Irgendwann im Pleistozän hab ich schon mal das Rezept für Krautshäuptchen in die Netzecke gestellt, eine nordhessische Spezialität, die zu meinen absoluten Lieblingsgerichten zählt. Das koch ich selber ein paar Mal pro Jahr, weils auch der geduldigsten Gemahlin von allen trefflich mundet, und trotz aller Routine habe ich dem Rezept einen neuen Dreh verpasst, der den ausgezeichneten Geschmack nicht verändert, die Zubereitung aber leicht vereinfacht: statt traditionell in einer Puddingform1 im Wasserbad bereite ich die Krautshäuptchen jetzt in einer Guglhupf-Form im Ofen zu.
Für 6 Leute braucht’s 750g Gehacktes vom Schwein, 2 Brötchen, 2 Eier, so ungefähr 2 Kilo Weißkohl oder Spitzkohl und Semmelbrösel. Außerdem Butter zum einfetten, Senf, Salz, Pfeffer, Kümmel, eventuell Muskatnuss. Den Kohl entstrunken, äußere Blätter entfernen und in kochendem Salzwasser 5 (Spitzkohl) bis 10 (Weißkohl) Minuten blanchieren, abgießen, etwas abkühlen lassen. Brötchen einweichen, ausdrücken, mit dem Gehackten und den Eiern mischen. Soll flüssiger sein als Boulettenteig. Mit dem leicht abgekühlten Kohl mischen, eventuell mit wenig (!) Kümmel oder Muskatnuss würzen. Guglhpf-Form großzügig ausbuttern, mit Semmelbröseln ausstreuen und die Kohl/Hackfleisch-Masse einfüllen. Meine Guglhupfform wird mit der angegebenen Menge Material nicht ganz voll, uns das ist gut so, weil sonst das austretende Fett überlaufen und für Sauerei im Ofen sorgen würde.
Denn dahin kommt jetzt das Zeugs, eine Stunde bei 200 Grad. Dann aus dem Ofen nehmen, sich 5 Minuten setzen lassen und stürzen. In Scheiben schneiden und servieren.
Wer das Krautshäuptchen vorkocht, abkühlen lässt, in Scheiben schneidet und die Scheiben vor dem Servieren in der Pfanne braun brät, weiß was gut ist.
Dazu gibt’s reichlich Senfsauce. Und mehlige Salzkartoffeln. Oder Bratkartoffeln. Bratkartoffeln gehen immer. Mahlzeit!
- Früher gab’s in Nordhessen spezielle Krautshäuptchen-Formen. Aus Steingut, wenn ich mich recht entsinne. Die gibt es aber nicht mehr zu kaufen. ↩
Senfsauce! Kenne ich noch aus meiner Kindheit, zum totgekochten Fisch…
Du machst die schon auf Bechamel-Basis?
Und wenn schon denn schon mit Bratkartoffeln, nix blutarme Salzkartoffeln.
Danach ist Hochprozentiges Pflichtprogramm.
Herrlich!
Das hiess bei uns in Mittelhessen „Krautkopp“ und wurde in einem gusseisernen Topf als dicker Kuchen gebacken.
Am besten natürlich anderntags gebraten. Mit Bratkartoffeln. Und gern mit Senfsauce.
Ohne den Krautmantel in einer offenen Form gebacken heisst das auch „Fraß“ und steht bei uns ab und an auf der Karte.
@barbara Bechamel-Basis eher gelegentlich, ich nehm ’ne kräftige Bouillon, sorge für eine leichte Bindung und rühr Schamnd und Senf rein. Geht schneller.
Leider habe ich die Krautkuchenform (aus Blech mit Deckel) meiner Mutter nicht aufgehoben. Guglhupfform ist gute Idee das muss ich mal ausprobieren.
Krautshäuptchenform aus Blech? Interessant, unsere war aus Steingut. Aber, wie gesagt, wenn man’s im Wasserbad machen will, geht auch eine Puddingform. Im Ofen nehm ich die Guglhupfform, aus Faulheit pack ich die Masse auch schon mal in die Aufflaufform, bestreue mit Semmelbrösel und schieb’s so in den Ofen. Geht auch.
Die Formen gibts es hier zu kaufen.
http://www.amazon.de/Dr-Oetker-2531-Back-Freude-Wasserbadform/dp/B000UVHYYY/ref=cm_cr_pr_product_top
Gruß aus Nordhessen
Jaha, die Form ist aus Alu. Die funktioniert auch, aber die Krautshäuptchenformen, die zu meiner Jugendzeit verwendet wurden, waren aus Steingut. Und die gibt’s nicht mehr.
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