Splitterbrötchen (CMXCVI)

Die Excel-Funktion SUMMEWENN erfreut sich besonders bei Imkern großer Beliebtheit.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren ganz ausgezeichnete Käsespätzle im „Amida“ am Friedrich-Wilhelm-Platz. Gerade in der Perfektion scheinbar einfacher Gerichte zeigt sich ja, ob jemand wirklich gut kochen kann.

Es war ein angenehm zu beobachtendes Länderspiel, aber ohne Puskas, Hidegkuti und die Walter-Brüder ist Deutschland-Ungarn irgendwie… zweitrangig.

Wenn man sich erst mal dazu durchgerungen hat, Hilfe anzunehmen, ist es ganz angenehm, sie zu bekommen.

Kultureller Wochenhöhepunkt war der erste Filmabend mit meinem lieben Freund Harry seit langer, langer Zeit. An Filmabenden koch ich was, wir trinken ein, zwei Bier, ein Schlückchen Wein und schauen uns einen Film an. Am Mittwoch sahen wir „1 chance sur 21, den letzten gemeinsamen Film von Alain Delon und Jean-Paul Belmondo aus 1998, der hierzulande nie ins Kino gekommen ist. „1 chance sur 2“ ist eine hoffnungslos aus der Zeit gefallene Action-Komödie, die schon altmodisch war, als sie vor über 25 Jahren rauskam. Dank der grandiosen Charmebolzen Belmondo2 und Delon ist das Ganze natürlich trotzdem ein Riesenspaß. Und Vanessa Paradis ist in der weiblichen Hauptrolle diesen beiden Ausstrahlungs-Giganten tatsächlich ebenbürtig.

Den „Seewirt Karner“ in Podersdorf gibt’s nun seit hundert Jahren. Auf Facebook kann man ein paar schöne alte Fotos anschauen.

Was zur aktuellen Migrations-Debatte zu sagen ist, hat Stefan Rose geschrieben. 100 Prozent Einverständnis.

Patentrezept zur Bekämpfung von AfD und BSW: die runtergerockte Infrastruktur dieses Landes einfach wieder auf Vordermann bringen. Ist illusorisch, ich weiß. Die Idee von Ruprecht Polenz, AfD und BSW Thüringen regieren zu lassen hat durchaus etwas für sich, wenn man einen Moment darüber nachdenkt. Bei den, wie ich vermute, relativ schnell notwendig werdenden Neuwahlen dürfte dann die CDU profitieren. Herr Polenz schlägt sowas ja nicht uneigennützig vor. Bleibt zur Erledigung zumindest des BSW die Methode Schmidt: kurz, knapp, knackig.

Die neue Staffel von „Only Murders in the Building“ ist wieder ein reines Vergnügen. Ich erwäge tatsächlich die Anschaffung eines Pork-Pie-Huts. Ob mir sowas steht?

Die Excel-Funktion SUMMSEMANN kann jedoch nur in Verbindung mit der Funktion MYKEFER benutzt werden.

  1. Ich weigere mich, den bescheuerten deutschen Titel zu benutzen.
  2. Er hat sich zum Finale tatsächlich noch mal unter einen Hubschrauber gehängt!

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (CMXCVI)

  1. Hier eine Geschichte aus dem wunderbaren Buch „Wir höflichen Paparazzi“

    Walter, Ottmar, von Mr. Knister:
    Zu den großen Helden meiner Kindheit und Jugend zählten die von Bern – Anfang der Siebzigerjahre hing ein großes Plakat mit Fritz Walter & Co. über meinem Bett (das erst 1974 gegen Grabowski, Hölzenbein & Co. getauscht wurde). Es traf sich gut, dass mein lieber Onkel in Kaiserslautern lebte. Er war so alt wie Fritz Walter und kannte meine Wankdorfer Helden alle persönlich, so weit sie beim 1. FCK spielten. Wenn ich ihn besuchte, schenkte er mir immer irgendeinen (alten) Zeitungsausschnitt über Liebrich, Kohlmeyer, Eckel oder die Walter-Brüder – oder eine Autogrammkarte. Irgendwann hatte ich die komplette WM-Mannschaft komplett; wer mir fehlte, war Ottmar Walter. Ich bat meinen Onkel, mir ein Autogramm von ihm zu besorgen. Beim meinem nächsten Besuch, versprach er mir, würde ich’s bekommen.

    Mein Onkel hatte keine Autogrammkarte von Ottmar Walter, ich war ein wenig enttäuscht. Statt dessen kündigte er mir eine richtige Überraschung an. Wir zockelten zum Kaiserslauterer Rathaus; ich hatte allerdings keine Vorstellung, was ich dort sollte. Die Überraschung wird sein, dachte ich mir, im Café ein Eis zu essen und sich die Stadt von oben anzugucken – Kaiserslautern hatte damals das höchste Rathaus der Republik. Wir blieben aber ziemlich weit unten und betraten irgendein muffiges Büro. Als mir mein Onkel Ottmar Walter vorstellte, bin ich erschrocken.

    Ich kannte nur das Bild von 1954, das entschlossene Gesicht, die schwarzen Haare, und so hätte ich ihn mir nicht vorgestellt. Alt, schmal, traurig kam er mir vor. Irgendwie hatte er auch keine besonders spannende Tätigkeit zwischen all den Akten zu verrichten, das sah ich mit dem Blick in das komische Büro sofort, das er mit mehreren Kollegen teilte. Nein, wer da vor mir stand, war keine Berühmtheit. Nur ein kleiner, braver Angestellter, der offensichtlich schon einmal bessere Zeiten erlebt hatte. Mein Onkel erklärte ihm, warum er mich mitgebracht hatte (beide waren per Du miteinander), und Walter freute sich, dass ich ihn kannte. Ich erzählte ihm vom Poster über meinem Bett und der fehlenden Autogrammkarte. Er schüttelte den Kopf; nein, eine Autogrammkarte, so etwas hatte er schon lange nicht mehr. Aber wenn ich am nächsten Tag noch einmal wiederkäme, dann hätte er etwas für mich. Das ganze Büro winkte mir nach, als wir gingen.

    Mein Onkel schickte mich noch einmal alleine ins Rathaus. Ottmar Walter begrüßte mich freundlich und zog aus seiner Schreibtischschublade ein altes Schwarzweißfoto, dass ihn in einer Zweikampfsituation am Ball zeigte. Er hatte es für mich signiert. Einen solchen Schatz hatte ich nie zuvor besessen; vor Dankbarkeit kamen mir die Tränen. Später haben wir das Eis gegessen, oben im paarundzwanzigsten Stock über Kaiserslautern. Er erzählte von früher.

    Dass die Helden von Bern nach der erfolgreichen WM mit Kühlschränken und Waschmaschinen belohnt wurden, das habe ich erst später erfahren. Aber es passte irgendwie. Ich bekam später auch heraus, dass mich Ottmar Walter nicht zum Eis eingeladen hatte. Mein Onkel hatte ihm das Geld gegeben; wahrscheinlich war es ein bisschen mehr, als die zwei Schwarzwaldbecher kosteten.

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