Seit heute weiß ich, dass ich den Kampf gegen die Altersparanoia möglicherweise verlieren werde. Diese bittere Erkenntnis kam mir bei der Lektüre eines Artikels über bedrohte Sprachen im heutigen Tagesspiegel. Unter anderem las ich dort, dass nur noch ein einziger Lette die Sprache Livisch beherrsche.
Ich weiß nicht, was andere Zeitungsleser gedacht haben, als sie von dieser interessanten Tatsache lasen. Der eine hat vielleicht erwogen, ein Komitee zur Rettung der livischen Sprache ins Leben zu rufen. Einem anderen ist vielleicht die Idee zu einem an ältere Hitchcock-Filme erinnernden Drehbuch gekommen, in dem ein in livisch geschriebenes Geheimdokument jenem Letten eine zentrale Rolle in einem weltumspannenden Agentenwettrennen zuweist.
Da ich offensichtlich doch der Sohn meines Vaters – eines Mannes, der das Misstrauen gegen Gott und die Welt zur eigenständigen Kunstform erhoben hatte – bin, war meine Reaktion eine ganz andere. Das erste, was mir durch den Kopf schoss, war: „Wenn dieser Kerl angeblich der letzte auf der Welt ist, der livisch spricht… wer hat das eigentlich überprüft? Und – verdammt noch mal – wie?“
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