Eins der sympathischsten Gemüse überhaupt sind die Teltower Rübchen (auch Mairübchen oder Navets geheißen). Denn je weniger man mit den Dingelchen anstellt, umso besser schmecken sie. Es soll sogar Leute geben, die die Rübchen roh verzehren, aber dass ist mir schon fast zu sympathisch. Ein bißchen Zubereitung darf schon sein. Meistens karamelisier ich sie mit Zucker und Butter und dünste sie mit ganz wenig Flüssigkeit, bis sie gar sind (10 bis 15 Minuten maximal). Diese simple Zubereitung zu toppen ist gar nicht so einfach, aber es geht.
Dazu braucht man ca. einen halben Liter Béchamelsauce auf 1 Kilo Rübchen (brutto), also ganz feingeschnittene Zwiebel in Butter andünsten, Mehl dazu und durchschwitzen, ohne Farbe annehmen zu lassen, unter heftigem Rühren (Klümpchen!) mit dem Schneebesen Milch einrühren, aufkochen, zwanzig Minuten lang kochen lassen, dass der Mehlgeschmack vergeht, Salz, Pfeffer (Perfektionisten nehmen weissen), Schuss Zitronensaft. Ich nehm oft halb Milch, halb Brüh, dann ist die Béchamel eine weniger wuchtige Angelegenheit, was besser zu der Eleganz der Rübchen passt.
Separat hat man die Rübchen geschält und in etwas Butter mit ganz wenig Knoblauch halb gar gedünstet, dann werden sie in die Béchamel transferiert. Jetzt hat man zwei Möglichkeiten.
Entweder man geht in die klassisch französische Richtung, kocht die Rübchen in der Béchamel richtig weich und püriert die Chose im Mixer. Die Pampe streicht man in eine gebutterte, flache Gratinform und schiebt das Zeugs für 15 bis 20 Minuten in den Ofen, sodass das Zeugs eine ganz leichte Kruste bekommt. Ist ein schönes Zwischengericht oder eine Beilage.
Oder man macht es wie ich, lässt die Rübchen ein paar Minuten in der Béchamel ziehen, rührt ein paar Würfelchen gekochten Schinken unter und reicht Bratkartoffeln dazu.
Mahlzeit!
Was da in Deinem Topf kuschelt, sieht wirklich wie Teltower Rübchen aus. Und nicht wie Mairüben und nicht wie Navets. Es stimmt zwar schon, dass die alle zur selben Familie gehören, dennoch unterscheiden sie sich enorm.
Und die echten echten Teltower Rübchen kommen natürlich aus Teltow, sagen die Teltower, und ich glaube ihnen. Einmal fand ich sie in Paris, dachte ich, auf dem Markt unter der Métro bei La Chapelle. Sie hießen Bitterrüben und sahen genauso aus wie die Teltower, mit diesen zwei Reihen Fransenwurzeln links und rechts. Allerdings schmeckten sie wirklich bitter.
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Vergessen zu sagen: Dieses Rübenmusgratin lässt mich nicht mehr los.
Ja, gut, ich bin Generalist. Solang etwas klein und kegelförmig und weiß bis lila ist, ist es für mich ein Teltower Mai-Navetchen. Biologielehrer hab ich kohortenweise in den Irrsinn getrieben.
Und die Dinger auf dem Foto hatte ich von einem Dealer aus Teltow, der regelmäßig in der Marheineke-Markthalle gastiert. Da bietet er auch eine leckere Suppe aus den Dingern an.
Und das Gratin ist – i wahrsten Sinne des Wortes – eine Wucht. Man kann auch noch mit Gruyére zusätzlich überkrusten, aber dann schmeckt die Rübe endgültig nicht mehr durch.
Ich mag Rübchen auch am liebsten relativ pur. Aber das mit der Bechamel hat auch was, ich glaube, das werde ich demnächst auch mal ausprobieren.
Würde mich freuen, es lohnt sich!