardt, uns ein lecker Schnitzel reinknallen!“) , wie olle Flierl Ihren dringenden Brief vierzehn Tage hat liegen lassen („Nerv mich nicht mit der Opern-Tusse!“) und wie die üblichen Verdächtigen in bekannter Eintracht in Feuilletons und Leitartikeln auf sie einknüppeln („Solange kein neues Gammelfleisch daher kommt, jagen wir eben die Operntusse durchs Dorf!“).
Aber dann fiel mir beim Abendessen die BZ in die Hand.
Die Mozart-Absetzung und unser Zusammenleben mit dem Islam: Sind Sie feige, Frau Harms? – Die Intendantin der Deutschen Oper wehrt sich im BZ-Gespräch gegen den Vorwurf, „Idomeneo“ voreilig abgesetzt zu haben
Peter Raue sagt, Sie hätten gezeigt, dass Sie das Haus nicht leiten können. Denken Sie an Rücktritt?
Dazu sage ich nichts. Sondern etwas anderes: Es gab mal einen Bundeskanzler, der hatte Mogadischu zu verantworten, Und der hat damals gesagt, wenn es Tote gegeben hätte, das wäre ein Grund zum Rücktritt gewesen.
Frau Harms! Jetzt mal ganz in Ruhe. Machen Sie mal Ihr Crack-Pfeifchen aus, oder was Sie gerade rauchen! Versuchen Sie sich mal zu erinnern, das ist gerade mal dreißig Jährchen her, mit Mogadischu. Und „Mogadischu“ hatte nicht Helmut Schmidt, der damalige Bundeskanzler, zu verantworten, sondern Terroristen, die die „Landshut“, eine Passagieremaschine der Lufthansa entführt hatten, um die Freilassung von inhaftierten Terroristen der RAF zu erreichen. Als die Landshut in Mogadischu stand, hat Schmidt der GSG 9 befohlen, die Maschine zu stürmen. Und er hat später gesagt, dass er zurückgetreten wäre, wenn es bei dieser Aktion Tote unter den unschuldigen Passagieren der Landshut gegeben hätte.
Letztlich handelte es sich bei dem, was sie unter dem Begriff „Mogadischu“ irgendwie historisch und geistig in den Griff zu kriegen versuchen, um die risikoreiche Verteidigung eines demokratischen Rechtsstaats und seiner Werte gegen gewaltbereite, terroristische Gangster.
Und DAS vergleichen Sie mit dem Absetzen einer Oper aus Furcht, man könnte bei menschen- und demokratiefeindlichen Steinzeit-Mullahs irgendwie anecken und eine Kurzschlussreaktion auslösen?
Frau Ha-arms? Ist noch wer zu Hause? In Ihrem Oberstübchen?