Splitterbrötchen (DCCCLXIII)

Die besten Bücher sind die, die einem helfen, Dinge zu verstehen, die man schon glaubte, verstanden zu haben.

Nun hat auch Stephen Sondheim seinen Frieden. Jeder, der in den letzten Jahrzehnten am Musiktheater gearbeitet hat und über zwei Ohren und ein Gehirn verfügt1, ist von ihm beeinflusst worden. Außer gewissen Dramaturgen, die meinten, er hieße „Ach ja“ mit Vornamen und würde einen Doppelnamen führen, weil er mit einer Frau namens „Sowasläufthiernicht“ verheiratet wäre. Ein kleiner Nachruf-Vergleich macht den Unterschied zwischen der Sondheim-Rezeption im englisch- und im deutschsprachigen Raum deutlich:
New York Times:  „Stephen Sondheim, one of Broadway history’s songwriting titans, whose music and lyrics raised and reset the artistic standard for the American stage musical,“
Tagesspiegel Online:  „Im Laufe seiner langen Karriere als Komponist und Texter wirkte er an weiteren Musical-Erfolgen wie ‚Sweeney Todd‘, ‚Gypsy‘ oder ‚Sunday in the Park with George‘ mit.“

Für Impfgegner halte ich eine Reaktionsskala von Kopfschütteln bis Verachtung bereit. Aber wenn Wichtigtuer mit dem bedauernden Kopfschütteln beginnen, weil man ja leider, leider keine andere Wahl habe, als Menschen zu etwas zu zwingen, was sie nicht wollen, schüttelt mich der Brechreiz.

(singt): „It’s the fiiiinaaal Lockdown!“

Wenn im Maschinenraum Ruhe ist, macht man sich Sorgen um den Heizer.

Was ganz erstaunlich ist: Dass der Ministerpräsident eines Landes wie Bayern, in dem das Virus so wütet wie in wenigen anderen, sich immer wieder Zeit nimmt, um verlogenen, depperten Quatsch zu tweeten.

Ein anderer Ministerpräsident, der des Landes Thüringen, hat laut SPIEGEL herausgefunden, dass manche seiner Landeskinder es ablehnen, „wenn Kapitalisten zum Impfen aufrufen. Den russischen Sputnik-V-Impfstoff würden sie freilich nehmen. Auch hätten die Gründer des Impfstoff-Unternehmens Biontech ausländische Wurzeln, was manchem nicht passe.“ Es wird immer schwerer, keine Vorurteile zu haben.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein selbstgeklöppeltes Kalbs-Blanquette, bei dem ich statt der üblichen Kalbsbrust Bäckchen verwendet habe. Wirklich tolles Ergebnis, fantastisch saftiges Fleisch, aromatische Sauce.

Jahrelang an den Schalthebeln der Macht gesessen haben und jetzt von einer Regierung, die noch nicht im Amt ist, „schnelle Maßnahmen“ fordern. Genau mein Humor.

 

 

  1. Durchaus keine Selbstverständlichkeit in dem Metier!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert