In eigener Sache: NaNoWriMo

In den nächsten paar Wochen wird es möglicherweise etwas ruhiger in der Netzecke werden. Nicht nur im Verlach ist Hochsaison, der November naht, und im November ist National Novel Writing Month. Wer sich an diesem Event beteiligt, versucht, in 30 Tagen einen Roman mit 50.000 Wörtern zu schreiben. Dieses Jahr mache ich mit. Ich bin mir ziemlich sicher, das schaffen zu können, aber von allein werden sich die ca. 180 Seiten nicht schreiben. Heute bin ich in die Vorbereitung eingestiegen, im November geht es los, ich weiß jetzt noch nicht, ob ich bis zum 30. November dazu komme, mehr als die Splitterbrötchen und den ein oder anderen Gelegenheitsbeitrag in die Netzecke zu stellen.
Über die Fortschritte, die ich mit dem Roman mache (oder die Dinge, die der Roman mit mir macht) werde ich in meinem anderen, immer nur sporadisch betriebenen Schreib-Blog berichten. In die Netzecke gehören Halbfertigkeiten nicht rein. Wer also in den nächsten Wochen etwas von mir lesen will, ist bei „Geschichten erfinden und erzählen“ besser bedient.
Wer die Idee mit „ein Roman in dreißig Tagen“ interessant findet und sich eventuell auch auf so eine Verrücktheit einlassen möchte: Wir bieten kostenlos eine begleitende Schreibgruppe an. Nähere Infos finden sich hier bzw. hier.
Ende der Durchsage. Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen.

[tags]MyStory Verlag, NaNoWriMo, Schreibgruppe[/tags]

Splitterbrötchen (LXVII)

Ganz erstaunlich, wie oft man „Das tut mir leid“ sagt, ohne dass einem irgend etwas leid tut.

Fußball-Fans sind genial.
„Dass dich keiner leiden kann
Stand nicht in deinem Business-Plan“
wäre noch nicht mal Bob Dylan eingefallen.

Hm. Was wohl mit „kreativ genießen“ gemeint ist? Dreck fressen und für Kaviar halten?

Meine aufrichtige Bewunderung gilt dem Marketing-Genie, das für das Schild „Coffee To Go – jetzt auch zum Mitnehmen“ verantwortlich zeichnet.

Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, die eigentliche Ursache der FC-Bayern-Krise  anzusprechen: den Abgang von Ollie Kahn. Da steht jetzt kein Alphatier-Ausnahme-Keeper mehr im Tor, sondern ein begabter Nachwuchstorhüter. Wenn man dem nicht durch eine defensivere Ausrichtung des Spiels hilft bzw. einen Weltklasse-Abräumer davor stellt, kassiert man eben mehr Tore.

Und: Es gehört eine ganze Menge Chuzpe dazu, auf ein Tütchen, das ein Pulver erhält, das bei Kontakt mit heißem Wasser zu so etwas wie Suppe werden soll, das Wort „natürlich“ zu schreiben.

[tags] Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Im Supermarkt

Diese von außen so unscheinbar wirkende Kaisers-Filiale (ich weigere mich, Kaisers mit Deppenapostroph zu schreiben, wie die Geschäftsleitung es vorzieht) in der Yorckstraße ist einer der Supermärkte mit dem größten Unterhaltungspotential (ich weigere mich, Potential mit z zu schreiben, wie der Duden es seit neuestem gestattet) Berlins. 4 Faktoren spielen in dieser Filiale zusammen, die gemeinsam für ein unvergessliches Einkaufserlebnis sorgen, dass der Kenner wieder und wieder aufsucht. Doch der Reihe nach. Faktor 1 ist:
Die Innenarchitektur. „Lasst uns ‚Sardinen in der Büchse‘ spielen!“ hat der Innenarchitekt beim Umbau dieser Filiale ausgerufen, und die Geschäftsleitung von Kaisers ist ihm gefolgt. Trotz eines relativ kleinen Grundrisses findet beinahe das komplette Supermarkt-Sortiment in dieser Kaisers-Filiale Platz. Was zur Folge hat, dass es hier etwas eng zugeht, besonders, wenn mehrere Kunden sich unvorsichtigerweise das Einkaufserlebnis teilen möchten. In einigen Gängen passen gerade mal knapp zwei Einkaufswägen nebeneinander, in der Hälfte der Gänge genügt schon einer, um die Durchfahrt zu verstopfen. Entert eine junge Familie mit einem dieser ausladenden Kinder-Straßenkreuzer diese Filiale, kommt der Verkehr meist zum Erliegen. Hier wohnen viele Familien mit Kindern, deshalb gilt zwischen 8 und 20 Uhr: Every hour is rush hour! Womit wir bei Faktor 2 wären:
Sensible junge Familien, die ihrem Nachwuchs die Welt erklären. Viele solche Familien haben den Kiez rund um die Hornstraße zu ihrer Heimat erkoren. Und die meisten dieser Familien gehen bei Kaisers einkaufen. Dort gibt es das Regal mit den bunten Milchprodukten, da können wir mit dem Junior „Joghurt erkennen“ spielen. „Guck mal, Mama! Kirsch-Banane!“ – „Ja, Kevin!“ – „Und Holunder-Birne!“ – „Prima, Kevin!“ – „Und dass da ist… ist…“ – „Aber die Sorte kennst du doch, Kevin! Letzte Woche hast du’s noch gewußt.“ – „Orange-Weihnachtszauber?“ – „Fast, Kevin! Denk noch mal nach!“ Und hinterm heiteren Joghurt-Raten stapeln sich die Einkaufswagen, Menschen winden sich an Mutti und Kevin vorbei, um zum Magerquark vorzustoßen, eingeklemmte Rentner sterben röchelnd den Erstickungstod, aber das halslose Ungeheuer und seine Erzeugerin weichen nicht, bis der letzte Joghurt durchdekliniert und (wenn Kevin schon 6 ist) nach linksdrehend oder rechtsdrehend einsortiert ist. Panik erfasst die anderen Kunden, ein Run auf die Kassen setzt ein, denn dort wird demnächst der letzte Akt des Dramas „Kevin darf bezahlen!“ gegeben, Untertitel dieser Abteilung: „Wir lernen Wechselgeld gaaaanz sorgfältig abzählen.“ Vor der Kasse kommt aber noch Faktor 3:
Die bizarre Gedankenwelt der Mitarbeiterinnen an der Fleischtheke. Der Leser hat es schon gemerkt: eine Spur Stress-resistent sollte man schon sein, wenn man in dieser Filiale einkauft. Um so staunens- und lobenswerter ist die unerschütterliche Geduld, mit der die Kaisers-Angestellten Kamele durch Nadelöhre zwängen, um für den Waren-Nachschub zu sorgen und auf die Launen ihrer exotischen Kundschaft einzugehen. An irgendeinem Ort muss man sich nun aber wirklich mal abreagieren, und das ist die Fleischtheke. Mein dortiges Lieblingsszenario: Durchwachsener Speck. In Scheiben. „Ham wa nur am Stück. In Scheiben müssense abjepackt koofen.“ Leute, die richtig was erleben wollen, machen jetzt den Vorschlag, den Speck auf der Aufschnittmaschine in Scheiben zu schneiden. „Ditt jeht ja nun gar nicht. Die Knorpeln und die Schwarte, die machen uns ja die janze Maschine kaputt.“ Hinweise auf andere Fleischereien, die ihre Aufschnittmaschinen rücksichtslos zum Wohle der Kundschaft einsetzen, perlen an den Fleischthekenmitarbeiterinnen wirkungslos ab. Hinweise auf die mächtige Urgewalt der Aufschnittmaschine und die doch eher laffe Konsistenz des Specks werden ignoriert. Wenn man endgültig vom Supermarktkunden zum Querulanten mutiert, will man jetzt den Filialleiter sprechen, der das ganz heiße Eisen „Speckscheibe“ nur sichtlich gequält durchdiskutieren mag und verspricht, „Rücksprache mit der Geschäftsleitung zu nehmen“, ob eine Scheibelung des Specks nicht doch ins Dienstleistungsprogramm aufgenommen werden könnte. Auf das Ergebnis dieser Rücksprache warte ich seit 15 Jahren und 4 Filialleitern. Heute aber nicht mehr, denn jetzt will ich zu Faktor 4:
Den Scannerkassen und Magnetkartenlesegeräten. Für den Abschluss des Einkaufserlebnisses hat sich die Firma Kaisers etwas ganz besonderes einfallen lassen: In liebevoller Kleinarbeit sorgsam zerkratzte Scanner-Fenster und die divenhaftesten Magnetkartenlesegeräte Berlins! Hier gerät das an sich simple Einlesen einer Bonuskarte zum Königsdrama Shakespeareschen Ausmaßes, minutenlang steht man mit hochrotem Kopf an der Kasse und windet sich vor Peinlichkeit, während die Kassiererin mit unerschütterlicher Akribie die Bonuskarte übers Fenster wedelt bzw. mit unendlichem Feingefühl durch das Lesegerät zerrt („Man muss det mit Jefühl und ’nem kleenen Zwischenstopp machen, vastehn se? Denn klappt det… manchmal.“). Um den Todesdrohungen der in endlosen Schlangen wartenden Kunden zu entgehen, will ich die Bonuskartentragödie beenden, doch ich habe die Rechnung ohne die Kassiererin gemacht. „Nix da. Det ziehen wir jetzt durch! Hahahaha!“
Und dann betritt man endlich, endlich wieder die Yorckstraße, atmet den Geruch nach Autoabgasen, Chinapfanne und Freiheit ein, verspürt lange Augenblicke lang ein unglaublich tiefes Lebensgefühl… und stellt dann fest, dass man die Kaffeesahne vergessen hat und noch mal in den Laden zurück muss. Das Leben kann so grausam sein.

Auch auf qype veröffentlicht.

[tags]Supermarkt, Irrsinn, Ungeheuer![/tags]

Rentner aus Stahl

Heute morgen, ca. 8 Uhr 15, an der Ecke Großbeerenstr./Yorckstr. Arglos biegt eine Rentner um die Ecke und wird beinahe von einer rücksichtslos auf dem Trottoir daherfahrenden Radfahrerin auf die Hörner gekommen. Die Frau verreißt den Lenker, verfehlt den Rentner um Haaresbreite und radelt ohne ein Wort der Entschuldigung weiter.
Der Rentner, der noch nicht einmal vor Schreck zusammengezuckt ist, verzieht keine Miene und sagt in diesem unnachahmlich maulig-sanften Berliner Unzufriedenheits-Tonfall: „Wenn se fliejen könnten, würden se ooch noch von oben kommen.“
Ich bin so unsagbar stolz auf Berlin, die Stadt, in der ich leben darf. Welche andere Stadt auf der Welt bringt dermaßen unerschrockene Senioren hervor?

[tags]Berlin, maulende Rentner, Humor, extra dry, Radfahrer[/tags]

Splitterbrötchen (LXVI)

„Riesenschwein terrorisiert Rentnerin“ – „Zug überrollt Paar beim Sex“ – „Frau bringt 15-Kilo-Baby zur Welt“
In dieser Woche hat Spiegel-Online der Beliebigkeit im Web mit echtem Premium-Content getrotzt.

Die Ursache der meisten Missverständnisse könnte tatsächlich in unterschiedlichen Erwartungshaltungen liegen.

Wall-E ist unglaublich kitschig. Wie eigentlich jedes Meisterwerk.

Gibt es eigentlich schon Lisbeth-Salander-Fan-T-Shirts? Kaffee-Tassen? Mousepads? Wenn nein, warum nicht?

Wenn man aufhören würde, zu glauben keine Zeit zu haben, sich auf andere Menschen einzulassen, wäre schon viel gewonnen.  Ebenso viel wie durch die Einschränkung des exzessiven Gebrauchs erweiterter Infinitive.

[tags] Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Die Überweisung

Ganz Deutschland lacht über die KfW-Bank, die dümmste Bank der Welt. Mal eben 350 Millionen Euro an die insolvente Lehman Brothers Bank überwiesen und damit in den Orkus gejagt. Wie kann denn das passieren? Während Politiker noch lautstark nach Aufklärung rufen

„Wir wollen genaueste Aufklärung darüber, wie es zu der Überweisung von 350 Millionen Euro an die Pleite-Bank Lehman kommen konnte“, sagte SPD-Haushaltsexperte Schneider…

ist der Netzecke längst die Klärung des Falls gelungen. Unsere nimmermüden Rechercheure haben die toten Briefkästen der Republik abgeklappert und sind fündig geworden. Das nachfolgende Gesprächsprotokoll dokumentiert in eindrucksvoller Weise ebenso die Mechanismen internationaler Finanzmärkte wie die bodenständige Entscheidungskultur deutscher Geldinstitute:

– Was ist denn als nächstes dran?
– Einmal 350 in die USA, an die Lehman-Brüder.
– Lehman-Brüder? Seit wann sind wir denn im Privatkundengeschäft?
– Kommt mir auch komisch vor.
– Schau nochmal genau nach, bitte.
– Kein Irrtum möglich. Lehman Brothers. Das ist englisch und heißt auf deutsch: die Lehman Brüder. Oder Gebrüder Lehman.
– Woher kannst du denn so gut englisch?
– Ich war auf ’ner Schulung. Wirtschaftsenglisch. 3 Wochen. In Singapur.
– Doll. Muss ich auch mal machen. Aber Wirtschaftsenglisch hin oder her: Die kommen mir spanisch vor, diese Lehman-Brüder. Ich ruf mal oben an, ob das seine Richtigkeit hat.
– Genau. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
– Hallo? Hier Leinberger, ich muss mal ganz dringend den Herrn Schröder sprechen. Ist mir ganz egal, ob der gleich ein wichtiges Meeting hat, wir haben hier eine Überweisung… Ja, Herr Schröder, schön, dass Sie Zeit haben, der Herr Fleischer und ich, wir rätseln darüber, warum wir irgendwelchen Privatkunden in den USA dreihundertfünfzig… Wie die heißen? Das sind die Gebrüder Lehman… Wie? Natürlich kenn ich mich aus im… Nu schreien Sie doch nicht so… Eine Bank? Die Lehman-Brüder haben eine Bank? Ach so. Wie heißt denn diese Bank? Wie? Wenn Sie so schreien, versteh ich kein Wort… Ach, die Bank heißt Lehman Brothers. Aufgelegt. Au weh. Das war jetzt gar nicht gut.
– Wieso?
– Der meinte, wir hätten wissen müssen, dass das ‘ne Bank ist. Hat mir ‘n ganz schönen Anschiss verpasst…
– Find ich ungerecht, wie der sich verhält. Man kann nun wirklich nicht jede Bank kennen.
– Er hat was gemeint von „in den Nachrichten“.
– Guck ich schon lang nicht mehr. Nur Panikmache. Könnte ich ja keine Nacht mehr schlafen, wenn ich Nachrichten gucken würde.
– Äh, wir sollten jetzt doch die Überweisung fertig machen. Der Schröder wird fuchsteufelswild wenn…
– Du, ich seh gerade…
– Was?
– Das sind keine 350 Euro, die wir an diese Lehman Brüder schicken sollen. Da hängen noch ein paar Nullen an der 350 dran…
– Viele?
– Sehr viele. Vielleicht sollten wir nochmal bei Herrn Schröder anrufen und fragen…
– Bitte. Gerne. Aber diesmal rufst du an und holst dir den Anschiss ab. Mein Bedarf ist gedeckt.
– Och nö. Auf Anschiß hab ich jetzt gar keinen Bock. Komm, wir hauen das Ding raus, egal wie. Wird schon seine Richtigkeit haben.
– Meinst du?
– Und außerdem können wir jederzeit sagen, dass wir ganz oben nachgefragt haben. Und dass der Herr Schröder selbst bestätigt hat, dass das ‘ne Bank ist, wo wir den Zaster hinschießen.
– Hast recht. Da kann wirklich nichts passieren.

[tags]Bank, Überweisung, Lehman Brothers. KfW, Bubu gemacht, Ungeheuer![/tags]

Kürbis aus dem Ofen

Gestern gab’s Bio-Hokkaidos  im Angebot, und da die Ankunft des Herbsts sich endgültig nicht mehr leugnen läßt, hab ich zugeschlagen und das erste Herbstgemüse des Jahresauf den Tisch gebracht. Und endlich dieses Rezept für Kürbisspalten aus dem Ofen ausprobiert. Hokkaido also entkernt und in dünne Spalten geschnitten, in eine Schüssel verfrachtet, gesalzen, gepfeffert, ein paar großzügige Schwuppe Olivenöl drüber, mit den Händen vermengt und dann auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech ausgebreitet. In den auf 180 Grad vorgeheizten Ofen geschoben, nach einer halben Stunde rausgeholt, mit Zitronensaft beträufelt, Mahlzeit!

Kürbis aus dem Ofen

Fürs nächste Ma(h)l: Spalten ruhig etwas dicker schneiden. Die dünnsten (2-3mm) waren schon nach einer Viertelstunde gar. Und anfangen, mit Gewürzen zu experimentieren. Ingwer. Kreuzkümmel. Sowas. Ganz erstaunlich war, wie sehr die Kürbisspalten im Ofen zusammengeschnurrt sind. Der Hokkaido von der Größe eines Kinderballs hat knapp als Beilage für 2 gereicht.

[tags]Kürbis, Hokkaido, Ofen, unkompliziert[/tags]

Splitterbrötchen (LXV)

„Sie sind reich und prominent. Sie haben alles. Sie sind Milliardäre. Was ist ihr Geheimnis?“ fragt Guido Knopp in ZDF-History. Ist doch ganz einfach, Herr Knopp. Das Geheimnis der Milliardäre ist die riesige Menge Schotter, die die auf ihren Konten haben.

Siebecks achtzigster Geburtstag wäre so eine schöne Gelegenheit gewesen, die 12 Folgen seiner legendären Kochsendung auf DVD herauszubringen. Wäre gewesen. Schnarchsäcke.

Email ist not enough! Gestern die erste Potenzmittel-Werbung per Snailmail erhalten. Wie soll das weitergehen? Was sage ich, wenn der erste Viagra-Vertreter vor der Tür steht?

Hm. Seit ca. einem Jahr (geschätzt) habe ich nix mehr mit Estragon gekocht. Warum eigentlich? Ich mag Estragon

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Siebeck zum Achtzigsten

Wolfram Siebeck wird heute 80. Auch wenn ich mich in letzter Zeit ein wenig über ihn geärgert habe, ich war, bin und bleibe ich einer der größten Fans dieses Mannes. Das erste Kochbuch, das ich erwarb, war von Siebeck. Nach wie vor habe ich mehr Bücher von Siebeck im Regal als von jedem anderen Autor, der sich mit Essen und Trinken befasst.
Was machst du zu Siebecks Achtzigstem, habe ich mich gefragt. Irgendwas von Siebeck kochen und abfotografieren? Quatsch. Siebeck kocht möglicherweise besser als ich, mit Sicherheit können sie bei ZEIT und Feinschmecker besser fotografieren (die haben die besseren Fotoapparate). Was über Siebeck schreiben? Quatsch. Niemand schreibt über Essen, Trinken und Siebeck so grandios, gallig und gut wie Siebeck. Deshalb heute, zum Achtzigsten, meine Lieblings-Siebeck-Zitate:

Thema Angst:
Ob es sich um muslimische Einwanderer, Schwule oder um gefüllten Saumagen handelt, der deutsche Bürger weiß, wovor er sich fürchtet.Stern Nr. 14/2008

Thema Hausfrau:
Schlecht kochen kann jeder, aber nur die deutsche Hausfrau schafft es, darauf noch stolz zu sein.Playboy

Thema Elite:
Das ist wieder der Hartz-IV-Vorwurf. Ich schreibe doch nicht für diese Leute. Für die bin ich ein Unfall. Wenn ich die Sportseite aufschlage, verstehe ich auch nichts.Zeitmagazin 39/2008

Thema Heston Blumenthal:
Wenn Blumenthal der beste Koch der Welt ist, dann bin ich eine Bratwurst.ARD-Interview, 2005

Thema Ente im Tour d‘Argent:
In meinen kulinarischen Phantasien verliert sie jedenfalls ihre Ähnlichkeit mit einem napoleonischen Adler und ähnelt nun eher Donald Duck.Kochbuch für Anspruchsvolle

Thema Bier:
Im Sommer hier, wenn es glühend heiß ist, dann schütte ich mir schon mal eins gegen den Durst. Wasser ist ja immer so ein bißchen läppisch.Zeitmagazin 39/2008

Thema Genuß:
Bekennen sich Revolutionäre wie Danton offen zum kulinarischen Genuß, wird ihnen dies automatisch um Vorwurf gemacht und gilt beim späteren Prozeß als strafverschärfend. Ist aber ein Massenmörder wie Hitler Vegetarier, so bringt niemand seine Schandtaten mit diesem Umstand in Zusammanhang.Zeitpunkte, Siebecks Sinne

[tags]Siebeck, 80, Kultur, Literatur, größtmögliche Bewunderung[/tags]