Splitterbrötchen (CXLVI)

Grandiose Kleinanzeige: „Gratis Millionär werden! Genießen Sie 20 Jahre lang jeden Monat 5555 Euro völlig gratis.“ Nur: Was mach ich, nachdem ich das Geld gratis genossen habe? Und was kostet das?

Vor einer Woche geschah bei Anne Will das Unglaubliche: Man talkte über ungebildete Jugendliche, und in der Runde befand  sich kein Schauspieler, der mal einen Lehrer gespielt hatte.

Die wichtigsten Küchenwerkzeuge: Küchenweinglas und Küchentisch.

Unsere Welt ist bunt

Irgendwie hab ich heute früh beim Einkaufen schon gemerkt, dass das einer von diesen Tagen werden würde, ich hab Olivenöl geholt, und neben dem Ölregal stehen die Tüten mit den Fix-Produkten, und da sah ich „Maggi-Fix für Käsespätzle“, ein ganzganz tolles Produkt, weil man muss nur noch Spätzle und Käse dazugeben, wenn man damit Käsespätzle kochen will, und die Zubereitung dauert auch nur zwanzig Minuten. Da frag ich mich natürlich, wieso das dann Maggi-Fix heißt, weil mit Fertig-Spätzle aus dem Kühlregal braucht man für Käsespätzle ja allerhöchstens ein Drittel der Zeit, und überhaupt, was ist das eigentlich für ein Pulver in dieser Tüte? Außer Käse und Spätzle ist ja eigentlich in Käsespätzle nichts drin, und Käse und Spätzle muss man ja zu diesem Pulver noch hinzugeben.
Da wollte ich im Internet nachschauen, was denn nun in diesem Pulver drin ist, da bin ich nicht mehr dazu gekommen, weil ich in diesem Internet gelesen habe, das die Reifenfirma Schwalbe einen Fahrradhändler abgemahnt hat, weil er ihre Bilder von ihren Fahrradreifen benutzt hat, um ihre Fahrradreifen zu verkaufen. Da hab ich vor lauter Staunen über den Irrsinn dieser Welt das nichtsnutzige Maggipulver vergessen und hab nur kopfschüttelnd vor dem Rechner gesessen, als es plötzlich an der Bürotür geklingelt hat.
Da stand ein netter Herr von Lieferservice Fa. Pizza Avanti, der mir den neuen Prospekt überreicht hat, und da gibt es zwar keine Käsespätzle aber Köstlichkeiten wie „Bufulo Chicken“ oder „Insalata Küchenchef Art“ oder vor allen Dingen …

Fingerfilet

… und damit beende ich für den heutigen Tag alle Versuche, diese Welt zu verstehen. Ich glaub einfach nicht, dass mir das im weiteren Verlauf des Tages gelingen wird.

Splitterbrötchen (CXLV)

Vielleicht ist Korruption manchmal billiger und sinnvoller als Bürokratie.

Das politische Erdbeben der Woche wurde von den Rating-Agenturen ausgelöst. Den gleichen Rating-Agenturen, die gewisse amerikanische Immobilien-Papiere mit Triple-A bewertet haben. Dazu sehr treffend yeahyeahyens auf Twitter: „kein idiot würde seine finanzen nach dem richten, was der besoffene, krankhafte spieler am automaten in der eckkneipe vor sich hin faselt“

Das Zitat der Woche prägte Albert Camus bereits im Jahr 1957: „Alles, was ich schließlich am sichersten über Moral und menschliche Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball.“ Mit aktuellen Statements gemeinsam auf Platz zwo: Oberst Gaddafi mit „Ich rufe deshalb dazu auf, das Staatswesen der Schweiz aufzulösen.“ und Louis van Gaal mit „Ich bin ein Feierbiest.“

Und, um beim Thema Fußball zu bleiben, die aussagekräftigste Kurzanalyse gelang Peter Ahrens von SpOn mit dem Satz: „Trainer Mourinho formte aus der Mannschaft (Inter Mailand) eine Art bewegliche Mauer.“

Und fußball-endlich: Nach dem Labbadia-Rausschmiss muss der HSV schnellstmöglichst zur Seriosität zurückfinden. Sie sollten Lothar Matthäus holen.

Die Kneipen ändern sich nicht, und wir ändern uns nicht in ihnen.

Splitterbrötchen (CXLIV)

Erinnerung an einen schönen Abend in einem nordhessisschen Traditionslokal vor paarunddreißig Jahren: Nach Lektüre eines damals aktuellen Lucky-Luke-Bandes versuchten wir herauszufinden, ob man schneller trinken kann als sein eigener Schatten. Mit einer hastig organisierten Taschenlampe starteten wir eines Versuchsreihe und kamen zu einem verblüffenden Ergebnis: Ja, es geht. Wir wissen nur nicht, wie.

Den Titel der Woche kreierte ein bei Sat1 herumkommentierender Herr Fuß, als er einen Fuß(sic!)ballspieler zum „zweitbesten Top-Scorer der Liga“ kürte.

In Australien ist ein Restaurantbesitzer zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Ein Kellner seines Etablissements hatte einem Blinden den Zutritt verweigert, weil er dessen Blindenhund für schwul hielt. Selbstverständlich fühle ich mit dem Blinden, andererseits nötigt der Kellner mir echte Bewunderung ab: mehr Diskriminierung geht nicht.

Splitterbrötchen (CXLIII)

Unmittelbar nach dem Erwerb von Tomaten zum „Aktivpreis“ fühlte ich mich lebhaft und vital. Ein beglückender Moment.

Auf Eatsmarter ein Video bestaunt, in dem das korrekte Pellen eines hartgekochten Eis erklärt wird. Ich bin begeistert und warte auf „Wasserkochen II – Wie Profis es noch heißer kriegen“.

Wäre ich Jogi Löw, würde ich Kevin Kurányi sofort verzeihen, dass er während eines Länderspiels Dortmunder Westfalenstadion und deutsche Nationalmannschaft im Stich gelassen hat. Auf keinen Fall verzeihen würde ich dem guten Kevin sein kreuzdämliches Interview im neuen SPIEGEL. Ein  dermaßen steindummer, larmoyanter Vollspaten wird der Mannschaftauf keinen Fall weiterhelfen können, weder in Südafrika noch sonstwo.

Gerade festgestellt, dass ich „Larmoyanz“ ein Leben lang falsch geschrieben und ausgesprochen habe. Wie so vieles habe ich auch diese Erkenntnis dem Fußball zu verdanken.

Dass ein Großteil der Menschen, die länger als zehn Jahre Tennis spielen, zu missgünstigen, rechthaberischen Korinthenkackern mutieren, scheint mir empirisch beweisbar zu sein. Tennis ist ein gefährlicher Sport.

Splitterbrötchen (CXLII)

Es gibt gelungene BILD-Schlagzeilen. Es gibt hammerharte BILD-Schlagzeilen. Und es gibt Meisterwerke, die auf olympischen Höhen vom eisigen Wind der Ewigkeit umweht werden. Also Schlagzeilen wie „Polizei beschlagnahmt toten Opa aus Billigflieger“.


„Ihre Kreditkarte freut sich über dieses erwerb.“, teilte mir Spammer-König Horatio Acosta mit. Seitdem sehe ich bargeldlose Zahlungssysteme mit ganz neuen Augen.

 

Warum hat es eigentlich noch kein ARD-Sender mit einem Tatort-Kommissar probiert, der seine Fälle durch ausgiebiges Aktenstudium löst, samstags Bier trinkend vor der Sportschau hockt und gemeinsam mit seiner Frau eine umfangreiche Briefmarkensammlung pflegt? Wenn ich die anderen TV-Verbrecherjäger betrachte, hätte so ein Typ durchaus Chancen, von der Presse mit dem Etikett „unkonventioneller Ermittler“ versehen zu werden.

 

Es gibt wenige Dinge, die lustiger sind als alte Filmplakate. Sperrige Schriften, rührend-hilflose Fotomontagen, trashige Zeichnungen… wirklich saukomisch. Bis einem einfällt, dass man selbst die Dinger noch im Schaukasten hat hängen sehen.

Selbstgespräch (Dialog von Gurke mit Gurke)

Das war ursprünglich mal eine improvisierte Resteverwertung. Gurke und Tomate waren noch da, wir hatten aber keinen Bock auf das Tomaten-Gurken-Gemüse, das ich sonst meistens mach, also hab ich die Sahne weggelassen und bin mit den Gewürzen in eine andere Richtung gegangen, und kurz vorm Servieren hab ich noch ein Schälchen Tsatsiki gefunden und dazu gekippt, und das hat’s gebracht. Die Kombination aus heiß/scharf und kühl/sahnigmild kommt ziemlich prall. So prall, dass ich’s schon mehrfach nachgekocht habe.
Und zwar so: Pro Person eine kleine Zwiebel und mindestens eine Knoblauchzehe schälen und kleinschnipseln,in reichlich Olivenöl glasig dünsten. Währenddessen pro Nase eine halbe bis ganze Salatgurke (besser, wenn erhältlich: Schmorgurke) schälen, entkernen und in Stücke schneiden. Zu den Zwiebeln und dem Knoblauch geben, kurz angehen lassen, mit Salz, Kreuzkümmel und getrockneten Chilischoten schön scharf würzen, etwas Tomatenmark dazu und mit einem kleinen Schluck Weißwein ablöschen, wenn die Gurke nicht selber genug Flüssigkeit abgibt. Ein paar Minuten schmoren lassen, etwas kleingeschnittene, entkernte Tomate dazu, und wenn alles weich ist, auf die Teller geben. Große Kelle Tsatsiki dazu (kann man aus Joghurt, Raspelgurke, Knoblauch selber machen; bei mir um die Ecke krieg ich’s preiswert und in einer Qualität, die ich nicht toppen kann, also kauf ich’s), und noch was Kurzgebratenes oder Gegrilltes dabei. Auf dem Foto ist’s Entenbrust.

Dialog von Gurke

Mahlzeit!

Noch einer?

Sach mal, Oliver, alte Nase,

seit Tagen les ich Anzeigen oder komm an großen Plakaten vorbei, auf denen du von deinen Abenteuern mit Fa. Versatel erzählst:

Noch ein Techniker

Ich mein, ich find das pico-fiffi, wie fix die Jungs von Versatel sind, wenn’s klemmt, aber warum mussten die denn am gleichen Tag noch einen Techniker schicken? Hat der erste irgendwas verbockt? Oder ist der einfach so nicht klar gekommen und musste sich an der starken Schulter eines erfahreneren Kollegen ausweinen?
Oder warst du vorher 1&1-Kunde, Marcell Davis war mit dem Problem auch überfordert und deshalb noch bei dir („wir gehen erst wieder, wenn der Anschluss läuft“ oder so), und Marcell und der erste Versalle brauchten noch einen dritten Mann zum Skat?
Für eine gelegentliche Info wäre ich ganz dankbar.

Tschö,
der Chris

Splitterbrötchen (CXLI)

Das Angebot der Woche sandte mir Meister-Spammerin Heinrike Bielefeld zu: „Unsere Gesellschaftsleiter sind auf der Suche landesbreit Arbeitskollegen, welche naeherungsweise sieben Werkstunden die Arbeitswoche nichts zu tun besitzen mit Interesse fuer unserer Gesellschaft aktiv zu sein.“ Dicht auf den Fersen folgte ihr Nachwuchskraft Isabella Marquardt, die unter dem bezaubernden Betreff „Lassen Sie uns Ihre Finanzen verhundertfachen“ mit „Unser Projektleiter spueren deutschlanduebergreifend Personen, diese naeherungsweise sieben Uhr jede Arbeitswoche keine Beschaeftigung verfuegen um bei unserer Firma ein zu springen.“ beglückte.

Den Olymp der Fernsehunterhaltung erklomm Fa. RTL mit „Die Jagd nach der Heiligen Lanze“. Als sich gegen Ende dieses außergewöhnlich imaginierten Films herausstellte, dass Goethe unter dem Brandenburger Tor eine Höhle zur Aufbewahrung einer dubiosen Reliquie gebaut hatte, kniete ich vor dem Fernseher nieder und betete an.

Charmante Sprach-Idiotie auf einem Cabernet Sauvignon-Etikett: „Die Aromatik dieser Rebsorte enthält Anklänge  an den Duft der Johannisbeere.“

Aber turmhoch über dem ganzen bereits erwähnten Irrsinn dieser Woche thront der „Geistige Begradigungstherapeut“ Christian H., der mir in seinem kunstreich verschwurbelten Prospekt nicht nur eine „Göttliche Aufrichtung“ sowie einen „Beinlängenausgleich“ offeriert, sondern im gleichen Aufwasch auch mein Handy von „gesundheitsgefährdenden Strahlenbelastungen“ reinigen möchte. Ja, was will ich denn mehr.


 



 

Splitterbrötchen (CXL)

Das Wort der Woche schuf Daniele Dell’Agli in einem Artikel für Welt-Online: „konsenssedierte Öffentlichkeit“.

Die Sprachtölpelei der Woche schenkte uns Tom Buhrow, als er Wolfgang Wagner als „langjährigsten Intendanten“ bezeichnete.

Und das Produkt der Woche ist selbstverständlich der mir von mehreren verdienstvollen Spammern ans Herz gelegte „Orgasmuskaugummi für die Frau“. Seit ich von dieser bahnbrechenden Novität gehört habe, sinniere ich, was wohl das entsprechende Produkt für den Herrn sein könnte. Vermutlich etwas mit „eingebauter Torgarantie“.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass Schalke das Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern nicht mit 0:1 sondern mit 3:8 verloren hat.