Splitterbrötchen (CMXXXIII)

Per Kontext-Werbung wurde mir diese Woche eine Null-Euro-Banknote mit Snoopy angeboten. Offenbar hat mein Browserverlauf dafür gesorgt, dass ich in die Zielgruppe der leichtgläubigen Bekloppten einsortiert worden bin.

„Die Selbstzweifel, die uns ausmachen, die hat die Maschine nicht.“ hat Herbert Grönemeyer über die Wörter aneinanderreihenden KIs gesagt, und er hat’s auf den Punkt gebracht.

Trend-Cocktail der Woche war ein Pillkaller im „Marjellchen„.

Brazzo im #dopa: „Dann haben wir uns am Montag hingesetzt und…“ Finde ich total stillos. Trainer entlässt man im Stehen!

Da musste ich dann doch sehr lachen:

Die Diskussion, ob Koeppens „Tauben im Gras“ nun Schullektüre sein soll oder nicht, macht mich fassungslos. Ist heutigen Abiturienten nicht zuzutrauen, dass sie selbstständig ein Buch lesen und dessen Sprache im Kontext seiner Entstehungszeit verstehen können? Dann stimmt etwas mit dem Deutschunterricht nicht. Wer Koeppen nicht lesen und einordnen kann, hat nicht die Hochschulreife.

Da musste ich dann noch mal sehr lachen:

Der Stromspartipp aus den letzten Splitterbrötchen war noch besser als gedacht: Mittlerweile habe ich erfahren, dass der Steckdose die Erdung fehlt, so dass man den Schuko-Stecker gar nicht einstecken kann, bzw., dass der Stecker, wenn man ihn dann doch irgendwie reinpfriemelt, sofort einen Kurzschluss produzieren wird. Wo kein Strom fließt, wird auch keiner verbraucht.

Und bei der Tagesschau hat man Angst, dass das Wort „Mutter“ irgendjemanden diskriminieren könnte, weiß aber nicht wirklich, wen. Tja. Wenn man hundertprozentig sicher gehen möchte, dass sich durch die eigene Kommunikation niemand beleidigt fühlt, gibt’s nur eine Möglichkeit: die Klappe halten.

Außerdem: die angeblich diskriminierungsfreie Formulierung, die die Tagesschau anstelle des toxischen Worts „Mutter“ gebraucht hat, war „entbindende Person“. Ich würde darunter ja eine Hebamme o. ä. verstehen, aber bestimmt wissen die bei der Tagesschau es besser.

Und dann war da noch Frau Bas mit ihren Bürgerräten: „Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat angekündigt, dass der Bundestag bis Juli die Einsetzung eines Bürgerrats beschließen wird. Die erste Sitzung soll Ende September stattfinden. ‚Viele Bürgerinnen und Bürger finden sich in den parlamentarischen Debatten nicht mehr wieder. Bürgerräte können aber Brücken bauen‘, sagt Bas am Donnerstag.“ Tja. Wenn Parlamentarier das Gefühl nicht loswerden, dass ihre Wähler nicht mehr verstehen, was sie da treiben, dann sollte man vielleicht am parlamentarischen Treiben grundlegend etwas ändern, anstatt sich damit zu begnügen, ein paar Erklärbären zuzulosen.

Splitterbrötchen (CMXXXII)

Was für einen Spaß ich doch beim Gefrierschrank abtauen habe! Ich verstehe gar nicht, warum ich das nicht öfters mache.

Seit 1969 bin ich Bayern-Fan und also einiges gewöhnt. Dass es mit Brazzo und Olli aber mal schwieriger werden könnte als mit Wurst-Uli, hatte ich echt nicht auf dem Schirm.

Einfach den Stecker ohne Kabel in die Steckdose stecken? Ich hätte nicht gedacht, dass Stromsparen so einfach ist.

Eine 300 Hektar große Brache mitten in einer Großstadt ist ein stadtplanerisches Armutszeugnis, mehr nicht.

Das Foto der Woche ist 100 Jahre alt.

Wenn man Fehler aufarbeiten will, die in der Vergangenheit gemacht wurden, ist es wenig hilfreich, diese Vergangenheit zu schönen oder gar ganz auszublenden. Ich verstehe nicht, warum das immer wieder diskutiert werden muss.

Genauso wenig verstehe ich, wieso Dieter Nuhr von Linken und Linksliberalen beharrlich als „rechts“ geframet wird. Nuhr nimmt die ureigenste Aufgabe eines Kabarettisten wahr, nämlich die Mächtigen im Land aufs Korn zu nehmen. Und politisch ist er ähnlich zu verorten wie Dieter Hildebrandt, Bruno Jonas, Werner Schneyder usw. Was soll daran „rechts“ sein? Wenn das Kritisieren einer – zunehmend selbstvergessen agierenden – linksliberalen Regierung nebst des entsprechenden Zeitgeistes schon „rechts“ ist… ja, dann ist überall „rechts“, wo man nicht selbst ist, nicht wahr?

Werbung am Limit:

Werbung jenseits des Limits:

„Warum eigentlich nicht?“ ist durchaus ein schönes Lebensmotto.

Splitterbrötchen (CMXXXI)

Wäre es nicht langsam Zeit für den neuen Beruf bzw. die neue Berufsbezeichnung „Geheimdienstleister“?

Da wollte wer dringend in die Splitterbrötchen: Fa. „lottmann communications“ beglückte mich mit dem Mail-Betreff der Woche – „bruno banani wünscht frohe Ostern: Die Brotdose zur Unterhose!“

Ich warne seit Jahrzehnten vor diesem Teufelszeug, aber die Wissenschaft reagiert erst jetzt!

Bisher kannte ich dieses Phänomen nur aus Erzählungen, jetzt erlebe ich es selbst: je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. D. h. die Zeit vergeht natürlich nicht schneller. Man selbst wird langsamer.

Der Twitterlacher der Woche:

Ein schönes Hobby: sich schlagfertige Antworten auf Fragen ausdenken, die einem nie gestellt wurden

Was ist nur aus dem Fußball geworden?

Zum kulinarischen Wochenhöhepunkt. Letzten Sonntag taten die beste, geduldigste Gemahlin von allen etwas, was wir uns schon Jahre vorgenommen aber immer wieder verschoben hatten: wir besuchten die Trattoria LuNa in der Schöneberger Gotenstraße, das Lokal von Pizza-Gott Luigi Dirma, einem meiner ersten Facebook-Freunde. Nuja, wir bestellten eine kleine Vorspeisenplatte…

… und anschließend natürlich Pizza, den Luigi nimmt regelmäßig an irgendwelchen Pizzameisterschaften teil, wo er vordere Plätze belegt.

Das ist die „Pizza Maradona“, eine Bianca mit Salsiccia und irgendwelchem Broccoli-Gedöns, und nachdem ich Antipasti und Pizza gekostet hatte, begann ich mich ausdauernd zu ohrfeigen, weil ich diese wunderbare Trattoria nicht schon viel früher beucht hatte. Herrschaften, hier gibt’s eine der besten, vielleicht die beste neapolitanische Pizza Berlins. Der Teig (Biga) hat Aroma und eine höchst angenehme Textur (Neapel-mäßig eben, eher fluffig als keksig), und der Belag (und die Zutaten für die Antipasti-Platte) kommen aus der Feinkostabteilung und nicht vom Discounter. Hier geht man hin, wenn man ernsthaft essen und trinken (guter Hauswein!) will. Lieblingslokal!

 

Splitterbrötchen (CMXXX)

Vodafone hasst seine Kunden. Es gibt keine andere Erklärung dafür, dass man, wenn man die Hotline anruft, minutenlang einen Roboter anschreien muss, bevor ein Mitarbeiter einem eine Telefonaudienz gewährt.

Gesellschaftlicher und kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein Theatermänner-Abend, zu dem mich einer meiner ältesten und besten Freunde ins Café Aroma in der Hochkirchstr, eingeladen hatte, ein liebens- und empfehlenswerter Italiener. Wir teilten uns Antipasti, eine größere Menge Primitivo, ein paar Grappe, der Freund aß Pizza, ich ein Entrecote. Dazu gab’s jede Menge „food for thought“, brillanter Abend!

Erneut muss ich bedenklicherweise Jan Fleischhauer recht geben, wenn er den Wählerschwund bei der Berliner SPD vollkommen treffend analysiert: „Der Sozialdemokrat im Außenbezirk fährt nicht Fahrrad, jedenfalls nicht, wenn er zur Arbeit muss. Er wird auch nie verstehen, warum man Clan-Kriminalität jetzt nicht mehr ‚Clan-Kriminalität‘, sondern ‚familienbasierte Kriminalität‘ nennt. Wenn er den Eindruck gewinnt, dass das wichtigste Projekt des Senats statt der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Schulen und Behörden die Stilllegung einer Einkaufsstraße in Berlin-Mitte ist, dann sagt er sich: Macht mal, aber ohne mich.“ Dabei hätte den Sozialdemokraten der Wählerschwund bei der CDU in den letzten zwanzig Jahren eine Warnung sein müssen. Dort hat man die Stammwähler mit einer konsequent mittelstands- und arbeitnehmerfeindlichen Finanz- und Sozialpolitik vertrieben, die es den Menschen u. a. durch eine keineswegs alternativlose Niedrigzins-Politik unmöglich gemacht hat, mit konservativen(!), sicheren Mitteln bescheidene Vermögen aufzubauen. Wir haben keine Volksparteien mehr, weil deren Protagonisten sich nicht mehr für die Bedürfnisse des Volks interessieren. Den Menschen eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität als Fortschritt zu verkaufen funktioniert nicht auf Dauer,

I feel you, @irwin. I feel you.

Auch die Kulturgeschichte der Salzlette muss noch geschrieben werden.

Wie steht es eigentlich um die Lachsack-Industrie?

Zyniker, die stolz auf ihren Zynismus sind, sind meistens eher eitle Fatzkes als Zyniker.

„Verschwinden wir lieber in die unendlichen Weiten!“ Mehr Star Trek als „Picard“ Staffel 3, Episode 4 geht wohl nicht.

Splitterbrötchen (CMXXIX)

Realitätsverleugnung im mittleren Management richtet mehr finanziellen und gesellschaftlichen Schaden an, als man denkt.

Ein leicht verschwommenes Bildschirmfoto kann bei Herrn Köster also Wehmutsattacken auslösen, soso. Bei mir übrigens auch.

Das Geheimnis einer gelungenen Beziehung liegt in deren Logistik: Kanonen und Spatzen müssen unbedingt getrennt verwaltet werden.

„Dieses ‚entspannte Miteinander‘, das Sie auf dem Cover Ihres Buchs erwähnen, ist das jetzt hier im Raum?“

Für den Rentenantrag das Abiturzeugnis eingescannt. War vermutlich das letzte Mal, dass ich es zur Hand genommen habe.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt waren die Käsespätzle im Zehlendorfer Hof, wo wir den 92. Geburtstag meiner lieben Schwiegermutter feierten. Bessere Käsespätzle sind in Berlin nicht zu bekommen: Handgeschabte Spätzle, geschmacklich perfekt passender Käse, eine fein zwischen Schlotzigkeit und Käse-Crunch austarierte Textur, dazu knusprige Zwiebelringe… die reine Freude.

Wenn auffällig viele Menschen die eigene Meinung nicht teilen, kann das durchaus an der Meinung liegen.

Kultureller Wochenhöhepunkt war das Eintreffen meines neuen, selbst designten T-Shirts, mit dem ich meine große Bewunderung für die sprachliche Finesse  des unsterblichen Barden dokumentiere.

Wer Dinge nicht hinter sich lassen kann, kommt nicht voran.

Irritierender Gedanke beim Glühbirnenkauf: Eventuell haben die Dinger mittlerweile eine längere Lebensdauer als man selbst.

Splitterbrötchen (CMXXVIII)

Wenn man so lange im Splitterbrötchen-Vertrieb tätig ist wie ich, dann schleifen sich gewisse Dinge ein. Zum Beispiel rufen die beste, geduldigste Gemahlin von allen und ich, wenn uns etwas besonders Abstruses unterkommt, mittlerweile gewohnheitsmäßig „Da will jemand in die Splitterbrötchen!“ Diese Woche wollte Fa. Facebook in die Splitterbrötchen. Herr Zuckerberg ließ mir tatsächlich „Deine Seitenreichweite hat sich während der letzten 7 Tage um 293 % increased.“ anzeigen. I like! Everything in the green area!

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war der Zweitbesuch in der „Weinwirtschaft Lochner„, diesmal mit Freunden. Jeder gönnte sich drei Tellerchen, ich hatte Bio-Ei auf Sellerie-Püree, Winterkabeljau mit Blutwurstmaultasche (s.o.)  und Spätzle mit Kalbsragout, alles mit höchster Handwerkskunst zubereitet, dazu der ausgezeichnete Wein… Träumchen!

Verstehe ich das richtig: Eine automatisierte Allgemeinplätzchen-Schleuder nennt man jetzt „KI“?

Vergesslichkeit ist das Dingenskirchen, Sie wissen schon, des Alterns.

Lebenslanges Lernen: Mein seliger Vater hat mich mit dem „Pillkaller“ vertraut gemacht, einer Spezialität einer traditionsreichen ostpreußischen Stadt („Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, in Pillkallen ist es umgekehrt“), einem Wacholderschnaps, der mit einer Leberwurstscheibe und einem Klacks Senf serviert wird. Man braucht ja eine Grundlage, wenn’s ans ernsthafte Trinken geht. Diese Woche erfuhr ich nun über den Twitteraccount des geschätzten Ankerherz Verlags,  dass es eine norddeutsche Pillkaller-Variante gibt, den sehr treffend benamten „Möwenschiss“:

Starkes Herzbluten, als ich von der Insolvenz der „Lach- und Schießgesellschaft“ erfuhr. Dort habe ich während meiner Münchner Jahre prägende Abende verbracht, unter anderem habe ich dort die drei gemeinsamen Programme von Schneyder und Hildebrandt gesehen, das waren künstlerische Sternstunden, wie man sie nur einmal im Leben erleben darf.

Da die beste, geduldigste Gemahlin von allen sich erfolgreich als Produkttesterin beworben hat, hielt diese Woche eine Super-Duper-Elektro-Zahnbürste bei uns Einzug, die u. a. über verschwenderische 9 verschiedene Putzmodi verfügt, die man über eine Bluetooth-App auswählen kann. Meine erste Zahnhygiene-Maßnahme war übrigens, mein neues Hightech-Aufsteckzahnbürstchen zwecks besserer Unterscheidbarkeit mit einem Schießgummi zu umwickeln.

 

Splitterbrötchen (CMXXVII)

Weltidee für eine „Pizza Elezione“, die ausschließlich mit Sachen belegt ist, die der Kunde
a) nicht bestellt hat und
b) nicht mag.

Ich wäre wirklich für eine halbwegs schlüssige Erklärung dankbar, warum man im Jahr 2023 mit Wetterballons spioniert. Ist der ganze Hightech-Kram kaputtgegangen oder was?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein Valentinstags-Dinner im „Pastis“, zu dem ich die beste, geduldigste Gemahlin von allen eingeladen hatte. Scampo mit Gedöns als Amuse Bouche, dann Tatar von der Jakobsmuschel, Seezungenfilet mit Kichererbsen-Wasabi-Püree, gebratene Entenbrust mit Kürbisragout und frittiertem Mangold und so eine Biskuit-Mango-Geschichte unter einer Bavaroise zum Dessert. Die Entenbrust war am fotogensten. Grandioses Essen, wunderbarer Abend!

In den sozialen Netzwerken fällt man gerade über ein junges Mädchen her, dass ein Video von sich selbst gedreht hat, in dem sie sich weinend darüber beklagt, dass eine Supermarktkette nichts Leckeres für ihren veganen Geschmack im Sortiment hat. Mal ganz davon abgesehen, dass es einigermaßen billig ist, sich an einem jungen, verwirrten Menschen abzuarbeiten: Sollte man, wenn die Empörung sich doch nicht vermeiden lässt, eher die Eltern des Mädchens ins Visier nehmen?

Apropos verwirrt: Sind das nicht auch die durchaus zahlreichen Menschen auf Twitter, die behaupten, es gäbe mehr als zwei biologische Geschlechter und gleichzeitig paritätisch besetzte Parlamente fordern?

Wahlen sind wie Tennis: Wer denkt, verliert.

„Verweile doch, du bist so schön…“ (Ich steh schon wieder auf Platz 2).

Da musste ich dann doch sehr lachen:

Ein „Gerechtigkeitsdilemma“ wird in Davos sichtbar, nicht in Berlin, lieber Tagesspiegel. Wer nach einer Wahl in der Lage ist, eine stabile Mehrheit zu organisieren, ist der Wahlsieger, nicht derjenige, der die meisten Stimmen geholt hat. Das nennt sich Demokratie.

Es war im „Pastis“ am Dienstagabend übrigens bruchvoll, der Service pumpte Wasser. Und beim Skat in der vorletzten Woche gab’s im Steglitzer „Hoppegarten“ auch keinen freien Tisch mehr. Volle Lokale sind etwas Herrliches!

Splitterbrötchen (CMXXV)

Wir lernen am meisten aus unseren Irrtümern. Aber nur, wenn wir die Irrtümer hinter uns lassen.

Warum bedient man sich beim RBB eine solchen umständlichen, verkopften Geschwurbels? Denken die wirklich, irgendwer würde sich an ihnen ein Beispiel nehmen, sodass in ein paar Jahren alle von „nicht-männlichen Personen“ anstatt von Frauen sprechen?  Oder ist man damit zufrieden, sich durch diese überkandidelte Ausdrucksweise vom unsensiblen Plebs abzusetzen, der die Gebühren zahlt?

Was man so in Whatsapp eintippt:

Ein paar Garnelen und ordentlich Knoblauch, mehr braucht’s doch nicht, um mich kulinarisch zufriedenzustellen …

… wenn man dann noch noch ’ne richtig gute Pizza drunterschiebt, haben wir auch schon den kulinarischen Wochenhöhepunkt: Pizza Nettuno im Bergamotto am S-Bahnhof Friedenau.

Natürlich dürfen die Menschen auf Twitter und Facebook schreiben, was sie wollen. Auch über Dinge, von denen sie nichts verstehen. Literatur zum Beispiel. Kann ja richtig Spaß machen, volles Brot den Banausen raushängen zu lassen. Wenn die Presse dann jedoch darüber berichtet, als wäre diese aus Ignoranz entstandene Aufregung über Judith Zander, Simon Urban und Juli Zeh von irgendeiner Wichtigkeit, überfällt einen doch bleierne Ratlosigkeit.

Wenig überraschend: Wenn etwas „auf Funktionärsebene“ geregelt wird, profitieren die Funktionäre am meisten.

Großer Abenteuerspaß auch für deutlich ältere Kinder: „Das Seeungeheuer“ auf Netflix.

 

Splitterbrötchen (CMXXIV)

Schlagartig wurde mir letzte Woche klar, warum Beamte nicht streiken dürfen. Das wäre ja komplett sinnlos, weil man gar nicht merken würde, dass sie es tun.

Wer keinen Spielraum zum Eskalieren mehr hat, tritt auf der Stelle.

In mehrerer Hinsicht segensreich war, dass ich eine Woche lang dem Homeoffice und dem in meinen Augen törichten Unterrichten via Zoom entkommen und an der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg einen AEVO-Kurs in Präsenz geben durfte: zum einen hatten die Teilnehmer und ich jede Menge Spaß, zum anderen kam ich auf dem Weg zum Barbarossaplatz am Weinhaus Lochner vorbei, das sofort mein Interesse weckte. Am Freitag dieser Woche verbrachten wir dann dort einen wunderbar weinigen Abend inkl. kulinarischem Wochenhöhepunkt…

… Blutwurstpralinen mit Kartoffelsalat und Senfcreme. Was für ein angenehmes Lokal! Kleine, sehr gut gekochte Tellergerichte in Vorspeisenportionen (von dreien wird man gut satt), tolle Weine, humorvoller Service und eine entspannte Atmosphäre. Hier kommen wir bald wieder hin, aber in größerer Runde, dass man mal an die Flaschenweine kommt!

Was die Idiotie von Spam-Mails anbelangt, glaubte ich, alles gesehen zu haben. Doch dann schlug Folgendes in meinem Postfach auf:
„Guten Morgen,
Mir gefällt, dass Ihr Unternehmen ein Experte auf dem Gebiet der Splitterbrötchen ist und seit über 10 Jahren im Geschäft ist. Es ist toll zu sehen, dass Sie Menschen in Not helfen, indem Sie ihnen eine Dienstleistung anbieten.
Wir sind 3 Studienfreunde, die einen ganz neuen Ansatz für Suchmaschinen-Marketing entwickelt haben…“

Um auch meinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, lobe ich hiermit eine Belohnung von 500 (fünfhundert) Euro für den Klimaaktivisten oder die Klimaaktivistin aus, der es gelingt, sich an Bundeskanzler Olaf „Teflon“ Scholz festzukleben.

Aus Echnaton wurden im alten Ägypten besonders haltbare Gefäße getöpfert.

Ein Missgeschick des Alltags, das mich zu Tränen rührte:

Nachtragende Menschen sind oft auch große Langweiler.

Hallo, liebe ZEIT-Chefredaktion! Wenn Sie planen, ihren Redakteuren in naher Zukunft den Unterschied zwischen „können“ und „wollen“ beizubringen, ich hätte noch Termine frei! Ansonsten dürfen Sie sich einstweilen über den Preis für die brunzdümmste Headline-Teaser-Kombi des Monats freuen, Glückwunsch!

Splitterbrötchen (CMXXIII)

Vorbildlicher Leserservice beim Verlag Droemer Knaur: Binnen zwanzig Minuten hatte ich Antwort auf meine Anfrage per Kontaktformular, wann denn der neue Pendergast-Roman auf Deutsch erscheinen wird. Die Antwort lautete allerdings: „Der Termin ist noch unbestimmt…“

Letztes Jahr habe ich vom besten Konzert meines Lebens erzählt, von dem der Pirates im Kant-Kino, Ende der 70er Jahre. Diese Woche musste ich voller Wehmut an den Runner-Up denken, das waren 1976 David Crosby und Graham Nash im Circus Krone in München. Die Magie, die diese beiden Stimmen erzeugen konnten, hat mich damals umgehauen, die Tonträger reichen noch nicht mal annähernd an das heran, was diese begnadeten Songwriter live geboten haben. In der Band spielten dann auch noch Westcoast-Giganten wie Craig Doerge und David Lindley, was war das für ein genialer Abend! Drei fantastische Stunden lang dauerte das Konzert damals, drei Stunden, die mir seitdem immer präsent geblieben sind. Und niemand hat Songs wie David Crosby geschrieben. Ich war sehr traurig, als ich diese Woche vom Tod dieses Hippies erfuhr, der sich bis zuletzt nicht die Haare schneiden ließ. Danke, Mann.

Schon verblüffend, dass die eigene Lebenserfahrung gelegentlich auch hinderlich sein kann.

Es ist intellektuell unredlich, handelnde Figuren in Geschichten als Repräsentanten einer bestimmten Bevölkerungsgruppe anzusehen. Geschichten sind Geschichten, deren Aufgabe ist es nicht, die Wirklichkeit abzubilden. Im Gegenteil.

Die Pointe der Woche gelang Herrn Bonetti. Ich lachte sehr:

Fata Morgana oder Vader Abraham? Das ist nicht immer einfach zu unterscheiden.

Und hier stehen wir am Ende einer relativ kurzen Ausgabe der Splitterbrötchen. Mehr Zeit habe ich heute leider nicht, ich muss den neuen Pendergast auf Englisch weiterlesen. Tja, Droemer Knaur: Wer zu spät kommt, den bestraft der Leser.