Er hat zu einer Zeit gespielt, als „internationaler Fußball“ nur als schwarzweiße Sekundenschnipsel in Sportschau oder Sportreportage vorkamen. Da er in Nord-Irland geboren war, konnte er auch nie bei einer Welt- oder Europameisterschaft brillieren. Trotzdem hatte er Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts einen gewaltigen Ruf bei uns fußballbegeisterten Jungen. Begierig durchforsteten wir täglich den Sportteil der Tageszeitung und natürlich den kicker nach Meldungen über George Best, den pfeilschnellen ManU-Außen, dem der Ball am Fuß klebte und der ganze Abwehrreihen auf einem Bierdeckel austanzen konnte. Obwohl wir ihn kaum jemals zu Gesicht bekommen hatten, wussten wir, dass Best ein absoluter Ausnahmekönner sein musste.
Und dann lief im Fernsehen ein anderthalbstündiger Film über George Best: „Fußball wie noch nie!“ Bei einem Spiel Manchester United gegen Coventry waren die Kameras ausschließlich auf George Best gerichtet worden. Endlich würden wir ausführlich sehen können, warum Pelé (ja, der gottgleiche Pelé!) Best zum „greatest footballer in the world“ erklärt hatte. Kaum hatte die Hörzu diesen Sensationsfilm angekündigt, zählten wir die Stunden und Minuten bis zum Sendetermin.
Und als der endlich da war… Ach du Scheiße. Es war nicht Fußball, es war Filmkunst. Das war wohl der Nebeneffekt, wenn man bei einem Fußballspiel nur einen Spieler mit der Kamera verfolgt: Da Fußball ein Mannschaftssport ist, bekam man im Film vom Spiel selbst ziemlich wenig mit. Was dem Film auch nicht sonderlich gut tat, war, dass George die gesamte erste Halbzeit offenbar als Auszeit betrachtete und dieselbe durch entschiedenes Rumstehen hinter sich brachte.
Die meisten von uns hatten schon nach einer halben Stunde ab- oder umgeschaltet. Was vielleicht ein Fehler war. In der zweiten Halbzeit wachte Best auf, bereitete ein Tor vor und machte selber eins. Unglaublich enge Ballführung, ein Wahnsinnsantritt, extrem eleganter Stil… aber der Beste? Am nächsten Tag waren wir uns auf dem Schulhof einig: Pelé hatte in seiner sprichwörtlichen Bescheidenheit nicht sagen wollen, dass er selbst der größte Fußballer aller Zeiten war und hatte daher den nächstbesten Spieler genannt, der ihm eingefallen ist. Also George, den nächstBesten.
Aber dann kamen im Fernsehen gelegentlich Schnipsel wie dieser.
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Die reinste Strafraumpoesie. Vielleicht hatte Pelé ja doch recht.
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