Die Killer-Kombination

Am Sonnabend hätte ich ein Stündchen länger schlafen können als sonst, hatte aber vergessen, den Wecker… was ist eigentlich das Gegenteil von „den Wecker stellen“?… also, ich hatte vergessen, den Wecker zu entstellen die Weckzeit aus dem Wecker zu entfernen, das Ding rappelte frühmorgens los und ich war wach. „Was machste nun mir der gewonnenen Stunde?“, fragte ich mich und antwortete relativ schnell: „Wenn du nicht direkt ins Büro fährst, sondern einen Umweg nach Neukölln machst und beim Benser frische Blutwurst holst, dann würde das wohl ziemlich genau eine Stunde dauern.“
Und so geschah es. Im Büro sank ich mit der zufriedenen Gewissheit in den Sessel, dass am Abend die beste Blutwurst der Welt auf den Tisch kommen würde, aber… wie? Shangri-La schien angesichts der derzeitigen Frischkräutersituation nicht angesagt, Bunzenparfait, Blunzengeröstel und Himmel und Erde sind zur Zeit etwas abgenudelt… eigentlich müsste mal ein neues Blutwurstrezept her. Also das Internetz angeworfen und… Nanu? „Ostpreußische Linsensuppe mit Blutwurst“? Hab ich ja noch nie gehört. Backpflaumen, Blutwurst und Linsen? Interessante Kombination, könnte ein Erfolg werden…
Für 4: 1 kg Blutwürste, am besten solche, die sich braten lassen. 250 Gramm Linsen (die feinen, grünen aus Puy sind optimal), 1 Stück Sellerie. 2 Möhren, eine Stange Lauch (das Weiße), 1 Zwiebel, Bouillon oder Gemüsebrühe oder Hühnerbrühe, ins Gewürz-Ei kommen Petersilienstengel, 2 Zehen Knoblauch, Lorbeer und Piment, und Gänseschmalz, Backpflaumen nach Belieben (wenn’s harte sind, sollte man sie ein wenig einweichen), ein Gläschen Wein, etwas Essig oder Balsamico. Nach Belieben Schmand.
Gemüse putzen und kleinschneiden, in nicht zu knapp Gänseschmalz andünsten, die Linsen dazugeben, kurz mitdünsten und mit der Brühe (welche auch immer man verwendet) ablöschen, aufkochen lassen, salzen und Pfeffer, das gefüllte Gewürz-Ei reinhängen und eine halbe Stunde kochen lassen. Währenddessen die Blutwürste pellen und in dicke Scheiben schneiden. 1 Blutwurst kleinwürfeln und nach einer Viertelstunde zusammen mit den Backpflaumen zu den Linsen geben. Nach einer halben Stunde sollten die Linsen weich sein, dann den Wein und den Essig/Balsamico dazukippen (nicht vorher! Sonst werden die Linsen nicht weich.) und etwas einkochen lassen. Die Blutwurstscheiben ohne weitere Fettzugabe in der Pfanne knusprig braten, in die Suppe geben, wer’s vertreten kann, gibt noch ein Löffelchen Gänseschmalz hinein und trägt’s zu Tisch. Dort steht ein Schälchen Schmand, aus dem sich jeder einen Klacks in die Suppe rühren kann, dann wird gekostet, und…
Ja. Oooooh, ja! Linsen, Pflaumen, Blutwurst… das gehört zusammen! Das wird’s jetzt öfters geben. Und beim nächsten Mal bin ich diesen betörenden Duft gewöhnt, dann werd ich vielleicht dran denken, vor dem Essen ein Foto zu machen.
[tags]Kochen, Linsen, Blutwurst[/tags]

6 Gedanken zu „Die Killer-Kombination

  1. Damit werde ich mit Sicherheit punkten können, bedanke mich! Wobei ich bei der Panade etwas ins Sinnieren gerate. Macht das wirklich Sinn, die gute Blutwurst zu panieren? Zumindest die vom Benser (der müsste mich langsam als PR-Mitarbeiter bezahlen! Hallo, Herr Benser!) bekommt eine so schöne, appetitliche Kruste, wenn man sie einfach in der Pfanne brät… Warum sollt ich die panieren?

  2. Ich glaube, das ist die abgekupferte Variante eines alten Laferrezeptes. Da hat er eine Leberwurst im Backteig gemacht und dazu eine Fruchtsauce gereicht. Muss irgendwann Mitte 90er gewesen sein. Vor oder nach der Folge mit dem Bremer Teebraten.

    Wer als PR-Mitarbeiter das Glück hat, für einen so ehrwürdigen Chef arbeiten zu dürfen, kann, finde ich, die Wurst auch ohne Panade braten.

  3. Backteig würde etwas mehr Sinn machen. Aus der Blutwurst tritt beim Braten wirklich jede Menge Fett aus, das würde doch die Panade aufweichen, oder?

    Korrigiere mich: Hab gerade nochmal auf der Webseite vom Benser nachgeguckt, er hat da tatsächlich auch das von dir genannte e&t-Rezept verlinkt. Dann muss es funktionieren.

  4. Eine Steigerung der hier geschilderten Genüsse (ist denn das überhaupt möglich…?) lässt sich herbeiführen, wenn man eine gelagerte/getrocknete Blutwurst verwendet. Leider ist die gerade bei den Topherstellern (ich habe da einen selbstschlachtenden Wirt) schwer zu bekommen, weil sie immer zu früh aufgefressen wird.
    da heisst es Diziplin wahren und mal ein paar weghängen (lassen). Der Geschmack ist dann Lohn genug.

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