Mittelpunkt der Welt zu sein ist manchmal ganz schön anstrengend.
Riesenlacher, als ich begann, Adrian McKintys „Cold Water“1 zu lesen und auf diese Perle stieß:
„Es lebte ein Mann in der Türkei,
Dessen Limericks endeten nach Zeile 2.“
Wenn Journalisten über Politiker, denen sie inhaltlich nahestehen, besonders kritisch berichten, tun sie sich und den Politikern einen großen Gefallen. Die aktuelle „Heldinnenverehrung“, die ich beobachte, schadet der Glaubwürdigkeit der Presse und dem Standing von Frau Baerbock.2
Bei den Recherchen für die obige Fußnote stieß ich auf Augsteins Wikipedia-Eintrag. Der ist für eine derart wichtige, wirkmächtige, vielschichtige und kontroverse Gestalt wie Augstein ja wirklich überraschend kurz.
Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein selbstgeklöppeltes Spargelrisotto vom superfrischen Beelitzer. Ich kann es nicht oft genug betonen: Man ist gesegnet, wenn man tagesfrischen Spargel bekommt.
Auch wenn ich wie ein übellauniger alter Mann klinge: Wenn jemand von seinen Hinterbliebenen als „herzensguter Mensch“ bezeichnet wird, dann war er meistens haargenau das nicht.
Ich plädiere energisch dafür, den gerade bei Tottenham geschassten José Mourinho zum neuen Bayern-Trainer zu machen. Seriöse Trainer, die mit attraktivem Fußball reihenweise Erfolge eingeheimst haben, hatten wir in den letzten Jahren genug. Ein flamboyanter Bad Boy, der destruktiven Drecksfußball spielen lässt und Pressekonferenzen zu Verschwörungs-Happenings umfunktioniert, wäre jetzt eine schöne Abwechslung.
Apropos Frau Baerbock und die Grünen: Ich werde wohl kaum in Gefahr geraten, diese opportunistische Verbotspartei zu wählen, deren Protagonisten sich längst von den üblichen transatlantischen, kriegstreiberischen Gesprächszirkeln haben kapern lassen. Diese Woche haben die Grünen in Berlin Kaufoptionen für den russischen Sputnik-V-Impfstoff blockiert. Grund: Russland verletzt im Fall Nawalny die Mesnchenrechte. Soso. Aber amerikanische Impfstoffe wie Moderne sund Johnson&Johnson sind okay, trotz Guantanamo? Astrazeneca aus Großbritannien ist okay, obwohl Julian Assange dort vollkommen ungerechtfertigt festgehalten wird?
Was mich bei #allesdichtmachen irritiert: Es gibt hierzulande einige Autoren, die den Herrschaften mit Freuden bessere, klarere, pointiertere und vor allen Dingen schärfere Texte hätten schreiben können. Warum haben die beteiligten Schauspieler die nicht mit ins Boot geholt? Leute, die sowas schreiben können, sind ja keine Geheimtipps, die Allesdichtmacher kennen die doch, die arbeiten doch sonst zusammen. Leute wie Liefers oder Tukur müssten doch schon im Vorfeld gemerkt haben, dass dieses als Ironie verkleidete Geraune suboptimal ist. Wer eine seriöse Auseinandersetzung mit #allesdichtmachen sucht: bei Telepolis bist du – wie so oft – richtig.
Und noch eine Lebensweisheit: Menschen, die Paolo Conte nicht mögen, sind immer irgendwie dubios. .
- Glasklare Empfehlung: McKintys Geschichten über den nordirischen Polizisten Sean Duffy, die in den 80er und 90er Jahren spielen, gehören zum Besten, was man im Genre Polizeiroman so lesen kann.
- Rudolf Augstein saß ja 1972/73 (nach der „Willy-Wahl“ ein paar Wochen für die FDP im Bundestag, dann hat er sein Mandat überraschend niedergelegt. Konsens war, dass ihm das Abgeordnetendasein zu langweilig geworden war. Seine Begründung für seinen Rückzug fand ich damals – und heute – bemerkenswert, er sagte nämlich – ich muss aus dem Gedächtnis zitieren, ich hab’s wörtlich nirgendwo gefunden – dass es ihn zurück zum SPIEGEL treibe, weil er große Sorge habe, dass das Blatt zu positiv über die Regierung berichte, weil der Herausgeber jetzt für eine der Regierungsparteien im Bundestag säße.