Sonntagsessen

Über zehn Jahre ist es her, da waren die geduldigste Gemahlin von allen und ich zum ersten Mal (damals des Tennis wegen) in Weinböhla. Die Küche des Hotels, in dem wir seinerzeit nächtigten, war ordentlich aber nicht aufsehenerregend, und so spitzten wir die Ohren, als der freundliche Trainer am vorletzten Tag unseres Aufenthalts von einem Restaurant erzählte, „… wo die Einheimischen hingehen. Da soll sehr gut gekocht werden, das ist gleich da vorne…“ Wenig später saßen wir im Restaurant „Laubenhöhe“.

Laubenhöhe
Und als dann der erste Bissen von der Gabel in meinen Mund wanderte, verdrehte ich verzückt die Augen und trat eine Zeitreise in meine Kindheit an: Da war sie wieder, die schönste Mahlzeit der ganzen Woche, das Essen, auf das man sich sechseinhalb Tage lang zu freuen pflegte: das „Sonntagsessen“!
Ein wunderbar mürber Schmorbraten war’s, den ich damals in der Laubenhöhe aß, mit einer aromatischen, konzentrierten Sauce, einem buttrig-goldgelben Kartoffelpüree und frühlingsfrischen Gartengemüsen, eben ein festliches und doch familiäres, herrliches Essen, wie meine Mutter es sonntags aufs gestärkte Tischtuch zu setzen pflegte.
„Familiär“ ist überhaupt das Stichwort für die Laubenhöhe, denn man ist im wahrsten Sinne des Wortes Gast bei Familie Krause. Vater Krause verantwortet den Service und den erstklassigen Weinbestand – viele deutsche (Schwerpunkt Riesling) und französische Weine zu absoluten Schnäppchenpreisen – des Hauses, Frau Krause ist mal im Service und mal in der Küche zu finden, in der Chris Krause, der Sohn, das Sagen hat.
Seitdem sind wir fast jedes Mal, wenn uns der Weg in die Dresdner Gegend führte, in der Laubenhöhe eingekehrt, haben einige Sonntagsessen, aber auch Chris Krauses fantastisches fünfgängiges Trüffelmenü (Die getrüffelte Fonduta! Die getrüffelte Fonduta!) genossen und uns jedes Mal rundum wohl gefühlt.
Zu Ostern waren wir wieder da. Herr Krause begrüßte uns, als wäre nicht eine unziemlich lange Zeit seit unserem letzten Besuch vergangen. Wir genehmigten uns das „kleine“ Ostermenü, und obwohl wir schon am Sonnabend da waren, gab’s wieder ein richtiges Sonntagsessen: bestehend aus einer herrlich cremigen Brennnesselsuppe (Frau Krause hat die Brennnesseln selbst geerntet: „Die haben durch die Handschuh durch gestochen!“) mit knusprigen Croutons, einer königliche Portion Spargel mit zerlassener Butter und gepökelter Rinderzunge und einem Rhabarberkompott mit Vanille-Eis (natürlich alles selbstgemacht), das endgültig den Frühling in die Seelen der zwei dankbaren Esser brachte. Das gab’s für zwei inklusive einer Flasche des von Herrn Krause empfohlenen spanischen Weißweins, zwei Flaschen Mineralwasser und zwei Espresso (inkl. selbstgebackener Kekse) für um die 70 Euro: Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Laubenhöhe ist nach wie vor sensationell.
Aussicht Laubenhöhe
Im Spätfrühling und Sommer hat dieses gastronomische Kleinod noch eine weitere Sensation zu bieten. Dann wird auf der Terrasse aufgestuhlt, und man kann die Gastlichkeit der Familie Krause und eine einmalige Aussicht auf das Elbtal gleichzeitig genießen.

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