Splitterbrötchen (DCCXXXVI)

Jeder ist systemrelevant.

Arbeitsminister Heil lehnt Fußballspiele mit Maske ab“ ist das noch Binsenweisheit oder schon glasharte Idiotie? Natürlich hat ein Ex-Boxer wie Henry Maske auf dem Fußballplatz nix verloren, das versteht sich doch von selbst!

Was nicht jeder weiß: In Frankreich wird eine Komödien-Schauspielerin als „Farcette“ bezeichnet.

War die Absage des Oktoberfests1 vielleicht doch vorschnell? Hätte man dieses Volksvergnügen nicht ins Internet verlagern können? Mit einer „Geistersaufen“-App, in der ich mir ein Festzelt aussuchen und dort einen Platz reservieren darf? Mehrere Wochen später darf ich die App dann wieder starten, meinen virtuellen Platz aufsuchen, mich von einer gestressten Servicekraft anpampen und mir von ihr ein schlecht eingeschenktes Bier (In-App-Kauf, eigentliche Bierlieferung durch amazon prime) bringen lassen. Anschließend kann ich mit diversen Hot-Buttons schunkeln, prosten und raufen. Gastdirigieren der Blasmusik ginge auch: einfach: aufstehen und neben dem Takt rumfuchteln, genau wie im Festzelt. Wo wäre das Problem?

Ein weiteres Detail, das die Privatisierer und Optimierer für zweitrangig gehalten haben. Je mehr ein System auf Effizienz getrimmt ist, desto anfälliger wird es für Störungen, auch für kleine. Wenn’s kein Backup für das defekte Rädchen (mehr) gibt, steht eben die ganze Maschine still. Auch doof.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt war eine Entdeckung: Zum ersten Mal hatte ich „Melsunger Rübenwurst„, eine bratbare geräucherte Blutwurst mit Rübenanteil, auf dem Teller: eine geniale Deftigkeit! Ich hatte von dieser nordhessischen Spezialität noch nie etwas gehört, obwohl ich wenige Kilometer von Melsungen entfernt aufgewachsen bin. Was nicht weiter verwundert, wenn man gewisse futterneidische Eigenheiten des dort beheimateten Menschenschlags kennt. Der typische Eschweger hat ja bis vor wenigen Jahren (einige tun es noch heute), gegenüber Touristen2 die Existenz lokaler Spezialitäten grundsätzlich verneint, um sich zuhause dann freudig über eine Riesenportion Krautshäuptchen herzumachen.

Auf Twitter brachte mich FrankB zum Lachen:
„Oh, Sternchen-Nudeln?“
„Nein, meine Buchstabensuppe ist passwortgeschützt.“

Die Bundesliga muss den Spielbetrieb SOFORT wieder aufnehmen. Damit die ganzen selbsternannten, neunmalklugen Virologie-Experten sich wieder dem Fußball zuwenden können. Da richten sie weniger Schaden an.

Begeisterung über die 2. Staffel von Ricky Gervais‘ „After Life“, die ich auf Netflix bei Erscheinen durchgebinget habe. Stellenweise trägt der arg dick auf, was das Sentiment angeht, aber die brüllkomischen Nebenfiguren (der durchgeknallte Psychiater!) reißen’s raus. Großes Serien-Kino!

Immer, wenn Micha Preetz im „Doppelpass“ versucht, Zuversicht zu verbreiten, beginnt zuverlässig eine sportliche Talfahrt bei Hertha BSC. Diesmal wird der Abstieg nicht zu vermeiden sein.

Und vergessen Sie eins nicht: Wer jetzt „Lockerungsdiskussionen“ führt, ist ein Schattenboxer, der von den tatsächlichen Problemen ablenken wil.

  1. Ich hatte wegen eines Verhörers erst minutenlang über „Söder sagt Devisen ab“ gerätselt
  2. auf nordhessisch: Fremde

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (DCCXXXVI)

  1. Ach, vom Willy Ross. Der wurde auch auf Twitter als Dealer des Vertrauens empfohlen. Ich wollte jetzt endlich mal die hochgelobte Ahle Wurscht bestellen, dann wandert diese gleich mal mit ins Einkaufskörbchen. Die Blutwurst in der Blase hätte ich auch gerne, aber die ist momentan nicht verfügbar.

  2. Pingback: Splitterbrötchen (DCCCXI) | Chris Kurbjuhns Netzecke

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