Olympische Gänsehaut-Momente I: Der Kran

Seit Freitag laufen diese dubiosen Spiele, die ich ja nicht gucken mag, aber die ganzen zweieinhalb Wochen ohne Spocht? Geht gar nicht. Deshalb hab ich youtube nach ein paar ollen Olympia-Kamellen abzusuchen, die ich hier in den nächsten Tagen vorzeigen werde. Paar Gänsehaut-Klassiker, aber auch ein paar Sachen, die ich mir selbst erst wieder ins Gedächtnis rufen musste. Den heutigen Moment allerdings nicht, wenn man das einmal gesehen hat, kann man‘s nie mehr vergessen.
Stichwort Ringen. Für mich eine etwas gewöhnungsbedürftige Sportart. Männer verschiedener Gewichtsklassen grapschen aneinander herum, bis einer den anderen umgeworfen hat. Big Deal. Nichtsdestoweniger hat die Sportschau in den Sechziger Jahren gern und ausführlich Ringen gesendet, und so war auch ein Ringer-Muffel wie ich vertraut mit Wilfried Dietrich, der in jeder, aber auch wirklich jeder Sportschau als der „Kran von Schifferstadt“ bezeichnet wurde. Vermutlich hatte die ARD seinerzeit diesen Spitznamen-Witz für teuer Geld eingekauft, und deshalb musste er so oft wie möglich verwendet werden. „Und jetzt kommt Wilfried Dietrich, der Kran von Schifferstadt…“ „Wilfried Dietrich, den man ja nicht nur in Schifferstadt den Kran von Schifferstadt nennt…“ „Vielleicht wissen ja einige von Ihnen noch nicht, dass Wilfried Dietrich auch der Kran von Schifferstadt genannt wird…“ Auch wenn es einem physiologischen Wunder gleich kommt, so ein Kran kann einem tatsächlich ganz weit aus den Ohren heraushängen.
Wie dem auch sei, 1972 trat Wilfried Dietrich, der… nein, ich schreib es nicht… also, unser Wilfried Dietrich trat noch mal bei den Spielen in München an, ohne dass ihm irgendjemand allzu viel zutraute. Der… Ringer Wilfried Dietrich hatte seine beste Zeit schon hinter sich, mehr als ein achtbares Abschneiden war wohl nicht drin, und tatsächlich reichte es letztlich nicht zu einer Medaille. Aber wer interessierte sich denn 1972 noch für Wilfried Dietrich? Tagesgespräch war der amerikanische Ringer Chris Taylor, mit fast 200kg der schwerste Olympiateilnehmer aller Zeiten, der im Freistil eine Bronzemedaille errungen (ha!) hatte. Alle Welt rätselte, ob dieser Koloss überhaupt ringen konnte, oder ob er einfach dadurch gewann, dass er sich auf seine Gegner drauflegte und sie unter seinen vier Zentnern begrub. Und als dann unser Kr… Wilfried Dietrich mit seinen damals 39 Jahren in Griechisch-Römisch gegen dieses Riesenbaby antreten musste, war die Frage nicht: „Kann er das gewinnen?“, sondern die Frage war „Kann er das überleben?“ Und dann entkorkte (bitte auf den Kommentator achten, natürlich sagt er es) Wilfried Dietrich diese unglaubliche Nummer:

 

Tja, was soll man dazu sagen? Der Zorn des Kran?

[tags]Gänsehaut, Olympia, Wilfried Dietrich, Chris Taylor, München, Ringen[/tags]

Splitterbrötchen (LVIX)

Buchbeschreibung auf der Homepage eines (angehenden) Autors: Die Anthologie enthält mehrere Kurzgeschichten, von Horror bis hin zu Dramen, Horror und Schickalsschlägen auch für Kinder ist etwas dabei .“

Eine medizinische Sensation: Offenbar ist deutschen Sportärzten die erste totale Gehirnamputation gelungen. Wie anders lässt sich erklären, was Stabhochtrottel Tim Lobinger zu BILD sagte: „Kein Militär der Welt kann uns Sportler stoppen, wenn wir eine Party machen wollen.“

Wenn man es geschafft hat. halbwegs unfallfrei ins Internet zu kommen, ist man noch lange nicht der Mittelpunkt desselben.

[tags] Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Goldwyn-Medaille

Hm. Heute fangen nun die olympischen Spiele an. Soso. Wenn ich dran denke, was ich früher wegen Olympia für einen Aufriss gemacht habe: Wochenlang vorher den Zeitplan gewälzt, sämtliche Termine auf die sportlichen Events abgestimmt („Freitag abend kann ich auf keinen Fall, da ist Weitsprung!“), sich mit den Regeln obskurer Sportarten auseinander gesetzt („Gibt es beim Synchronschwimmen eigentlich auch Fouls?“) und – wenn‘s dann endlich losgegangen ist – bin ich wochenlang vorm Fernseher kleben geblieben und wurde mit unvergesslichen Momenten belohnt, von monumentalen Heldentaten (Baumann in Barcelona!) bis zu zwerchfellerschütternden Fehlleistungen (Immer wieder Jürgen Hingsen!).
Heute geht‘s wieder los. Hm. Offengestanden gehen mir die Spiele diesmal sowas von am Arsch vorbei… Warum soll ich irgendwelchen wandelnden Apotheken zugucken, die sich von gewissenlosen Funktionären an ein Unrechts-Regime verschachern ließen, das sein lädiertes Image aufpolieren will? Ja, ich weiß, ganz bestimmt tue ich irgendwem Unrecht, ganz bestimmt kann Politik nicht Sache der Sportler sein, ganz bestimmt ist es vollkommen korrekt und sinnvoll, sich vier Jahre lang auf dem Trainingsplatz den Arsch aufzureißen und sich anschließend einen Dreck drum zu scheren, wo man seine Leistung bringt, weil die geschätzten Funktionäre, die einem ja gern das Denken abnehmen, schon dafür sorgen werden, dass „alles seine Richtigkeit hat“. Und natürlich werden diese ganzen Mollusken, die noch nicht einmal wissen, was das Wort „Rückgrat“ bedeutet, von einer Sportpresse sekundiert, die schon längst den journalistischen Offenbarungseid geleistet hat, und nicht mehr über Sport berichtet, sondern ein Produkt verscheuert, für das ihre Arbeitgeber sehr viel Geld bezahlt haben.
Nee. Diesmal bin ich nicht interessiert. Um den unsterblichen Sam Goldwyn zu zitieren: „Include me out.“

[tags]Olympische Spiele[/tags]

When he’s 65

Lieber Effjott Wagner,

65 Jahre. Eine unglaubliche Zahl. Kleiner als 66, größer als 64, jedoch unfassbar, wenn man vor dem Kondom-Automaten steht und kein Kleingeld hat. Wölfe heulen in der Nacht, wenn Männer wie Sie Geburtstag feiern. Tränenlos, einsam und doch immer wieder Muttchens Plettenpudding.
65 Jahre. Männer und Frauen. Wer kann das sagen, wenn nicht Sie? Und jetzt: Überall Sex! Sex im Fernsehen, Sex in Magazinen, Sex in Ihrer Kolumne. Sogar Udo Walz hat geheiratet. Einsamkeit, Verzweiflung, Nähmaschinenöl. Überall. Nur nicht dort.
65 Jahre. Reden. Schweigen. Nichts weiter. Der Starke ist am einsamsten allein. Auch beim Sex. Wenn, wo nicht da? Zitronensaft hilft gegen Tennisarm, Quacksalber wanken durch die Nacht. Mick Jagger! Wirklich Mick Jagger?
65 Jahre. Dem Trotzdem immer ein Dennoch entgegengesetzt oder vorangestellt. Ich bin verzweifelt, entsetzt, hoch erfreut. Ich bin ein Pickel auf der Kornblume Ihrer Phantasie. Eine Eiterbeule im Wahn der innerstädtischen Olympioniken. Trotz Rauchverbot: Die Tauben stehen auf Ost. Krokodile zwinkern am Donnerstag.
In diesem Sinne.

Herzlichst

Ihr Chris Kurbjuhn

[tags]Effjott Wagner, Gehirnmißbrauch, Jubiliar, Alterstorheit, Ungeheuer![/tags]

Frohes Experiment

Liebe aufgeregte Deutsche,

einem Artikel auf der dritten Seite des Tagesspiegels entnehme ich, dass ihr euch furchtbar aufregt,  weil Katharian Thalbach gesagt hat, sie wäre

froh, bei dem Experiment DDR dabei gewesen zu sein.

Liebe aufgeregte Deutsche, warum regt ihr euch denn so auf? Habt ihr vergessen, dass Frau Thalbach Schauspielerin ist? Die meisten Schauspieler sind doch Schauspieler geworden, damit sie keine eigenen Texte mehr sprechen müssen, sondern sich auf (von Dramaturgen, Deutschlehrern u.ä.) autorisierte Texte verlassen können. Die lernen Sie dann auswendig und sagen sie auf. Wenn Schauspieler eigene Texte aufsagen, wird’s oftmals ganz schnell ganz besonders unfallträchtig. Besonders bei Frau Thalbach. Im besagten Artikel wird sie nämlich noch mit Sätzen wie

Ich hoff‘ immer noch, dass die Sache mit der Mondlandung nur Fake war. Die Vorstellung, Menschen sind auf dem Mond rumgetrampelt, ist furchtbar.

zitiert.
Seht ihr, liebe aufgeregte Deutsche? Sowas passiert eben, wenn Frau Thalbach eigene Texte spricht. Ist kein Grund, sich aufzuregen. Wirklich nicht. Geht ja vorbei. Ist ja auch nur ein Mittelding zwischen Sprache und Geräusch. Hört sich gut an, macht aber keinen Sinn. Kein Grund zur Aufregung. Gehen Sie einfach weiter. Hier gibt es nichts zu sehen. Oder zu hören.

[tags]Thalbach, Schauspieler, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Der Schalk in Effjott

Wenn man etwas über einen längeren Zeitraum hinweg tut, dann fragt man sich früher oder später: „Warum mach ich das eigentlich?“ Ich zum Beispiel schreib seit bald zwei Jahren gelegentlich über das, was ihnen so einfällt durch Unachtsamkeit aus dem Hirnkastl herausfällt, und da fragen früher oder später nicht nur die Freunde, da fragt man sich selbst: „Warum les ich jeden Tag den Quatsch, den der Effjott schreibt?“ Nach sekundenkurzem Nachdenken kann ich die einleuchtende Antwort „Es ist die Freude an der reinen Idiotie gepaart mit der Bewunderung für den mit Könnerschaft herbeigeführten Sprachunfall.“ geben. Wer anders als Sie, chér Effjott, käme z.B. auf den Gedanken, das komplexe Verhältnis zwischen Wolfgang Clement und der nordrheinwestfälischen SPD so auf den Punkt zu bringen:

Er soll seine eigenen Kleider auffressen, mit offenem Mund „Hilfe“ schreien. Das also hat die NRW-SPD für Wolfgang Clement beschlossen.

Wenn ich mit geschlossenem Mund „Bravo!“ schreien könnte, würde ich es jetzt tun, aber da ich das nicht kann, öffne ich ihn zu diesem Behufe (wie Sie es für Wolfgang Clement beschlossen haben) und applaudiere Ihnen mit ganzer Stimme. Und das Tolle an Ihnen und Ihren Kolumnen ist ja, dass Sie das gar nicht Ernst meinen. Sie schreiben diesen Quatsch hin und lachen selber am lautesten über den Unfug, den Sie gerade verzapft haben, wie zum Beispiel über diese bezaubernde Miniatur über die Essgewohnheiten von Sozialdemokraten:

Ich würde ihm meine Tür öffnen. Ich würde dem hungernden Clement Buletten, Fleischwurst, Bier und alles geben, was ein SPDler gerne isst.

Gottseidank, dass Sie das nicht Ernst meinen, Effjott. Oder? Effjott? Effjohott?

[tags]Effjott, Wagner, Pubertätsgefängnis, Irrenschreiber, Gehirnmißbrauch, Flashback, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (LVIII)

Erstaunlich, dass es einen doch immer wieder erstaunt, dass aus dummen, bornierten Kindern dumme, bornierte Erwachsene werden.

Manchmal stelle ich mir vor, wie Amy Winehouse bei Kräutertee und Dinkelkeksen zuhause sitzt und Tränen über die Presse lacht, die ihr all diese Drogengeschichten abkauft. Nichtsdestoweniger begeistert die Lakonie ihres Vaters, wenn er Sätze wie „Sie hat ihre Medikamente durcheinander gebracht.“ sagt.

Die Spam-Versenderin der Woche heißt Concepcion McCracken. Was für ein Name!

Eine Kunst, die nicht jeder beherrscht: Das kontrovers geführte Selbstgespräch.

Das Wort der Woche bei Sebastian gefunden: Dilldolde.

Beim Lesen der Blog-Kommentare und Leserbriefe zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Sachen Rauchverbot: Vor 6 Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Ich bin stolz darauf, mich immer noch nicht auf das geistige Niveau eines militanten Nichtrauchers herabgelassen zu haben.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Wurstmütze

Hallo,
webmaster@schottenwelt.de!

Am 30.07.08 um 15:34 Uhr schriebst du:

Hallo Chris Kurbjuhn, hole Dir jetzt Dein exklusives gratis Kondom ab! Jedoch nicht irgendein Kondom, sondern die Original „Wurstmütze“. Diese ist nicht im Handel erhältlich!

Ich bedanke mich ganz herzlich für diese unerwartete Großzügigkeit. Ich möchte wirklich nicht undankbar sein, ich kenne das Sprichwort „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“, aber was, wenn der Gaul aus Holz ist? Man liest ja so allerlei von Trojanern und Email…
Deshalb gestatten Sie mir eine Nachfrage: Warum ist dieses mir von Ihnen so warm ans Herz gelegte Exklusiv-Kondom namens „Wurstmütze“ nicht im Handel erhältlich? Wollen Sie etwa vor der Markteinführung noch diverse Tests (am Ende gar bezüglich Sicherheit, Kurvenstabilität und Aquaplaning-Gefahr?) durchführen, um sicher zu gehen, dass bei der Benutzung Ihres Kondoms niemand zu Schaden kommt? Soll ich als ahnungsloser Beta-Tester fungieren, der bei Gebrauch der Wurstmütze möglicherweise Leib und Leben riskiert?
Oder ist am Ende gar keine Markteinführung ihres Super-Produkts geplant? Ist das eine dieser verdeckten PR-Kampagnen, bei der das ursprünglich beworbene Produkt (hier: Ihre Exklusiv-Lümmeltüte) nur als Lockvogel für ein anderes PR-Ziel (z. B. die Sicherheitspolitik der Großen Koalition) dient, also mal Klartext: Werde ich durch den Gebrauch der Wurstmütze plötzlich zum Parteigänger von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble?
Schließlich: Verbirgt sich dahinter am Ende eins von diesen unseriösen Folge-Geschäften? Schließe ich am Ende ein kostenpflichtiges Abonnement ab, wenn ich die scheinbar kostenlose Wurstmütze abrufe? Schicken Sie mir dann 24 Monate lang je 1 Kondom, was ich mit monatlich 24,95 (zuzüglich weiterer eventuell anfallender Verbindungs- und Downloadkosten) bezahlen muss?
Sie werden verstehen, dass ich vor Beantwortung dieser Fragen die mir zugedachte Wurstmütze weder abrufen noch aufsetzen werde.
Tschö Der Chris

P.S.: Nuja, offensichtlich ist es tatsächlich ein Abo. Erstaunlich.

[tags]Spam, Gehirnmissbrauch, Dummenfang, Idiotenfalle, Wurstmütze, Ungeheuer![/tags]

Der Mann des Tages

Der Mann des Tages ist Johannes Masing, Richter am Bundesverfassungsgericht, der die Cojones hatte, eine abweichende Meinung zum Rauchverbotsurteil zu formulieren und in dieselbe ein paar dermaßen bodenkluge Dinge reinzuschreiben, dass es den Politikern, die dieses Gesetz verpfuscht haben, die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte.

 Als politische Alternative verweist der Senat auf die Möglichkeit eines radikalen Rauchverbots in Gaststätten ohne jede Ausnahme. Diese Ausführungen sind weder veranlasst noch in der Sache tragfähig. Ein ausnahmsloses Rauchverbot ist zum Schutz der Nichtraucher nicht erforderlich und als Maßnahme der Suchtprävention zum Schutz der Bürger vor sich selbst unverhältnismäßig. Es wäre ein Schritt in Richtung einer staatlichen Inpflichtnahme zu einem „guten Leben“, die mit der Freiheitsordnung des Grundgesetzes nicht vereinbar ist.

 …

 Mit einem absoluten gaststättenrechtlichen Rauchverbot wird das gesellige Beisammensein und Feiern bei Tabak, Speise und Trank völlig aus dem öffentlichen Raum und dem gewerblichen Angebot verbannt. Soll es ohne Umgehungsmöglichkeit ernst genommen werden, muss es grundsätzlich auch entsprechende gewerbliche Angebote im Rahmen von privaten Vereinen umfassen. Der Genuss von Tabak bei Speise und Trank wäre danach im Wesentlichen nur noch innerhalb der privaten vier Wände möglich. Dieses aber ist angesichts einer Tradition, in der diese Verbindung seit Jahrhunderten von vielen als Teil von Lebensfreude empfunden und
gepflegt wird, und angesichts eines Raucheranteils von mehr als 30 % der erwachsenen Bevölkerung unverhältnismäßig. Auch wenn der Tabakkonsum überaus gesundheitsschädlich und der Genuss von Tabak wie der Genuss jeder Droge unvernünftig ist und auch wenn er einen großen Teil der Raucher in bedrückende Abhängigkeit bringt, so ändert das nichts daran, dass er als Bestandteil unserer Kultur von der allgemeinen Handlungsfreiheit geschützt ist. Das gaststättenrechtliche Rauchverbot ist insoweit auch mehr als die Bagatellbelastung, zur Befriedigung einer Sucht vor die Tür treten zu müssen. Es unterbindet vielmehr eine tradierte Form des kommunikativen Miteinanders in als persönlich wichtig angesehenen Situationen, für die der – zu Recht oder zu Unrecht als subjektiv frei empfundene – Rückgriff auf den gesundheitsschädigenden Tabak als wesentlich erlebt wird. In Blick auf damit verbundene Gefahren kann der Gesetzgeber auf solche Traditionen einwirken und sie zurückdrängen. Dabei hat er auch einen erheblichen Gestaltungsspielraum. Er kann aber nicht auf dem Verbotswege die Verbindung von Tabak, Speise und Trank völlig dem gewerblichen Angebot in der Öffentlichkeit entziehen.

3. Die Freiheitsrechte des Grundgesetzes verpflichten den Gesetzgeber auf Regelungen, die der schwierigen Spannung von Schutz und Freiheit ausgleichend Rechnung tragen. Damit verträgt sich die Radikallösung eines absoluten gaststättenrechtlichen Rauchverbots nicht. Mit ihr wird vielmehr ein Weg edukatorischer Bevormundung vorgezeichnet, der sich auf weitere Bereiche ausdehnen könnte und dann erstickend wirkt. In der Praxis wird ein solches Konzept überdies Gefahr laufen, doppelbödige Ausweichstrategien oder Vollzugsdefizite hervorzubringen, und auch von daher das Rechtsstaatsprinzip aufweichen. Indem der Senat einerseits ein auf Ausgleich bedachtes Nichtraucherschutzkonzept entkräftet, anderseits aber auf eine kompromisslose Maximallösung verweist, verstellt er dem Gesetzgeber Mittellösungen, wie sie einer freiheitlichen Ordnung gemäß sind.

Die Schamesröte werden wir natürlich bei den Herrschaften nicht zu sehen bekommen, da unseren Politikern das geistige Rüstzeug fehlt, um die an sich einfachen Zusammenhänge, die Herr Masing darstellt, auch nur ansatzweise nachzuvollziehen.

[tags]Rauchverbot, politischer Dilletantismus, Regulierungswut, Ungeheuer![/tags]

Kurz vor Olympia: Effjott im Olymp

Das gelingt nur den größten unter den großen Autoren Schriftstellern Welt-Dichtern: Sätze schreiben, an denen sie sofort erkannt werden. Ein paar Worte nur, scheinbar achtlos dahin geworfen, und schon ruft der Leser unwillkürlich „Das ist doch Hemingway! Thomas Mann! Dylan Thomas!“
Seit heute, lieber Effjott, gehören Sie endgültig zu diesen Unsterblichen, mit 12 Wörtern Kleinodien, aufgereiht wie Perlen an einer Schnur der Sinnlosigkeit, unbeeinträchtigt von Grammatik und Einsicht, poetisch für sich selber stehend, lediglich auf sich selbst und ihren Autor verweisend:

Von Lungenkrebs zerfressene Männer sagten mir, dass die Eckkneipe ihr Schönstes war.

Nobody does it better.

[tags]Effjott, Wagner, Gehirnmissbrauch, Denkschwurbel, Sprachterrorismus, Ungeheuer![/tags]