Der Mittagesser hat mich drauf gebracht. Er hat mir von einem Ort im Vogelsberg erzählt, wo man gebratene Blutwurst mit Grüner Sauce kombiniert. Gestern hab ich’s endlich ausprobiert.
Fangen wir mit dem einfachsten an, mit der Blutwurst. Wenn man in Berlin lebt, hat man’s am einfachsten, dann braucht man nur nach Neukölln zum Blutwurstritter zu fahren, wo man die beste Blutwurst der Stadt kauft. Der hilft man aus der Pelle (bißchen nass machen hilft), schneidet sie in fingerdicke Scheiben und brät dieselben ohne Fett bei mittlerer Hitze in der Pfanne schön kross. Mehr ist nicht.
Vorher hat man mehlige Kartoffeln geschält, weichgekocht und ausgedämpft, dann hat man sie mit einem Kartoffelstampfer bearbeitet, etwas warme Milch und/oder Bouillon untergerührt, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gewürzt und so ein eher festes Kartoffelpüree hergestellt.
Für die Grüne Sauce hat man sich eine größere Menge frischer Kräuter besorgt, was zur Zeit etwas schwierig werden könnte. Die Klassiker Petersilie, Schnittlauch, Pimpernelle, Kerbel, Borretsch, Sauerampfer, Kresse hab ich nicht alle bekommen, aber 4 aus 7 geht auch, die wurden kleingeschnitten, und mit der Saucenbasis (diesmal Schmand mit Buttermilch glatt gerührt, leicht gesalzen) vermengt.
Fehlt noch das Anrichten. Man modelliert aus den Stampfkartoffeln eine Kraterlandschaft auf dem Teller. Die Krater befüllt man mit Grüner Sauce, in die der Esser die am Rand geparkten Blutwurstscheiben vor dem Verzehr andächtig eintunken kann. Wagemutige Naturen wagen in letzter Sekunde einen tollkühnen Berlinisch-Nordhessischen Crossover und ziehen ein paar Fädchen Leinöl über das ganze.
Und wie hat’s geschmeckt? Wie soll ich das beschreiben? Der von Sebastian (ewiger Dank sei dir gewiss!) erwähnte Ort im Vogelsberg ist in meiner Phantasie sofort zum kulinarischen Shangri La mutiert, ich ehre seine Einwohner von Stund als Küchengenies, und eigentlich müsste ich Frage 8 des Kochstocks ergänzen. Gebratene Blutwurst mit Grüner Sauce und Stampfkartoffeln gehört ab sofort zu meinen Standardgerichten.
Ja sowas, hier wird ja nun wie wild gekocht! Na danke. Ich habe das ShangriLaEssen ja selbst noch nicht gegessen, sondern nur erzählt bekommen. Nun muss ich es entweder machen oder mich da mal schnell einladen lassen nach Hessen. Und vor allem diesen KartoffelQuarkAuflauf machen!
Shangri La ist einfach hinreißend. Die frischen Kräuter in der leicht säuerlichen Sauce kontrastieren so wunderbar mit der heißen Blutwurst… Ich würd’s glatt morgen wieder machen. Wenn nur das Einkaufen nicht wär. Der Blutwurstritter und die Kräuterquelle liegen leider vollkommen abseits meiner sonst üblichen Wege… :(