Zur Zeit finde ich beinahe täglich einen Grund, mich über die Erfindung des Internet zu freuen. Zur Zeit sind es einige Rätselfreunde, die sich auf Spon tummeln. Vor drei Tagen habe ich ja meiner Freude über die Wiederkehr der Spiegel-Rätselwochen bereits Ausdruck gegeben. Doch was den Kollegen jetzt einfällt ist schlichtweg grandios! Jeweils um Mitternacht wird die neue Tagesfrage veröffentlicht, und nur Minuten später beginnt eine Elite konkurrenzlustiger Mitstreiter, lösungsrelevante Einträge der Wikipedia zu editieren, um Konkurrenten in die Irre zu führen und aus dem Felde zu schlagen.
Abseits jeglicher political correctness, jenseits von kleingeistigem „Sportsgeist“- und „Fairness!“-Gebrüll kann ich nicht um hin, die absolute Größe dieser fantastischen Idee zu loben. Ein Lexikon umzuschreiben, um die eigenen Gewinnchancen bei einem Ratespiel zu maximieren: Eine dermaßen entrückte Stufe des Größenwahns haben noch nicht mal die von mir sehr geschätzten Weltbeherrschungs-Fans Ernst Stavro Blofeld oder Dr. Fu Man Chu erreicht. Chapeau!
Und möglich gemacht hat das erst unser fantastisches Internet! Vor zwanzig Jahren hätte es da noch eines hochnotpeinlichen Anrufs bei der Brockhaus-Redaktion bedurft: „Hören Sie, mir ist zu Ohren gekommen, dass ein bekanntes deutsches Nachrichtenmagazin ein kniffliges Rätsel plant. Können wir nicht gemeinsam an Ihrer neuen Auflage ein bißchen was drehen? Wenn ich gewinne, mache ich auch halbe-halbe…“
Wir leben in einer großen Zeit!