Gerade habe ich bei Stefan Niggemeier gelesen, dass Stefan Aust sich jetzt auch als Autotester versucht: Fa. Audi hat ihm für ein paar Tage den neuen R8 zur Verfügung gestellt, und die WamS sowie die nichtkorrumpierbare Öffentlichkeit nehmen Anstoß, dass der Chef des SPIEGEL nicht nur gratis und franko mit dem ultrateuren Überholspur-Räumer aus Ingolstadt durch die Gegend gurken durfte, sondern auch noch die Automatikversion derselben zur Verfügung gestellt bekam, nach dem er bei seinem ersten Testwagen Kupplung und Getriebe ruiniert vermutlich eine Spur zu sportlich geschaltet hatte.
Aust selber findet nichts dabei, dass er „gelegentlich zu Testzwecken für ein paar Tage neue Automodelle verschiedener Hersteller zur Probe“ fährt, denn er hält es „richtig und notwendig, dass auch Chefredakteure sich mit Produkten der deutschen Industrie befassen.“ (Zitate aus der WamS) In anderen Blogs und Kolumnen wird hingegen glashart seine Unabhängigkeit in Frage gestellt.
Das hat mich ins Nachdenken gebracht. Ich selber verzichte seit Jahren freiwillig und gern auf ein Auto. Den Stress mit Stau und Parkplatzsuche im Berliner Großstadtverkehr muss ich mir nicht antun, und weite Strecken fahre ich viel lieber mit der Bahn. Statt stundenlang am Lenkrad zu drehen kann man ein wenig lesen, ein wenig arbeiten, sich gelegentlich die Beine vertreten oder zu einem völlig überteuerten Preis diese ulkigen Nürnberger Rostbratwürstchen aus der Folie kaufen. Bei den PS-Giganten meines erweiterten Bekanntenkreises stößt diese Vorliebe günstigstenfalls auf Unverständnis, meistens jedoch auf Unglauben („Dem habense wohl die Pappe jeklemmt!“).
Und da frage ich mich jetzt, was wäre, wenn ich Oberpropeller eines bekannten Nachrichtenmagazins wäre und plötzlich die Firma Audi bei mir anriefe und fragte: „Hömma Stefan, Chris, uns sind gerade die Testfahrer ausgegangen, wir brauchen dringend jemanden, der mit unserer neuen Mörderbrumme durch die Gegend rockt, kannst du nicht einspringen? Kost dich keinen Teuro! Beinzingeld kann, muss aber nicht.“ Was sollte ich antworten?
„Nee, danke, ich fahr wirklich lieber Bahn?“ Wenn schon meine Freunde mir nicht glauben, was wäre dann bei Audi los? „Der arrogante Schnösel von Aust Kurbjuhn will unseren R8 nicht testen. Wartet angeblich lieber stundenlang auf verspätete ICEs und schaltet sein Handy in der Ruhezone aus, dass ich nicht lache! Das vergessen wir nicht, auf mehrseitige Anzeigenstrecken kann der feine Herr jetzt eine ganze Weile warten!“
Also, eine ehrliche Absage könnte ich mir schon aus Gründen der Fürsorgepflicht für meine Belegschaft nicht leisten. Dann unter einem Vorwand ablehnen? Ja, unter welchem denn? Ledersitzallergie? Traumatische Erlebnisse auf dem Schulhof beim Autoquartett? Unfug! Oder die Ingolstädter ganz nassforsch abbügeln? „Ich bin zu schnell für Ihre Autos!“ Nein, nein, nein!
Am besten wäre es, ein solches Angebot stillschweigend anzunehmen, mit dem Wagen aber nicht zu fahren, sondern ihn einfach in die Garage zu stellen und nach ein paar Tagen wieder zurückzugeben. Das wäre in meinen Augen die sicherste und sauberste Lösung.
Und genau das hat Aust auch getan. Der WamS sagte er: „Ich bin allerdings nur wenig zum Fahren gekommen, deswegen stand der Wagen in der Tat die meiste Zeit in der Garage.“ Also bitte, wo ist da ein Problem?
[Tags]Aust, Spiegel, gehirnalbern, Korrumpeldeppen, Ungeheuer![/tags]