Splitterbrötchen (MIII)

Glückwunsch! Wenn Sie das hier lesen können, haben Sie – ganz im Einklang mit der Wissenschaft – nur Ihre Uhren und nicht die Zeit umgestellt. Hätten Sie versucht, die Zeit umzustellen, hätte es zu einem Riss im Raum-Zeit-Kontinuum kommen können und … ach, lassen wir das einfach.

Die Welt ist dabei, Wolfram Siebeck zu vergessen, oder sie hat es schon getan, er ist ja auch schon seit acht Jahren tot. Das ist der Lauf der Zeit, Krokodilstränen sind nicht angebracht und wären ihm selbst sicherlich auch zuwider. Trotzdem, ein bisschen Wehmut darf sein. Seine nachgelassenen Memoiren „Ohne Reue und Rezept“, ein grandioses Lesevergnügen, „typisch Siebeck“ eben, sind am 17. September erschienen. Das Feuilleton oder die Gastropresse haben keine Notiz genommen, Rezensionen habe ich nicht gefunden. Auf der Verlagswebsite findet sich unter „Pressestimmen“ das Statement einer Instagram-Nutzerin, die bisher einzige Leserrezension auf amazon stammt von mir.

Man sollte Hellseher meiden, bei denen man einen Termin machen muss.

„Wer das Berufsrisiko scheut, sollte seinen Beruf wechseln.“ Wolfram Siebeck

Beim Anschauen von „Murot und das 1000-jährige Reich1 kam mir mit Bedauern in den Sinn, dass mein Liebnlings-Tatort-Ermittler2 sich der Pensionsgrenze nähert.

„Vielen Dank für deinen Beitrag. Dein neues Foto ist eine echte Bereicherung für Google Maps. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, deine Ortskenntnisse mit anderen zu teilen.“
Was für widerliche Schleimer! Könnt ihr euren dämlichen KIs nicht wenigstens ein bisschen Rückgrat einprogrammieren, Fa. Google?

Wer meine Hörgewohnheiten kennt, merkt sofort, dass ich auf etwas Außergewöhnliches gestoßen bin, wenn ich mehrfach hintereinander ein Album höre, das nach 1990 produziert wurde, ohne auf meinen bewährten Cocktail aus 70erJahre Westcoast-Hippie-Musik3 zurückzugreifen. Diese Woche habe ich ein in 2024 (!) produziertes Album mindestens fünfmal hintereinander abgespielt und mich immer noch nicht dran sattgehört. Es handelt sich um das Konzeptalbum „Warriors“ (basierend auf dem 79er Action-Film von Walter Hill) von Lin-Manuel Miranda und Elsa Davis. Man kann nur hoffen, dass es den beiden gelingen wird, diese grandiose Musik auf den Broadway zu stemmen. Ich wünsche mir sehr, das einmal auf der Theaterbühne erleben zu dürfen.

Auf Facebook sichtete ich eine Wurst im Teigmantel, die von ihrem Erschaffer als „Hot Dog Wellington“ bezeichnet wurde. Wir sind verloren.

Scheiße. Jetzt ist mir doch glatt die URL vom Bundesverband Gedächtnistraining e. V. entfallen.

Die foodfotografische Meisterleistung der Woche gelang mir persönlich, als ich vor dem Fotografieren eines wohlgelungenen Tellers mit Spaghetti, frischen Steinpilzen, Knoblauch und Sahne den Grana Padano haargenau so über das ganze drapierte, dass man die Steinpilze nicht mehr sehen konnte.

Manchmal ziehe ich mich richtig fein an (inkl. Kopfbedeckung) und denke mir ein Gedicht aus, das ich aber nicht aufschreibe. Da ist dann eine Zylinderkopfdichtung entstanden.

Vom kulinarischen Wochenhöhepunkt zu sprechen, wäre in dieser Woche eine Untertreibung. Die Einladung der besten, geduldigsten Gemahlin von allen ins „Lovis“ in der Kantstraße wurde zum ganzheitlichen gastrosophischen Erlebnis, bei dem die höchstkarätige Küche, ein außergewöhnlich zuvorkommender Service und die atemberaubende Location (begnadete Architekten haben ein ehemaliges Frauengefängnis in ein wirklich spektakuläres Restaurant verwandelt) zusammenspielten. Wir aßen á la carte4, ich hatte Tomaten-Tarte Tatin mit Burrataschaum …

... geschmorten Kalbsnacken mit Spitzpaprika und confierter Aubergine und zum Nachtisch etwas Käse5. Spätestens im nächsten Frühjahr, wenn man im Garten sitzen kann, werden wir wieder dort aufkreuzen. Vielleicht Hoffentlich Wahrscheinlich schon früher.

Ein Vertipper bei nebenan.de bescherte mir eine geniale Produktidee: den Akkuschreiber!

Wenn man die Alternative bedenkt, ist Angst vor dem Altern das Idiotischste, was man haben kann.

Ein Bekannter von mir bildet weiße Pferde aus. Er befasst sich mit Schimmelbildung.

Nur zur Erinnerung: Wolfram Siebeck hat garantiert auch Ihr Leben bereichert. Haben Ihre Elterj Creme Fraiche ans Essen gemacht? Bingo. Siebeck hat mit großer Beharrlichkeit die Creme Fraiche in die Kühlregale geschrieben, das – und vieles andere – haben wir ihm zu verdanken. Vertrauen Sie einem alten weißen Mann, der ohne Creme Fraiche aufgewachsen ist: Mit Creme Fraiche ist das Leben besser.

Wollen Sie mal sehen, wie wunderschön das Mündungsfeuer einer top-gepflegten Pumpgun flackert? Dann empfehlen Sie mir doch einfach ein Kürbis-Ingwer-Süppchen!

 

  1. M. E. der drittbeste Murot, nach „In Schmerz geboren“ und „Murot und das Murmeltier“
  2. Und der einzige, den ich neben den Clowns aus Münster regelmäßig anschaue
  3. Ich habe mir eine entsprechende, über 12 Stunden lange Playlist zusammengestellt …
  4. ein vier- oder gar sechsgängiges Menü schaff ich mengenmäßig immer noch nicht
  5. von dem ich mir die Hälfte einpacken lassen musste

6 Gedanken zu „Splitterbrötchen (MIII)

  1. „Manchmal ziehe ich mich richtig fein an (inkl. Kopfbedeckung) und denke mir ein Gedicht aus, das ich aber nicht aufschreibe. Da ist dann eine Zylinderkopfdichtung entstanden.“
    In der Autowerkstatt sagt man bei defekten Zylinderkopfdichtungen auch gerne „die ist durchgeblasen“.
    Mit motoröligen Grüßen
    Jens

  2. Ja, der Siebeck hätte sich gefreut. Noch nach dem Tod wird er von Frau Barbara gut vermarktet. Ich habe das Buch gekauft und auf einmal durchgelesen. Wie immer eine großer Spaß

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