Splitterbrötchen (CMXCI)

Ein Jahr lang werd ich jetzt meinen Lieblingsleuchtturm nur anhand meiner Fotos bewundern können…

Ich habe aus meinen Fehlern sehr viel gelernt. Ich glaube, ich mache noch ein paar.

Wenn die große Stunde der Vereinfacher schlägt, wird’s immer kompliziert.

Zwei kulinarische Entdeckungen haben wir diesen Sommer gemacht: Zum einen den „Fröhlichen Arbeiter“ in Apetlon, wo man – wie im Podersdorfer „Gasthaus zur Dankbarkeit“ – die feine Küche und die bürgerliche Gasthauskultur verbindet, jedoch – anders als in der Dankbarkeit – mit zwei getrennten Karten, einmal die Gasthaus-Klassiker, Schnitzel, Gulasch, exzellente Grammelknödel …

… zum anderen die geerdete feine Küche, von diesen Gerichten hatte ich einen exzellenten Kalbskopf mit Bohnen auf dem Teller.

Entdeckung  Nr. Zwo war dann Max Stiegls Gut Purbach, in das die beste, geduldigste Gemahlin von allen mich eingeladen hatte. Nach einem verschwenderisch portionierten, rustikalen Gruß aus der Küche mit pannonischen Leckereien …

… und einer raffiniert-kräftig gewürzten Halazslé gab’s – in aufregender Schlichtheit präsentiert – das kulinarische Highlight des ganzen Urlaubs, Kalbshirn mit Kimchi, Ei und Trüffeln.

Am Fotografierlicht im Garten sollte der Wirt jedoch noch arbeiten. Nicht, dass man  noch anfängt, ihn wegen derart zwielichtig abgebildeter Speisen „Spelunken-Stiegl“ zu nennen.

Wie jedes Jahr gab’s auch 2024 eine bestimmte Rebsorte, die den aus ihr gekelterten Weinen eine besondere Strahlkraft verliehen hat. Dieses Jahr war das der Sauvignon Blanc.

Ich komme – auch aus ganz wunderbaren Urlauben – immer gerne nach Berlin zurück. Man kann sich gerade in dieser Stadt unglaublich wohl und zu Hause fühlen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war unser Abschiedsessen in der Dankbarkeit. Zum Hauptgang gab’s eine sensationelle Rehkeule, rosa gebraten, mit Selleriegemüse und Polentatalern.

Meine Urlaubslektüre waren die 11 „Madame le Commissaire“-Krimis von Pierre Martin. Trotz der hemmungslos dick aufgetragenen Prowangs-Klischees habe ich mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt, Martin kann wirklich süffig schreiben und einen schön spannenden Sog erzeugen. Bei seiner neuen Nebenserie „Monsieur le Conte“ scheint ihm allerdings schon in Band 2 ein wenig die Puste auszugehen.

Je mehr Druck man Menschen macht, eine Arbeit fertig zu stellen, umso länger dauert’s. Warum 99 % der Weisungsbefugten in der Arbeitswelt am Begreifen dieser an sich einfachen Erkenntnis scheitern, ist mir ein Rätsel.

Aktuelle Lektüre ist ein Wiederlesen: Trotz des mittlerweile doch sehr gemächlich anmutenden Tempos ist Eric Amblers „Nachruf auf einen Spion“ immer noch amüsantes, großes Thriller-Tennis. Ironie hat seit Ambler niemand mehr so hauchfein hingekriegt.

Weil’s so schön war … einer geht noch …

 

 

 

 

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