Splitterbrötchen (DCXXV)

Vom Tod anderer Menschen erfährt man an den unsinnigsten Orten. Zum Beispiel an der Aldi-Kasse. Gestern. „Sagen Sie mal, wissen Sie das vielleicht, wer das sein kann, ein gewisser ‚Bruno Ganz‘?“ – „Bruno Ganz? Das ist ein bekannter Schauspieler.“ – „Ach so, deshalb haben sie eben im Radio gesagt, dass er gestorben ist.“

Waffen sind neutral. Man kann keine schmieden, die sich nicht gegen einen selbst richten lässt.

Manchen Menschen merkt man an, dass sie etwas anderes denken als sie sagen. Vielen Menschen merkt man an, dass sie nichts denken, während sie etwas sagen. Und ja, dieses ständige reflexhafte Gesabbel geht einem gewaltig auf den Zeiger, aber hallo!

Skrei in Zitronen-Kapern-Butter, Il Porto

Kulinarisch war diese Woche durch zwei Restaurant-Entdeckungen gesegnet: Das „Il Porto“ in der Angerburger Allee und das „alas Mediterraneum“ um die Ecke in der Detmolder. Zwei dicke Empfehlungen.

Garnelen in Knoblauchsauce, alas Mediterraneum

2015 waren viele Menschen in Not. Angela Merkel hat ermöglicht, dass ihnen geholfen werden konnte. Darüber muss nur derjenige debattieren, der sich einen Freifahrtschein für inhumanes Denken und Handeln ausstellen möchte.

Bruno Ganz ist mir immer noch als Prinz vom Homburg präsent. Wie er da das Robuste mit dem Gefährdeten verbunden hat, war schon ziemlich einzigartig. Näher kann man Kleist schauspielerisch wohl nicht kommen. Beinahe schade, dass die meisten Menschen ihn als Bunker-Knallcharge erinnern werden. Beinahe schade. Hauptsache, sie erinnern sich.

Nicht wenig verwundert war ich, dass die Insolvenz des größten deutschen Buch-Großhändlers, KNV, wenn überhaupt in den Leitmedien nur am Rande erwähnt wurde. Dabei ist abzusehen, dass das der Anfang vom Ende von Buchbranche as we know it ist. Zeitnahe weitere Insolvenzen sind praktisch gewiss. Vermutlich viel schneller als gedacht wird das ganze System aus Verlagen, Zwischenhändlern und Buchhändlern implodieren. Ob dann alles besser oder schlechter wird, weiß man noch nicht. Aber es wird sehr schnell sehr anders werden.

Auf den „Genuss“-Seiten des Tagesspiegel erregte der mir bis dahin völlig unbekannte Schauspieler, Fotograf und Stylist Manuel Cortez meine Aufmerksamkeit, indem er ein Restaurant als „fancy und vielleicht zu arty“ beschrieb. Ich war sofort im Bilde.

Und ja, als altes Theater-Tier kann man nicht aus seinem Oberflächlichkeits-Panzer heraus. Das erste, was ich dachte, als ich bei Aldi von Bruno Ganzs Tod erfahren hatte, war natürlich: „Wer bekommt jetzt den Iffland-Ring“?

 

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