Splitterbrötchen (M)

1000 ist nur eine Zahl. Wer wegen Rückschau oder Selbstbeweihräucherung gekommen ist, liest bitte woanders weiter. Hier ist Splitterbrötchen-Business as usual.

Tja, da ist der Lack schon ein bisschen ab.

Den neuen Myron Bolitar1 ausgelesen und direkt im Anschluss den neuen Kluftinger angefangen. Der Stress, dem man als Freund der Spannungsliteratur ausgesetzt ist, wird unterschätzt.

Erneut steht die Welt einen atemlosen Moment lang still, denn ich veröffentliche einen herausragenden neuen Beitrag zu meiner Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: eine bemerkenswerte Wolkenformation.

„Wer zu nichts anderem zu gebrauchen ist, kommt in die Kulturpolitik. Das ist die am geschmackvollsten tapezierte Abstellkammer für Nicht-Talente““ (Claus Peymann)

Die Welt war anders geworden, als ich damals, ca. 1976, aus dem Türkendolch kam, nachdem ich dort zum ersten Mal Kristofferson in „Cisco Pike“ gesehen hatte.

Wenn in einem Rezept Zwiebeln ohne Zugabe von Zucker in unter 30 Minuten karamellisiert werden sollen, dann hat der Rezeptautor noch nie einen Herd aus der Nähe gesehen. Profi-Tipp: Kochen Sie einfach was anderes.

Mein Motor läuft am besten mit Binzin.

Beim kulinarischen Wochenhöhepunkt bewahrheitete sich mal wieder meine These, dass der Aufwand, den man bei der Zutatenbeschaffung treibt, mindestens ebenso wichtig für das Gelingen einer Mahlzeit ist wie irgendwelches küchentechnische Gedöns. Im Küstenrestaurant Clou war das Schweinesteak etwas zu trocken, die Bratkartoffeln etwas zu blond, aber die frischen Waldpilze, die die Wirtsleute am Morgen selbst gesammelt hatten, sorgten für eine denkwürdige Mahlzeit. Da ich das Tellerfoto wegen Gier & Schummerlicht verwackelt habe, schiebe ich den (auch deutlich fotogeneren) Runner-Up hinterher: gebratener Zander mit Rahmspinat und Rote-Bete-Kartoffelpüree aus der Küche des „Filou“ im Strandhotel Promenade.

Jeglicher Versuch, Champagner vor dem Öffnen der Flasche zu trinken, ist zum Scheitern verurteilt.

Warum nicht „Juppheißa-Jacke“?

Suhrkamp ist in Not, wie man unter anderem hier nachlesen kann. Das verwundert wenig: Die seit Jahren im Vormarsch befindliche allgemeine Weltsicht bemüht sich, die Dinge unterkomplex und möglichst eindeutig zu sehen: Suhrkamp-Autoren pflegten ein vollkommen anderes Denken.

Lieblingsort des aktuellen Binz-Aufenthalts: der kleine Weinladen im Kurhaus. Hier treffen sich allabendlich die urlaubenden Weinfexe und versuchen, Humphrey Bogart („The problem with the world is, that it’s three drinks behind.“) einzuholen. Das Schild am Eingang weist den Weg:Das Selbstgespräch ist in vielen Fällen auch der Austausch mit dem kompetentesten Gesprächspartner.

Jetzt ist nur noch Willie da.

 

  1. Lieber Mr. Coben, wäre jetzt nicht der ideale Zeitpunkt, den immer weinerlicher werdenden Myron in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken und sich in Zukunft ganz auf unseren Lieblings-Psychopathen Windsor Horne Lockwood III. zu konzentrieren? In „Nichts bleibt begraben“  hat das doch schon einmal ausgezeichnet funktioniert…

3 Gedanken zu „Splitterbrötchen (M)

  1. Was ich hierzulande trostlos und dumpfbackig finde ist, dass die öffentlich-rechtlichen Sender es nicht hinbekommen, den verstorbenen Künstler oder die hochbetagten Jubilare mit einem Film, Konzertmitschnitt oder so, zu würdigen.
    Shirley McLaine wurde 90 und da hätte ich mir „Zeit der Zärtlichkeit“ gewünscht, ihre Oscarprämierte Rolle.
    Und Kristofferson hätte es halt auch verdient.

  2. „aber da versendet man ja lieber nicht mehr so ganz frische Ware,“
    Leider zurecht. Seine Stimme war nie wirklich überwältigend.
    Die Letzten Konzerte waren ne stimmliche Katastrophe — brüchig, teilweise schief gesungen — schlimm. Mir ein Rätsel warum er sich das noch angetan hat.

    Gruß
    Jens

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