Hobbykochs Albtraum

Wie sieht der schlimmste Albtraum eines Hobbykochs aus? Vielleicht so, dass genau in dem Moment, als er nach vollendetem Stoßgebet beginnt, mit zitternden Fingern einen Strudelteig auszuziehen, die Küchentür aufgeht und Wolfram Siebeck reinkommt, um ihm zuzugucken?
Gestern ist dieser Traum genau so bei mir Wirklichkeit geworden, aber dank der Mithilfe der geduldigsten Gemahlin von allen habe ich die Nerven behalten. Und gemeinsam haben wir beim Regionalentscheid des ZEITmagazin-Kochwettbewerbs in Hamburg den zweiten Platz belegt. Wir sind stolz wie Bolle.
Sowie ich wieder etwas Blut in meinem Adrenalin habe, erzähl ich hier die ganze Geschichte von A wie „Abschicken der Bewerbung“ bis Z wie „Zur Hölle mit dem Kernöl, das Zeugs geht jetzt raus!“.

[tags]Kochen, Kochwettbewerb, Siebeck[/tags]

Splitterbrötchen (XVIC)

Erschütternde Erkenntnis: Ich bin älter als Nutella. Kleine Kinder werden nicht glauben, dass das möglich ist und mich für ein Naturwunder halten.

Ich gönne Claus Wilcke wirklich jeden Euro, aber Percy Stuart mit blödsinnigem Grinsen die Klößchen aus der Sonntagssuppe fischen zu sehen, tut jedesmal wieder weh.

Wenn Schauspieler sich nach Jahren wiedertreffen, sind zwei aufeinanderfolgende Gedanken in ihren Gesichtern abzulesen: Auf „Um Himmelswillen, ist der alt geworden!“ folgt unmittelbar „Ach du Scheiße. Am Ende sehe ich auch so alt aus!“

Unpassender Gedanke auf einer Beerdigung: Die meisten anwesenden Damen wären dem Verstorbenen viel zu alt gewesen.

Fatalerweise sind immer mehr Menschen der Ansicht, dass die Demokratie ein System ist, in der die Mehrheit der Minderheit vorschreiben darf, was sie zu tun oder zu lassen hat.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Gipfel des Küchenunfugs: Tomatenmesser

TomatenmesserWieder mal geht mein Blutdruck in die Höhe, weil ich hervorquellenden Auges sehen musste, dass ein grober Küchenunfug ein Comeback feiert, der an Unsinnigkeit sogar den „Küchenwecker, den man zur Pasta ins Kochwasser schmeißt“ schlägt: das Tomatenmesser!
Bei einer bekannten Supermarktkette kann man wieder Treueherzchen sammeln, und wenn man 30 beisammen hat, kann man sich unter anderem so ein schniekes Tomatenmesser mit gezackter Klinge für ganz kleines Geld (solange man nicht daran denkt, wieviel Geld man ausgegeben hat, um an die 30 Treueherzchen zukommen) anschaffen.
Nun ist das Schneiden von Tomaten mit gezackter Klinge aber ungefähr so sinnvoll, als würde man Gänseblümchen mit dem Mähdrescher pflücken wollen. Die gezackte Klinge zerreißt Haut und Fruchtfleisch, statt sie zu schneiden. Daher ist das Tomatenmesser ein sinnvolles Werkzeug, wenn man Tomatenpampe mit Hautstückchen herstellen will, ansonsten ist es ein sinnloses, überflüssiges und gemeingefährliches Ding, ein Werk des Teufels, schlimmer noch als Eierköpfer mit Digitalanzeige.
Wenn man eine reife Tomate mit dem normalen Küchenmesser nicht mehr ohne Druck schneiden kann, dann ist das Küchenmesser nicht mehr scharf genug. Punkt. So einfach ist die Welt. Ohne Tomatenmesser.

Foto von stevennl2003

[tags]Tomatenmesser, Unfug, Kochen, Ungeheuer![/tags]

Erkenntnisse aus dem Trainingslager: Strudel und der Teig dazu

Etwas Paniertes, Gesottenes, Knödel, Strudel oder Schmarren musste das Menü enthalten, das man für den diesjährigen Kochwettbewerb des ZEITmagazins einreichen konnte. Da musste ich nicht lange überlegen: Panieren tu ich höchst selten, weil ich meistens keinen Bock habe, in unserer ziemlich kleinen Küche eine Panierstrecke aufzubauen, beim gesottenen Fleisch ist man auf Gedeih und Verderb dem Fleischer ausgeliefert, bei dem man das Produkt erworben hat, Knödeln tu ich meist bei Karaoke-Wettbewerben, und weder die geduldigste Gemahlin noch ich sind große Süßmäuler… blieb der Strudel in einer herzhaften Variante, den kann man auch mit fertigem Strudelteig machen, den man ja in vorzüglicher Qualität beschaffen kann…
Doch als ich mich dann plötzlich zu den „Auserwählten“ zählen durfte, packte mich der Ehrgeiz: Ich kann mich da doch nicht hinstellen und irgendeinen Fertigteig aus der Verpackung holen, kommt gar nicht aus in die Tüte! Der Strudelteig wird selbstgemacht. Obwohl, man liest ja so allerlei, Strudelteig sei kompliziert, muss man ja hauchdünn ausziehen das Zeugs,ist wohl eine Sache für Spezialisten, die durch den Teig hindurch erstmal die Kronenzeitung lesen, bevor sie ihn backen…
Alles Quatsch. Die Zubereitung eines Strudels bzw. des dazugehörigen Teigs ist eine unkomplizierte, vollkommen idiotensichere Sache. Man nehme 300g Mehl, Prise Zucker, Prise Salz, 1 Ei, 3 Esslöffel Öl und 100 ml Wasser. Das verrührt man der Einfachheit halber mit der Küchenmaschine oder mit den Knethaken des Handrührers, bis man einen Teigklumpen hat, der sich von der Schüssel löst. Diesen Klumpen knetet man dann auf einer bemehlten Arbeitsfläche zehn Minuten lang von Hand durch, bis er schön elastisch ist und nicht mehr klebt. „Von Hand Kneten“ heißt tatsächlich ohne Maschine, und zehn Minuten lang heißt die Mitte zwischen neun und elf Minuten, nichts anderes. Nun den Teigklumpen mit Öl bestreichen (bekommt sonst eine Haut) und unter einer vorgewärmten, umgedrehten Schüssel eine halbe Stunde lang ruhen lassen.
Nun ein Strudeltuch (großes Küchenhandtuch, aufgetrennter Kissenbezug o.ä.) einmehlen, mit Küchenpapier das Öl vom Strudelklumpen tupfen und den Teig auf dem bemehlten Tuch mit dem Nudelholz auf ca. 50 mal 70 cm ausrollen. Halt so weit, wie es geht.
Nun kommt das Ausziehen. In den meisten Rezepten steht etwas von „über den Handrücken ausziehen“. Das klappt so nicht. Wenn man sich den Strudelteig einfach über die Handrücken legt und dann zieht, steht man mit ausgebreiteten Armen da und der Strudelteig liegt wieder vor einem auf dem Tisch. Es geht aber viel einfacher: Hände unter den Teig und denselben von der Mitte nach Außen mit den Fingerspitzen auseinanderziehen. Das geht bei diesem sehr elastischen Teig haste was kannste, in weniger als einer Minute hat man den Teig wirklich sehr dünn auseinandergezogen und es kann nichts schiefgehen. Selbst wenn man aus Versehen ein kleines Loch in den Teig reißt: Was soll’s? Das macht überhaupt nichts, da Strudel nebst Füllung aufgerollt werden und da mehrere Lagen Teig übereinander zu liegen kommen. Wenn der Strudel geformt ist, sind die Löcher verschwunden.
Wenn der Teig ausgezogen ist, ein Drittel des Teigs mit der Füllung bedecken und – von diesem Drittel ausgehend – den Strudel aufrollen. Auf ein Backblech verfrachten, großzügig mit Butter bepinseln und eine halbe Stunde bei 180 Grad backen, fertig.
Es ist tatsächlich so simpel, wie es sich anhört. Hätte ich geahnt, wie einfach Strudelteig geht, ich hätte schon längst begonnen, ihn selber zu machen. Wieder was gelernt.

[tags]Kochen, Strudel, Strudelteig, Ausziehen[/tags]

Splitterbrötchen (XVC)

Abendschau vom Ostermontag. Eine junge Frau, die „im Regierungsviertel arbeitet“, schildert ihre Eindrücke von einer Bootstour durch Berlins Mitte: „Die alten Sachen kennt man ja nur, wenn man in der DDR gelebt hat.“
Hallo? In den letzten 19 Jahren keine Zeit gehabt, sich mal umzugucken?

Die Erkenntnis der  Woche gelang – wem denn sonst? – der BILD: „Fett ist das neue Nikotin“. Wusste gar nicht, dass man Gänseschmalz auch rauchen kann.

Das Schimpfwort der Woche: Email-Ausdrucker!

An die Person, die von Fa. Google in mein Fress-Blog geleitet wurde, als sie fragte „Wie serviert man Birnenbrand“: Entweder im Glas oder in der Flasche, niemals in der hohlen Hand!

Natürlich war es der Tagesspiegel, der – innovativ wie immer – eine längst vergessene Berufsbezeichnung wieder ausgegraben hat. In der Mittwochsausgabe war er plötzlich wieder da, der Polit-Barde.

Was für ein (Halb-)Satz: „Stefan Raab mit Problemen am Hosengummi!“

Und sie werden immer mehr: Die Vollidioten,  die unfähig sind, „Darf ich mal vorbei?“ oder „Du stehst im Weg, mach doch mal Platz!“ zu sagen und deshalb versuchen, im Supermarkt wortlos durch mich hindurch zu gehen oder mich einfach zur Seite zu schubsen oder wegzurempeln. Kennt irgendjemand eine Masche (Traumatisierung, während der Ausbildung bei einer militärischen Eilte-Einheit antrainierter Reflex o.ä.) , mit der ich straffrei davon komme, wenn ich diesen Vollspaten ein wenig Benimmunterricht auf der 12 erteile?

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Erkenntnisse aus dem Trainingslager: Paprika

Paprika

Seit zwei Wochen weiß ich, dass ich am 27. April in Hamburg für ein paar äußerst illustre Tischgäste kochen darf. Logisch, dass ich dafür ein bisschen trainiere und die vorgesehenen Gerichte (die Rezepte gibt’s demnächst) ein paar Mal koche, damit auch wirklich jeder Handgriff sitzt, wenn’s drauf ankommt. Dabei sind mir – zu meinem eigenen Erstaunen – ein paar Dinge aufgefallen, die ich den Netzecken-Besuchern nicht vorenthalten möchte.
Fangen wir mit dem Paprikapulver an. Steht seit Jahren bei mir in der Küche rum, einmal Rosen (scharf), einmal edelsüß, beides wird regelmäßig bis häufig benutzt, mit Paprika kenn ich mich aus. Dachte ich. An zwei Dinge hab ich bisher überhaupt nicht gedacht:

1. Welches Pulver? Mit dem, was es im Supermarkt oder im besseren Gewürzhandel zu kaufen gibt, war ich bisher zufrieden. Aber der Zufall wollte es, dass ich vor ein paar Tagen ein ungarisches Restaurant besuchte. Und da gab’s eine leckere Fischsuppe, die ja, doch, nach Paprika schmeckte. Aber anders Paprika. Aromatischer. Voller. Milder und gleichzeitig wilder. Eben anders. Hmm. Konnte es sein, dass die ein anderes Paprikapulver verwenden?
Ich hab den Wirt gefragt. Da hatte ich wohl einen Nerv getroffen, denn der begann hoch erfreut über die verschiedenen Sorten Paprika-Pulver und wofür man sie wie verwendet zu dozieren und hörte gar nicht mehr auf… aber hallo!
Langer Rede kurzer Sinn: es gibt tatsächlich Paprika-Pulver, dass dem Supermarktzeugs haushoch überlegen ist. Steht jetzt in meinem Gewürzschrank. Direktimport. Ungarn.

2. Die  Handhabung. Bisher habe ich immer gedacht, dass man lediglich zu große Hitze meiden soll, wenn man Paprikapulver anschwitzt, weil es sonst bitter wird. Stimmt nach wie vor, aber in mehreren Rezepten habe ich den Hinweis gefunden, dass man Paprikapulver nur so kurz wie möglich anschwitzen soll, bevor man ablöscht. Hab ich ein wenig misstrauisch ausprobiert, scheint tatsächlich zu stimmen. Paprikapulver, dass vor dem Ablöschen nur ein paar Sekunden (!) in der Pfanne angeschwitzt wurde, schmeckt deutlich voller. UND dieser leicht herbe, möglicherweise muffige Beigeschmack, den Rosenpaprika manchmal hat und den ich bisher für eine typische Geschmacksnuance hielt, rührt offenbar daher, dass er zu lange angeröstet wurde. Wieder was gelernt.

[tags]Kochen, Paprika, Rosen, mild, scharf, Ungarn [/tags]

Splitterbrötchen (XIVC)

Millionen und Abermillionen investieren die Formel-1-Rennställe in Forschung und Weiterentwicklung. Und dann können diese Autos bei Regen nicht fahren.

Fantastische Schlagzeile im Wurstblatt meiner Krankenkasse: „Neue Schwindelambulanz in Berlin!“

Ich kann mich einfach nicht an die Rücksichtslosigkeit gewöhnen, mit der wohlgeratene Säue, die man gerade eben noch freudig durchs Dorf getrieben hat, plötzlich einsam auf dem Anger stehen gelassen werden: warum interessiert sich die Sportjournaille kaum noch für Hoffenheim?

Google zerstört den familiären Zusammenhalt. Früher gehörten Telefonanrufe wie „Sag mal, wie hieß noch mal das Buch…“ oder „Wir fragen uns gerade, von wem dieses Zitat stammt…“ zur Tages- bzw. Nachtordnung. Diese Anrufe gibt es nicht mehr, seit es Google gibt.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]